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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nida-Rümelin, Julian und Nathalie Weidenfeld (Im Garten der Orangenprinzessin: Störende Gedanken)



Ignaz Wrobel
05.11.2001, 00:02
Gestern ging ich einen Berliner Innenhofgarten gießen und pflegen, in Vertretung eines Freundes. Ich mache das immer mal wieder und auch sehr gerne, denn das hat etwas Meditatives und unmittelbar Befriedigendes an sich. Der Hof liegt in der Gegend unterhalb des Savignyplatzes, wo Berlin am Münchnerischsten ist, wenn die Münchner höhere Häuser hätten. Also wunderschöne, originelle Jugendstilgebäude, edle kleine Boutiquen, Weinstuben und ähnlich Schickes. Der alte Berliner Westen halt. Vor dem betreffenden Haus parkt immer ein dunkelblaues Jaguarcabriolet, neben dem ein Schild steht: 'Wegen Umzug freihalten, Zapf Umzüge'. Es ist nicht auszuschließen, daß es Herrn Zapf gehört, dem Star der Berliner Umzugsunternehmerszene, der ebenfalls in dem Haus wohnt. Der eigentliche Auftraggeber meines Freundes ist ein reizender alter Arzt, der im Vorderhaus alleine eine 250 qm-Wohnung bewohnt. Es gibt auch noch einige alte Damen, die ähnlich große Wohnungen ihr eigen nennen, aber so zickig sind, daß sie keine Untermieter finden.
Ich goß also den Garten, entfernte liebevoll die welken Blätter und ließ die halbwelken dran, damit man den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens auch mitbekommt. Ein fröhlicher rundlicher Herr mit roten Hosenträgern, ich glaube, es war Herr Zapf, grüßte mich freundlich, eine ältere Dame schlich dagegen grußlos über den Hof. Beim Abschließen warf ich einen Blick auf das Klingelbrett des Gartenhauses (In dieser Gegend heißt das Hinterhaus nicht Hinterhaus, sondern Gartenhaus, auch wenn es dasselbe ist. Das Vorderhaus heißt aber hier trotzdem Vorderhaus und nicht Straßenhaus). Und ich sah ein neues Schild mit der Aufschrift: ³Nida-Rümelin/Weidenfeld'. Ich dachte: 'Aha, Prominenz!ã
Zur Erklärung für Alpenanrainer: Julian Nida-Rümelin ist unser Kulturstaatsminister, Nathalie Weidenfeld ist seine Lebensgefährtin, die einen 'Frauenroman', ich glaube er heißt Die Orangenprinzessin, geschrieben hat (Oder wie nennt man eigentlich diese sanft humorvolle Literaturgattung, die Hera Lind populär gemacht hat, also mit einer frechen, extrem emanzipierten, aber gleichzeitig sehr feminin-erotischen Frau, die ausnahmslos auf strohdumme Männer trifft, bis ihr dann doch noch der Märchenprinz begegnet?). ER ist groß, jung, schwarzgelockt und gilt als intelligent, weil er von Beruf Philosoph ist. Er hat auf diesem Gebiet auch einiges veröffentlicht, ich hatte mal ein Buch in der Hand, das sämtliche Werke der Philosophiegeschichte jeweils auf einer halben Seite zusammenfasst, vermutlich sehr praktisch für Studenten. SIE ist so ein Society-Girl, blond, hübsch und langbeinig, weshalb sie auch abgebildet ist auf dem Cover ihres Buches. Also ein klassisches Traumpaar. Mich ärgert es immer ein bischen, wenn intelligente Männer dumme hübsche Frauen heiraten, wenn sie zu Macht und Geld kommen, das scheint ein Naturgesetz zu sein, wieso eigentlich? Sind wir wirklich so doof? Ist das Leben ein Frauenroman? Andererseits weiß ich ja gar nicht genug über die beiden, um über sie zu urteilen. Wahrscheinlich ist sie gar nicht dumm, sondern tut nur so, beziehungsweise ist sie es nach objektiven Maßstäben natürlich keinesfalls, denn sie kann sich offensichtlich selbst ernähren und außerdem noch einen intelligenten Mann glücklich machen. Und was ihn betrifft, so hat er bei mir als Minister bisher einfach noch keinen Eindruck hinterlassen, nicht positiv, aber auch nicht negativ.
Ich dachte: 'Ok, hier wohnen die also. Soso. Nadann.'
Dann verdrängte ich diese weltbewegende Entdeckung wieder und ging eine Pizza essen, bei 'Ali Baba' gleich um die Ecke. Ich setzte ich mich als einziger vor das Lokal an einen Tisch und aß eine Super-Pizza mit Artischocken und Ei. Mein Kopf war extrem leer, da ich mich ganz auf die Pizza konzentrierte (Mit leer meine ich so etwas wie das meditative Nichts im Kopf der Klischeemänner, wenn sie in Beziehungsratgebern von ihren Klischeefrauen gefragt werden: ³Was denkst Du gerade? Wie bitte? NICHTS? Man KANN aber nicht nichts denken!'). Ich dachte also nichts und fühlte mich recht wohl dabei. Etwa bei der Hälfte der Pizza hob ich den Kopf, blinzelte etwas in die Sonne, und erblickte ein Pärchen, das direkt auf mich zukam. Es waren Herr Nida-Rümelin und Frau Weidenfeld. Eng umschlungen schlenderten sie des Wegs im goldenen Herbstlicht, ein Klischee-Liebespaar par excellence. Beide schlank, hochgewachsen, er größer, sie kleiner. Er dunkel, sie blond. Er Hose, sie Rock. Übereinstimmung mit dem medial verbreiteten Bild: 100 %, total. Weder jünger noch älter noch größer noch kleiner als man es erwartet hätte. Eine makellose Frauenromanillustrationsvorlage gewissermaßen. Sie schauten mich, der ich gerade noch den Garten ihres Gartenhauses liebevoll von allem übermäßig Verwelkten und Verfaulten gereinigt hatte, kurz und natürlich nichtsahnend an, warfen einen flüchtigen Blick auf die Speisekarte und schlenderten weiter.
Und ich dachte: 'Aha. So sehen die also aus. Da schau her! Wer hätte das gedacht. Nadann.'
Und dann dachte ich leider noch ungefähr folgendes: ³Und jetzt? Soll ich mich jetzt etwa nach denen umdrehen? Wieso eigentlich, um Himmels willen? Muß ich mich jetzt dafür interessieren, was die anhatten? Gibt es eigentlich was Uncooleres als dieses Paparazzentum? Allein sowas für erzählenswert zu halten ist doch extrem unsouverän! Das suggeriert doch, daß die eigene Person durch die Gegenwart eines Menschen, der sich von anderen lediglich durch seine öffentliche Verfügbarkeit unterscheidet, irgendwie erhöht würde, was wiederum bedeutet, daß es mit dem eigenen Selbstbewußtsein nicht allzuweit her sein kann. Früher hätte ich doch sowas höchstens in einem Nebensatz mal so ganz nebenher fallengelassen! Hab ICH das eigentlich nötig?' Dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los und während der zweiten Hälfte der Pizza wurde das angenehme Nichts in meinem Kopf durch unangenehmes und völlig überflüssiges Denken verdrängt.
Zuhause dachte ich dann aber: 'Hey! Ich war mal der Hofgärtner des Kulturstaatsministers der Bundesrepublik Deutschland und seiner Orangenprinzessin, auch nicht schlecht! Muß ich gleich aufschreiben!'


