Peter Hogenkamp
14.03.2002, 02:40
Zusammenfassung:
Ein Schweizer Kabarettist, den ausserhalb der Schweiz keiner kennt, sitzt 18 Minuten im Zug in meiner Nähe, steigt dann aus, und ich sehe ihn nicht mal mehr aus dem Fenster.
Anlass:
Erst jetzt, aus dem "Klappentext" der Lesung im Zürcher Schauspielhaus, durfte ich erfahren, dass das Motto der höflichen Paparazzi lautet: Je subtiler, desto besser. Da fiel mir eine Geschichte ein, die etwa zwei Jahre zurück liegt.
These:
Diese Geschichte ist einfach ZU subtil. Ich erzählte sie daher heute nur beiläufig im Chat, unter anderem, da ich vorher die Sendung des erwähnten Viktor Giacobbo gesehen hatte und das Bedürfnis hatte, mich zusammen mit einer Schweizerin darüber zu ereifern, wie unglaublich dumm der als Gast anwesende Nationalrat (= Bundesparlamentarier) war.
Antithese:
Geäussert von den Damen bilch und Tigerin sowie den Herren slowtiger und Klede: "Aufschreiben." Man bedanke sich also bei denen, wenn in der Geschichte rein gar nichts passiert.
Geschichte:
Ich fuhr einmal abends mit dem Zug nach St. Gallen, weil ich damals noch nicht in Zürich wohnte. Weil ich damals zudem noch nicht selbstständig war, hatte ich etwas Geld und fuhr erster Klasse. Es war ein Zug, der im Volksmund "Doppelstöcker" genannt wird, offiziell aber "Intercity-Doppelstockzug IC 2000" heisst. Der Zug sieht von aussen so aus:
http://people.freenet.de/klede/26.4_0152_10.jpg
Ich stieg in den Zug ein und die Treppe hinauf. Auf dem Platz direkt bei der Treppe, mit dem Gesicht zu mir und dem Rücken zum nächsten Wagen, sass der Schweizer Kabarettist Viktor Giacobbo und las in einem Buch. So sieht es theoretisch in der ersten Klasse des "Intercity-Doppelstockzug IC 2000"aus:
http://people.freenet.de/klede/15.1_0126_14.jpg
Natürlich sieht es praktisch dort nie so aus, weil es nie so voll ist, ausser morgens und abends von Zürich nach Bern, und wenn es so voll wäre, könnte man ja auch zweiter Klasse fahren, denn man fährt ja erster Klasse, weil es da so schön leer ist. In der Tat war auch im vorliegenden Fall die ganze Etage ausser uns beiden völlig unbesetzt.
Auf dem gezeigten Bild sass Herr Giacobbo ganz am Ende des Ganges links, also aus dieser Perspektive praktisch unsichtbar. Ich setzte mich auf die rechte Seite, etwa in der Mitte des Ganges, auf dem Bild also gegenüber von dem Herrn mit dem blauen Hemd, von dem man nur den Kopf und eine Hand sieht. In diskreter Distanz, aber durchaus mit grober Blickrichtung auf Herrn Giacobbo, schliesslich hätte etwas Prominentes passieren können.
Das geschah jedoch nicht. Herr Giacobbo las bis Winterthur, was sowieso nur 18 Minuten sind, in seinem Buch, und es kam nicht mal ein Schaffner, so dass ich hätte zuschauen können, wie die Fahrkarte des Herrn Giacobbo abgeknipst worden wäre, oder er, was viel wahrscheinlicher ist, dem Schaffner sein Erstklass-Generalabonnement entgegengestreckt hätte. In Winterthur stieg er aus, und ich schaute noch aus dem Fenster, um zu sehen, in welche Richtung er geht (obwohl ich mich in Winterthur überhaupt nicht auskenne), sah ihn aber nicht mehr.
Nachtrag:
Das unerwartet aktuelle an dieser zwei Jahre alten Geschichte ist, dass Giacobbo die Hauptrolle spielt in einem Film, bei dem unsere werte Frau seltzer Regie geführt hat und der just heute Abend in der Schweiz anläuft und der erfolgreichste Film seit den "Schweizermachern" werden wird, so steht es in jeder Schweizer Zeitung. Und in einem anderen Strang steht auch was über den Film.
