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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Wombels



Tobi Wahn
28.03.2002, 12:18
Es gibt scheinbar in mehreren größeren deutschen Stätten eine Familie, die angeekelte und gleichzeitig sensationslüsterne Neugier auf sich zieht. Niemand kennt diese Leute persönlich, doch jeder kennt mindestens einen, der jemanden kennt, der hautnahen Kontakt mit ihnen hatte. Außerdem meint man sich erinnern zu können, sie auch schon mal auf der Straße gesehen zu haben. Diese Leute sind prominent, ohne dass man ihre Namen kennt.
Man erzählt sich kichernd und mit weit aufgerissenen Mündern Geschichten von ihnen und niemand kann und will nachprüfen, ob diese denn tatsächlich stimmen. In der Stadt in der ich wohne sind das die Wombels. Es gibt viele Geschichten über die Wombels, ich greife einfach mal drei Episoden heraus und vielleicht finden wir ja heraus, ob es sich hier um schaurig-traurige Realität, oder frei erfundene, urbane Mythen handelt.

Die Wombels haben sich ihren Spitznamen durch ihr unförmiges Äußeres verdient: Vater, Mutter und drei bis fünf Kinder (so sicher ist man sich da nicht) sind unglaublich dick. Sie tragen alle die gleichen Trainingsanzüge und ziehen, immer wenn sie auf Tour gehen, einen Handwagen hinter sich her. Auch ich habe sie bereits mit eigenen Augen gesehen, ihre bloße Existenz ist also unbestritten.

Die Wombels und der Tierschutz
Man erzählt sich, dass die Wombels nun offiziell verboten bekommen haben, Tiere zu halten. Nachbarn hatten sich über den Gestank aus der Wohnung der Familie beschwert. Die Polizei erschien, trat ein und fand in der verwahrlosten Küche schnell den Grund für den Gestank. Für den Eigenbedarf waren die Wombels dabei, Kaninchen zu züchten. Da dies auf der Rasenfläche des sozialen Wohnblocks verboten waren, verlegten sie die Zucht in die Küche. Man hatte etwa zwei Dutzend Plastikeimer besorgt, in jeden Eimer ein junges Kaninchen gesteckt und die Eimer dann übereinander gestapelt. Eine Vertreterin des benachrichtigten Tierschutzbundes brach bei dem sich ihr bietenden Anblick in Tränen aus, ein begleitender Jungpolizist erbrach sich in die Wombel-Wohnung, was aber nicht weiter auffiel, so sagt man. Die Kaninchen in den unteren Eimern waren teilweise schon lange gestorben, die in den oberen Eimern wurden von einer Veterinärmedizinerin von ihrem Leid erlöst.

Die Wombels und der Quelle-Versand
Da die Wombels immer die gleichen Trainingsanzüge tragen, und auch alle die etwa gleiche Größe benötigen, werden diese immer in großen Mengen bei Versandhäusern bestellt. Der Quelle-Versand brachte irgendwann eine riesige Lieferung frischer Kleider vorbei. Die Wombels erdachten sich einen Trick, mit dem sie glaubten, erstens um die Kosten für die Lieferung und zweitens um das Waschen der alten Trainingsanzüge herum zu kommen. Sie packten ihre alte, vor Schmutz starrende Wäsche in die Lieferkartons, schickten diese zurück an Quelle und legten einen Zettel dazu, auf dem sich rüde beschwert wurde, dass der Zustand der Kleider ja eine Frechheit sei und dass sie die Ware so nicht anzunehmen gedächten. Bei Quelle roch man den Braten und setzte alle juristisch möglichen Hebel in Bewegung, sich Satisfaktion zu verschaffen. Am Schluss stand dann der Gerichtsvollzieher vor der Tür, womit wir bei der dritten Episode wären.

