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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Herzog, Roman (ist glücklich)



raymond
20.11.2001, 00:44
Es muss 1998 gewesen sein, aber vielleicht irre ich mich da auch. Auf jeden Fall hiess der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Roman Herzog. Ich weilte in London zu einer Zeit in der mir London am besten gefällt, nämlich im Dezember. Im Sommer ist das Wetter meistens zu schön um wahr zu sein. In jenem Dezember war es gerade richtig. Kalt, eisig, sogar ein wenig neblig. Um die Mittagszeit, lichtet sich der trübe Tag etwas, so dass man Canary Wharf erkennt, wenn man dies will. Ich richtete meine Schritte von Westminster Abbey in Richtung Parlament, nicht um dieses zu besichtigen sondern um zur nächsten U-Bahn zu gelangen.
Plötzlich wird einem der Weg versperrt, gleich modernen Herolden, fahren etliche Motorräder aus der Ausfahrt heraus und lassen eingeübt den eben noch strömenden Verkehr ruhen. Nachfolgend eine großräumige beflaggte Limousine. Beim Herausfahren fällte der Blick in den Innenraum des Fahrzeugs. Der Repräsentant meines Landes sitzt darin mit einem Herrn und einer Dame (vermutlich Vertreter der englischen Gastgeber). Roman Herzog unterhält sich mit der Dame und macht den Eindruck eines wirklich glücklichen Menschens. Nein, ich habe nicht gewunken, es hat ja auch niemand herausgeschaut. Der Augenblick kam mir wie ein Bild vor. Trotz des öffentlichen Lebens ein kurzer Einblick in eine Privatheit. Wenn man Bilder von flämischen Malern anschaut, werden manchmal ähnliche Eindrücke wach.

(Beitrag wurde von raymond am 20.11.2001 um 21:05 Uhr bearbeitet.)

Yvonne Caldenberg
20.11.2001, 01:08
Ein kurzer Einblick in Privatheit? In eine Staatslimousine mit Eskorte?
Ich weiß ja nicht, was du dir unter Privatheit vorstellst. Es ist aber sicher nicht das, was ich mir darunter vorstelle.
'Gleich modernen Herolden, fahren etliche Motorräder aus der Ausfahrt heraus...'
'Gleich den Motorradeskorten des späten 20. Jahrhunderts rollten vor dem heranreitenden Heinrich VI. etliche Bläser ihre Banner aus und stießen ins Horn.'
Nein, auch so herum haut es nicht hin.
Aber mein geliebtes London ist schön beschrieben!

honz
21.11.2001, 20:24
Vielleicht ist das ja eine gute Stelle um endlich meine Geschichte mit Björn Engholm loszuwerden. Sie liegt mir wie eine Eimer Haferschleim im Magen, ich hasse sie so, sie ist so doof , mir fällt NICHTS dazu ein, aber ich kriege sie einfach nicht aus meinem Hirn, jedesmal wenn ich nachdenke, was ich noch für eine Pappengesachichte schreiben könnte, drängt sich mir auf 'du hast doch mal Björn Engolm in der Galerie d'Offay in London gesehen', ja und dann könnt ich schon wieder schreien. also sie geht so:
Ich war mit der Königin in London. Wir gingen in eine Vernisgae von Gerhard Richter in der Galerie d'Offay. Die Königin wollte dort eigentlich nur anfragen ob sie ein Interview mit Gilbert&George zu ihrer Benefizaktion 'For Aids' bekommen könnte. Unter den Gästen war auch Björn Engholm. Er sah genau so aus wie man ihn kennt, braun, mit Pfeife und einem Glas Rotwein.
Das wars. Das Interview wurde nichts.
Puuuuh, endlich, es ist weg.
Typs für London:
1. Mai
2. French House (Dean St.)
3. Lamb & Flag (?)
4. Tate Gallery (Turner)
5. Saatchi Gallery (Ölwanne)
6. Themse (Schiffe)

Yvonne Caldenberg
22.11.2001, 00:38
Hi honz,
schön finde ich, dass es in London eine Galerie gibt, die heißt wie ein black-american Schimpfwort für Weiße plus französischem Adeltitel.
Zu Engholm passt das, glaube ich, gut.

