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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Binoche, Juliette (und ich)



christoph
09.12.2001, 13:03
...sind uns nie begegnet, aber immerhin habe ich ihren kleinen Bruder kennengelernt. Zumindest glaube ich das. Es war in einer Jugendherberge in New Orleans, es war November, und nach dem Abendessen trudelten die Gäste nach und nach in dem nicht allzu großen Gemeinschaftsraum unterm Dach ein. Draußen wars kalt, drinnen wars warm, und in jenem holzgetäfelten Zimmer fand sich eine buntscheckige Runde zusammen. Da waren zwei Japaner,
-- hier stand bis 19 Uhr ein schlechter Japaner-und-Ossi-Witz --
drei Schweden, zwei Israelis, einige Kids unbekannter Nationalität, ein Amerikaner, ein Franzose und ich. Lingua franca, wie es sich bei solchen Gelegenheiten gehört, war Englisch.
Wie nun jeder weiß, haben die Franzosen damit meist ein Problem. Dieses Problem besteht darin, daß sie kein Englisch können. Auch der unter uns anwesende Franzose litt unter dieser, tja, wie soll man sagen, Veranlagung? - um genau zu sein, sprach er natürlich ein paar Worte Englisch, aber nicht genug, um am allgemeinen Gespräch teilhaben zu können. So war es mir vorbehalten, meine Französischkenntnisse hervorzukramen, mit ihm zu plaudern und bisweilen den anderen zu übersetzen.
Es stellte sich heraus, daß der junge Mann Hubert hieß, 18 Jahre alt und der kleine Bruder von Juliette Binoche war. Meine Begeisterung ob dieser Tatsache wurde durch den Umstand geschmälert, daß ich sie mit niemandem teilen konnte, denn außer mir hatte keiner der Anwesenden den Namen der ätherischen Diva des französischen Films jemals gehört. Das gab mir allerdings die Möglichkeit, ungestört von fremder Neugier Details aus dem Privatleben der Binoche zu erfragen. Es stellte sich heraus, daß die Familienverhältnisse schwierig gewesen waren; Hubert hieß mit Nachnamen nicht wie sie, weil ihr gemeinsamer Vater... oder die Mutter... trotzdem waren sie gemeinsam aufgewachsen, soweit man das im Rahmen eines derart großen Altersunterschieds sagen kann.
Leider muß ich gestehen, daß Hubert nichts Pikantes zum Besten gab, was wohl auch daran lag, daß mir nicht die richtigen Fragen einfielen. Denn, und bitte dreht mir daraus keinen Strick, ich kann Juliette B. und die Filme, in denen sie spielt, eigentlich nicht besonders leiden. Für mich ist sie eine von den Figuren, die man als auch nur ansatzweise cineastisch Interessierter kennen muß, um wenigstens sagen zu können, warum man sie nicht mag.
Hubert jedenfalls war seines Zeichens Klarinettist. Und zwar ein verdammt guter. Er war nach New Orleans gekommen, um hier den Jazz zu lernen - und viel bessere Orte, um das zu tun, gibt es nicht auf der Welt. Hubert hatte sein Instrument stets bei sich, und außer ihm hatten das noch einer der anwesenden Japaner sowie der Amerikaner. Letztere waren allerdings nicht mit Klarinetten, sondern mit Gitarren bewehrt, und schon während meiner Konversation mit Hubert hörte man das eine oder andere Zupfen und Schrammeln aus ihrer Ecke.
Binnen Minuten war das Dachzimmer in eine Swing-Session getaucht. Zweie klampften, einer klarinettierte, der Rest wippte und trank kalifornischen Rotwein aus dem Liquor Store an der Ecke Charles Street. Draußen wars kalt, drinnen wars warm, und über uns stand der silberne Mond des Südens und schien hernieder auf prominente und nichtprominente Menschenkinder sowie deren Anverwandte.
Die Mühe, einen näheren Blick auf Juliettes Familienverhältnisse zu werfen, habe ich mir nie gemacht. Hubert konnte so süß Klarinette spielen - niemals, niemals hätte er gelogen.
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(Beitrag wurde von christoph am 11.12.2001 um 18:56 Uhr bearbeitet.)

chuck
10.12.2001, 22:18
Schiebt das schwere Eisentor auf, ein Lichtstrahl fällt in die leere Halle, darin schwebt träge Staub. Räuspert sich.
Hallo? Haaaloooo! Da schmort die Geschichte schon einen halben Tag und wurde zwischendurch noch geschliffen, und niemand ist hier. Ist doch irgendwie atmosphärisch dicht, oder? Die Rührung im Angesicht des Binoche-Bruders irgendwie besonders? Nun denn.
Hustet, stemmt sich gegen das Tor, das krachend ins Schloss rollt. Betrachtet die öligen Hände, kopfschüttelnd ab.

