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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Crow, Sheryl (Schicksal verpasst)



Nosch
31.12.2001, 00:41
Ich holte an diesem Sommerabend im Jahr 1995 bei Olaf den unbenutzten Stapel frankierter Umschläge ab, die ich im März bei ihm deponiert hatte. Damit sollte er eigentlich die von mir aus den USA (wo ich meine erste Sheryl-Crow-CD gekauft hatte) an ihn nach Berlin geschickten Faxe per Post an diverse faxlose Freunde weiterleiten. Ich hatte aber nur ein einziges Mal diesen Umschlagumweg benutzt.
Die Abende bei Olaf enden immer mit dem Besuch eines mir noch nicht bekannten Lokals. Diesmal im Kumpelnest. Mit den Kuverts in der Jackentasche saß ich zwischen Olaf und seiner Freundin am Tresen und trank Gin-Tonic. Ich ließ den Blick hin und wieder zu einem Pärchen schweifen, das auf den bequemeren Plätzen im ziemlich dunklen Teil der Kneipe herum lümmelte. Sie sahen beide so finster aus und sprachen so wenig, dass ich mir bald ernstlich Sorgen um ihre Beziehung machte. Das Zeug in ihren Gläsern sah ungefähr so aus wie mein Gin-Tonic, aber sie tranken es viel schneller als ich. Nachdem sich meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, kam mir das Gesicht der Frau irgendwie bekannt vor. Nach einer halben Stunde verstohlener Blicke glaubte ich eine gewisse Ähnlichkeit mit Sheryl Crow zu entdecken, die ich schon seit einem Jahr furchtbar gern mal getroffen hätte. Na ja, dachte ich, schöner Quatsch. Erstens ist die in den USA, zweitens würde die als Star nie ins Kumpelnest gehen und drittens hat die nicht so kurze Haare. Sie hat im Gegenteil eine wunderbare Blondlockenwuschelmähne.
Zweifel blieben. Zumal ich irgendwann mitbekam, dass die beiden Finsterlinge sich auf englisch vollnölten.
Am nächsten Abend nahm mich meine geschätzte Kollegin Antje zu einem Konzert in die Waldbühne mit. Ich kann Rod Stewart sonst nur dreimal pro Jahr im Radio ertragen, aber wenn man seit Monaten einer Verflossenen nachheult, dann schlägt man einer geschätzten Kollegin nichts ab. Was mir Antje verschwiegen hatte, war das Vorprogramm. Da kamen so ein paar total lässige Jeansjungen auf die Bühne, und dann kam da noch eine junge Frau, auch in Jeans und - mit kurzen Haaren. Und die sang wie Sheryl Crow. Weil sie es war! Und weil die jetzt ganz offensichtlich die Blondlockenwuschelmähne abgeschnitten hatte.
Ich habe dann noch sehr lange darüber nachgedacht, wie der vorhergehende Abend eigentlich hätte verlaufen sollen.

Braan
31.12.2001, 03:00
Das ist die traurigste Geschiechte, die ich je gehört habe.

Wer ist eigentlich Sheryl Crow?

Murmel
31.12.2001, 11:00
"Hello, Mrs. Crow, or can I say Sheryl, I like your blondlockwuschelmähne." - "Fuck off."

Nosch
31.12.2001, 12:51
Originally posted by Braan
Wer ist eigentlich Sheryl Crow?

Braan, diese Sheryl Crow ist jene, die Mitte der 90er den Riesenfehler machte, aus allen Lautsprechern des Erdenrunds zu verkünden "All I Wonna Do Is Have Some Fun", worauf alle Menschen dachten, Sheryl HÄTTE Spaß und fröhlich über die Tanzböden hoppelten. Dabei erzählt der Song von Billy, der mit ihr in der Bar sitzt und wahrscheinlich niemals im Leben Spaß hatte.
(Ohgott, womöglich war der finstere Typ im Kumpelnest dieser BILLY...)

Braan
31.12.2001, 17:02
> "All I Wonna Do Is Have Some Fun"


Schade. Unter "Sheryl Crow" hätte ich ja eher eine Art Rocksängerin erwartet.

