Frau Rossi
16.02.2002, 20:49
Es war Ende September 1999 und ich befand mich nach einer äußerst unangenehmen Operation gerade wieder auf dem Weg der Besserung, als für eine Szene in "Grabräuber aus dem Weltall" noch "girls" gesucht wurden, die eine Szene mit einer Begräbniszeremonie musikalisch untermalen sollten. Bei diesem Film handelt es sich um ein Remake des gut-schlechten Streifens "Plan 9 From Outer Space" des erwiesenermaßen unglaublich ambitionierten, wenngleich aber unfähigsten Regisseurs aller Zeiten, Ed Wood. Else Admire, Punk-Rock-Metzger und Bambergs ungekrönter "King of bad taste", war schon seit mehreren Monaten dabei, dieses Movie von der D in die C Kategorie zu wuchten. Dabei sollten ihm Stars aus dem Bereich des nationalen und internationalen Rock- und Popbusiness behilflich sein, mit denen Else auf wundersame Weise persönlich bekannt ist. Unter anderem sind in dem Streifen Leute wie Sigi Pop, The Lightning Beat-Man, Nils Bokelberg, Klaus Cornfield, Tick, Trick und Track von Tocotronic und einige mehr zu sehen.
Nun aber zu der Szene, in der ich (Blockflöte), meine Freundin (Klarinette), ein Cello, eine Querflöte, eine Gitarre und ein vom King persönlich geschlagenes Triangel eine eilends arrangierte Miniatur in Moll intonieren sollte. Geprobt wurde am Abend vorher in unserem Hinterhof. Der Kasten Bier war schnell geleert und alles lief zur Zufriedenheit. Die letzten Instruktionen des Regisseurs lauteten: Mädels, ich will euch in schwarz, alle in Röcken (wobei er das "r" in Röcke amerikanisch aussprach) und mit Sonnenbrillen.
Am nächsten Tag trafen wir uns am "Set". Ein kleiner Trampelpfad führte uns auf das verwilderte und spärlich bebüschte Gelände hinter einer leerstehenden Glühbirnenfabrik. Die Sonne schien spätsommerlich, der Wind trug vom nachbarlichen Schlachthof ab und an ein überraschtes 'Muh' herüber und von irgendwoher tönte das markige Kreischen einer Säge was den Meister nicht weiter störte, man würde das schon hinkriegen, mit dem Ton und so...
Überall standen Grabsteine aus Styropor, deren Aufschrift darauf hinwies, daß dort Elvis, Kurt Cobain und Bon Scott begraben liegen. Ein paar Trauergäste standen bereits herum, sowie ein stadtbekannter Charly, der in Cowboystiefeln und Talar den Pfarrer spielen sollte.
Etwas abseits, eine Flasche Bier in der Hand und schief dauerlächelnd, stand der Freund des Regisseurs und heutige Star der Produktion, Sonny Vincent, der den Vampir in Elses Film gibt und in dieser Szene der Beerdigung seiner Freundin Vampyra beiwohnt. Der Punk-Rocker aus New York war sehr erbaulich anzusehen und gerade zu den anwesenden Damen überaus charmant. Er ließ seine blauen Augen blitzen und fragte jeden, ob er nicht "something to smoke" hätte, wobei er bestimmt nicht Zigaretten meinte, denn davon hatte er selbst reichlich. Seine (höchstwahrscheinlich gefärbten) schwarzen Haare waren nach hinten gegelt und endeten seitlich in zwei imposanten Koteletten, die das weiß geschminkte Gesicht einrahmten und er hatte, Spuren seiner letzten Mahlzeit andeutend, blutrot verschmierte Lippen. Else überblickte die versammelte Gemeinde und befand, daß Sonny für einen Vampir noch viel zu jung aussehe, man müßte ihm die Haare mal tüchtig grau machen. Irgendjemand organisierte ein Tütchen Mehl und ich hatte die Ehre, Herrn Vincents Haare zu bestäuben. Meine Bemühungen wurden von ihm durch einen Handspiegel verfolgt. Scherzhaft meinte ich zu ihm, daß sich nun, mit ergrauten Schläfen, seine Chancen bei den Damen verzehnfachen würden, was ihn sehr zu freuen schien.
Die Szene war schnell gedreht und wurde, aufgrund Elses Perfektionswahn, noch einmal wiederholt, weil ihm Charlies Ansprache für einen Pfarrer zu frivol schien. Einmal mußte unterbrochen werden, weil ein Trupp Spätaussiedler auftauchte, die den Trampelpfad über das Gelände als gewohnte Abkürzung zu Ihrem Wohnheim nutzten. Die staunten nicht schlecht, als sie sahen, was sich da alles um eine frisch ausgehobene Grube versammelt hatte. Die Kamera signalisierte ihnen allerdings, daß es sich dabei nicht um eine Gruppe praktizierender Satanisten handelte. Als sie dann noch sahen, daß wir Bier hatten, wollten sie gar nicht mehr weg.
