PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Walser, Martin (weiß alles übers Entenfetten)



ChristianYSchmidt
05.11.2001, 23:37
Martin Walser weiß alles übers Entenfetten ö zwei Damen wissen nichts
Genau auf dem Platz, auf den sich später der Schriftsteller setzen wird, sitzt im Moment noch der Amerikaner. Er hat sich den bestimmten Artikel redlich verdient, denn er sieht genau so aus wie jemand, mit dem man in einer deutschen Fernsehserie die Rolle des Amerikaners besetzen würde. Er ist dick und sein schwarz-weißes Poloshirt hat an den weißen Stellen ein paar braune Flecken, die vom letzten Essen herrühren. Der Ami trinkt Bier. Als er ausgetrunken hat, murmelt er: -Another bottle. Langsam trinkt er auch diese Flasche leer. - Where is the restroom, fragt er sodann den Kellner. Der, seinem Akzent nach ein Ostdeutscher, versteht nicht. - Der Herr sucht die Toilette, sage ich, denn ich sitze am Fensterplatz desselben Tisches, dem Ami schräg gegenüber, und helfe gerne. Gleichzeitig deutet der Amerikaner erklärend auf seinen Hosenschlitz und gratzelt, das Bier in seinem Bauch müsse da jetzt dringend wieder raus. Ah, schreit der Kellner durch den ganzen ICE-Bordrestaurantswaggon, Toilette. Ich dachte immer, das heißt TualettÎ auf Englisch. Gestikulierend weist er dem Mann den Weg. Der Amerikaner steht umständlich auf und geht, nicht ohne ein paar Silbermünzen auf dem Tisch zu hinterlassen.
Zehn Minuten später steht der Schriftsteller an meinem Tisch. Der Schriftsteller ist Martin Walser, er sieht also genauso aus wie jemand, mit dem man in einer deutschen Fernsehserie die Rolle des Schriftstellers besetzen würde. Über sein Auftauchen bin ich nicht sonderlich überrascht. Ich hatte Walser schon in Frankfurt auf dem Bahnsteig stehen sehen und dumpf geahnt (ich locke nicht nur Enten, sondern auch solche Typen an), daß er heute noch an meinem Speiesewagentisch stehen und fragen würde: - Ist hier frei? Die Frage kannte ich also schon, fehlt nur noch meine Antwort: - Ich weiß nicht genau. Gerade ist jemand gegangen. Aber wahrscheinlich kommt der nicht wieder. Was rede ich da? Hmm. Vielleicht will ich, daß Walser sich setzt? Immerhin ist der Schriftsteller nicht allein, sondern in Begleitung von zwei Frauen. Das könnte interessant werden.
Die eine, ungefähr 35, hat dunkle Haare und trägt dazu passend künstlerschwarze Kleidung. Sie setzt sich neben mich. Bald weiß ich, daß sie Martina heißt. Lustig: Martina und Martin Walser. Die andere ist um die Fünfzig, irgendwie blond bis silbergrau, und hat für die Dauer dieser Fahrt keinen Namen. Sie wird mir die nächsten anderthalb Stunden gegenüber sitzen. Walser trägt - wie immer - eine wallend graue Dichtermähne, buschige Augenbrauen und ö wie manchmal ö eine flotte beige Wildlederjacke. Er setzt sich zielsicher auf den Platz des dicken Amerikaners.
Das will der Kellner, der vielleicht immer noch an seinen Restroom-Fauxpas denkt (oder an den 11. September, was weiß denn ich), nicht zulassen: - Und wenn der Herr gleich wiederkommt? - Warten wirâs ab, sagt Walser. - Und das hier, er zeigt auf das Geld, können sie gleich mitnehmen. - Ich werde doch kein fremdes Geld nehmen, sagt der ehrlichste, vielleicht aber auch schlichteste ostdeutsche Kellner der Welt. Die Münzen müssen, darauf besteht er, liegen bleiben.
Walser macht es sich bequem, schnappt sich die Speisekarte und beginnt sofort mit einer kleinen Dichterlesung. Das heißt, er liest seinen beiden Damen die Speisekarte vor. Die hören aufmerksam zu. - Räucherlachs mit Rührei. Gebackene Kartoffel. Zartes Putensteak, trägt Walser mit badenselndem Akzent (oder was auch immer) vor. - Asiatische Reispfanne. Krautwickel. Also, der Schriftsteller macht eine Kunstpause, für mich fängt das hier erst bei der Penne mit Tomatensauceâ an. Aha, ein Gourmet, denkt die etwas dümmere, weil reflexartig funktionierende ironische Abteilung in meinem Kopf. Doch dann bestellen alle drei die Pfälzer BratwürstchenÎ von BiolandÎ sowie Bier vom Faß, und es denkt: Bier, um 13 Uhr. Respekt. Der Kellner freut sich über etwas anderes: - Die Bioländer also. Sehr gut. Kaum ist er gegangen, amüsiert sich der Schriftsteller und sein weiblicher Anhang. - Bioländer sagt der. Hihihi.
Mit der Heiterkeit ist es vorbei, als der Kellner mit drei Flaschen RadebergerÎ wiederkommt. Walser protestiert. Faßbier hätte er bestellt. - Das ist aus, sagt der Kellner.- Radeberger aber ist auch sehr gut, schlichtet die dunkle Martina. Mißmutig fügt sich Walser, ergänzt dann aber schnell: - Wenn Helga dabei wäre, dann hätte der Mann aber was erlebt. Wer ist Helga? Walsers Frau, der Kellnerschreck vom Bodensee? Ich weiß es nicht. Nur, daß sie an diesem Tisch keinen Platz mehr gefunden hätte, das ist sicher.
