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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Becker, Ben (Homestory)



Ahmet
30.01.2002, 16:46
Vor ein paar Jahren, ich weiss nicht mehr genau ob ich schon studiert habe oder noch Zivi war, fragte mich ein Freund ob ich nicht Lust hätte für ein paar Mark bei einem Umzug zu helfen. Zwar brauchen Zivis oder Studenten, wie gesagt ich weiss nicht mehr genau wann das war, ständig Geld aber trotzdem hat niemand Lust für ein paar Mark bei einem Umzug zu helfen. Umzüge sind nämlich einfach nur anstrengend und nervig. Wie sich aber herausstellte sollte es kein ganzer Umzug sein, sondern nur ein paar Musikinstrumente von A nach B geschafft werden. Na ja, da kann man sich für ein paar Mark wohl bequemen zu helfen, vor allem wenn es sich um die Instrumente des Schauspielers Ben Becker handelt, wie mir mein Freund eröffnete.
So saß ich also ein paar Tage später auf dem Beifahrersitz eines VW-Bus und fuhr zur Wohnung von Ben Becker. Sagte ich Wohnung? Was ich später sah war auf jeden Fall mehr als Wohnung, oder zumindest viel größer. Irgendwo in der nähe des S-Bahnhofs Jannowitzbrücke parkten wir auf dem Hinterhof eines alten Industriegebäudes. Dort warteten zwei Herren, der eine sehr beleibt, der andere im Anzug. Es war klar das die beiden nicht gekommen waren um beim tragen zu helfen. Vielmehr waren das so die Art von Managertypen, die hilflosen Promis beim erledigen ihrer Alltagsaufgaben helfen müssen. Wie eben besagten Transport von Musikinstrumenten.
Es war, glaube ich, ein Sonntag und so gegen 12 Uhr Mittags als wir eines der Treppenhäuser nach oben stiegen. Treppenhaus und Gebäude selbst waren sehr baufällig, Ost-Berlin eben wenige Jahre nach Mauerfall. Im obersten Stockwerk angekommen klingelte der dicke und klopfte vorsichtig an der Tür. Als sich hinter der dicken Stahlblechtür nichts tat wurde die Prozedur mehrmals Wiederholt. Ohne Erfolg. Darauf zückte der Anzugträger ein knüppeldickes Handy, die Dinger waren damals noch eher selten und eben groß, und tippte erfolglos eine Nummer in den Apparat. Nach einer halben Stunde wehementen Klopfens öffnete schließlich ein unrasierter Typ in Unterhose und T-Shirt die Tür. Es war Ben Becker.
Herr Becker wirkte unausgeschlafen und verkatert und begrüßte uns zerstreut, was sich in etwa so anhörte: "Äähh....ach ja....Hallo. Wegen dem Equipment und so....Kommt doch erst mal rein." Ob er mir dabei die Hand gab weiss ich nicht mehr, ist aber auch nicht so wichtig, denn der Becker wirkte sehr normal und auf jeden Fall nicht Promi-mäßig von oben herab. Wie Menschen eben sind, wenn verkatert und unausgeschlafen.
So kam es also, dass ich die Wohnung des Herrn Becker betrat. Wie vorher schon erwähnt war es mehr als eine Wohnung, sondern ein Loft, wie man neudeutsch zu Fabriketage sagt. Den Bereich den ich einsehen konnte war eine Mischung aus Küche und Übungsraum. Das es eine Küche war merkte man weil Kühlschrank, Kaffeemaschine etc. da rumstanden (zum Kühlschrank später noch ein wenig mehr). Der Übungsraumeindruck entstand dadurch, dass das zu transportierende Equipment (Instrumente, Verstärker, Mischpult etc.) aufgebaut war. Da meine Begleiter wenig zielstrebig waren was den Transport anging stand ich dort beim Eingang so rum und ließ meinen Blick schweifen. Küche/Übungsraum waren ca. 150qm groß, nur das Mischpult war in einer Nische durch Rigips und Plexiglas abgeteilt. Dieser eine Raum war also groß genug um eine stattliche Berliner Altbauwohnung darin abzustellen. Am hinteren Ende des Raumes konnte Man sehen das es um die Ecke ging, in den Seitenflügel des Gebäudes. Ich stand nach wie vor unbeachtet im Eingangsbereich herum und hätte, ohne das es aufgefallen wäre, mich ein wenig genauer Umsehen können, tat das aber nicht, ich wollte nicht noch tiefer in die Privatsphäre von Herrn Becker eindringen.
Irgendwann tauchte aus dem hinteren Bereich des Lofts, vielleicht aus dem 100 qm Schlafzimmer, eine junge Frau auf. Auch sie war in T-Shirt und Unterhose gewandet, wobei ihr Shirt einige Nummern zu groß war. Wenig erotisch also und man konnte, im Gegensatz zu Herrn Becker dessen T-Shirt körperbetont war, nicht erkennen ob sie, wie er, einen kleinen Bierbauch vor sich hertrug. Es könnte vermutet werden das es sich um die Freundin oder Gespielin des Herrn Becker handelte, ich habe aber nicht gefragt, also alles nur Spekulation.
Nun zum Kühlschrank. Das Gerät war groß, aus Edelstahl, matt gebürstet; also dass was heute jeder angehende Art-Director oder Innenarchitekt in der Küche zu stehen hat. Damals hat es mich noch beeindruckt. Sicherlich ist die Beschreibung des Kühlschranks für den geneigten Leser nicht wirklich interessant, was darauf stand jedoch umso mehr. Wie hingerotzt stand da die goldene Kamera, ich glaube einer der bedeutenden deutschen Filmpreise. Der Herr Becker gewinnt also, wofür auch immer, die goldene Kamera. Und was macht er damit? Stellt das Ding einfach auf den Kühlschrank! Auf meinem Kühlschrank stehen nur Brotkasten, Kaffe und Teebeutel, aber das interessiert zum Glück niemanden.
Mehr kann ich heute dazu nicht mehr sagen, ist ja auch schon ein paar Jahre her. Jedenfalls war der Becker soweit nett und normal, also nicht unbedingt das Riesenarschloch als das er öfter beschrieben wird. Wir haben seinen Musikkram dann ein Stockwerk tiefer gebracht, beförderten es durch eine dort ansässige Computerfirma und brachten das Zeug dann mittels Lastenaufzug auf den Hof. Abgeliefert haben wir das dann in einem Studio in der nähe des Potsdamer Platzes. Dieser war damals noch eine riesige Baustelle und es war nicht abzusehen, dass man dort heute T-Shirts und Unterhosen kaufen kann.

