Christian Zeiser
31.01.2002, 12:50
Im Mai 2001 weilte ich für eine Nacht in Berlin, um dort sowohl ein Konzert als auch eine alte Liebe zu sehen. Nachdem beides geschehen war, begab ich mich zum Bahnhof Zoo und stand dort eine Weile blöd auf dem Bahnsteig herum, um auf den InterCity zu warten, der mich zurück nach Hamburg bringen sollte. Auf dem gegenüberliegenden Gleis reichten sich derweil diverse RegionalExpress-Züge die Klinke in die Hand. Nach einiger Zeit schob sich einer von diesen Rollkoffern an mir vorbei. Gezogen wurde er von einer etwa 25-jährigen Blondine, die wiederum von einer etwas angealterten Frau begleitet wurde. Jene Frau, die nicht die Blondine war, war als die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth zu erkennen. Die Blondine, so hatte es den Anschein, war wohl deren Begleiterin/Aufpasserin/Wegweiserin. Sie hatte alle Hände voll zu tun, denn Frau Süßmuth entpuppte sich nicht gerade als routinierte Bahnhofsexpertin. Sie blickte etwas orientierungslos um sich, sagte Sachen wie "Und sie sind sicher, dass wir hier richtig sind?" und zog dann schnurstracks von dannen, nur um sofort wieder von der Blondine eingefangen zu werden, die ihre Aufgabe mit routinierter Bravour bewältigte. Die Szene hatte etwas von der klischeehaften Zofe, die während eines Urlaubs auf die verhuschte Gräfin aufpassen muss. Später gab Frau Süßmuth dann klein bei, und die beiden warteten geduldig. Zu guter Letzt stiegen sie in einen RegionalExpress ein, der eine brandenburgische Stadt zum Ziel hatte, deren Namen ich vergessen habe.
Was mich an dieser kleinen Begegnung doch wunderte, ist die Tatsache, dass Frau Süßmuth Bahn fährt, noch dazu in einem schnöden RegionalExpress. Hatte sie sich nicht einmal unbeliebt gemacht, weil sie sich gerne von Flugzeugen durch die Gegend fliegen ließ, ob es nun nötig war oder nicht? Entweder hat sie daraus gelernt, oder der Etat für Oppositionspolitiker ist geringer als der für Regierungsangehörige.
Was mich an dieser kleinen Begegnung doch wunderte, ist die Tatsache, dass Frau Süßmuth Bahn fährt, noch dazu in einem schnöden RegionalExpress. Hatte sie sich nicht einmal unbeliebt gemacht, weil sie sich gerne von Flugzeugen durch die Gegend fliegen ließ, ob es nun nötig war oder nicht? Entweder hat sie daraus gelernt, oder der Etat für Oppositionspolitiker ist geringer als der für Regierungsangehörige.