GabrieleGabriel
25.12.2001, 14:55
Eines unbesonderen Mittwochnachmittags im grauen November des Jahres 2001 wandere ich auf dem Bahnsteig 5 a/b des Hamburger Hauptbahnhofs her und hin. Ich warte auf den ICE, Abfahrt 16:00 Uhr, Richtung Berlin, Bahnhof Zoo. Ziemlich wenig Leute auf dem Bahnsteig. Ich stoppe im schicklichen 1,5-m-Abstand neben einem riesigen dicken Mann mit Aktentasche. Welch ein Orson Welles, denke ich und starre gebannt nach oben. Das Gesicht, das kennst du doch? Woher kennst du den bloß? Orson Welles hat ein elektrisierend intelligentes Gesicht, jugendlich, ein bisschen Putte, schwarze kurze Ölhaare. Imposant! Orson Welles merkt, dass ich ihn anstarre. Er zuckt kurz irritiert und entschließt sich, mich ebenfalls anzustarren. Der ICE fährt ein. Orson Welles stapft hinein. Gegen die Fahrtrichtung lässt er sich nieder und nimmt fast zwei Sitze ein. Ich setze mich in Fahrtrichtung in schicklichem Abstand. Lediglich die erstaunlichen Pranken, die die ZEIT halten und ein weißes Oberhemd über prallem Oberkörper leuchten durch die Sitzreihen. Ich komme aus dem Grübeln nicht heraus. Wo bin ich Orson Welles schon mal begegnet?
Der ICE fährt in Berlin Zoo ein. Orson Welles hat sich erhoben, das Jackett angezogen und das Abteil verlassen. Ich verlasse auch das Abteil. Da steht er allein in der Nähe des Ausstiegs. Und guckt. Ich stehe da nun auch, allein, und gucke weg, Orson Welles hat mich glatt in Verlegenheit gebracht. Doch einmal, da drehe ich mich noch mal halb. Orson Welles starrt mich unverwandt an. Und kaut Kaugummi! Der Zug hält. Orson Welles, Mantel überm Arm rechts und links die Aktentasche, steigt aus. Hinterausgang, bestimmt gleich zum Taxi. Ich befinde mich in Paralyse und verlasse Bahnhof Zoo zum Vorderausgang.
Irgendwann würde ich wissen, wer er war. Irgendwann. Nur wann? Und vielleicht doch nie? Sonntagabends, vier Tage später. Ich liege mit der frisch erschienenen Depressionslektüre SPIEGEL zu Bett. Seite 27! Mich trifft der Schlag! Orson Welles! Weißes Hemd überm prallen Bauch, die schwarzen kurzen Ölhaare, das intelligente jugendliche Puttengesicht!
Liebe Leserschaft, es war, halten Sie die Luft an, der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel! Hätte ich’s doch bloß gewusst! Ich heiße nämlich Gabriele. Ich hätte zu ihm gesagt: „Wenn ich Sie heiraten würde, dann hieße ich Gabriele Gabriel!“ Nur kurze Zeit später hätte ich mit ihm in der Hotel-Bar gesessen und Rotwein getrunken! Politiker sind doch einsam!
Aus, der Traum, vorbei, zu spät!
Wenigstens hier darf ich verbleiben
mit den besten Empfehlungen Gabriele Gabriel
Der ICE fährt in Berlin Zoo ein. Orson Welles hat sich erhoben, das Jackett angezogen und das Abteil verlassen. Ich verlasse auch das Abteil. Da steht er allein in der Nähe des Ausstiegs. Und guckt. Ich stehe da nun auch, allein, und gucke weg, Orson Welles hat mich glatt in Verlegenheit gebracht. Doch einmal, da drehe ich mich noch mal halb. Orson Welles starrt mich unverwandt an. Und kaut Kaugummi! Der Zug hält. Orson Welles, Mantel überm Arm rechts und links die Aktentasche, steigt aus. Hinterausgang, bestimmt gleich zum Taxi. Ich befinde mich in Paralyse und verlasse Bahnhof Zoo zum Vorderausgang.
Irgendwann würde ich wissen, wer er war. Irgendwann. Nur wann? Und vielleicht doch nie? Sonntagabends, vier Tage später. Ich liege mit der frisch erschienenen Depressionslektüre SPIEGEL zu Bett. Seite 27! Mich trifft der Schlag! Orson Welles! Weißes Hemd überm prallen Bauch, die schwarzen kurzen Ölhaare, das intelligente jugendliche Puttengesicht!
Liebe Leserschaft, es war, halten Sie die Luft an, der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel! Hätte ich’s doch bloß gewusst! Ich heiße nämlich Gabriele. Ich hätte zu ihm gesagt: „Wenn ich Sie heiraten würde, dann hieße ich Gabriele Gabriel!“ Nur kurze Zeit später hätte ich mit ihm in der Hotel-Bar gesessen und Rotwein getrunken! Politiker sind doch einsam!
Aus, der Traum, vorbei, zu spät!
Wenigstens hier darf ich verbleiben
mit den besten Empfehlungen Gabriele Gabriel