Die Bioländer (hihihi) aber schmecken. - Besser als die Wiener auf der Buchmesse, sagt Walser, denn da kommt er (genauso wie ich) ja gerade her. Die Damen, die da auch waren, stimmen zu. Dafür sei aber die Luft im 1. Klasse-Wagen viel schlechter als in den neuen Frankfurter Messehallen. Das findet jedenfalls Martina. Sie hat, das kommt jetzt peu a peu heraus, erst Kopfschmerzen bekommen, dann beim Schaffner in Luftangelegenheiten protestiert und schließlich zum Aufbruch in den Speisewagen gedrängt. Walsers silbergraue Begleitung ist sich, was die Luftqualität angeht, nicht so sicher. Auch der Schriftsteller deutet an, Martina habe sich da vielleicht was eingebildet. Der nächste Streit liegt in der Luft: um ö wie großartig ö Luft. Und Walser tut alles, um ihn anzuheizen. - Immer recht geben, sagt er lächelnd zu der Silbergrauen. - Frauen immer recht geben. Das habe ich in meinem Leben so gelernt. Und wie man Frauen auf die Palme bringt, das auch.
Martina versucht mit ein paar lockeren Sätzen, ihren Ärger zu verbergen, aber mir macht sie nichts vor. Doch dann, mit einem Mal, wird sie ganz wunderbar gerettet. Der Schaffner kommt und bestätigt, die Klimaanlage in besagtem Wagen habe, - tut mir leid -, einen kleinen Defekt. Die Frischluftproduktion sei um 20 Prozent (oder so was in der Art) gefallen. Triumphierend schaut Martina in die Runde. - Ja, ja, brummelt Walser nach dem Abgang des Schaffners, der hat den ganze Zug nach dir abgesucht. Wollte bloß noch mal mit dieser gutaussehenden Frau sprechen. Mehr stecke doch hinter der defekten KlimaanlageÎ einfach nicht.
Fünfzig Pfennig für Martinas Gedanken, denke ich nicht wirklich, aber Martina denkt überhaupt nicht daran, groß zu denken. Sie weicht aus, kommt ganz wie von selbst aufs Wetter zu sprechen. Genauer: Sie beginnt das ganze, bisher verstrichene Wetterjahr zu referieren, Monat für Monat. Es dauert eine Weile, bis ich wieder zuhöre. Da ist sie schon beim Juli. Der sei in Ordnung, der August aber dann zu heiß und der September schließlich zu kalt und feucht gewesen. Weil das sowieso jeder weiß, kann dazu auch die Silbergraue jetzt mal was beisteuern. - Ich kenne jemanden, sagt sie, der lebt auf einem Bauernhof und betreibt Wettervorhersage, indem er seine Tiere beobachtet. Dabei hat er festgestellt, daß sich das Wetter grundsätzlich alle 40 Tage ändert. 40 Tage, ein biblischer Zyklus. In diesem August fiel ihm auf, daß seine Enten plötzlich damit begannen sich einzufetten. Und tatsächlich sei es dann ja auch sehr kalt geworden und habe in einem durch geregnet, wenn auch nicht exakt 40, sondern eher 35 Tage. Aber die 40 Tage, das ist ja auch nur ein Näherungswert, der sich auf die Bibel... ö Die Enten hätten sich auch so gefettet, sagt Walser trotzig. Damit ist das Thema vom Speisewagentisch.
Eine Schande sei ja auch, bemerkt der Schriftsteller nach einer Pause, daß die Bahn die Speisewagen abzuschaffen gedenke. - Ja, antwortet die Silbergraue, schon heute gibt es in Interregios keine Flasche Wasser mehr zu kaufen. - Falsch, sagt Walser, in manchen Interregios doch. Zum Beweis nennt er einen Interregio, der irgendwo im deutschen Südwesten verkehrt, und in dem man sehr wohl.... Toll. Walser weiß wirklich alles.
Der Alleswisser schaut nun ganz kurz aus dem Fenster. Ein Stück Hessen fliegt vorbei. Deutschland, denke ich, denkt jetzt der Schriftsteller. Aber auch ich kann in seiner Gegenwart nicht recht haben: Walser denkt nämlich nicht an Deutschland, sondern schon wieder an sich. Und spricht darüber zu den Frauen: ö Ich bereite gerade mit einem Theaterregisseur eine kleine szenische Lesung vor. Fünfzehn bis zwanzig Minuten. Hauptsächlich Schiller. Dafür habe ich habe die ganzen rechtsradikalen Stellen aus Kabale und LiebeÎ, Don CarlosÎ usw. rausgesucht. Das finden die beiden Damen nun wirklich hochinteressant. Welche Stellen er denn meine? - Zum Beispiel: Sire, gewähren Sie Gedankenfreiheit!, antwortet Walser quietschvergnügt. Ich sehe ihm an, wie er jetzt glaubt: Da habe ich aber jetzt einen hochironischen, verdammt provokanten Coup gelandet. Und diesmal habe ich recht.
Die Bioländer sind verspeist, es geht ans Zahlen. Die Münzen des Amis liegen noch immer auf dem Tisch. Walser betrachtet sie noch einmal und brasselt versonnen: ö Geldmystik! Dann steht er auf, verabschiedet sich von mir und geht, gefolgt von seinen Damen. Bewundernd sehe ich dem großen alten sabbernden Sack der deutschen Literatur nach, würde ich gerne schreiben. Aber Walser hat gar nicht wirklich gesabbert, und ich habe ihm nicht nachgesehen.
Der Kellner kommt und räumt den Tisch auf. - Das Geld, sage ich, das können sie nun aber wirklich einstecken. - Gut, sagt der Kellner, aber nur, wenn sie bezeugen, daß der Herr von vorhin wirklich gegangen ist. Aber was ich sie noch fragen wollte: Wie hieß noch mal Toilette auf Englisch? ö Restroom! ö Aha. Das kommt wahrscheinlich von ResteÎ. Ist ja logisch. Die wird man da ja los. ö Nein. Das kommt von to restÎ. Ausruhen. ö Ach so. Darum: Restaurant. Weil man sich da auch ausruht. - Nein, will ich sagen. Jedenfalls nicht in diesem Bordrestaurant. Ich halte dann aber doch die Klappe.