(Beitrag wurde von chuck am 10.12.2001 um 21:21 Uhr bearbeitet.)

Herr Cohn
10.12.2001, 23:51
knipst den Rechner an, sieht Christophs schöne Abendschwüle aus New Orleans, erinnert sich, schon gestern das mit Freude gelesen zu haben und bloß zu schüchtern zu einer ersten Antwort gewesen zu sein, gibt Chuck Recht und liest nochmal den Satz 'draußen war's kalt, drinnen war's warm' ehe er den Rechner ausmacht und sich ins kühle Bett legt.
(Beitrag wurde von Herr Cohn am 10.12.2001 um 22:52 Uhr bearbeitet.)

Manfred Mustermann
11.12.2001, 12:14
ich mag keine geschichten, in denen 'billiger Rotwein' getrunken wird, auch wenn er aus dem sagenhaften 'Liquor Store an der Ecke Charles Street' gewesen ist.
aber sonst ok.

christoph
11.12.2001, 14:14
Völlig richtig. Der billige Rotwein ist mir selber sauer aufgestoßen. Habs geändert. Solche Klischees können die ganze Atmosphäre verderben.
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Murmel
11.12.2001, 14:26
Ich mag keine Geschichten, in denen 'kalifornischer Rotwein' getrunken wird. Klingt so billig.
Ansonsten okay, obwohl Hubert ein sehr merkwürdiger Name für einen Franzosen (Übähr) in den U.S.A. (Hjubörd) ist.

christoph
11.12.2001, 14:47
Verdammt!

Aporie
11.12.2001, 15:55
Hubert ist als Vorname in Frankreich sehr häufig anzutreffen.

Mike Hammer
11.12.2001, 16:35
Ich mag keine Geschichten, in denen Frankreich vorkommt.

Murmel
11.12.2001, 16:39
Vermutlich besteht ein Zusammenhang zwischen Beliebtheit eines Namens und der Unaussprechlichkeit. Sollte man vielleicht in einem großen Programm alle Zonen-Renés mit den Huberts aus Frankreich austauschen?

christoph
11.12.2001, 16:42
Lieber die Silvios und Enricos. - Hat euch schon mal jemand gesagt, daß ihr allesamt große Spinner seid?

Lustiger Dreschebaer
11.12.2001, 16:51
kommt hektisch auf seinem Einrad hereingesaust, stürzt, rappelt sich wieder auf
Joh! Öch! Öch! Öch hab dös schon imma gesahgt! Spinna! Allös Spinna!
drischt christoph anerkennend auf die Schulter. Leider etwas zu fest.

christoph
11.12.2001, 16:59
Schlüsselbein: *knacks*
christoph: *heul* Ich opfer mich echt auf dafür, euch ein bißchen was Warmherziges aus dem Binoche-Clan zu vermitteln, und ihr...

Goodwill
11.12.2001, 17:07
Ich kenne jemand, dessen Bruder schon mal Juliette Binoche getroffen hat. Und nun schwanke ich. Soll ich das jetzt hier posten? Lieber einen eigenen Strang aufmachen? Ist dieser Bruder überhaupt eine Geschichte wert?
Im Grunde ist die Story von Hubert in der Jugendherberge natürlich grundsolide erzählt. Aber ohne seine Schwester und vor allem ohne ÈPikantesÇ ist er hier leider nur so viel wert wie jeder x-beliebige Flötenspieler zwischen Metz und Aix. Also verdammt wenig.
Wenn so Aufzählungen kommen wie Èzwei Japaner, drei Schweden,...Ç dann erwarte ich übrigens als Leser, dass mit denen noch was passiert. Getreu der Devise eines russischen Schriftstellers (ich glaube, es war Dostojewski), der über seine Beschreibungen sagte: Wenn da zwei Pistolen an der Wand hängen, dann müssen sie auch schießen. Ich finde zwar nachträgliche Änderungen fies. Aber kannst Du nicht noch irgendwo einen stimmigen Japaner-Witz einbauen?

christoph
11.12.2001, 17:23
Ich arbeite hart an mir. Weitere Wünsche?

