Lotta Krach
20.02.2002, 18:52
Immer wieder gern gehe ich in meinen liebsten Second-Hand-Shop.
Er ist groß und schön und altmodisch, beherbergt feinste handgenähte Maßanzüge aus den 30ern ebenso wie Kunstrasenmäntel, Roben mit viel Flitter und wenig Stoff und klassische englische Kleidung für den gebrauchten Herrn mit Stil.
Gelegentlich kaufe ich hier etwas, oft leiste ich auch nur meiner Freundin Gesellschaft, die diesen Ort regiert, wenn der Besitzer (mit welchem sie eine Wohnung teilt) nicht selbst im Laden sitzen mag.
Und das ist häufig der Fall.
Wir sitzen dann in patinierten, alten Polstern zwischen Hutschachteln, Reisetruhen und imposanten italienischen Schränken, trinken Getränke und lassen die Kunden die Räume durchstöbern.
So auch neulich, als ein Herr sehr interessiert diverses begutachtete und anprobierte.
Groß war er, charmant und blond und hörbar Holländer.
Er war zeitweise der einzige Kunde, so kamen wir ins Gespräch. Wir hatten mittlerweile erkannt, was sein Geschmack war, und suchten ihm dies und jenes raus.
Irgendwie kam er mir bekannt vor, aber so recht einordnen konnte ich ihn nicht.
Mittlerweile waren andere Kunden da, um die sich meine Freundin kümmern mußte, so fragte der Herr also mich, ob der gerade gewählte Mantel säße und welcher Schal dazu passe.
Unterdessen kreiste ich ihn gedanklich ein.
"Der singt", dachte ich mir, "der singt Sachen, die ich mag. Aber warum ist er blond?" Irgendwas paßte da nicht. Ich hatte eine Vermutung, also wagte ich ein "Irgendwie sehen Sie ganz anders aus!", was wahrscheinlich ein völlig schwachsinniger Satz gewesen wäre, wenn ich falsch gelegen hätte. Auf der Bühne sei er dunkelhaarig, entgegnete er, und da wußte ich, ich hatte mich nicht getäuscht.
Er war Robert Kreis.
Er singt Chansons und kabarettistische Lieder der 20er und 30er Jahre.
Er freute sich erstaunt, daß ich diese alten Sachen so mag und wir unterhielten uns über Schellackplatten und längst verstorbene Kapellen.
Schließlich entschied er sich für den für gut befundenen Mantel, sehr feiner Stoff, leichtes Karo, zeitlos elegant, 100 Euro, und einen perfekt dazu passenden Schal, zu dem ich geraten hatte. Ob wir wechseln könnten? Sonst liefe er schnell zum Geldautomaten, er fand zunächst nur einen großen Schein.
Dann kramte er in seinen Taschen und fand hier und da noch genügend kleineres Geld zusammen.
Und weil er so höflich und unterhaltsam war und nicht unangenehm feilschte oder sich schlecht benahm wie viele vor ihm an diesem Tag, schenkte meine Freundin ihm den Schal.
(Sie hatte keine Ahnung, wer er war, also kein "Promi-Bonus".)
"War schön hier bei Euch", sagte er, bedankte sich und ging.
Er ist groß und schön und altmodisch, beherbergt feinste handgenähte Maßanzüge aus den 30ern ebenso wie Kunstrasenmäntel, Roben mit viel Flitter und wenig Stoff und klassische englische Kleidung für den gebrauchten Herrn mit Stil.
Gelegentlich kaufe ich hier etwas, oft leiste ich auch nur meiner Freundin Gesellschaft, die diesen Ort regiert, wenn der Besitzer (mit welchem sie eine Wohnung teilt) nicht selbst im Laden sitzen mag.
Und das ist häufig der Fall.
Wir sitzen dann in patinierten, alten Polstern zwischen Hutschachteln, Reisetruhen und imposanten italienischen Schränken, trinken Getränke und lassen die Kunden die Räume durchstöbern.
So auch neulich, als ein Herr sehr interessiert diverses begutachtete und anprobierte.
Groß war er, charmant und blond und hörbar Holländer.
Er war zeitweise der einzige Kunde, so kamen wir ins Gespräch. Wir hatten mittlerweile erkannt, was sein Geschmack war, und suchten ihm dies und jenes raus.
Irgendwie kam er mir bekannt vor, aber so recht einordnen konnte ich ihn nicht.
Mittlerweile waren andere Kunden da, um die sich meine Freundin kümmern mußte, so fragte der Herr also mich, ob der gerade gewählte Mantel säße und welcher Schal dazu passe.
Unterdessen kreiste ich ihn gedanklich ein.
"Der singt", dachte ich mir, "der singt Sachen, die ich mag. Aber warum ist er blond?" Irgendwas paßte da nicht. Ich hatte eine Vermutung, also wagte ich ein "Irgendwie sehen Sie ganz anders aus!", was wahrscheinlich ein völlig schwachsinniger Satz gewesen wäre, wenn ich falsch gelegen hätte. Auf der Bühne sei er dunkelhaarig, entgegnete er, und da wußte ich, ich hatte mich nicht getäuscht.
Er war Robert Kreis.
Er singt Chansons und kabarettistische Lieder der 20er und 30er Jahre.
Er freute sich erstaunt, daß ich diese alten Sachen so mag und wir unterhielten uns über Schellackplatten und längst verstorbene Kapellen.
Schließlich entschied er sich für den für gut befundenen Mantel, sehr feiner Stoff, leichtes Karo, zeitlos elegant, 100 Euro, und einen perfekt dazu passenden Schal, zu dem ich geraten hatte. Ob wir wechseln könnten? Sonst liefe er schnell zum Geldautomaten, er fand zunächst nur einen großen Schein.
Dann kramte er in seinen Taschen und fand hier und da noch genügend kleineres Geld zusammen.
Und weil er so höflich und unterhaltsam war und nicht unangenehm feilschte oder sich schlecht benahm wie viele vor ihm an diesem Tag, schenkte meine Freundin ihm den Schal.
(Sie hatte keine Ahnung, wer er war, also kein "Promi-Bonus".)
"War schön hier bei Euch", sagte er, bedankte sich und ging.