Der Hausarzt
05.11.2001, 23:51
Davon habe ich jetzt einen erhöten Blutdruck. - Wunderbar!
mit stark klopfendem Herzen verlässt der Medicus den Raum - die Tapette wummert vor seinen Augen - große Kreise...
(Beitrag wurde von Der Hausarzt am 05.11.2001 um 22:55 Uhr bearbeitet.)

Zoe007
05.11.2001, 23:59
Hin und weg, beseelt, befriedet. Nach dem Lottmann-Grübelschocker ein schönes Essay für die Nacht.

Herr Genista
06.11.2001, 00:12
Sehr schön und genauso beobachtet. Ich sah Walsers Brauen beben wie nur die Literatenbrauen Walsers beben können und wurde hier, tausende Kilometer entfernt, grantig auf den haarigen Dichter. Das ist rauschfreie Antipathieübertragung.

Bartholmy
06.11.2001, 00:14
Top.
Wobei mäkel Walser keinen badischen, sondern oberschwäbischen Akzent spricht. Sollte er nochmals am ICE-Tisch austauchen, ihn aber nicht darauf ansprechen, er würde reden ohne Ende, über Sprache, Dialekt, ach ja... Und ich bin auch schon ganz still.
Gesehen (nicht getroffen) habe ich ihn nur ein Mal. Es war ca. 1985 in einer schwäbischen Provinzstadt - nichts los - geht man halt zur Lesung, vom Walser hatte man sowieso gerade erst das blöde 'Fliehende Pferd' in der Schule lesen müssen. Angekündigt war die Fortsezung dieser Novelle, ein Roman, Titel vergessen.
Ok. Viele Leute da, klar, im Rathaussaal. War ja der Walser.
Lesung uninteressant. Aber Walser kreuzeitel. Lange erzählt er davon, wie er sich quäle, eine Lesung vorzubereiten, schwenkt wiederholte Male sein Vorleseexemplar in den Saal - nachdenken müsse er da, streichen, Betonungen anzeichnen. Sehen kann man nichts Genaues, aber das Suhrkampbuch hat er offensichtlich mit Buntstift vollgesaut.
Vielleicht auch ein Wetterindikator. Wenn Walser mit Buntstift seine Bücher einfettet, wird es kein guter Bücherherbst.

Ignaz Wrobel
06.11.2001, 00:55
Ja, das kann man doch mal wirklich flüssig lesen! Vom Anfang bis zum Ende ist alles aus einem Guß, ohne Manierismen, ohne billige Effekte, aber trotzdem gut durchdacht.
Ein Zugrestaurant: Der ideale Ort! Hier wird man zwangsläufig zum Paparazzo, sogar wider Willen. Und wenn man so gut zuhört wie hier,
kriegt man so einiges mit. Das meiste paßt ins vorgefertigte Bild, aber dann doch nicht alles, die Falle erkennt auch der Beobachter.
Auch wunderbar:
Ein Stück Hessen fliegt vorbei. Deutschland, denke ich, denkt jetzt der Schriftsteller.

Lilaxista
06.11.2001, 01:41
Danke.
(Beitrag wurde von Lilaxista am 06.11.2001 um 00:43 Uhr bearbeitet.)

joq
06.11.2001, 11:05
Nun danket alle Gott!

DerCaptain
06.11.2001, 12:21
Ja, Top.
Warum lese ich elendlange Schmidt-Geschichten nur lieber als elendlange Lottmann-Geschichten? Weil sie einfacher sind? Am Thema kann's ja bei beiden nicht liegen.
------------------
standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

slowtiger
06.11.2001, 12:43
Ich lese es gern, weil es eigentlich 3 Geschichten in einem sind, aber eben hübsch verwoben. Noch dazu sehr genau beobachtet, sehr genau wiedergegeben, sowas mag ich. Einen Sonderpunkt gibts für das dezente Unterschieben von Beweggründen: ich hasse es, wenn in Geschichten getan wird, als wisse der Erzähler aus erstem hirn, was der protagonist nun tut. Ich hasse das. Ich mag es, wenn allein Worte und Taten dastehen, die Mutmaßungen kommen in diesem Falle sehr schön hineingeritten, werden aber eben auch mal abgeworfen, weil das Subjekt scheut. Sehr schön.

