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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rowohlt, Harry (optische Täuschung)



Florian Brendel
28.12.2001, 13:09
Hamburger Stadtprominenz warb vor ein paar Jahren für den guten Zweck. Ab Brusthöhe abgelichtet und nahezu lebensgroß blickte sie für das ansässige Obdachlosenmagazins »Hinz & Kunzt« von den Plakatwänden. Dazu ein mal mehr mal weniger knackiger Spruch. Harry Rowohlt versuchte sich beispielsweise in einer Parodie der fast vergessenen Jägermeisterwerbung (»Ich lese Hinz & Kunzt, weil ich keinen Jägermeister mag«, oder so ähnlich). Nicht so richtig zündend.
In der Zeit dieser Kampagne fiel mir in den Großen Bleichen auf Höhe des Alsterhauses eine merkwürdige Person auf. Diese stand etwas derangiert vor dem Hintereingang des Kaufhauses und wandte mir den Rücken. (Sonst stand hier meistens ein dubioser silberner Roboter. Robi, oder so, der mit der Zeit zunehmend menschelte und auf Papptafeln eine Freundin suchte.) Der Mann fiel auf, da er mit dem Gesicht direkt vor der gläsernen Seitenwand des Eingangs stand. Eine seltsame Art sich zu verbergen, dachte ich mir, denn alle Besucher des Kaufhauses laufen so an ihm vorüber, auch wenn die wenigsten den Blick zur Seite drehen werden.
Dies aber wollte ich nun tun. Ich betrat das Alsterhaus und wendete mich kurz im Vorbeigehen nach rechts. Der folgende Eindruck war so kurz wie verwirrend:
ZeitlupeMeine Augen gleiten hinter der Glasscheibe an der bartbewuchernden Jeansjacke von Harry Rowohlt hoch und streifen kurz seinen Blick. Für einen kurzen Moment denke ich das »Hinz & Kunzt«-Plakat zu sehen. Leibhaftig und dreidimensional? Ich gehe weiter. Leider schon Millisekunden später werde ich der optischen Täuschung gewar. Ich stehe lächelnd in der Konfektabteilung.

Walter Schmidtchen
28.12.2001, 18:18
Nur so zur Info:
Harryrowohlt hat an der Jaegermeisterkampagne mitgetextet

Ruebenkraut
28.12.2001, 20:49
@Tex: Frage nur so zur Info: Hat nicht Hinz und Kunz an der Jägermeister-Kampagne mitgetextet? Gab es nicht damals einen Hunni auf die Hand, wenn man einen Vorschalg machte, der dann gedruckt wurde?

Walter Schmidtchen
28.12.2001, 22:55
Stimmt, spaeter dann, aber ich glaube, er hat sie kreiert, oder mitkreiert, hat er mir jedenfalls mal erzaehlt

Florian Brendel
29.12.2001, 00:43
Pooh, wie ernüchternd. Meine erste Geschichte und schon ist jemand mit dem Paparazzten bekannt. Nächstes Mal schreibe ich über Angela Merkel, die hat hoffentlich weniger Freunde.

Ruebenkraut
29.12.2001, 02:25
Anglea? Die kommt gleich zu mir zum Essen.

Florian Brendel
29.12.2001, 15:29
Jaja, nachts um halbzwei. Obwohl Angela tagsüber schon leicht übernächtigt wirkt.
Ich begegnete ihr nämlich wirklich und ungelogen im letzten Jahr. Ich füge das hier mal kurz an, weil wieder ein Kaufhaus Handlungsort war. Genauer gesagt das Kulturkaufhaus Dussmann. Dieses gehört Peter Dussmann, ein schwäbisches Unternehmerwiesel, der mit allen Tricks und Finten gegen das Ladenschlußgesetz ankämpft. So auch an diesem Adventssonntag. Sein Laden roch nach Zimt und Nelken und man verstand kaum sein eigenes Wort, was mit Peter Dussmanns Trick zusammenhing. Er lud uns Berliner zu einem besinnlichen Weihnachtskonzert mit einem Riesenchor. Nebenbei kann und darf man dann ein bisschen einkaufen.
In diesem Gewimmel entdeckte ich Angela Merkel, die hastig in der Geschenkpapier- und Notizblock/Tagebuchabteilung agierte. Also auf politisch neutralem Terrain. Es ist sicher schwer für sie Belletristik oder gar ein Sachbuch zu erstehen und dabei hämisches Reindeuteln auszuschließen.
Bemerkenswert war außerdem, dass außer mir sie wirklich niemand erkannte. Sie ist unglaublich unscheinbar. Angela Merkel ist die Blaue Mauritius unter den Prominenten, ein Glückspilz wer sie entdecken darf.