DonDahlmann
31.12.2001, 17:13
Da kamen so ein paar total lässige Jeansjungen...

Früher hieß das hier Jeansboys, aber das waren auch noch andere Zeiten...

DerCaptain
01.01.2002, 04:21
Ganz andere Zeiten....

Braan
01.01.2002, 06:13
Jetzt habe ich den ganzen Tag dieses dumme Lied nicht aus dem Kopf gekriegt. Mein Silvester 2002 hatte ich mir anders vorgestellt.

paule9999
01.01.2002, 10:15
Originally posted by Braan
Schade. Unter "Sheryl Crow" hätte ich ja eher eine Art Rocksängerin erwartet.

Mir gefällt es, wenn manchmal Erwartungen nicht in Erfüllung gehen. Ich kenne Sherryl Crow, seit sie Mississippi eingespielt hat. Dann kenne ich eine Live Aufnahme von "The Weight", na wenn das nicht rockig ist. Das Neueste, was ich von Ihr vor Kurzem gehört habe ist "Long Gone Lonesome Blues" auf dem Hank Williams Tribut-Album, da lässt sie in echter Country Manier die Stimme hüpfen, wie es Hank selbst getan hatte.

Hier hat vor einigen Jahren eine Musikerin die Szene betreten, die man nicht in eine Schublade stecken kann, das ist großartig. Herr Nosch, ich bedaure, daß Ihr Abend nicht anders abgelaufen ist.

Für einen Neueinstieg waren auch die Reaktionen der Stammis (Abkürzung absichtlich für Kathrin Passig eingefügt ) bislang recht harmlos, also hat ihnen die Geschichte scheinbar gefallen.

Pretextat Tach
01.01.2002, 12:40
Mit Sheryl Crow würde ich auch gerne mal in ein Waschbecken schiffen... Diese Stimme! Viel besser als unsere "Stimmen" hier.

Während wir so schiffen, wäre es schön, sie "Happy Birthday" singen zu hören.
Nosch, mit Verlaub, Sie dürften eine echte Pfeife sein, sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen! Sie treffen SIE, obendrein noch mit schweigsamer und langweiliger Begleitung! Der liebe Gott hat Ihnen eine Rennstracke hinasphaltiert, und Sie würgten gleich am Start den Motor ab. Das ist wirklich eine traurige Geschichte!

Pretextat Tach
01.01.2002, 12:45
@ Braans Profil: ich kann gut glauben, dass das nicht von Oscar Wilde ist, denn der hätte die beabsichtigte Aussage grammatikalisch richtig formuliert :-)

Braan
01.01.2002, 20:16
Das ist absolut richtig. Es müsste heissen:

"Im Licht thront der Potentat, inmitten Champagner und fruchtbares Weizen."

Und der Potentat, leibhaftig, drumrum.

graumauser
02.01.2002, 20:07
"Der liebe Gott hat Ihnen eine Rennstracke hinasphaltiert, und Sie würgten gleich am Start den Motor ab".

Für diese Parabel müsste ich dich eigentlich küssen......wenn ich keine Ohren hätte, täte ich im Kreis grinsen.....

g.

chuck
04.01.2002, 10:51
Ich musste den ersten Satz dreimal lesen, bis ich den seltsamen Kommunikationsweg begriffen hatte. Auch ich habe mehrmals vor USA-Reisen davon geträumt, Cheryl Crow zu begegnen. In diesen Träumen war ich seltsamerweise davon überzeugt, dass Frau Crow sonntagsnachmittags in Half Moon Bay/CA anzutreffen sei. Ich sah sie mal beim Hurricane-Festival in Scheeßel: Sie war bezaubernd. Das vom Rammstein-Fanclub mit Ausdauer gebrüllte "Hau ab, du Fotze" hat sie nicht verstanden, glaube ich.

Die Band hat den Sonderpreis für stilvolles Equipment verdient: Fast nur Telecaster, keine neuer als 1969, tolle Farben. Hammond mit altem Leslie-Rotor-Kabinett. Verschlissene Mini-Amps.