P.S.
Dumpf schwant mir, daß die Bezeichnung 'Frauenroman' nicht ganz korrekt sein kann, vermutlich sogar auf eine Art diskriminierend gegenüber dem Ensemble von Vorstellungen, die man mit dem Wort 'Frau' verbindet. Mir fiel aber im Moment nichts treffenderes ein.



(Beitrag wurde von Ignaz Wrobel am 04.11.2001 um 23:09 Uhr bearbeitet.)

julia mantel
05.11.2001, 00:23
ein architekt, der gartenarbeit ausführt, um dabei zu meditieren. soso.
schöne geschichte, ignaz. ich habe von dem paar auch schon mal gehört.
eher langweilig, halt so hochglanz-etabliert. mach weiter so.

lacoste
05.11.2001, 00:35
Ein Kollege von mir erzählte einmal:
Er war auf der Suche nach einer blauen Blume! Er MUSSTE diese blaue Blume finden, denn, wenn er sie nicht fünde, würde er sterben müssen.
Er hat sie gefunden!!!!

marie battisti
05.11.2001, 00:44
ein erdbeben, aber die säulen stehen noch

Ignaz Wrobel
05.11.2001, 01:13
Hallo Julia, nett, daß Du nicht rumschleimst! Ja, so siehts halt aus, man wird alt und hochglanz-etabliert.