ChristianYSchmidt
06.11.2001, 13:31
Beschwingt von so viel wohlfundiertem Lob, setze ich mich jetzt in den Zug, um ab Mittwoch zusammen mit den Kollegen Henschel und O.M. Schmitt in der Schweiz (Thun, Solothurn, Bern), in Weingarten, Darmstadt, Paderborn und Jena den Hendlkönig Friedrich Jahn zu verherrlichen (Ziemlich eitler Wink mit dem Zaunpfahl bzw. Grillspieß). Ab nächster Woche lese ich dann wieder heimlich mit.
(Beitrag wurde von ChristianYSchmidt am 06.11.2001 um 12:38 Uhr bearbeitet.)

Aporie
07.11.2001, 01:55
Eben noch habe ich mich gewundert über die moralische Entrüstung, die dem Lottmann-Text zuteil wurde und mich dabei gefragt, wo die Schmerzschwelle liegt, nach deren Überschreitung man getrost mit der Moralkeule auf einen literarischen Text einschlagen darf. Bei Bataille? Bei Bukowski? Bei Ellis? Bei Sukenik? Bei Houllebecq? Bei Catherine Millet?
Dann las ich diese präpotente, fiese Kolportage, und noch beim Lesen dachte ich ³Au weih, das wird aber was absetzen'. Und jetzt gehe ich die Kommentare durch und verstehe die Pappen-Welt nicht mehr.
Ich fand ja die Höflichkeits- und Dezenz-Vorschriften im Umgang mit den Paparazzten anfänglich etwas putzig und verschwommen, entdeckte aber bald, dass sich gerade daraus eine Form der Personenbeschreibung ergab, die sich symphatisch abhob vom nassforschen Kolumnenton, den manche für ironisch halten.
Beim Walser -Thread sollen wir nun also der Hinrichtung des ³großen alten sabbernden Sacks der deutschen Literatur' durch ein Würstchen beiwohnen, das nicht auf dem Teller, sondern hinter dem Tisch eines Speisewagens landete, an den sich dann Martin Walser mit einer ³Silbergrauen' und einer ³etwas Dümmeren' gesetzt haben soll.
Ob die Begegnung wirklich stattgefunden hat, ist uninteressant, es geht um die Beurteilung eines Textes und nicht um dessen Wahrheitsgehalt. Wobei immerhin zu sagen ist: Wer Walser jemals reden oder auch nur plaudern gehört hat, weiss, dass er so nicht redet, auch wenn da ein zwei Mal Sätze im Walserton ³Frauen immer recht geben. Das habe ich in meinem Leben so gelernt' auftauchen.
Es geht hier ja auch nicht um Walser oder was Walser gesagt hat oder nicht gesagt hat über einen Speisewagentisch hinweg und ob man ihn deshalb anpissen darf oder nicht, sondern um die unsäglichen und dümmlichen Kommentare (³Walser denkt nämlich nicht an Deutschland, sondern schon wieder an sich') eines präpotenten Erzählers, der mit aufgeblasenen Backen am selben Tisch gesessen haben will und jetzt im Forum die heiße Luft herausläßt, den Überlegenen und Abgeklärten herauskehrt und sich dabei auf widerliche Weise in den Vordergrund spielt.
Lest das doch alles nochmals, dann erspart ihr mir das Zitieren.
Übrigens heißt Walsers Frau Franziska, zwei seiner ebenfalls schreibenden Töchter Alissa und Johanna. Martina könnte die jüngste heißen, so genau erinnere ich mich da nicht.

Angelika Maisch
07.11.2001, 01:55
Aporie, warum nicht dieselben Kriterien für den Einen sowie für den Andern gelten lassen?. Diese Geschichte ist des Lobens hochnotwürdig und der Walserische ward mitnichten darin geschlachtet, sondern uns vielmehr auf silbernem Tablett serviert.
Und ist nur milde gesotten und bespöttelt worden.
Desgleichen sich der Beschreiber, bisweilen des Egomanentums an diesem Ort schon hin und wieder geziehen, sich bald schon in Zurückhaltung übt. Ist auch kein Satz zuviel darin, in dieser fetten Geschichte. So mein unmaßgebliches Empfinden.
Sire, gewähren Sie Geschmacksfreiheit!

Dreschebaeren
07.11.2001, 01:55
radeln auf Einrädern und einradähnlichen Gefährten in den Strang, dreschen Aporie windelweich. Als er nach dem Grund fragt, gibt es Nachschlag satt.
Könntest Du völleicht mol erklärn, worum es hier jötz eigentlich ging? Wir ham dös nich verstöndn und Du erkläast dös imma so schön.
tapsend radelnd ab

Ignaz Wrobel
07.11.2001, 01:55
Darf ich zitieren:
'Bewundernd sehe ich dem großen alten sabbernden Sack der deutschen Literatur nach, würde ich gerne schreiben. Aber Walser hat gar nicht wirklich gesabbert, und ich habe ihm nicht nachgesehen.'
Ich wundere mich etwas, daß Ihren sorgfältigen Analysen nicht eine ebenso sorgfältige Lektüre vorausgegangen ist, Herr Aporie. CYS hat seine eigene Erwartungshaltung genauso ironisiert wie Walser.

frosch2
07.11.2001, 01:55
Als in diesem Fall hochneutraler Beobachter, der nichts von Walser weiß, abgesehen vom mittleren Eklat, den seine Rede vor einigen Jahren verursachte, der schändlicherweise nicht mal ein Bild vor Augen hat, wie sonst wahrscheinlich alle hier, möchte ich feststellen, daß Herr Walser in dieser Geschichte einen durchaus sympathischen Eindruck in mir hinterließ. Also fast das genaue Gegenteil einer Hinrichtung.