DonDahlmann
30.01.2002, 17:03
Höflich beobachtet, doch, doch. Die "Goldene Kamera" ist tatsächlich uninteressant, spannender wäre es zu erfahren, was in dem Kühlschrank gewesen ist.

Ahmet
30.01.2002, 17:07
In den Kühlschrank hineinzuschauen wäre wohl unhöflich gewesen, oder? Gehen wir einfach davon aus, das jede Menge Bier drinsteht. Würde ihn mir auf jedenfall sympatisch machen.

Hilde
30.01.2002, 17:13
Ulkig wärs ja gewesen, wenn die goldene Kamera im Kühlschrank gestanden hätte, aber dann hätten wir es ja niemals erfahren.

Walter Schmidtchen
30.01.2002, 17:19
Originally posted by Ahmet
...Potsdamer Platzes. Dieser war damals noch eine riesige Baustelle und es war nicht abzusehen, dass man dort heute T-Shirts und Unterhosen kaufen kann.

mein Lieblingssatz des heutigen Tages

Ahmet
30.01.2002, 17:21
Vielen Dank für die Blumen.

DerCaptain
30.01.2002, 22:46
Ahmet, schöner Einstand. Vorbildlich.

oberlehrerhaft ab

Ruebenkraut
31.01.2002, 00:26
vor meinem geistigen auge sah ich kamera gold auf kühlschrank graugestählt,
gut amüsiert,
die Rübe

dexa
03.02.2003, 19:51
Wie lautet die männliche Form von Gespielin? Gibt es das überhaupt?

Andrea Maria
03.02.2003, 20:27
Gespiele.
Buddy.
Boyfriend.
Ben.

Frau Dany
03.02.2003, 21:52
Aha. Beschreibung folgt genauer Beobachtung, und Bemühen geht vor Beherrschen.
Das ist gut zu wissen und überaus tröstlich.

Andrea Maria
03.02.2003, 22:02
Waren Sie schon im Forums-ABC und in der Sammelstelle für Erstposter?

Lassen Sie sich dort folgendes eintätowieren:
Posten ist Alu, schweigen ist Gold.

Frau Dany
04.02.2003, 18:04
Was soll ich mit diesem etwas flappsigen Hinweis anfangen?

Ich ließe mir nur äußerst ungern etwas eintätowieren, und hantiere auch nicht mit Blech und Edelmetallen, weder verbal noch in natura und schon gar nicht elektronisch.

Ich erlaube mir nur, das technische Funktionieren dieses Forums insbesondere des Postens zu erkunden.