Lilaxista
05.11.2001, 01:21
Lieber Ignaz!
Du hast also Kulturaußenstaatsminister Julian Nadann-Rümelin getroffen. Und seine FRAU (denn sie sind inzwischen amtlich vermählt). Das ist immerhin eine halbe Pizza mit Artischocken und Ei wert. Herr Rümelin hat sich soviel ich weiß übrigens damit hervorgetan, dass er das Lebensrecht eines Menschen daran bemisst ob dieser Selbstachtung besitzt. Wenn nicht könne er guten Gewissens in den Orkus abgegossen werden. Soviel zum Thema Philosophie. Ich hoffe du hast ihre dämlichen Pflanzen vertrocknen lassen, denn welche Artischocke schätzt sich selbst wohl als lebenswert ein...
blabla cardiert wegen schlechter Laune




(Beitrag wurde von Lilaxista am 05.11.2001 um 08:32 Uhr bearbeitet.)

Stimmen
05.11.2001, 02:31
Sehr schön, sehr schön. Aber wer war der Ofterdingen? Rümelin, Wrobel oder 'ein Kollege'?

Benzini
05.11.2001, 02:55
Herr Wrobel!
Frau Mantel meinte doch das Paar und nicht Ihre Geschichte. Oder hat Benzini wieder alles falsch verstanden?
Ein sehr angenehm introspektives Bild aus der Kleingartenmetropole.

DerCaptain
05.11.2001, 03:00
Meine Makrele. Wenn Du sowas nochmal schreibst, muß ich Dich dann heiraten? Unglaublich.
------------------
standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

Das Grauen
05.11.2001, 03:07
Seit ich Benzini unter meine Fittiche genommen habe, dreht er hohl wie die aufgeklärte Vernunft. Ich hätte ihn doch erschießen sollen.

Lilaxista
05.11.2001, 03:10
Liebes Grauen,
bring hier doch mal ein bisschen Stimmung rein, mir ist der Strang zu Pizza-idyllisch!

James Dean Brown
05.11.2001, 03:29
Man sollte dem Grauen die Fittiche stutzen und in den letztlich vielbeschworenen Orkus stürzen. Los, gib' Benzini wieder her!

Benzini
05.11.2001, 03:40
Benzini hohl gedreht so spät,
vom Alkohol hohl umgedreht,
in mindergrossen metropolen
geht er jetzt noch mal alkoholen.

DREA
05.11.2001, 05:35
Verwelken, Verfaulen, Selbstzweifel... Mensch, Wrobel, das ist purer, schoener Herbstblues, den mitzusingen nicht schwerfaellt.

Zoe007
05.11.2001, 08:09
Lieber Ignaz Wrobel,
mit reichlich November im Herzen gelesen ist diese spürbare Geschichte sehr versöhnlich.
Und spätestens bei der gnadenlos treffend formulierten Passage 'Er dunkel, sie blond. Er Hose, sie Rock.' mochte ich mir heimlich wünschen, Sie würden noch etwas über den Savignyplatz schlendern und weiter erzählen.
Hofknicks und Danke.
(Beitrag wurde von Zoe007 am 05.11.2001 um 07:12 Uhr bearbeitet.)

Lilaxista
05.11.2001, 08:47
Jetzt hat der Herbst wohl noch das letzte Gemüt zersetzt. Selbst auf der Pizza verwelkte Blätter. Es tut mir ja leid dass ich hier so viel Gift spritze, aber bei J. N.-R. packt mich wirklich das Grauen. Ich hab grade von Karlheinz Stockhausen geträumt. War auch nicht besser. Mit Zufallsbegegnungen darf man eben nicht wählerisch sein.
Bester Ignaz, nichts für ungut!
(Ich glaub mit N.-R. hat die Euthanasiedebatte das Forum erreicht, was ja irgendwie zu l_tus Krankenhausgeschichte und der hier allgemein grassierenden depressiven Verstimmung passt - aber Vorsicht: Selbstachtung nicht verlieren!)


(Beitrag wurde von Lilaxista am 05.11.2001 um 08:37 Uhr bearbeitet.)

marie battisti
05.11.2001, 09:13
ich wusste es, ignatz lässt die erde beben, aber nicht so dass alles zerstört wird - nein - danach steht alles fester und sicherer wie eh und je.