Da Sonny Vincent schon am nächsten Tag wieder in die Staaten zurückfliegen wollte, mußten noch einige Nachtaufnahmen mit ihm gedreht werden, weil es Else Admire mit der continuity etwas genauer nahm als Ed Wood. Dafür waren aber wieder andere Requisiten und auch einige Umbauten nötig und man sah sich gezwungen, den Protagonisten mit einem Handy und der Kameraausstattung auf dem Fabrikgelände alleine zurückzulassen. Es dämmerte bereits. Entweder man hat ihn dann wirklich vergessen, oder es erschien ihm einfach die Zeit viel zu lange, jedenfalls wird berichtet, daß Sonny über eine gespeicherte Nummer in dem Handy einem Bekannten von mir auf den Anrufbeantworter quatschte, er sei "in the middle of a forest" (!) und stünde hier "with the whole camera equipment" und beantragte seine sofortige Rettung von dort. Dies ließ tiefe Einblicke in das Naturverständnis eines in New York Lebenden zu, was uns noch heute sehr Schmunzeln macht.
Nun aber zu der Szene, in der ich (Blockflöte), meine Freundin (Klarinette), ein Cello, eine Querflöte, eine Gitarre und ein vom King persönlich geschlagenes Triangel eine eilends arrangierte Miniatur in Moll intonieren sollte. Geprobt wurde am Abend vorher in unserem Hinterhof. Der Kasten Bier war schnell geleert und alles lief zur Zufriedenheit. Die letzten Instruktionen des Regisseurs lauteten: Mädels, ich will euch in schwarz, alle in Röcken (wobei er das "r" in Röcke amerikanisch aussprach) und mit Sonnenbrillen.
Am nächsten Tag trafen wir uns am "Set". Ein kleiner Trampelpfad führte uns auf das verwilderte und spärlich bebüschte Gelände hinter einer leerstehenden Glühbirnenfabrik. Die Sonne schien spätsommerlich, der Wind trug vom nachbarlichen Schlachthof ab und an ein überraschtes 'Muh' herüber und von irgendwoher tönte das markige Kreischen einer Säge was den Meister nicht weiter störte, man würde das schon hinkriegen, mit dem Ton und so...
Überall standen Grabsteine aus Styropor, deren Aufschrift darauf hinwies, daß dort Elvis, Kurt Cobain und Bon Scott begraben liegen. Ein paar Trauergäste standen bereits herum, sowie ein stadtbekannter Charly, der in Cowboystiefeln und Talar den Pfarrer spielen sollte.
Etwas abseits, eine Flasche Bier in der Hand und schief dauerlächelnd, stand der Freund des Regisseurs und heutige Star der Produktion, Sonny Vincent, der den Vampir in Elses Film gibt und in dieser Szene der Beerdigung seiner Freundin Vampyra beiwohnt. Der Punk-Rocker aus New York war sehr erbaulich anzusehen und gerade zu den anwesenden Damen überaus charmant. Er ließ seine blauen Augen blitzen und fragte jeden, ob er nicht "something to smoke" hätte, wobei er bestimmt nicht Zigaretten meinte, denn davon hatte er selbst reichlich. Seine (höchstwahrscheinlich gefärbten) schwarzen Haare waren nach hinten gegelt und endeten seitlich in zwei imposanten Koteletten, die das weiß geschminkte Gesicht einrahmten und er hatte, Spuren seiner letzten Mahlzeit andeutend, blutrot verschmierte Lippen. Else überblickte die versammelte Gemeinde und befand, daß Sonny für einen Vampir noch viel zu jung aussehe, man müßte ihm die Haare mal tüchtig grau machen. Irgendjemand organisierte ein Tütchen Mehl und ich hatte die Ehre, Herrn Vincents Haare zu bestäuben. Meine Bemühungen wurden von ihm durch einen Handspiegel verfolgt. Scherzhaft meinte ich zu ihm, daß sich nun, mit ergrauten Schläfen, seine Chancen bei den Damen verzehnfachen würden, was ihn sehr zu freuen schien.
Die Szene war schnell gedreht und wurde, aufgrund Elses Perfektionswahn, noch einmal wiederholt, weil ihm Charlies Ansprache für einen Pfarrer zu frivol schien. Einmal mußte unterbrochen werden, weil ein Trupp Spätaussiedler auftauchte, die den Trampelpfad über das Gelände als gewohnte Abkürzung zu Ihrem Wohnheim nutzten. Die staunten nicht schlecht, als sie sahen, was sich da alles um eine frisch ausgehobene Grube versammelt hatte. Die Kamera signalisierte ihnen allerdings, daß es sich dabei nicht um eine Gruppe praktizierender Satanisten handelte. Als sie dann noch sahen, daß wir Bier hatten, wollten sie gar nicht mehr weg.
Da Sonny Vincent schon am nächsten Tag wieder in die Staaten zurückfliegen wollte, mußten noch einige Nachtaufnahmen mit ihm gedreht werden, weil es Else Admire mit der continuity etwas genauer nahm als Ed Wood. Dafür waren aber wieder andere Requisiten und auch einige Umbauten nötig und man sah sich gezwungen, den Protagonisten mit einem Handy und der Kameraausstattung auf dem Fabrikgelände alleine zurückzulassen. Es dämmerte bereits. Entweder man hat ihn dann wirklich vergessen, oder es erschien ihm einfach die Zeit viel zu lange, jedenfalls wird berichtet, daß Sonny über eine gespeicherte Nummer in dem Handy einem Bekannten von mir auf den Anrufbeantworter quatschte, er sei "in the middle of a forest" (!) und stünde hier "with the whole camera equipment" und beantragte seine sofortige Rettung von dort. Dies ließ tiefe Einblicke in das Naturverständnis eines in New York Lebenden zu, was uns noch heute sehr Schmunzeln macht.