DerCaptain
07.11.2001, 13:43
Yep, Fröschli.
------------------
standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

henrik
07.11.2001, 13:43
hier findet sich doch tatsächlich etwa in der mitte der seite ein bild auf dessen linken rand martina walser zu sehen ist:
http://www.losv.li/KapitelText/AktuellText.html
und - ohne zu dieser späten stunde päpstlicher als die pappenpapisten sein zu wollen- möchte ich doch anmerken:
ohne zweifel ist die geschichte perlend leicht geschrieben. man spürt jedoch, dass der schreiber, ob seiner begabung und seiner publizistischen erfahrung, eine selbsteinschätzung hat, die ihn über walser zu heben scheint.
Und dann wird eine Walserbeschreibung bestimmt ein kritischer Grenzfall, denn Witze auf Kosten Walsers haben einen schäbigen Beigeschmack. Sie sind so offensichtlich wie Merkel-Witze oder Behindertenverspottung im Allgemeinen.
Ich lobe mir den feinsinnigen Umgang mit Julian Nida-Rümelin an anderer Stelle. Natürlich ist er eine Flitzpiepe. Aber solcher Spott ist billig und wenn auch recht, dann doch unsportlich.
trotzdem herzlichst, henrik

Aporie
07.11.2001, 13:43
Aber Wrobel. Sie werden doch nicht im Ernst annehmen, dass ich diesen dämlichen Konjunktiv übersehen habe, mit dem der Autor keineswegs seinen Gratismut zurücknimmt.
Wie fänden Sie es denn, wenn jemand über Catherine Millet schreiben würde:
'Bewundernd sehe ich dieser total verfickten blöden Sau in die Augen, würde ich gerne sagen, aber die ist ja gar nie richtig gefickt worden und ich würde sie schon gar nicht.'

Counsellor Troy
07.11.2001, 13:43
kommt herein, setzt sich an den tisch und verdreht die augen.
ich spüre korinthenkackerei.

Aporie1
07.11.2001, 14:14
Wieder mal Passwort-Probleme, kein Fake
---------------------------------------------

Frau Maisch, Diffamierung aus Profilierungssucht hat keinen Anspruch auf Gedankenfreiheit.
-------------------------------------------
Alles richtig Henrik, nur hat Martin Walser alles, was Frau Merkel abgeht: Charme, Überzeugungskraft und eine anständige Frisur.
Außerdem redet er druckreif ( nicht unbedingt ein Gewinn für einen Schriftsteller aber für allfällige Zuhörer), während Frau Merkel auch Gedrucktes nur mühsam nachredet.
Wenn man Walser früher wirklich miesmachen wollte, nannte man ihn 'das größte Unterhaltungstalent der deutschen Literatur' oder 'intellektuelles Plaudertäschchen' (Reich Ranitzki).
Ihm das Gestammel im Speisewagen zu unterstellen ist einfältig und affig.

honz
07.11.2001, 15:45
Liebe Aporie
das einzige was man Y Schmidt vorwerfen könnte ist, daß er eine linke Socke ist, eine gemeine, noch nicht mal eine verbohrte, das würde es einfacher machen.
Was man ihm gewiss nicht vorwerfen kann ist, daß er heiße Luft mit aufgeblasenen Backen in seinem Geschichten verbläst, im Gegenteil, seine Geschichten sind immer sehr präzise beobachtet. Ich mag seinen Kolumnenstil, wenn es denn ein solcher überhaupt ist, ich wüßte auch nicht wie man eine solche Situation anders beschreiben könnte, da finde ich das Stilmittel des hämischen Beobachter dann doch angebracht, besser jedenfalls als einen verkrampften inneren Monolog, wie sie ihn in ihrer nicht ganz geglückten Frisch-Geschichte versuchten.
Y Schmidt Stil ist eher die der Reportage, der Erzähler berichtet und bleibt an der Oberfläche, der Tiefgang ergibt sich aus dem Zusamensezten der Teile, wenn sie mal viel Zeit haben lesen sie mal seine Geschichte über die vier Präsidenten, die ist auch sehr lesenswert:
http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&threadid=10704

