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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mortier, Gérard findet einen Platz im Flugzeug



poldi
30.04.2002, 12:17
Gestern bin ich in der Früh von Wien nach Berlin geflogen. Ich hatte nur den Hinflug gebucht, und da gibt es nur Business-Class-Tickets. Nun gut, da saß ich in der dritten Reihe mittelgangs, und die Leute suchten ihre Plätze und drängelten. Dieser kleine Mann, war das nicht Gérard Mortier? Einander in die Augen schauen... ja, das sind diese Weitsichtigenbrillen... gleich wieder wegschauen... so klein und drahtig und schlank, dunkelblauer Anzug wie angegossen... so viel Handgepäck... eine große Tasche da oben verstaut, schmale Hüften auf meiner Augenhöhe, breite Schultern... ein großer Aktenkoffer und ein beiger wattierter Mantel mit Schwung dritte Reihe mittelgangs auf der anderen Seite platziert... und zwei Schritte vor, dann wieder zwei zurück... die Einsteigenden drängen vorbei, ein kleiner Stau... der große Aktenkoffer hat oben keinen Platz, runter und einen Umschlag rausgenommen, ah, ein Seitenblick, da steht richtig "Mortier" drauf... diskret sein, Poldi, nicht so glotzen... da kommt schon die Stewardess... diesmal Mortier ganz nach vorn... und noch ein Gepäckstück, so ein Hänger für Anzüge... die Chefstewardess verhandelt... Zwitschern sinngemäß: nein, nein, für Herrn Mortier ist Platz... Gepäck umgestaut, mehr Einsteigende quetschen vorbei, der Mortier-Arsch kommt meinem Gesicht ziemlich nahe, ich lehne mich weit nach links, ausgewichen... Mortier sitzt zweite Reihe rechts, beim Fenster, und rückt mit einer Art Schildkrötenbewegung Kopf und Schultern zurecht... den wattierten Mantel holt die Stewardess... nun, bald wird das Flugzeug starten.

Gérard Mortier (sprich flämisch: Mortíir) ist Operndirektor in Brüssel und dann bei den Salzburger Festspielen gewesen.

Klingeltonk
30.04.2002, 12:20
Das ist schön geschrieben, auch wenn ich nicht die blasseste Ahnung hatte, wer G. Mortier ist.
Aber die Schildkrötenbewegung, die sieht man.

Edding Kaiser
30.04.2002, 12:43
Hinter Mortier habe ich am Samstag zwei Stunden lang gestanden und wie immer, wenn ich ihn sehe, den gleichen Gedanken im Hirn rupeln gehabt: Einmal, nur einmal möchte ich ihm ins Haar greifen, sein Toupet wie einen Skalp über meinem Kopf kreisen lassen und "Oje, Mortier, Toupet!" rufen. Ich habe es aber dann doch wieder gelassen.