rapsak
08.01.2002, 02:19
Hiermit meldet sich rapsak mit der versprochenen Geschichte zurueck zum Pappendienst:
Zuletzt sah man mich bei der Ersten Berliner Pappenlesung, die mir etwas zu verschauspielert war, aber doch im Laufe des Abends ein ganz reizender solcher wurde. Das einzige, was Tex zu mir zu sagen hatte war, dass ich seit unserem letzten Zusammentreffen enorm zugelegt haette (Originalzitat: „Du bist fett!"), und so habe ich gleich angefangen abzunehmen. Und das rauchen habe ich mir auch abgewoehnt. Was nicht so schwer war, denn ich fuhr am naechsten Tag in die USA, und da wird man als Raucher noch schlechter behandelt als jemand ohne Kreditkarte. Und da ich Plastikgeld hasse (dann schon lieber Euro), wollte ich wenigstens mit dem Rauchen nicht anecken. Aber ich schweife ab, ehe ich ueberhaupt angefangen habe, die Geschichte zu schrieben.
Also: unmittelbar vor dem Pappentreffen (und jetzt schweife ich nicht ab!) war ich nicht mit beim Einstimmen im Waati, sondern, als bekennender Basketballfan des Berliner Korbwerferkollektivs ALBA, bei deren Saisoneroeffnungsspiel. Die Lesung hob ja erst um ½ 11 an, da wollte ich zuvor noch ein paar artistisch geworfene Koerbchen sehen, und Albas Neueinkaeufe begutachten. Vor allem Albas Ponit Guard Derrick Phellps war an diesem Abend in bestechend guter Form und brachte den Abend so richtig in Schwung. Nach dem Spiel setzte ich mich flugs ins Taxi und lies mich zum DT fliegen, um dem Abend dort die noetige kulturelle Tiefe zu verleihen. Der Gegensatz einer riesigen, lauten Halle voller Sportfans zu der familiaeren Kammerspielatmosphaere im DT konnte groesser nicht sein, und so blieb mir als Konstante nur die Getraenkeauswahl: Bier (es gibt ja Gründe, warum Tex mich fett findet...)
Der Abend verlief, wie es a.a.O. nachzulesen ist. Er geriet aber zu kurz fuer mich, da ich am naechsten Tag sehr frueh raus musste, um auf weite Reise zu gehen (s.o.). Ich sitze also Samstag frueh im Zug Richtung Frankfurter Flughafen, als mich zwischen Kassel und Fulda auf einmal der Hunger nach einem fett- und salzhaltigen Katerfruehstueck ueberkommt (ja, ja, noch mehr Gruende...). Ich schaukele mich also zum Speisewagen durch wobei mir in der Zweiten Klasse einen schwarzen Huehnen auffällt, der seine langen Beine im ICE-Sessel eingeklemmt, aus dem Fenster sieht und vor sich hin doest. Ich gehe weiter und denke: wer war das, den kennst Du doch! Im Speisewagen sind mal wieder alle Tische belegt, also bestelle ich mir im Bistroteil diese glibbrigen braunen Wabbeldinger, welche die Mitropa doch echt unter dem Namen ‘Nürnberger Rostbratwürstchen’ verkauft. Kartoffelsalat dazu ist aus. Ich verschlinge den Dreck trotzdem und denke dabei abwechselnd an den freundlichen Kantinenwirt im DT vom Vorabend , der seine Kochausbildung wohl bei der NVA absolviert hat, und an den eingeklemmten Riesen.
Und endlich hab ich’s: das war Derrick Phelps, dessen Eltern so weise und vorausschauend waren, dass sie ihrem Sproessling fuer seine kuenftigen Spielerauftritte in der German League den Rufnamen unseres populaersten Fernsehkommissars gegeben haben! Aber was macht der denn bitte in der Zweiten Klasse eines ICE’s. Der Mann verdient schließlich in einer Saison mehr, als Du in Deinem ganzen Leben verdienen wirst? Und ausserdem, empoere ich mich, warum ist der um diese Zeit nicht wie jeder anstaendige ALBAner beim Training!? Das geht nicht, das kann unmöglich sein, denke ich. Hat mich mein Paparazzismus schon soweit getrieben, dass ich anfange, in einem x-beliebigen schwarzen Zugreisenden einen Basketballprofi zu sehen, nur um hier einen neuen Strang zu eroeffenen? Doch Moment mal: als treuer Fan weiß ich natuerlich, daß Albas nächstes Spiel ein Auswaertsspiel in Wuerzburg (demnaechst: Nowicki-Town)ist. Es koennte vielleicht also doch sein, dass... Ich muss ja sowieso beim Rueckweg zu meinem Platz noch mal an ihm vorbei, da kann ich ihn mir ja noch mal genauer ansehen. Endlich sind die braunen Glibberdinger vertilgt, ich kann den Bistrowagen wieder verlassen.