Aporie
07.11.2001, 19:01
Geschätzter Honz
Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Ich kann Ihr sonst unbestechliches Auge nicht länger wohlwollend auf dieser Geschichte ruhen lassen.
Was diesen Text entlarvt ist die Attitüde des Autors, sein Stil, die Sprache, also die Form. Es reicht, über die Attitüde zu reden: Sie ist voreingenommen, herablassend,, wichtigtuerisch und präpotent. Was Stil und Sprache anbelangt, sprechen die Zitate für sich selbst.
Zum ersten Abschnitt:
Den ugly american stelle ich mir anders vor (etwa wie Bush) und als Prototyp in einer deutschen Fernsehserie fände diese Projektion aus dick, dumpfbackig, besoffen und bekleckst mit Sicherheit keine Gnade. Gut, es handelt sich offensichtlich um eine Karikatur, die ja nur zur Vorbereitung des Auftritts der nächsten Karikatur dient, der Karikatur eines Schriftstellers. Die Attitüde: Ein Arsch löst den anderen ab.
³Ich weiß nicht genau. Gerade ist jemand gegangen. Aber wahrscheinlich kommt der nicht wieder. Was rede ich da? Hmm. Vielleicht will ich, daß Walser sich setzt? Immerhin ist der Schriftsteller nicht allein, sondern in Begleitung von zwei Frauen. Das könnte interessant werden.'
Im Klartext: Arsch kann Arsch bleiben, wenn er mit Frauen aufkreuzt.
³Er setzt sich zielsicher auf den Platz des dicken Amerikaners.' (siehe: ein Arsch löst den anderen ab)
³Wer ist Helga? Walsers Frau, der Kellnerschreck vom Bodensee? Ich weiß es nicht. Nur, daß sie an diesem Tisch keinen Platz mehr gefunden hätte, das ist sicher.'
Gegen das hier Zitierte ist wenig einzuwenden, außer das die sprachliche Meta-Ebene vor allem im letzten Satz die arrogante Grundhaltung aufdeckt.
³Martina versucht mit ein paar lockeren Sätzen, ihren Ärger zu verbergen, aber mir macht sie nichts vor'
Natürlich nicht. Er ist ja der allwissende Erzähler.
³Fünfzig Pfennig für Martinas Gedanken, denke ich nicht wirklich, aber Martina denkt überhaupt nicht daran, groß zu denken.'
Das kann eh nur der Erzähler, alle anderen sind Trottel.
³Es dauert eine Weile, bis ich wieder zuhöre.'
Wie ärgerlich, dieses Gewäsch mitverfolgen zu müssen, statt sich den eigenen großen Gedanken hingeben zu können.
³Weil das sowieso jeder weiß, kann dazu auch die Silbergraue jetzt mal was beisteuern'
Die Pein nimmt kein Ende.
³Toll. Walser weiß wirklich alles.'
Auch wenn er sich nur im Entenfetten und in Interregio-Zügen auskennt.
³Ich sehe ihm an, wie er jetzt glaubt: Da habe ich aber jetzt einen hochironischen, verdammt provokanten Coup gelandet. Und diesmal habe ich recht.'
Auch wenn nicht ganz klar ist, wer jetzt Recht hat: Es ist einfach wieder mal Zeit im Text, Walser doof ausschauen zu lassen.
³Bewundernd sehe ich dem großen alten sabbernden Sack der deutschen Literatur nach, würde ich gerne schreiben. Aber Walser hat gar nicht wirklich gesabbert, und ich habe ihm nicht nachgesehen'
Das hatten wir schon.
Genügt das wirklich nicht, Honz?
--------------------------------------------
Ich habe in der Frisch-Geschichte vergeblich nach einem inneren Monolog gesucht.
Beziehen Sie sich da auf ein Übermaß an Reflexion?

Stimmen
07.11.2001, 19:30
Aporie geht jetzt mal sterben, bitte.

honz
07.11.2001, 19:59
Nein, es genügt nicht.
Warum sollte man sich nicht hämisch und herablassend über jemanden auslassen? Und warum sollte man Walser mal nicht wieder doof aussehen lassen?
Wichtigtuerei ist dabei zwangsläufig das Ergebnis, in diesem Falle legitimes Stilmittel. Nennen wir es Schmähschrift, Hetzartikel, meinetwegen Satire, aber was was 'entlarvt' das denn? Einfach nur das Y Schmidt eine hinterhältige linke Socke ist, aber das wissen wir doch alle.
Christian Y Schmidt hat eine kleines silberne Yuppiepfeifchen, mit der man orientalische Rauchwaren einnehmen kann, er selbst lässt einen großzügig daran nuckeln, solange man schwört, unseren Außenminister für genau so ein großes Arschloch zu halten wie er, er würde einen sogar nuckeln lassen, vertauschte man das 'er' im vorletzten Halbsatz durch ein 'ihn', er ist da ganz locker, und ein bischen würde ich Ihnen das auch gerne nahelegen wollen, mal ein bischen am silbernen Pfeifchen zu nuckeln, so sehr ich ihre Art sachötze Texte zu analysieren, manchmal geht es mir dann doch zu sehr ins literaturwissenschaftliche.
Auch wenn wir wahrscheinlich doch eine Art von Literatur betreiben (Ganz doll sorry für den Anraunzer damals Holm!), wehre ich mich vehement dagegen dies zum Kriterium zu erheben, ich finde die Geschichten immer dann am besten, wenn es eben keinen Unterschied gibt zwischen Text-Ich und Verfasser-Ich, wenn der Mensch hinter den Zeilen lebhaft und greifbar wird, deshalb sind Pappentreffen ja auch das schönste was es gibt.
Jetzt verstehe ich vielleicht auch langsam ihre ersten Bedenken sih überhaupt in Zürich zu treffen.
P.s. Zu ihrer Frisch-Geschichte: Mann, ich habe überhaupt keine Ahnung was der Unterschied sein könnte, ich wollte sie nur ein bisachen Ärgern.

vir
07.11.2001, 20:22
Jetzt ist mir alles klar: Aporie ist Martin Walser.