Sabeta
05.11.2001, 10:41
ignaz, wie gern hätte ich hinter einer gardine im gartenhaus gestanden und dich dabei beobachtet, wie du meditativ die entscheidung triffst, welches blatt bleiben darf und welches nicht.
ich mag den herbst ja sehr.

Zoe007
05.11.2001, 10:43
'Herbst, du hältst mich umschlungen'
Während Ignaz gestern Abend vorm Ali-Baba über die Vergänglichkeit des Seins sinnierte, ist ein paar Häuser weiter in eben dieser Straße, ebenso leise wie Ignaz' Geschichte, Thomas Brasch gestorben.
Die Bäume verlieren ihre Blätter, Theater, Literatur und Film 'Einen Engel aus Eisen'
(Beitrag wurde von Zoe007 am 05.11.2001 um 09:45 Uhr bearbeitet.)

Bartholmy
05.11.2001, 10:43
Blätterlese in fremden Gärten, Zapf-Umzüge ('wer jetzt kein Haus hat, eine neue Wohnung findet er, locker') und über allem Pizza mit Artischocke und Ei - sehr angenehm gelassen herbstlich.
Nida-Rümelin selbst ist aber eher ein Mann für keine Jahreszeit, jedenfalls nicht für 'autumn', höchstens vielleicht für 'fall'.
(Beitrag wurde von Bartholmy am 05.11.2001 um 09:46 Uhr bearbeitet.)

Zoe007
05.11.2001, 11:05
neben allem Herbstgeflüster eine pragmatische Frage: Lilaxistas Beitrag ist datiert auf den 05.11.2001 12:21 - zumindest bei mir sagen Kalender und Uhr gerade 05.11.2001 10 Uhr noch was?
-----------------------------------------
Alles wieder zurück, ich bin wohl blond und blind, keine Ahnung - jetzt ist genannter Beitrag auf 00:21 datiert!?!
(Beitrag wurde von Zoe007 am 05.11.2001 um 10:09 Uhr bearbeitet.)

Aporie
05.11.2001, 12:10
Diese Geschichte durchzieht eine wunderbare, durch nichts aus der Fassung zu bringende geradezu Zen-hafte Heiterkeit. Der Ton bleibt auch dort, wo er ins kulturkritische Fach wechselt, freundlich, nie auftrumpfend oder affektiert, bewusst unspektakulär, eben frei von Rivalität: er will nicht partout glänzen.
Aber natürlich tut er es trotzdem. Denn in Wahrheit ist diese Geschichte äusserst raffiniert strukturiert mit all den Umschwüngen vom Garten, den der Erzähler nur so weit hegt, dass 'man den ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens auch mitbekommt' in den Garten der Eitelkeiten, für die ein Zen-Mönch natürlich nur ein mildes Lächeln übrig hat, ohne dabei in wohlfeile Satire abzugleiten.
Er hat das nicht nötig. Nicht einmal wenn er sich lustig macht auf dem Umweg über sich selbst und dabei auf die unsägliche 'extrem unsouveräne' Rolle zu sprechen kommt, die wir hier alle spielen ('Gibt es eigentlich was Uncooleres als dieses Paparazzentum?').
Natürlich befreit er sich zum Schluss trotzdem souverän auch aus dieser selbstgestellten Falle.
Was die Beschreibung dieses geleckten, nicht nur durch seinen Namen schwer geprüften Ministers mit seiner hochglanzmagazintauglichen jung-schön-Frau-schreibt-Gemahlin anbetrifft, sollte dieser Abschnitt als Zwangslesestoff für uneitle und unverletzende Promibeschreibung verordnet werden.
Ich kann mich nur verbeugen vor dieser Geschichte.
Und bevor rron calli jetzt mit der Schleimkeule zuschlägt, möchte ich denn doch noch der Verwunderung Ausdruck geben, dass hier fast ausschliesslich Beiträge auftauchen, die sich am Inhalt ansaugen, statt die Form zu lobpreisen.
(an Fremdcomputer ohne Doppel-s-Taste geschrieben)
(Beitrag wurde von Aporie am 05.11.2001 um 11:12 Uhr bearbeitet.)