Das Herz faengt an zu schlagen. Ist er es, ist er es nicht? Endlich erreiche ich seine Sitzreihe, und nach wie vor sieht der Mann vertraeumt aus dem Fenster. Ich betrachte ihn unauffällig von seitlich hinten: ganz kurzes, krauses Haar, ultracoole, teure Turnschuhe, in der Gepaeckablage eine Sporttasche mit ALBA-Emblem: kein Zweifel, er ist es! Ich nehme all meinen Mut zusammen, gehe einen Schritt vor und spreche ihn an (ob ich das wohl frueher gewagt haette, vor dem Ausbruch meines Paparazzismus?)
Ich: (Gesichtsfarbe dunkelrosa) „Mr. Phelps?"
Mr. Phelps: (dreht sich um, sieht mich freundlich an)
Ich: (Gesichtsfarbe tiefrot) „I just wanted to congratulate you for the excellent play you made yesterday night."
Mr. Phelps: (erfreut) „ Oh! You were there?"
Ich: „Yes, I was. You made a very good job"
Mr. Phelps zieht seine ultralangen Beine etwas an sich und deutet auf den freien Platz neben sich.
Mr. Phelps: „Sit down."
Ich: (KRIEG GLEICH EINEN HERZINFARKT!!!!) „Thank you!"
Darauf entspannt sich ein Gespraech, ueber Alba, das Spiel vom Vorabend, der Leistung der Deutschen bei der letzten Basketball-EM, und ueber noch viel mehr - nur nicht ueber september 11th. Als dann die nahende Ankunft in Fulda durchgesagt wird, steht Derrick auf, nimmt seine Tasche und verabschiedet sich, er muss umsteigen. Zum Abschluß frage ich ihn, wieso er denn nicht erster Klasse fahre. Cool sagt er:
„Why should I? You were the first to recognize me on a train in Germany." Soviel zu Baskelball-Stardom in Deutschland.
Irgendwie hatte die Sache etwas Mystisches an sich: erst gehe ich zum Basketballspiel, anschließend zur Pappenlesung, und am naechsten Mittag erlebe ich wie als Synthese dieser diametral entgegengesetzen Erlebnisse diese aufwühlende Begegnung. Was wollte mir der Pappengott wohl damit sagen?
Zuletzt sah man mich bei der Ersten Berliner Pappenlesung, die mir etwas zu verschauspielert war, aber doch im Laufe des Abends ein ganz reizender solcher wurde. Das einzige, was Tex zu mir zu sagen hatte war, dass ich seit unserem letzten Zusammentreffen enorm zugelegt haette (Originalzitat: „Du bist fett!"), und so habe ich gleich angefangen abzunehmen. Und das rauchen habe ich mir auch abgewoehnt. Was nicht so schwer war, denn ich fuhr am naechsten Tag in die USA, und da wird man als Raucher noch schlechter behandelt als jemand ohne Kreditkarte. Und da ich Plastikgeld hasse (dann schon lieber Euro), wollte ich wenigstens mit dem Rauchen nicht anecken. Aber ich schweife ab, ehe ich ueberhaupt angefangen habe, die Geschichte zu schrieben.
Also: unmittelbar vor dem Pappentreffen (und jetzt schweife ich nicht ab!) war ich nicht mit beim Einstimmen im Waati, sondern, als bekennender Basketballfan des Berliner Korbwerferkollektivs ALBA, bei deren Saisoneroeffnungsspiel. Die Lesung hob ja erst um ½ 11 an, da wollte ich zuvor noch ein paar artistisch geworfene Koerbchen sehen, und Albas Neueinkaeufe begutachten. Vor allem Albas Ponit Guard Derrick Phellps war an diesem Abend in bestechend guter Form und brachte den Abend so richtig in Schwung. Nach dem Spiel setzte ich mich flugs ins Taxi und lies mich zum DT fliegen, um dem Abend dort die noetige kulturelle Tiefe zu verleihen. Der Gegensatz einer riesigen, lauten Halle voller Sportfans zu der familiaeren Kammerspielatmosphaere im DT konnte groesser nicht sein, und so blieb mir als Konstante nur die Getraenkeauswahl: Bier (es gibt ja Gründe, warum Tex mich fett findet...)
