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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kubelka, Peter



hofbauerova
10.04.2002, 17:35
Dirk von Foerster gab hier (http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&threadid=13838&perpage=10&pagenumber=5) den assoziativen Anstoss, mich dieses Erlebnisses zu erinnern. Oder besser ein Bild wieder aufzurufen, das unter tausend Schichten sonderbarerweise noch aufrufbar ist: Peter Kubelka steht an der Theke, klein, quirlig, grauhaarig, sein Glas in der Hand gestisch bei jedem Satz mitschwenkend. Und erzählt den geifernd an seinen Lippen hängenden jungen Studenten diese unfassbare, banale und blöde Urban Legend von den Eskimos, die ihre Ehefrauen aus Höflichkeit ihren zur nächtlichen sexuellen Erbauung anböten. Bruhaha, die Studenten wittern das Zotige, laufen in hellen Scharen herbei, amüsieren sich schenkelklopfend, denn er teilt eine Geschichte mit ihnen, er erhebt sie. Macht er sie glücklich?

Da steht er nun an der Theke, der Meister. Ein wenig verloren vielleicht, denke ich heute. Hat er sich nicht eine schützende Stelle im Raum gesucht? Zwischen dem Ende der Theke und einem Fenster, das Hinterland der Bar im Rücken. Gerade hat er noch vor einem Saal gesprochen, der so voll war, dass ich nur auf den Zehenspitzen stehend ein ganz klein wenig Meister sehen konnte. Von dem Vortrag, zu dem er geladen war, an meiner Schule, die sich hartnäckig Universität nennt, habe ich nahezu nichts gehört. Zu viele Menschen zwischen mir und dem Sprechenden. Über Film hat er geredet und übers Kochen. Das ist gut, das hätte ich hören wollen, und so lungere ich nach dem Vortrag in der Nähe des Gastes in eben jener studentischen Bar herum, in die das studentische Volk den Vortragenden geladen hatte. Ob ich nicht doch noch etwas erhaschen könnte. Worte, Gesten, Ideen vielleicht. Ergattere eine Bierflasche, während die Menschen um mich herum, nein: um den Meister herum immer mehr werden. Der erzählt. Dies und das. Biere, Spritzer und Slivovitz wechseln die Thekenseite. Der Meister berichtet ein wenig aus seinem Leben, aus fernen Weltgegenden. Auch ich bin voller Bewunderung, die schließlich zerbröselt in jenen Sätzen: die Eskimos! Die Eskimos nämlich (wenn er wenigstens Inuit gesagt hätte! Oder Yupik. Dann hätte man sich einbilden können, die Geschichte hätte irgendwo auf der Welt einen realen Hintergrund haben können), wenn sie Gäste hätten, würden diesen ja die eigene Ehefrau überlassen, über Nacht, aus Höflichkeit.

poldi
11.04.2002, 20:47
ach ja das kulinarische hohenpriestertum und die gäste! (das erste mal muss man sie erraten, aber das macht nix.) die gesetze der gastfreundschaft... roberte bla bla... eine sehr schöne geschichte.

leider ist das von kubelka erfundene wiener filmmuseum in der albertina kurz vor dem einsturz oder zusperren, wenn nicht bald eine finanzierungszusage eintrifft. (vorige woche sprach der herr staatssekretär für kultur von der erforderlichen "rentabilität des schönen" im radio).

kubelkas "schutzanzug" ist eine schöne idee (ein nadelstreifanzug, um bei allen gelegenheiten gewissermaßen seriös zu wirken).

sein lokal in krems (?)wiederum passt zu den "eskimos" (esskimos, hatte ich mich vertippt). erstens ist die dort betriebene küche sozusagen geeignet, altvaterisch viele frauenhände viele stunden beschäftigt zu halten, so hörte ich munkeln, und auch von einer fischkonserve, die mehrere leute mehrere tage krank gemacht hatte.

Yvonne Caldenberg
12.04.2002, 00:38
Ich weiß nicht, um wen es sich handelt und die Geschichte ist nicht ganz verkehrt.

Aber Geschichten, in denen Verhaltenshandlungen nach Klischees enthüllt werden sollen, in denen aber die zu Enthüllenden sich 'schenkelklopfend amüsieren', die finde ich wie? Eher Scheiße.

Elpenor
12.04.2002, 02:08
Doch, doch, knapp, präzise, klar. Schöne Geschichte. Bin allerdings beschickert. Beschickert wie die Inuit das ganze Jahr über, falls man dem wunderbaren Roman "Treibeis" von Libuske Monikova trauen darf, in der die Eskimos nicht 32.000 Wörter für Schnee haben oder ihre Gemahlin den Gästen anbieten sondern eher stumm den Schnaps trinken, bis es nicht mehr geht.

Tristram Shandy
12.04.2002, 09:56
Wer ist denn Peter Kubelka? So eine Art Rüdiger Nehberg Österreichs?
Kann man nicht irgendwo eine kleine Erklärung für Nicht-Eingeweihte mit einflechten?
Ich erkläre doch auch immer, wer Joey Kelly ist, weil man nicht voraussetzen kann, dass ihn jeder kennt...

Aporie
12.04.2002, 10:25
Auf Grund eines frühkindlichen Lebertrantraumas stehe ich zwar nicht besonders auf Eskimofrauen. Zudem kannte ich die Pointe schon vor der Lektüre dieser Geschichte. Aber ich habe sie trotzdem gerne gelesen.

poldi
12.04.2002, 10:56
wer ist rüdiger nehberg?

vir
12.04.2002, 11:09
Vielleicht sowas wie der Peter Kubelka Deutschlands?

poldi
13.04.2002, 17:03
grins - national geographic! kubelka der oberste google-treffer (http://www.cinematheque.bc.ca/kubelka.html)

poldi
22.04.2002, 18:53
.

Valmont
22.04.2002, 19:20
Mais bien!

poldi
26.04.2002, 22:44
alors...

"The preparation of food — commonly called cooking — is an artistic activity just like the preparation of a painting or the writing of a poem. [...] The study of cooking as an art form can enable us to understand a very distant past of the human animal" (Peter Kubelka).

the edible metaphor (alles, auch kalbsbries!) (http://www.cinematheque.bc.ca/kubelka.html#3)