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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Landowski, Klaus (mag kein Freibier)



Ahmet
08.03.2002, 14:45
Gestern rief Flotze an und meinte im Foyer der HdK (neuerdings UdK) gäbs ab 18 Uhr eine Ausstellungseröffnung. Zuerst war ich nicht allzu angetan, ich gedachte den späten Nachmittag bei einem Bier vor der Glotze zu verbringen und die finnische Avantgarde finnische Avantgarde sein zu lassen. Jedoch hatte Flotze vom Pförtner gesteckt bekommen die ersten 200 Bier würden auf Kosten der Finnen ausgeschenkt. Ich war überzeugt und mein Interesse an finnischer Avantgarde war geweckt.

Als ich ankam war das Foyer schon relativ voll, das mit dem Freibier muss sich rumgesprochen haben, sonst sind solche Veranstaltungen eher mäßig besucht. Flotze schmierte noch oben im Atelier an seinen Bildern rum während ich die erste finnische Videoinstallation in Augenschein nahm, hochgradiger Unfug, aber sehr avantgardistisch. Nun ging es darum das Freibier zu finden und gerade als ich Buffet und Bier gefunden hatte fiel er mir auf. Klaus Landovski stand neben dem Buffet und unterhielt sich mit dem HdK-Präsi. Dieser Landovski dachte ich bei mir, stürzt als Hauptverantwortlicher Berlin in die Krise, immerhin war er Vorstand der Bankgesellschaft. Krankenhäuser und Bäder machen dicht, das Polizeiorchester weggespart und auch an den Unis Einsparungen an allen Ecken und Enden. Und nun stand er in seinem feinen Nadelstreifen am Buffet. Der will doch wohl kein Freibier, denke ich mir. Das wäre wohl zuviel!

Schließlich kam Flotze künstlermäßig mit verschmierter Farbe im Gesicht und klärte mich auf, das Freibier erst nach den Reden ausgeschenkt wird. Also erst mal Kunst geschaut. Als der Hdk-Präsident mit seiner Rede begann stellten ich mich pflichtschuldig in den Kreis und hoffte, dass es nicht zu lange dauern würde. Mir zog ein widerliches Altmänner-Eau de Toilette in die Nase und als ich mich umschaute stand dieser Knilch direkt neben mir. Statt ihn anzustarren oder zu Fragen was er sich dabei gedacht habe zog ich es vor ihn mit Nichtachtung zu strafen. Irgendwie schien er zu Merken, dass er an diesem Ort nicht allzu beliebt war, er war nervös trat von einem Bein auf das andere und warf mir ab und an einen ängstlichen Seitenblick zu er sah einfach so aus als fühle er sich in seiner Haut unwohl. Die Rede dauerte etwas länger und im Anschluss galt es noch dem Präsi der Finnen zu lauschen.

Während ich so dastand auf mein Bier wartete wechselte mein Gefühl langsam von Zorn über diesen Mann in Mitleid. Er muss doch wissen, dass jeder ihm zumindest große Mitschuld an dem Berliner Finanzdesaster zuschreibt. Jeder. Wie mag man sich da fühlen. Der Mann traut sich bestimmt in kein öffentliches Schwimmbad mehr und auch das Polizeiorchester wird für ihn nie mehr spielen, da ist die dicke Rente im fünfstelligen Bereich bestimmt kein großer Trost. Als auch der Finne fertig war rannte Landovski, der wahrscheinlich die gleichen Gedanken wie ich hegte schnurstracks zum Ausgang und verließ die Szene. Ohne Bier.

Mr. Knister
08.03.2002, 14:55
Dem haben Sie's ja schön gezeigt, der Flotze und Sie. Leute wie L. sollten sich jedes Bier, das sie trinken, selbst bezahlen.

Das mit dem Einsparen des Berliner Polizeiorchesters finde ich allerdings - wie soll ich sagen: nicht soo schlimm. Aber alles andere: schlimm.

Ahmet
08.03.2002, 15:00
Nicht das ich dem Polizeiorchester jemals gelauscht hätte. Aber wussten Sie, das die Musiker im Orchester gar keine Polizisten sind die Hobbymäßig in die Posaune tröten. Es handelt sich durchweg um Berufsmusiker, die von Polizei nichts verstehen. Also dann doch lieber weg mit der Reiterstaffel, oder?

Mr. Knister
08.03.2002, 15:10
Nicht unbedingt. Ich habe großen Respekt vor Musikern (auch Blechbläsern), denke allerdings nicht, dass sie sich überall verdingen müssen. Das gilt auch für die Marschmusiker der Bundeswehr.

Reiterstaffel, Sie haben Recht, kann auch weg. Denn ich habe auch großen Respekt vor Pferden...