Der Abend verlief, wie es a.a.O. nachzulesen ist. Er geriet aber zu kurz fuer mich, da ich am naechsten Tag sehr frueh raus musste, um auf weite Reise zu gehen (s.o.). Ich sitze also Samstag frueh im Zug Richtung Frankfurter Flughafen, als mich zwischen Kassel und Fulda auf einmal der Hunger nach einem fett- und salzhaltigen Katerfruehstueck ueberkommt (ja, ja, noch mehr Gruende...). Ich schaukele mich also zum Speisewagen durch wobei mir in der Zweiten Klasse einen schwarzen Huehnen auffällt, der seine langen Beine im ICE-Sessel eingeklemmt, aus dem Fenster sieht und vor sich hin doest. Ich gehe weiter und denke: wer war das, den kennst Du doch! Im Speisewagen sind mal wieder alle Tische belegt, also bestelle ich mir im Bistroteil diese glibbrigen braunen Wabbeldinger, welche die Mitropa doch echt unter dem Namen ‘Nürnberger Rostbratwürstchen’ verkauft. Kartoffelsalat dazu ist aus. Ich verschlinge den Dreck trotzdem und denke dabei abwechselnd an den freundlichen Kantinenwirt im DT vom Vorabend , der seine Kochausbildung wohl bei der NVA absolviert hat, und an den eingeklemmten Riesen.
Und endlich hab ich’s: das war Derrick Phelps, dessen Eltern so weise und vorausschauend waren, dass sie ihrem Sproessling fuer seine kuenftigen Spielerauftritte in der German League den Rufnamen unseres populaersten Fernsehkommissars gegeben haben! Aber was macht der denn bitte in der Zweiten Klasse eines ICE’s. Der Mann verdient schließlich in einer Saison mehr, als Du in Deinem ganzen Leben verdienen wirst? Und ausserdem, empoere ich mich, warum ist der um diese Zeit nicht wie jeder anstaendige ALBAner beim Training!? Das geht nicht, das kann unmöglich sein, denke ich. Hat mich mein Paparazzismus schon soweit getrieben, dass ich anfange, in einem x-beliebigen schwarzen Zugreisenden einen Basketballprofi zu sehen, nur um hier einen neuen Strang zu eroeffenen? Doch Moment mal: als treuer Fan weiß ich natuerlich, daß Albas nächstes Spiel ein Auswaertsspiel in Wuerzburg (demnaechst: Nowicki-Town)ist. Es koennte vielleicht also doch sein, dass... Ich muss ja sowieso beim Rueckweg zu meinem Platz noch mal an ihm vorbei, da kann ich ihn mir ja noch mal genauer ansehen. Endlich sind die braunen Glibberdinger vertilgt, ich kann den Bistrowagen wieder verlassen.
Das Herz faengt an zu schlagen. Ist er es, ist er es nicht? Endlich erreiche ich seine Sitzreihe, und nach wie vor sieht der Mann vertraeumt aus dem Fenster. Ich betrachte ihn unauffällig von seitlich hinten: ganz kurzes, krauses Haar, ultracoole, teure Turnschuhe, in der Gepaeckablage eine Sporttasche mit ALBA-Emblem: kein Zweifel, er ist es! Ich nehme all meinen Mut zusammen, gehe einen Schritt vor und spreche ihn an (ob ich das wohl frueher gewagt haette, vor dem Ausbruch meines Paparazzismus?)
Ich: (Gesichtsfarbe dunkelrosa) „Mr. Phelps?"
Mr. Phelps: (dreht sich um, sieht mich freundlich an)
Ich: (Gesichtsfarbe tiefrot) „I just wanted to congratulate you for the excellent play you made yesterday night."
Mr. Phelps: (erfreut) „ Oh! You were there?"
Ich: „Yes, I was. You made a very good job"
Mr. Phelps zieht seine ultralangen Beine etwas an sich und deutet auf den freien Platz neben sich.
Mr. Phelps: „Sit down."
Ich: (KRIEG GLEICH EINEN HERZINFARKT!!!!) „Thank you!"
Darauf entspannt sich ein Gespraech, ueber Alba, das Spiel vom Vorabend, der Leistung der Deutschen bei der letzten Basketball-EM, und ueber noch viel mehr - nur nicht ueber september 11th. Als dann die nahende Ankunft in Fulda durchgesagt wird, steht Derrick auf, nimmt seine Tasche und verabschiedet sich, er muss umsteigen. Zum Abschluß frage ich ihn, wieso er denn nicht erster Klasse fahre. Cool sagt er:
„Why should I? You were the first to recognize me on a train in Germany." Soviel zu Baskelball-Stardom in Deutschland.
Irgendwie hatte die Sache etwas Mystisches an sich: erst gehe ich zum Basketballspiel, anschließend zur Pappenlesung, und am naechsten Mittag erlebe ich wie als Synthese dieser diametral entgegengesetzen Erlebnisse diese aufwühlende Begegnung. Was wollte mir der Pappengott wohl damit sagen?