Ignaz Wrobel
05.11.2001, 12:15
Zoe, keine Panik, das ist das die bekannte Softwaremacke. Daß Thomas Brasch gestorben ist, ist wirklich traurig. Tatsächlich in der selben Straße?
Stimmen, Heinrich von Ofterdingen? Könntest du diese kryptische Frage vielleicht noch präzisieren?
Lilaxista, das mit den Äußerungen des Ministers zur Euthanasiedebatte ist mir wirklich entgangen! Blöd, liegt wohl daran, daß ich, seit ich hier aktiv bin, nicht mehr dazu komme, die Zeit oder andere Intelligenzblätter zu lesen. Vermisse ich auch nicht, aber das gibt den welken Blättern natürlich noch einen ganz anderen Aspekt, stimmt. Eigentlich war ich von Nida-Rümelins Vorgänger enttäuschter, der schien zwar wirklich gut zu sein, hat sich dann aber schnell verabschiedet, um Zeit-Herausgeber zu werden, was ihm komischerweise niemand verübelt hat, aber eigentlich ja saublöd und verantwortungslos war.

Milchkannchen
05.11.2001, 13:25
Liegt es nur daran, dass ich vorher l_tu gelesen habe oder sind hier alle Geschichten zur Zeit todtraurig. Ich glaube, ich werde mir jetzt ein hübsches Krankenhaus suchen und dort einmal nachfragen ob ich den Garten pflegen darf. Ich bin auf alle Fälle todtraurig geworden. Tod traurig.

Aporie
05.11.2001, 14:05
Spricht ja für Wrobels heitere Geschichte, wenn man sie auch als traurige lesen kann. Zusammengerechnet ergäbe das dann tragikomisch, was dem Hosenbandorden für Literatur gleichkäme.

Ignaz Wrobel
05.11.2001, 14:17
Aporie, vielen Dank! Daß hier in vielen
Strängen derartig auf die Form geachtet wird, ist relativ neu. Einerseits auf jeden Fall eine gute Entwicklung, andererseits kann ich nur hoffen, daß das nicht zu unnötigen Hirnblockaden führt. Ungekünstelt spontan ist immer noch besser als durchgestylt, aber das liegt nicht jedem, mir auch nicht. Ich war mir beim Schreiben gar nicht klar, worauf es eigentlich hinauslaufen könnte, interessant, in welche Richtungen und mit welchen Bedeutungsebenen man so eine simple Begegnung noch hätte ausbauen können. Fast hätte ich Lust zu verschiedenen Remixen.
Genial wäre wahrscheinlich, wenn man wie Bob Dylan oder die Bibel jedem die Möglichkeit gäbe, genau die Tiefen herauszulesen, die er gerne hätte. Und dann vielsagend zu schweigen.

Lilaxista
05.11.2001, 14:30
Mag sein, dass ich Herrn N.-R. unrecht tue, wenn ich ihm unterstelle, er hielte Menschen ohne Selbstachtung (dazu gehören wohl auch schwerstdepressive wie wir) auch für lebensunwürdig. Ich hatte so etwas jedenfalls mal im Radio gehört und heute Nacht beim Lesen dieses eher todeslaunigen Stranges kam es mir dann wieder in den Sinn. Ich habe eben noch einmal Stellungnahmen seinerseits nachgelesen. Darin verwahrt er sich selbstredend gegen eine derartige Mißinterpretation seiner Worte. Er hatte nämlich in Debatten um das therapeutische Klonen von Embryonen diesen, etwa 14 Tage alten Zellhaufen, die Fähigkeit zur Selbstachtung abgesprochen und damit auch die Menschenwürde (die er damit verknüpft) und sich somit auf die Seite der Befürworter des Klonens gestellt. Auf gezielte Nachfragen eines Interviewers inwiefern diese Begrifflichkeiten etwa auf solche Tourettewracks wie uns übertragbar wären, rettete sich N.-R. in einen philosophischen Begriffssalat, wohl eine Stärke von ihm, womit das Thema gegessen war. Er betonte jedoch, dass der Wert des Lebens überhaupt für ihn außer Zweifel stünde, ja gar dass er Pflanzen und Tiere für schützenswert hielte! Es scheint nicht leicht zu sein, N.-R.s wirkliche Meinung herauszufinden.
Amüsant fand ich allerdings, dass er, der einen 14 Tage alten Embryo nicht für schützenswert hält, sich selbst bei Amtsantritt eine 100tägige Schonfrist erbat.
(Verzeiht meine Ausschweifungen - heute trauriger Tag)

(Beitrag wurde von Lilaxista am 05.11.2001 um 13:33 Uhr bearbeitet.)