------------------
Als hätte ich nichts besseres zu tun

Ignaz Wrobel
08.11.2001, 00:04
Hat eine der Walsertöchter nicht mal den Bachmann-Wettbewerb gewonnen, im Jahr nach diesem Babyficker-Text?. Das war ja wohl das peinlichste, was es gab, so eine Art Telefonsex mit dem Vater. Nur, um irgendwas 'Gewagtes' reinzubringen. Walsers Art zu schreiben mag ich auch nicht, und seine Art zu reden auch nicht sehr. Aber die umstrittene Rede damals fand ich Spitze, total politisch unkorrekt. Ich konnte auch nichts mehr fühlen bei kollektiv verordneter Trauerarbeit, er hats mal ausgesprochen. Seither ist er natürlich vogelfrei, vorher war er der Liebling des Feuilletons, jetzt hat er so einen bestimmten Geruch, den er nie wieder los wird. Sich über ihn lustig zu machen, ist nicht besonders schwer, da steht man auf jeden Fall auf der guten Seite. Insofern ist die 'Aussage' der Geschichte nicht besonders originell.
Das hat aber nicht nichts mit dem Text zu tun, den konnte ich einfach gut lesen und mir die Situation so plastisch vorstellen, als würde ich mit im Zug sitzen.

DerCaptain
08.11.2001, 00:47
Ich mag den Text sehr und Aporie könnte sich mal langsam wieder einkriegen - ist ja eklig. Gibt's da was persönliches in Ihrer Vergangenheit?
------------------
standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

frosch2
08.11.2001, 01:20
Eklig geht zu weit, Herr Kapitän. Eklig sind die Unaussprechlichen.
Man muß die Argumentation des Herrn Aporie nicht teilen, nachvollziehbar und konsistent ist sie trotzdem. Und ist denn Einstimmigkeit inzwischen das Ziel der Auseinandersetzung in diesem Forum?
Warum wirkt die Geschichte so unterschiedlich? Vielleicht filtern positiv gesonnene Naturen, wie in diesem Falle beispielsweise ich, bereits während des genußvollen Lesens die leichte Abgehobenheit des Erzählers heraus. Ein einfacher Schutzreflex.

Aporie
08.11.2001, 01:36
@ Frosch2
Ihr Kommentar gefällt mir sehr. Ich hoffe, dass Sie das nicht diskriminiert.
Wenn ich Forum höre, denke ich immer an den Austausch verschiedener Meinungen.Das ist zuweilen etwas schwierig hier.
@captain
Sie tippen richtig. Ich habe 6 Jahre gesessen wegen Unzucht mit Worten.

Aporie
08.11.2001, 01:44
Das war Alissa Walser, Ignaz Wrobel. Vor etwa 8 Jahren. Der Babyficker war nachher.
Die Geschichte war gut erzählt und Walser hat sie überstanden. So wie er auch seine politischen Abenteuerlichkeiten überstanden hat.
Ich fand die Rede auch gut, als Schweizer konnte ich mir das erlauben.

Kathrin Passig
08.11.2001, 03:53
Aporie, Christian Y. Schmidt hat einfach den Längeren. Da können Sie das Lineal noch so oft anlegen, da hilft Ihnen Ihr ganzer Proseminarwerkzeugkasten nichts. Und jetzt knöpfen Sie sich bitte wieder zu, dann fällt es nicht so auf.

Herr Genista
08.11.2001, 06:32
Dieser Strang, bei allen unerfreulichen Wirrungen und Irrungen, enthält das von Honz hingeschriebene Wort Sachötze. Das versöhnt.
Warum man Walser nicht spöttisch schildern darf, habe ich noch immer nicht recht begriffen, Aporie. Fühlen Sie sich mitgetroffen, wegen Walsernähe? Und kann man wirklich mit der Neutralität der Schweiz begründen, den ärgerlichen Mist, den Walser in der Paulskirche von sich gab, gutzufinden?
Ich bebe vor Friedfertigkeit.

frosch2
08.11.2001, 11:58
Zum Auswerten und Wichten der Kommentare die folgenden Informationen, Herr Aporie:
1. Herr Genista (sog. Kapsel) begreift bekanntermaßen komplizierteste Sachverhalte im Handumdrehen.
2. Frau Passig ist eines der Meßnormale des Forums und sei für eine Kalibrierung empfohlen.
3. Eisensäge und Schwedenzange werden Sie in meinem Werkzeugkasten finden, keinesfalls jedoch ein Proseminar.
4. In Ihrer Antwort auf den Kompromißvorschlag gleichzeitig mich zu loben und den Captain, einen der besonnensten Männer hier, anzupissen war unklug und ärgert mich sehr.

Peter Bean
08.11.2001, 12:17
Jetzt muss ich auch einmal etwas beisteuern -neutral sozusagen. Ich kenne Walser nicht persönlich, überaus sympatisch machte er sich mir mit seinem Altherrenklugscheisservergangenheitsgepiesel nicht gerade. Aber das ist subjektiv. Die Story ist bildreich, charmant und ein wenig überheblich, so wie ich mir Walser übrigens auch vorstelle. Aber der Autor verlässt bei seinen bissigen Zitaten, ob nun echt oder erfunden, nie die selbstironische Ebene, bewahrt Walser immer, wenngleich haarscharf, vor einer Preisgabe der Lächerlichkeit. Die Damen hätten ja einschreiten können, haben sie aber nicht. Walser ist scheinbar klüger, wortgewandter. Und alternde Herren kompensieren eben gerne mangelnde körperliche Potenz mit penetrant weiser Alterskompetenz, die sich auch mal gerne in infantil demente Rechthaberei auswachsen kann. Damit meine ich nicht unbedingt Herrn Walser. Aber irgendwo schimmerte selbst beim Autor ein gewisses Maß an Achtung, ja klammheimlicher Bewunderung für ihn durch, und sei es auch nur in der etwas vordergründigen Konstruktion, wie Walser an seinen Tisch gelangte. Das muss Y klar gewesen sein, dass der Leser das durchschaut und darum hat er es gewollt: Setz dich, Martin! - schreit es einen förmlich an.
Aporie, ich schätze ihre Geschichten und Kommentare, zumal sie mich (bisher) meist gut davon kommen lassen. Aber hier lassen sie etwas voluminös durchscheinen, dass persönliche Querverbindungen irgendeiner Art sie zu heftigen Reaktionen auf diesen Beitrag hinreissen lassen. Und das steht ihnen irgendwie nicht. Obwohl uns ja die menschlichen Schwächen aus- und sympatisch machen.
Freundlichst.