Manfred Mustermann
11.12.2001, 17:50
lass dir nich vereiern!
vorname ok, rotwein verbessert, geschichte gut so.
poser goodwill wollte nur sein schickes dostojewskizitat an den mann bringen.
ich glaub ich mag keine stränge, in denen premiumsatzverdreher murmel clausen vorkommt. immer wieder das gleiche.
also christoph, you made my day. fondly manfred

honz
11.12.2001, 18:04
Mustermann, also ich weiß nicht, ihr Urteil über Schuhe ist in der Regel sicherer als ihr letztes.

Elpenor
11.12.2001, 18:26
Das mit den Knallgeräten ist eine Inszenierungsregel von Stanislawski: wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, muß es mindestens im dritten losgehen.

Graf Berghe von Trips
11.12.2001, 18:33
Nein, das ist ein Zitat von Tschaikowsky: 'Wenn im Orchester eine Pauke steht, will sie meistens auch bezahlt werden.'

christoph
11.12.2001, 18:40
Also wieder raus mit dem bescheuerten Japanerwitz, der in Wirklichkeit ein Ossiwitz ist? Oder was?

Elpenor
11.12.2001, 19:01
Oistrach hingegen pflegte zu sagen: 'Nur weil man für einen ganzen Bogen bezahlt hat, muß man nicht auch den ganzen Bogen benutzen.'

graumauser
11.12.2001, 19:10
Nun gut. Hier also noch ein Witz zum Feierabend, nicht aus New Orleans und nicht über Japaner.

Ein Mann hat sich in der Bar betrunken, und als er seinen Geldbeutel aus der Innentasche nimmt, bewegt sich etwas im Jacket. Neugierig fragt der Wirt, was der Mann den für ein Tier mit sich herumtrage. Der Gast antwortet: 'Kein Tier. Das ist mein 28cm großer Simmel'. Er fasst in die Tasche und tatsächlich präsentiert er einen original Johannes Mario Simmel im Miniaturformat, der auf Kommando Zuckerwürfel hinter den Tresen schießt und aus seinen Werken rezitiert.
Der Wirt ist begeistert: 'Wo hamsen den her?' 'Na vom Wunderbaum', antwortet der Gast, 'der auf ihrem Hof steht!' 'Was, die olle Buche ist ein Wunderbaum?' 'Klar, jeder der den Stamm anfasst darf sich etwas wünschen.' Der Wirt ist nicht mehr zu bremsen. Er stürzt aus der Bar, rennt zum Baum, fasst an den Stamm und schreit: 'Ich will dreißig Millionen in kleinen Scheinen!' Da regnet es Ferkel mit Zitronen im Mund. 'Was ist das?', will der entsetzte Wirt wissen und der Gast antwortet ihm: 'Das sind wohl dreißig Zitronen in kleinen Schweinen. Meinen Sie etwa, ich hätt' mir einen 28 Zentimeter langen Simmel gewünscht?'
g.

Graf Berghe von Trips
11.12.2001, 19:24
Jochen Rindt erwiderte dem Russen einst: 'Nur weil ein Rennen 63 Runden hat, heißt das noch nicht, daß ich auch 63 fahre.'
(Ergänze: Es könnte sein, daß ich vorher verunglücke.)

Jochen Rindt
11.12.2001, 19:27
Deshalb sagte Dostojewskij ja auch: Tolstoi ist scheiße, ohne Wenn und Aber.

Graf Berghe von Trips
11.12.2001, 19:29
Überliefert ist lediglich Tolstois Replik: 'Wenn Dostojewskij im ersten Akt an der Wand hängt, wird er spätestens im dritten runterfallen.' (Wegen Körpergewicht!)
(Beitrag wurde von Graf Berghe von Trips am 11.12.2001 um 18:32 Uhr bearbeitet.)

Jochen Rindt
11.12.2001, 19:35
Das ist jedoch nur eine Verballhornung des Lermontowschen: Wenn Puschkin im ersten Akt an der Wand hängt, dann stimmt mit der Inszenierung was nicht.

honz
11.12.2001, 19:44
Isaac Stern meinte dazu: 'Wenn im Publikum gehustet wird, ist der Musiker schuld.'
ein Witz (Zugabe):
Kommt ein St. Pauli-Fan in eine Kneipe, sitzen da drei Typen mit weiß-blauen Schals, sagt der St. Pauli-Fan zu den Typen: 'Ey , ich kenn einen guten HSV-Witz.'
Dreht sich der eine um und sagt: 'Ey,nu pass mal auf, wir sind alles HSV-Fans hier, ich bin Boxer, Manne kann Karate, und Stulli hier wiegt 150 Kilo.'
Sagt der St. Pauli-Fan, 'ok, dann lass ich's liber , ich erklär' den Witz doch nicht drei Mal.'