Die Wombels allein zu Haus
Diese Geschichte hat mehrere Einstiege: Entweder beschwerten sich Nachbarn über Lärm oder Gestank, oder der Gerichtsvollzieher kommt ins Haus. Jedenfalls ist immer die Polizei mit dabei. Es wird geklingelt, es wird von der Mutter geöffnet, man tritt in die verwahrloste Wohnung und findet die komplette Familie Wombel im Wohnzimmer vor dem Fernsehapparat. Hier läuft gerade ein Hardcore-Porno auf Video. Alle männlichen, geschlechtsreifen Familienmitglieder (mindestens zwei, maximal vier) sitzen mit heruntergelassenen Hosen auf dem Sofa und onanieren in kleine, rote Plastikeimerchen. Die ganz kleinen und die weiblichen Familienmitglieder sitzen dazwischen und schauen sich bloß den Film an. Mindestens einer der unfreiwilligen Zuschauer muss nun brechen oder fällt in Ohnmacht.


Kommen diese Räuberpistolen irgendwem sonst bekannt vor und gibt es Abwandlungen davon?

Angelika Maisch
28.03.2002, 14:42
Ich kenne die Wombels auch. Wir nennen sie allerdings nicht die Wombels, wir nennen sie "the Family". Es gibt momentan fünf Stück von ihnen. Vater, Mutter, Kinder. Zur Zeit sind es meines wissens drei Kinder. Der Name "the Family" kommt daher, daß sie ganz besonders verwandt miteinander sind. Mutter ist nicht nur Frau von Vater sondern gleichzeitig Tochter von Vater und dem Familyvater mitten aus dem grenzdebilen Stumpfgesicht geschnitten. Man darf davon ausgehen, daß die Inzucht in the Family schon mehrere Runden andauert. Sie wohnen verblüffenderweise in einem sehr bürgerlichen Viertel, im Haus eines guten Freundes von mir. Die anderen Parteien haben dort teuere Eigentumswohnungen. Sie sind recht unfroh über den Zuzug von the Family. Das Sozialamt hat ihnen diese Wohnung verschafft. Gestank, Geschrei und Kindergeplärre dringen zu jeder Stunde aus ihrer Behausung. Manchmal bekommen sie Besuch von ihren Freunden. Die Polizei und das Sozialamt. Und der Tierschutzverein. Wenn man sie zusammen besichtigen will, muß man in die Kleingartenwirtschaft "Oberer See" gehen, die mit dem Slogan " s' isch wieder schee, im obere See" für sich wirbt, wo sie bisweilen Pommes und Bratwurst verzehren. Unter erheblichem Gezeter stopft die auffallend hinkende Mutter den stets plärrenden, schmutzstarrenden Blagen die Wurst unter die Rotzfahne, unter aufwühlenden Drohungen.
Dabei lassen sich alle immer tief in den Schlund blicken, der ihnen immer weit offen steht und viele kommen sicher nur dahin, um ihre Sensationsgier durch die Anschauung der unglaublichen Zahnraffeln zu stillen, die jedes Familymitglied als Mitglied von the Family ausweist. Wie verwitterte alte Grabsteine auf einem sturmumtosten vergessenen Friedhof an der Küste Nordirrlands modern ihre bizarren Zahnruinen kreuz und quer vor sich hin. Wenn ich sie sehe dann muß ich sie ununterbrochen anstarren. Den Rest hat Tobi beschrieben.

Reno Schmittchen
28.03.2002, 14:52
That's what happens, when cousins fuck.

Es muss viele Wombles und Families geben, daraus rekrutieren die Privatsender das Personal ihrer täglichen Talkshows.

Was mich manchmal nachdenklich stimmt ist die Tatsache, dass diese Leute genau wie ich eine Stimme bei Wahlen haben.

Bartholmy
28.03.2002, 15:17
Du hast nur eine Stimme bei Wahlen? Also ich habe immer zwei oder manchmal sogar noch mehr. (Stimmen hat, glaube ich, sogar noch viel viel mehr!) Ungerecht.

Da ich fast nie wählen gehe, gebe ich dir - und auch den Wombels - gerne Stimmen ab - vor allem den Wombels dieser Welt sehr gerne.
Man muss sie doch irgendwie aus ihrer Politikverdrossenheit reißen, nicht?

Mehr Wombel-Geschichten, bitte. Ich erinnere mich ganz dunkel an etwas in der Art, ist aber lange lange her. Vielleicht bekomme ich es noch zusammen.