Aporie
08.11.2001, 12:32
Danke für die Belehrung, Frau Passig, ich wußte nicht, dass diese Art von Gliederung
die Hackordnung im Forum regelt.
Ich bin nicht mit Walser befreundet, Herr Genista, und habe eine differenzierte Sicht auf sein Schaffen, die Rede zum Friedenspreis inbegriffen. Vielleicht ist es dann zugegebenermassen fahrlässig, der dahinter stehenden Grundhaltung mit einem etwas schlichten Satz zuzustimmen.
Es gibt niemanden auf dieser Welt, den man nicht 'spöttisch schildern' dürfte. Ich habe mich nur gegen die präpotente Attitüde des Schilderers gewandt.
Immerhin habe auch ich etwas aus dieser Kontroverse gelernt:
Sollte künftig hier oder anderswo der Name Walser oder C.Y.S fallen, weiss ich , dass es Zeit ist, sich entspannt zurückzulehnen.

DerCaptain
08.11.2001, 12:32
Herr Bean, schöner hätte ich es auch nicht sagen können; ich schließe mich an.
(Mann, bin ich alt.)
------------------
standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

vinzi
08.11.2001, 12:39
Was genau bedeutet eigentlich 'präpotent'? Vormächtig?? Ich frage allen Ernstes!

DerCaptain
08.11.2001, 12:47
prä po tent <Adj.> (1: lat. praepotens (Gen.: praepotentis)): 1. (bildungsspr.) übermächtig. 2. (österr. abwertend) frech, überheblich.
------------------
standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.
(Beitrag wurde von DerCaptain am 08.11.2001 um 11:48 Uhr bearbeitet.)

frosch2
08.11.2001, 12:50
Entspannt zurücklehnen sollte man sich nicht nur bei Walser und Schmidt.
Interessieren würde mich, ob Herr Y. Schmidt beim Schreiben resp. Konstruieren darauf achtet, daß der von Herrn Bean so zutreffend geschilderte Eindruck entsteht. Oder schreibt er einfach, wie Y. Schmidt eben schreibt.

vinzi
08.11.2001, 14:15
Danke Cäptn.
Spricht nun Aporie Bildungssprache oder österreichischen Slang?

Walter Schmidtchen
09.11.2001, 05:02
Schöne Geschichte, immer schimmert leider Neid (die billige Selbsterhöhung, siehe auch Apories Beitrag) raus, ich kenne Walsers Bücher nicht, interessieren mich auch nicht, peinlich find ich nur die schleimige Phalanx der Ironistischen Front Stimmenpassig. Schwanzvergleich, ich bin fast geborsten vor Lachen

Edmund
09.11.2001, 20:04
Frosch2 hat vollkommen recht: Alles andere als eine Hinrichtung. Wo kaemen wir denn hin, wenn nach oder gar waehrend der Lektuere klar wie DSG-Kraftbruehe waere, wer der Depp ist? Hollywood? Bollywood?
Was auch mich stoerte: Die Darstellung des typischen Amerikaners. Die werden zwar gerne als dumm, laut, oberflaechlich und unsensibel dargestellt. Aber selbst in deutschen Fernsehserien bekleckern sie sich nicht.
Aber sonst: Mir gluehten die Wangen nach dem Lesen!

Juri
07.03.2002, 01:22
...

Benzini
07.03.2002, 01:50
Ach, Juri.
Sinnliche Literaturklritik.

Frau Rossi
07.03.2002, 09:59
Liebe Juri,
wenn Jemand so trefflich zu erzählen weiß wie Sie, ist es doch völlig unerheblich, was Walser aß. Wunderbare Geschichte. Außerdem fiel mir gerade auf, noch nie was von Walser gelesen zu haben, weil mir wohlmeinende Freunde immer abrieten. Aber ich werde doch mal rausfinden müssen, warum...

Stimmen
27.09.2002, 03:02
Falls noch jemand wach ist: 3sat, Diskussion mit Walser, Steinert, Schindel etc. Walser sitzt als fette Robbe inmitten von Sätzen wie "Es ist ja nicht mal sicher, daß der Kritiker Jude ist", unvorstellbare Diskussion, abgefahren, alle auf Drogen

400 Betten
27.09.2002, 04:02
.

Doctor Subtilis
27.09.2002, 13:35
Nö, Stimmens Service war nur zu spät. Auf meinem 3sat kam nur noch "Ozapft is'!". Wegen Seehundsstaupe?

stu
02.03.2004, 10:26
*