honz
11.12.2001, 19:53
Graue Maus, dein Simmel-Witz ist wirklich 1A, ich muss jetzt noch lachen.

christoph
11.12.2001, 19:55
Damit ists entschieden. Der Japaner-Witz fliegt. Hat schon jetzt viel Unheil angerichtet.

vir
11.12.2001, 19:57
Nein, das ist ein Zitat von Jaruselski: 'Wenns beim ersten mal nicht klappt, muss man ja nicht gleich einen Aufstand machen'.
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Ultra posse nemo tenetur

Manfred Mustermann
12.12.2001, 10:39
mercy, graumaus, erbarmen honz.
wolfgang koeppen hat einmal über derartige scherzchen gesagt:
man sah vor lauter bart den witz nicht mehr.
also bitte. gerade von dir, honz, ick muss mir sehr wundern.

graumauser
13.12.2001, 01:29
Na, irgendwer kennt den Witz doch immer. Das liegt in der Natur der Sache, aber wegen des einen Wissenden sollen die anderen doch Spaß haben dürfen, oder.
Lieber Mustermann, kennen Sie den von der äußerst gutaussehenden Dame, die - in ein enges Cocktailkleid gewandet - in selbige Bar geht, sich ein Glas Champagner bestellt, und dieses in den Rücken ihres Kleides schüttet? Der Barmann staunt, die Dame bestellt ein weitere Glas, und schüttet dies ebenfalls hinten in ihr Kleid. Der Barkeeper fragt höflich, was es damit denn auf sich habe, und die Dame antwortet grinsend:
Kennen Sie den? Oder soll ich ihn fertigerzählen?
g.

slowtiger
13.12.2001, 01:41
Wenn beim ersten Akt der Simmel schießt, kriegt man im dritten Akt kleine Schweine?
Nein. Ich kriegs einfach nicht hin.

Manfred Mustermann
13.12.2001, 01:41
hm, grummel, nee, kenn ich nich
aber was ist selbige bar? kleiderbar? äußerstbar? damenbar?
sonderbar (HAHAHA)
na los, graumauser, los, weiter, machen sie schon, ich geb klein bei ...

graumauser
13.12.2001, 01:41
Lieber Mustermann, nur für Sie:
Die äußerst gutaussehenden Dame betritt Samstagabend die Frankfurter Bar, die aus dem vorigen Witz noch in Erinnerung ist. Sie ist in ein enges Cocktailkleid gewandet, das ringsherum sehr tief ausgeschnitten ist. Sie setzt sich an die Reling, und bestellt ein Glas Champagner.
Dieses schüttet sie in den Rücken ihres Kleides.
Der Barmann staunt; die Dame bestellt ein weiteres Glas, und schüttet dies ebenfalls hinten in ihr Kleid.
Der Barkeeper fragt höflich, was es damit denn auf sich habe, und die Dame antwortet grinsend:
'Isch hab' grad' im Loddo gewonne, unn des is des aanzische Arschloch, mit dem isch teile tu.....'
g.

Manfred Mustermann
13.12.2001, 01:41
graumauser, du hast deinen guten ruf wieder hergestellt.
der war schon ein anschlusstreffer.
vielen dank und noch einen guten abend.
ich geh jetzt erst mal ein glas champagner trinken ...
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Harald Schmidt: 'Haben Sie mit Drogen Erfahrungen?'
Christian Kracht: 'Nein, keine.'

christoph
13.12.2001, 01:41
...schon erstaunlich, was man so alles zu Juliette B. und ihrem Bruder sagen kann!

Juri
17.12.2001, 22:57
Ein Lehrer meines Vaters sprach: 'Wegen einer Zigarre braucht man nicht den ganzen Laden aufzumachen.'
Der Latz meines Vaters Lederhose stand offen.
War das unauffällig genug gewuchtet, Christoph?

DerCaptain
18.12.2001, 02:03
Yep!
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standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

Heinzel
18.12.2001, 03:35
http://members.tripod.de/greycouncil/HerrGenista.jpg

Manfred Mustermann
18.12.2001, 14:55
wieso tut er su?
kan nit verstan.

Walter Schmidtchen
19.12.2001, 20:27
Der Bruder von Juliette Binoche sieht ein bisschen dem Herrn Genista aehnlich, das macht sie mir ein bisschen sympathisch.

Walter Schmidtchen
19.12.2001, 20:29
Das was da aus dem Aermel von dem Bruder von Juliette Binoche ragt, sieht aus wie ein Knie.

Herr Cohn
20.12.2001, 00:33
Ë propos, Elli Kny ist wieder da!

Herr Genista
22.12.2001, 00:42
Huch.