Das wurde mir empfohlen.

Normalerweise wird ein Unbekannter nicht gleich zuerst einmal geohrfeigt, wenn er einen Raum betritt. Ist das bei Ihnen so üblich?
(Nur damit ich mich drauf einstellen und fern bleiben kann, freundliche Empfehlung hin oder her.)

bastifantasti
04.02.2003, 18:37
Doch das ist hier durchaus so üblich.

Frau Dany
04.02.2003, 18:57
Fein. Danke. Ich bin orientiert und werde mich wappnen.
Man darf nicht zimperlich sein, nicht wahr.

ingwer
04.02.2003, 19:12
war hier eben nicht noch von fernbleiben die rede?

Frau Dany
05.02.2003, 03:26
Fernbleiben wär nur die Option gewesen, wenn es sich um einen Ausrutscher gehandelt hätte. Höflichkeitsmäßig. Aber da Ruppigkeit hier ja üblich ist, wie mir bedeutet wurde: Gewöhnungsphase eingeleitet.

Und einen erstaunlichen Tatsachenbericht für das Forum "Höfliche Paparazzi" hätte ich auch, ich muss nur erst noch ein bisschen weichgewatscht werden.

Macht ruhig so weiter.
Es wird schon.

rron
05.02.2003, 03:39
Schauen Sie, Frau Dany. Zum Erkunden des "technischen Funktionierens insbesondere des Postens" haben wir hier ein einwandfrei gewartetes Testforum. Ich verlinke es jetzt mal nicht, weil, naja, Sie werden es schon finden. In den restlichen Foren erzählt man entweder eine Geschichte, oder man tauscht sich aus. Wenn sich die Beiträger dann im Echtleben treffen, tauschen sie sich auch aus. Verschiedenste Substanzen, oftmals. Dort wird dann auch wieder getestet. Aber halt nicht das Posten im Besonderen.
Wenn Sie jetzt denken "Hey, dit klingt ja wie füa meina Mutta ihra Tochta füa uffn Leib jeschneidat!", dann bleiben Sie gerne hier. Wenn nicht, dann auch, aber halt leidensfähiger.

Frau Dany
05.02.2003, 17:42
Was ist das denn anderes als Austausch?
Geschichten kommen schon noch, keine Bange.
Und Leidensfähigkeit braucht man hier wirklich keine.
Wollen wir mal mit Worten geizen.

rron
05.02.2003, 17:50
Jetzt hab ich Ihre Frage wegen des Wortgeizes nicht so ganz verstanden. Wollen Sie gerade von mir wissen, wo der Unterschied zwischen dem Austausch mehrerer Beiträger und dem von Ihnen weiter oben beschriebenen "Erkunden des technischen Funktionierens dieses Forums" liegt?

Dio Pomeranza
05.02.2003, 23:05
Ungeachtet dessen, wie hier der eigentliche Sachbestand in Form von Herrn Becker langsam in eine anderweitige Diskussion umschert, eine kleine Anekdote zu Ben Becker. Anekdoten mag ich nämlich lieber. Und erzählen tu ich auch gerne.

Ben Becker traf ich auf einer Party. Viel mehr, wir standen plötzlich nebeneinander und hatten beide schon reichlich getrunken. Bei Ben Becker wohl mehr "cool", auf eine gewisse Art souverän. Ich denke, ich wirkte einfach nur hilflos und ungemein weniger souverän in meinem kleinen bescheidenen Rausch. Wir haben auch kein Wort miteinander gewechselt. Ich glaube, er hat mich nicht einmal wahrgenommen.

Auf jeden Fall hatte Ben gerade einen Auftritt mit den Überbleibseln der TonSteineScherben, die mit ihm, dem Sänger von Echt und noch irgendwem, alte Scherben-Songs zu Ehren von Rio zum Besten gegeben hatten. Halbplayback, wie es den Anschein machte!
Zurück zum Tisch... Auf einmal fingen alle an "macht kaputt, was euch kaputt macht" zu grölen, und da ich so willenlos war, hab ich einfach mitgegrölt, obwohl ich niemanden kannte, abgesehen davon, dass ich ungefähr wusste, wer wer ist. Ich weiß nicht, warum ich mitsang, aber dass ich es tat, war mir am nächsten Morgen doch ein bißchen peinlich...

Ich hätte lieber erkundet, was in Becker´s Kühlschrank ist... im Nachhinein. Aber ich muss Ahmet recht geben. Ben Becker gibt meines Erachtens nach auch im Suff noch eine recht sympathische Person ab.