Klede
17.11.2001, 00:26
Es ist schon ein paar Jahre her, meine Eltern hatten sich zur Pauschalreise nach Florida entschieden, es war wohl um Neujahr, da ich mich dunkel an eine sterbenslangweilige Sylvesterparty erinnere. Auf dem Hinflug fiel mir ein bleiches, in schwarz gekleidetes Paerchen auf, dass aus der Menge der bunten Touristen herausstach. Die beiden trugen ein in sich ruhendes Laecheln auf ihren Gesichtern und redeten nicht viel, beruehrten sich aber umso mehr. Sie waren verliebt. Beim Abflug hielten sie Haendchen, auf dass sie sich nah sind, sollte der letzte Moment nahen.
Zwei Wochen spaeter standen wir auf unseren Rueckflug wartend im Flughafen. Das Paerchen, immer noch gluecklich laechelnd war auch wieder da. Er trug den gleichen Anzug wie zwei Wochen zuvor, was ich besonders beeindruckend fand, da sich die Anzughose an der rechten Aussennaht aufzuloesen begann und den Blick auf sein bleiches Bein freigab. Beide besassen auch nach zwei Wochen Florida noch ihren aristrokratischen, schwindsuechtigen Teint.
Im Flugzeug sassen sie wieder haendchenhaltend nebeneinander. Das heisst, zwischen ihnen war die Gangway, darueber ihre Arme: eine Schranke der Liebe. Nach zwanzig Flugminuten drehte die Maschine auf einmal wieder um. Es wurde durchgesagt, dass wir sitzenbleiben sollten. Polizei betrat das Flugzeug und fuehrte einen braungebrannten lockigen Juengling in Handschellen ab, was von den immer noch buntgekleideten Touristen mit Klatschen begleitet wurde, dem Pack.
Es stellte sich heraus, dass der Abgefuehrte besoffen war und sich an den Stewardessen vergehen wollte. Die wollten ihn beruhigen und zum sitzen bringen, was er mit wirrem Gerede quittierte, in dem fatalerweise das Wort 'Bombe' vorkam.
Acht Stunden sassen wir im abgesperrten Flughafen fest. Um uns fluchende Familienvaeter, schlafende Kinder, heulende Muetter und sich langsam verziehendes hilfloses Flugpersonal. Dazwischen das bleiche Paerchen, das alles gelassen und ruhig aufnahm. Sie waren verliebt, was sollten sie sich schon um Flugsicherheit Gedanken machen? Das beruhigte mich. Der uebernaechtigte Pilot flog uns schliesslich nach Hause, wo Bild-Reporter uns Bilder von der Verhaftung abkaufen wollten, die Schweine.
Eine Woche spaeter sah ich einen Bericht ueber den mittlerweile im Gefaengnis sitzenden Juengling. In der Hand hielt ich die neue CD der Einstuerzenden Neubauten, im Booklet ein Foto der Gruppe, unter ihnen der bleiche Mark Chung, der mit seiner Partnerin so geduldig im Flughafen gewartet hatte.
(Beitrag wurde von Klede am 16.11.2001 um 23:36 Uhr bearbeitet.)
Zwei Wochen spaeter standen wir auf unseren Rueckflug wartend im Flughafen. Das Paerchen, immer noch gluecklich laechelnd war auch wieder da. Er trug den gleichen Anzug wie zwei Wochen zuvor, was ich besonders beeindruckend fand, da sich die Anzughose an der rechten Aussennaht aufzuloesen begann und den Blick auf sein bleiches Bein freigab. Beide besassen auch nach zwei Wochen Florida noch ihren aristrokratischen, schwindsuechtigen Teint.
Im Flugzeug sassen sie wieder haendchenhaltend nebeneinander. Das heisst, zwischen ihnen war die Gangway, darueber ihre Arme: eine Schranke der Liebe. Nach zwanzig Flugminuten drehte die Maschine auf einmal wieder um. Es wurde durchgesagt, dass wir sitzenbleiben sollten. Polizei betrat das Flugzeug und fuehrte einen braungebrannten lockigen Juengling in Handschellen ab, was von den immer noch buntgekleideten Touristen mit Klatschen begleitet wurde, dem Pack.
Es stellte sich heraus, dass der Abgefuehrte besoffen war und sich an den Stewardessen vergehen wollte. Die wollten ihn beruhigen und zum sitzen bringen, was er mit wirrem Gerede quittierte, in dem fatalerweise das Wort 'Bombe' vorkam.
Acht Stunden sassen wir im abgesperrten Flughafen fest. Um uns fluchende Familienvaeter, schlafende Kinder, heulende Muetter und sich langsam verziehendes hilfloses Flugpersonal. Dazwischen das bleiche Paerchen, das alles gelassen und ruhig aufnahm. Sie waren verliebt, was sollten sie sich schon um Flugsicherheit Gedanken machen? Das beruhigte mich. Der uebernaechtigte Pilot flog uns schliesslich nach Hause, wo Bild-Reporter uns Bilder von der Verhaftung abkaufen wollten, die Schweine.
Eine Woche spaeter sah ich einen Bericht ueber den mittlerweile im Gefaengnis sitzenden Juengling. In der Hand hielt ich die neue CD der Einstuerzenden Neubauten, im Booklet ein Foto der Gruppe, unter ihnen der bleiche Mark Chung, der mit seiner Partnerin so geduldig im Flughafen gewartet hatte.
(Beitrag wurde von Klede am 16.11.2001 um 23:36 Uhr bearbeitet.)