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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stadelmaier, Gerhard (benahm sich voll unmöglich)



Treutwein
05.11.2001, 19:12
Es war Eröffnung des zu schauspielfrankfurt umbenannten Schauspiels Frankfurt am Main. Gegeben wurde Peter Greenaways 'Gold/92 Bars in a crashed Car', und weil gerade kein anderer nennenswerter Event stattfand, pilgerte der gesamte Theater-Jet-Set aus München, Berlin, Zürich, Wien und Hamburg nach Frankfurt. So viele Promis, und keiner tat Berichtenswertes, bis dann der eitelste Feuilletonist der Republik, Gerhard Stadelmaier von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Deutschland, sich erbarmte.
Da eigentlich nur Promis und Pressenasen anwesend waren, ging die Zahl der korrekt an der Kasse gehandelten Kaufkarten gegen Null. Für alle Presse- und Ehrenkarten hatte das schauspielfrankfurt aber nur einen einzigen Tisch aufgebaut, vor dem alsdann Heiner Goebbels, Tom Stromberg, meine Wenigkeit und noch viele andere Menschen mehr oder weniger gesittet Aufstellung nahmen. Da trat der Redakteur des rechtskonservativen Edelblattes hinzu, sagte sinngemäß etwas wie 'Ach Kinder, nun benehmt euch doch nicht so!' und stürzte sich auf die Wartenden. Stadelmaier ist ein recht bulliger Mensch, aber dennoch brauchte er seine Zeit, sich den Weg durch die versammelten Großköpfe zu bahnen. Hier ein Ellbogen in die Magengegend, dort ein Bodycheck, dann war der wild Schnaufende in die erste Reihe vorgedrungen, wo, wie er fürchtete, gerade seine Karte an den Meistbietenden versteigert wurde. Dem war aber nicht so, Stadelmaier kam triumphierend mit erlegtem Wild zurück, trat mir dabei noch ein letztes Mal auf den Fuß und strebte ohne Entschuldigung dem Zuschauerraum zu.
Wo er dann einen seiner gefürchteten Verrisse verfasste.

Peter Bean
05.11.2001, 19:42
Verrisse finde ich prinzipiell immer amüsant zu lesen. Aber wie war die Vorstellung nun eigentlich? Oder haben Sie letztendlich keine Karte mehr abbekommen?

Goodwill
06.11.2001, 17:38
Wenn der Herr Stadelmaier seine Verrisse tatsächlich schon im Zuschauerraum verfasst, finde ich das ganz schön unprofessionell. Aber es würde einiges erklären.
Ich glaube, sein 'Ruhm' fußt vor allem auf der Tatsache, dass er einmal in irgendeinem Theater keine Karten mehr bekommen sollte, weil er ja angeblich doch nur Verrisse schreibt. Er hat dann einen Riesenbohei um die Sache gemacht, obwohl er sofort von einem Kollegen eine Karte gereicht bekam. Ich glaube, er ließ sogar das Wort ÈBerufsverbotÇ fallen. Auch das erklärt einiges. Vielleicht sogar die geschilderte Drängel-Orgie. Den Mann treibt die schiere Panik an die Kasse. Lust am Theater kann es jedenfalls nicht sein, nach allem, was man so liest.