Prominente, Unbekannte

[Ruebenkraut]

Am vorletzten Wochenende machte ich nebst Söhnen einen Besuch in Frankfurt am Main. Mein Gastgeber wohnt im Westend, unweit des Dinosauriermuseums, wie der Große gleich bemerkte und darauf bestand, es am frühen Sonntagmorgen aufzusuchen. Es ist ja nicht so, wie alle denken, dass Dinos out seien. Im Gegenteil: Das Museum war geradezu überlaufen mit 3(!) bis 10jährigen samt Eltern, die sich langweilige Skelette anschauen wollten.

Wir drei (der Große, der Kleine und meinselbst) waren gerade auf dem Heimweg, als ich - inzwischen geschulter Hobby-Pappe - von weitem eine Stretch-Limo beim Einparken beobachtete. Wir brauchten nicht mal die Straßenseite zu wechseln. Als wir uns auf ca. 20m angenähert hatten, öffnete der Chauffeur (in Uniform!) die hintere Tür und es stieg eine junge schwarze Frau aus. Sie war barfuß und auch ansonsten nicht übermäßig bekleidet, trotz der recht geringen Temperaturen. Sie kam uns ein paar Schritte entgegen und lächelte den auf meiner Schultern reitenden Kleinen an. Dabei achtete sie nicht auf die paar Gegenstände, die sie in ihrer Hand hielt - ein Schlüssel, eine Art Brieftasche und irgendein Schminkutensil fielen mir vor die Füße. Leider konnte ich nicht beim Aufsammeln helfen, da dies unweigerlich den Absturz meines Sohnes zur Folge gehabt hätte. Während ich ihr beim Aufheben ihrer Siebensachen zusah, ratterte die Datenbank in meinem Kopf...aber sie kam zu keinem Ergebnis. Nach einem weiteren fast entschuldigendem Lächeln trat sie zur Seite und verschwand im Eingang eines typischen Bürgerhauses.

Ich tippe auf Musikerin, vielleicht auf Tour in Frankfurt - eine alte Freundin im Westend besuchend.

[Tiffany Nudeldorf MD]

ruebe, es wurde nicht ganz deutlich, ob die Dame nun atemberaubend oder nicht aussah. Rock-Oma oder barely legal ?

[Ruebenkraut]

Genau darüber habe ich auch schon gerätselt. Sie war keine Rock-Oma, soviel steht fest. Alter ca. 25. Sie sah auch ziemlich gut aus und die baren Füße, ja die hatten schon was erotisches. Die Stretch-Limo hatte allerdings (wie das bei diesen Promi-Kutschen so ist) verdunkelte Scheiben, so dass ich nicht Einblick nehmen konnte, wer noch darin saß.

Andererseits sah sie wieder so gewöhnlich aus, eben wie so viele von den jüngeren Playback-Künstlerinnen, die auf MTV rauf und runter gevidudelt werden...

[Tiffany Nudeldorf MD]

Sagen Sie mal: Ihre Söhne kennen sich wohl in den Charts und Videos noch nicht so aus, oder ? Oder erziehen Sie eher konservativ ? Ansonsten dürfte doch die Identifizierung jener Gazelle mit den schönen Fesseln nur eine Frage von Sekunden gewesen sein.

[Toni Bock]

Ruebenkraut, wissen Sie eigentlich, dass man täglich drei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen soll? Ich unterstelle Ihnen jetzt einfach mal, dass Sie es vergessen haben und deshalb eine Fata Morgana sahen.

[Tristram Shandy]

Das war Lisa "Left Eye" Lopes.

[Ruebenkraut]

@Tiffy : Der Große ist auch erst acht und guckt Musikantenstadl, was ich trotz erzkonservativer Erziehung ("Jetzt hör doch mal zu, sonst gibts kein Abendessen, in Deinem Alter hört man gefälligst Hipp Hopp") ihm noch nicht austreiben konnte.

@Bock: Hatte gut gefrühstückt mit Kaffee und Sekt, Danke der Nachfrage. Die drei Liter soll man schließlich nicht schon um 11 Uhr intus haben, oder?

@Shandy: Lisa Lopes war auch mein erster Gedanke, zumal sie ja in der Presse in der vergangenen Woche ziemlich präsent war, dagegen eher weniger auf unserem Planeten. Da sich die Begegnung schon am 21.04. zutrug, und der "Typ" schon hinkommt, könnte sie es theoretisch sogar (noch) gewesen sein. Aber sie war es nicht. Aber vielleicht hast Du ja noch einen Tip.

[Christopher Wurmdobler]

so sängerinnen ohne schuhe, das gabs ja schon lang nicht mehr. vielleicht eine hälfte eines dance-duos. allerdings müssen die in zweizimmerwohnungen im ostend wohnen, und werden nicht mit limos ins schicke westend gekutscht!

[Pomito]

Herr Rübenkraut,
kleiner Tipp (mit Doppel-P) zur Steigerung ihrer credibility bei ihren Söhnen: Hip-Hop nie mit Doppel-P!

[Ruebenkraut]

"Hipp Hopp" war absichtlich gewählt, da bei denen Hipp-Gläschen und Hopp-Hoppe-Reiter noch eher bekannt sind. Man sollte sich ja bei diesen diffizilen Erziehungsmaßnahmen eher schrittweise annähern, um das Gewünschte zu erreichen...

Außerdem: Die Rechtschreibdebatten (wegen "Tip"p") haben wir hier doch schon längst rauf und runter gehabt, das langweilt, deshalb schreib ichs auch mal so und mal so.

[Joachim Fildhaut]

Um von müßigen Detailfragen wie Flüssigkeitshaushalten nochmal kurz aufs Grundsätzliche zu stoßen: Ich finde an der Urgeschichte der unbekannten Prominenten berückend und beglückend, daß es eben so viele Prominente gibt: Die kann man gar nicht alle kennen. Und soll auch nicht.

[Tiffany Nudeldorf MD]

Eigentlich genügte, daß man jemanden beobachtete und Promi nennte ?

[Joachim Fildhaut]

Würde ich so sagen - in den Grenzen des Warhol-/Bowieschen Heldenbegriffs natürlich nur - - - jfi

[rosa von braunschweig]

In Amerika würde man jetzt sagen: eine Strechlimo macht noch lange keinen Promi.

Ich bin mit aber nicht sicher, ob diese Regel auch hier anzuwenden ist. Ich bitte aber zu bedenken, dass es Mitte der Neunziger Jahre in Berlin einen runtergekommenen Swingerclub gab, der seine Gäste in der Limousine herumfuhr. Prominente war dort sicher eher selten zu Gast.

[DerCaptain]

Mitte der Neunziger Jahre in Berlin einen runtergekommenen Swingerclub gab, der seine Gäste in der Limousine herumfuhr
Die Kackbude gibts natürlich immer noch und zwar vor meiner Haustür. Läuft gut der Laden.

[Ruebenkraut]

Meinst Du, der Laden läuft so gut, dass die Gäste bis ins Frankfurter Westend chauffiert werden? Dann allerdings könnte es sein, dass die junge Frau zu diesem Club gehörte.

[Joachim Fildhaut]

...und dann war sie vielleicht nicht im klassischen Sinn prominent, aber immerhin so reich, daß sie sich die Vereinsbeiträge leisten konnte; die bei einem derartigen Service recht hoch sein müssen.