Ein Schweizer Kabarettist, den ausserhalb der Schweiz keiner kennt, sitzt 18 Minuten im Zug in meiner Nähe, steigt dann aus, und ich sehe ihn nicht mal mehr aus dem Fenster.
Anlass:
Erst jetzt, aus dem "Klappentext" der Lesung im Zürcher Schauspielhaus, durfte ich erfahren, dass das Motto der höflichen Paparazzi lautet: Je subtiler, desto besser. Da fiel mir eine Geschichte ein, die etwa zwei Jahre zurück liegt.
These:
Diese Geschichte ist einfach ZU subtil. Ich erzählte sie daher heute nur beiläufig im Chat, unter anderem, da ich vorher die Sendung des erwähnten Viktor Giacobbo gesehen hatte und das Bedürfnis hatte, mich zusammen mit einer Schweizerin darüber zu ereifern, wie unglaublich dumm der als Gast anwesende Nationalrat (= Bundesparlamentarier) war.
Antithese:
Geäussert von den Damen bilch und Tigerin sowie den Herren slowtiger und Klede: "Aufschreiben." Man bedanke sich also bei denen, wenn in der Geschichte rein gar nichts passiert.
Geschichte:
Ich fuhr einmal abends mit dem Zug nach St. Gallen, weil ich damals noch nicht in Zürich wohnte. Weil ich damals zudem noch nicht selbstständig war, hatte ich etwas Geld und fuhr erster Klasse. Es war ein Zug, der im Volksmund "Doppelstöcker" genannt wird, offiziell aber "Intercity-Doppelstockzug IC 2000" heisst. Der Zug sieht von aussen so aus:
http://people.freenet.de/klede/26.4_0152_10.jpg
Ich stieg in den Zug ein und die Treppe hinauf. Auf dem Platz direkt bei der Treppe, mit dem Gesicht zu mir und dem Rücken zum nächsten Wagen, sass der Schweizer Kabarettist Viktor Giacobbo und las in einem Buch. So sieht es theoretisch in der ersten Klasse des "Intercity-Doppelstockzug IC 2000"aus:
http://people.freenet.de/klede/15.1_0126_14.jpg
Natürlich sieht es praktisch dort nie so aus, weil es nie so voll ist, ausser morgens und abends von Zürich nach Bern, und wenn es so voll wäre, könnte man ja auch zweiter Klasse fahren, denn man fährt ja erster Klasse, weil es da so schön leer ist. In der Tat war auch im vorliegenden Fall die ganze Etage ausser uns beiden völlig unbesetzt.
Auf dem gezeigten Bild sass Herr Giacobbo ganz am Ende des Ganges links, also aus dieser Perspektive praktisch unsichtbar. Ich setzte mich auf die rechte Seite, etwa in der Mitte des Ganges, auf dem Bild also gegenüber von dem Herrn mit dem blauen Hemd, von dem man nur den Kopf und eine Hand sieht. In diskreter Distanz, aber durchaus mit grober Blickrichtung auf Herrn Giacobbo, schliesslich hätte etwas Prominentes passieren können.
Das geschah jedoch nicht. Herr Giacobbo las bis Winterthur, was sowieso nur 18 Minuten sind, in seinem Buch, und es kam nicht mal ein Schaffner, so dass ich hätte zuschauen können, wie die Fahrkarte des Herrn Giacobbo abgeknipst worden wäre, oder er, was viel wahrscheinlicher ist, dem Schaffner sein Erstklass-Generalabonnement entgegengestreckt hätte. In Winterthur stieg er aus, und ich schaute noch aus dem Fenster, um zu sehen, in welche Richtung er geht (obwohl ich mich in Winterthur überhaupt nicht auskenne), sah ihn aber nicht mehr.
Nachtrag:
Das unerwartet aktuelle an dieser zwei Jahre alten Geschichte ist, dass Giacobbo die Hauptrolle spielt in einem Film, bei dem unsere werte Frau seltzer Regie geführt hat und der just heute Abend in der Schweiz anläuft und der erfolgreichste Film seit den "Schweizermachern" werden wird, so steht es in jeder Schweizer Zeitung. Und in einem anderen Strang steht auch was über den Film.