Reno Schmittchen
28.03.2002, 15:39
In Belgien hat man nur eine Stimme, und ich nicht mal die, weil ich da Ausländer bin. Ich meinte das auch eher symbolisch.
Now back to the Wombles. Selber habe ich zwar leider keine Erfahrungen, kann aber berichten, dass auf belgischen Flohmärkten als Anbieter NUR Wombles sitzen.

bastifantasti
02.04.2002, 11:45
Die Wombels kenne ich auch, mein Onkel besitzt in jener Stadt ein Möbelgeschäft. Als ich dort in den Ferien aushalf und Möbel ausfuhr, begegneten wir ihnen. Der Fahrer unserers LKWs zeigte Sie mir. Er erwähnte, dass es mindestens drei Generationen Wombels gäbe. Ausserdem seien sie alle zwangsterilisiert, aber das konnte ich nicht glauben. Ansonsten sind sie so wie von Tobi beschrieben.

DerCaptain
02.04.2002, 12:38
Äh, "...mindestens drei Generationen Wombels gäbe. Ausserdem seien sie alle zwangsterilisiert,...".

Pflanzen die sich durch Zellteilung fort oder wie?

Bartholmy
02.04.2002, 13:26
... ich würde auf Sporen tippen.

Reno Schmittchen
02.04.2002, 13:29
Ja, so was wie Hausschwamm vielleicht.

Zerebrum
02.04.2002, 13:33
Die echten Wombels würden sich im Grabe umdrehen.

bastifantasti
02.04.2002, 14:15
Die Wombels wurden erst alle sterilisiert als man der Meinung war, es werden langsam zu viele.

Zerebrum
02.04.2002, 14:37
http://www.dramatico.com/nss-folder/pictures/WOMSCD4INCH.jpg

DerCaptain
02.04.2002, 14:42
Die haben ja alle eingepinkelte Jogginghosen an! Wie der Pisser von Rostok. Obwohl - passt ja auch wieder.

MC Hausmacherleberwurscht
02.04.2002, 16:09
Die Original-Wombels zähle ich zu menen besten Freunden. Die ersten echten Ökos im deutschen Fernsehen. Die Grünen wären ohne die Wombles gar nicht möglich gewesen.

Diese Trainingsanzügemonster Wombles zu nennen, halte ich für einen Fall besonders übler Nachrede. Und jetzt lege ich unter Protest meine Wombles-Platte von Mike Batt auf und höre den Wombling Song...

Familien, auf die brave Bürger und Steuerzahler alles Üble und Wiederliche dieser Welt projezieren, gibt es natürlich in jeder ordentlichen Kleinstadt.

So auch in jener, in der ich massgebliche Jahre meiner Jugend verbracht habe: Singen am Hohentwiel, bekannt durch Maggi, Aluminium und den FC Singen, bei dem der gesichtsälteste, niederländische Ex-Nationale Johann Neeskens zwei Saisons Trainer war (ja, der Neeskens, der 74 im Finale Sepp Meier in der ersten Minute einen Elfer in die Maschen gejagt hat und sich nachher fast ein Bein ausgerissen hätte, weil wir dann doch 2:1 gewannen und er das 2:2 auf dem Fuß gehabt hatte).

In Singen also gibt es die Etzwieler, gesprochen Ätzwiiiler. Eine durch die Bank rothaarige Familie (Inzucht), die in einem heruntergekommenen Sozialwohnblock haust. Natürlich hat diese Familien Waffen aller Art, ist völlig kriminell und wann immer irgendetwas passiert, werden die Bullen erstmal zu den Etzwielern geschickt. Jungs, die in der Schule von einem Mädchen eine geknallt bekommen hatten, behaupteten hinterher natürlich von zehn Etzwielern überfallen worden zu sein. Usw, usw.


Da sich niemand wirklich in die Nähe derart verfemter Menschen traut, sind mir diese Geschichten immer too second hand.

Zerebrum
02.04.2002, 16:22
Captain: In dem Bild ist auch die erste Banane versteckt, schaun Sie genau hin.