Ignaz Wrobel
22.11.2001, 14:22
Lamb & Flag sagt mir irgendwas. Ist das ein Pub?

honz
22.11.2001, 16:45
Ja. In der Nähe vom Leicester Square. Sie ist ein ziemlich ranzig, aber alles alt und aus holz, UND, sie ist sensationell zweigeteilt, in eine Art Ober- und Unterpub, das Oberpub ist etwas nobeler, man kann sich setzen, sie ist vom Unterpub durch eine Holzwand getrennt, der Tresen ist aber durchgängig, man kann auch in den anderen Raum sehen, aber man muß raus auf die Strasse, wennman von einem Raum zum anderen will.
Heißt es eigentlich der oder die oder das Pub? Und hat schon jemadn rausbekommen was pompatous in Bartholms bedeutet?
Yvy: heißt das Offay isat sowas wie 'nigger' für Weiße, das wäre ja sensationell, wo kommt das denn her?

Max DeRire
22.11.2001, 16:53
Wunderbar, foggy London stories.
'Ranzig, aber alles alt und aus Holz' passt hervorragend auch auf 12 Bar Club in der Denmark Street. Nettes Plätzchen zum Schwoofen und Geister zählen.
Schon mal besucht, Herr Honz?
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life«s a soup.

vir
22.11.2001, 20:23
Ich wurde am 19. Oktober 2001 vom Flughafen Sofia abgeholt. Auf der Autobahn zur Stadt war sehr wenig Verkehr aber auf dem Trennstreifen stand alle zwei Kilometer ein schlampig Uniformierter, die Waffe lustlos im Anschlag. Was das zu bedeuten habe, fragte ich meinen einheimischen Freund. Prinz Andrew habe den Umbau der englischen Botschaft eingeweiht, wurde mir beschieden. Und da kam er auch schon. Vorneweg wie ein Herold ein Motorrad, dahinter ein schwarzer Jaguar, dahinter ein schwarzer Mercedes. Das war alles.

p.S.:
1. Lou Pescadou, 241 Old Brompton Road
2. Indische (in Wirklichkeit pakistanische) Restaurants um Tooting Broadway
3. Kensington Gardens am Morgen
(Beitrag wurde von virchow am 22.11.2001 um 21:20 Uhr bearbeitet.)

James Dean Brown
22.11.2001, 20:37
Wenn honz so schnell über die Tastatur flattert, wird man ja praktisch gezwungen, genauso schnell zu lesen, und zwar: 'ziemlich ranzig, aber alles alt und aus honz'. Mist, auch das musste raus.

Paula Lavalle
22.11.2001, 22:39
wenn unsere großherzogin ihre kemenate verlässt und nach sandweiler zum aldi fährt kommt auch immer erst so ein herold, klopft mit seinem stab drei mal auf die erde, räuspert sich, spricht: 'test, test, eins, zwei, drei, test, mikroprobe'. dann ist die großherzogin und mit ihr der jaguar längst aus sandweiler retour und hat einen neune jogginganzug gekauft und eine packung aldi-frosties, die mag sie ganz besonders. ich mag ja mehr den herold. der hat eine total witzige mütze. dann wird auch die autobahn gesperrt, unter der die großherzogin hindurchfahren muss, um nach sandweiler zu kommen. aber leider steht nicht alle zwei kilometer ein uniformierter, weil so viele soldaten haben wir nicht, und einer von ihnen muss immer als herold herhalten...

Yvonne Caldenberg
23.11.2001, 00:55
Lieber honz,
zitier ich mal das Wörterbuch (am. Slang):
'Ofay (glg. auch 'offay') 'A white person' (derog.). Common negro use since c. 1925.
It has been suggested that this may be derived from Pig Latin 'foe'.

Tiffany Nudeldorf MD
23.11.2001, 01:00
So viele Soldaten haben Sie nicht, Frau Lavalle ? Sie haben doch wohl mehr Soldaten als Kilometer, oder !

Paula Lavalle
24.11.2001, 01:58
wir haben mehr sprachen als autobahnen...