Ein schönes Erlebnis bei dem Festival war der Auftritt von Neneh Cherry: sie machte einen begeisterten Stage Dive, und das Publikum trat höflich zur Seite. Noch auf dem Boden liegend murmelte sie ins drahtlose Mikro: "Next thing I'll do is a fucking diet".

Headliner war INXS, eins der letzten Konzerte.

Chavez
04.01.2002, 12:07
Das gleiche line-up traf sich '97, am selben Wochenende wie Scheeßel, anläßlich des Rockpalast-Festivals auf der Loreley, (Rammstein jedoch ersetzt durch die Simple Minds in fast Original-Besetzung). Das Gebaren der Künstler war dort ähnlich.

Während Sheryl Crow sich auch im Backstage-Bereich freundlich und zuvorkommend den an der Steinmauer über dem Rhein herumlungernden Pressefotografen stellte und sich gut gelaunt ablichten ließ, verhüllte Neneh Cherry schon beim Hinabklettern ihr rundliches Geicht und nuschelte hinter einem Schal hervor: "No pics now, I'm so fuckin' fat and look like a potato!" Treffender Vergleich, jedenfalls an dem Tag. Zu ihrer Verteidigung: Das war direkt nach ihrem Auftritt, sie war verschwitzt und ihr Make-Up derangiert.

Interessant übrigens der äußerst frische und dynamische Gig von INXS. Mike Hutchence hatte ich seit Jahren nicht mehr so gesund aussehend und - ja, lebensfroh und positiv erlebt, er schien stocknüchtern zu sein und sang sehr gut. Deshalb kann ich mich immer noch nicht recht mit der Selbstmord-Theorie nach seinem Tod einige Monate später anfreunden und mutmaße eher den auch vieldiskutierten Sex-Unfall. Obwohl es natürlich müßig ist, darüber noch zu spekulieren.

Die Rockpalast-Crew ließ aus unerfindlichen Gründen sämtliche Bands Backstage mit einem überdimensionalen Kamm posieren, einige Fotos davon hier:

http://www.rockpalast.de/schatz/loreley97/l_fotos1.html

Braan
30.01.2002, 00:48
Tatort Tate Gallery (die neue); klar: Sonntag. - Ich lief, aus einem der Ausstellungsabschnitte kommend, in Richtung Rolltreppe, als mir eine relativ kleine, weibliche Person mit zwei lustigen, mehr am Hinterkopf denn zur Seite angebrachten Zöpfen entegegenkam und mir weniger ob ihrer Haarpracht, denn auf Grund ihres hübschen Gesichts auffiel. Ich drehte mich anerkennend nach ihr um und steuerte weiter westwärts, als mich meine Begleitung aufgeregt fragte, ob ich denn nicht "diese Popsängerin" gesehen hätte; sie käme einfach nicht auf den Namen. Ich drehte mich um und ging wieder zurück in die Halle mit den Bildern, unauffällig nach einem bekannten Gesicht Ausschau haltend, doch wieder fiel mir niemand ausser der beschriebenen Person auf. Ich kehrte zu meiner Begleitung zurück; nein, ich sähe niemanden, oder meinte sie etwa die Frau mit den exzentrischen Zöpfen? Ja, genau die, und sie käme immer noch nicht auf den Namen. Die einzige Popsängerin, deren Namen ich zu kennen glaubte und nicht Britney Spears war, denn die war nun definitiv nicht da, war - angeregt durch eben diese Diskussion - Sheryl Crow, doch nun war ich es, der nicht auf den Namen kam und so fragte ich, mich nun vollends der Ahnungslosigkeit hingebend "Alanis Morissette?", denn das war die andere Popsängerin, der ich in diesem Augenblick weder Lied noch Gesicht zuordnen konnte, und meine Begleitering war begeistert, denn um genau die handelte es sich. So war das, und mehr ist leider auch nicht passiert. Aber ein sehr schönes Museum ist es, dieses Modern Tate, und anscheindend nicht bar jeglicher Prominenz -

DerCaptain
30.01.2002, 02:02
Das Modern Tate ist geil, allein der dritte Stock mit den Stühlen...

...tatternd ab...