Aporie
05.11.2001, 14:47
Hüllen Sie sich nicht in falsche Bescheidenheit, Wrobel. Ein solcher Text will erarbeitet sein, wenn nicht beim Schreiben, dann in einer Lebenshaltung und Beobachterperspektive, die ihn erst möglich macht.
Wenn es hier nicht durchwegs üblich ist, auf die Form zu achten, warum wird dann jedem Neuling, der meint, es käme nur auf den Inhalt an, sachte bis forsch bedeutet, dass die Qualität des Erzählens hier am ³wie' und nicht am ³was' gemessen wird?

Angelika Maisch
05.11.2001, 17:04
Der Herr Aporie hat ja recht, Ignaz.
Ich vermute, es kommt daher, daß du auch ein Dichter bist. Weswegen ich nicht abgeneigt wäre, den einen oder anderen Wrobelremix zu lesen.

James Dean Brown
05.11.2001, 21:20
Textremixe! Würde dieser vom musikalischen ins literarische übertragene, zielgruppenkompatible Umgang mit Fremdwerken eine neue Forumsära einläuten? Mixen statt Mäkeln? Der Gedanke an diese Möglichkeit und an die unendlichen Nachtschichten macht mich gespannt nervös.

Juri
06.11.2001, 15:16
Das Wort 'Remix' klingt verdächtig nach Schnösel-Barre, aber bei Herrn Wrobel bin ich ganz unbesorgt. Warte auf Variationen, halte Echolot für Tiefschürfendes bereit. Und ich glaube, Sie waren ein cooler Paparazzo.
Leider gibt's in meinem Städtchen keine Brühmtheiten, an denen ich meine Coolness testen könnte... So bleibe ich Rezipient und auf Sie angewiesen, um an der großen, weiten Welt zu partizipieren.

Ignaz Wrobel
06.11.2001, 16:29
Noch kurz ein paar Antworten auf gestellte Fragen bevor ich mich vom Computer losreisse, das ist ja wieder ganz fürchterlich heute, das Suchtpotential ist wieder gestiegen, sehr unpraktisch.
JDB, ich hatte eigentlich nur an die eigene Überarbeitung von Texten gedacht, viele vorher nicht gesehene Potentiale kommen ja erst durch die Kommentare ans Licht! Aber das Fremd-Remixen, also das eigentliche, das hätte natürlich auch seinen Reiz! Aber da will ich lieber gar nicht erst dran denken, der Zeitaufwand würde wahrscheinlich ein Leben außerhalb des Forums völlig unmöglich machen, also noch völliger als sowieso schon.
Ich mach's auch nicht, aber nur mal so als Beispiele:
Der 'Sozialneid'-Remix:

Kitschromanhafte Welt in der luxussanierten Jahrhundertwendeidylle, dem Umfeld des Kulturpolitikers, während andere Stadtviertel der komplett bankrotten Hauptstadt rasant verslummen und Schwimmbäder und Kitas geschlossen werden oder unerschwinglich geworden sind.
Der 'Deutschland - Land der Dichter und Denker, Richter und Henker'-Remix:

In dem Haus lassen sich nämlich auch sogenannte 'Zeugnisse jüdischen Lebens' aus der Vorkriegszeit finden (In der Wohnung des alten Arztes befindet sich im ehemaligen Dienstbotentrakt ein kleines Zimmer, das er erst für eine Abstellkammer hielt. Merkwürdigerweise hat es aber einen um etwa 10 cm erhöhten Boden, und erweist sich somit als jüdischer Gebetsraum, durch den Höhenversatz wurde anscheinend der Wechsel in eine andere, spirituelle Welt symbolisiert. Wer weiß, ob bei seiner Konstruktion die Synagogen noch standen). Zusammen mit den mißverständlichen und ganz ohne Not abgegebenen Äußerungen des philosophierenden Kulturministers zum 'unwerten Leben' und meiner Tätigkeit der Blätterselektion in seinem Garten hätte man hier einen bitterbösen Essay draus machen können. Tonnenschwer, dunkel raunend, perfide persönlich, Sloterdijk- und Walserdebatten wiederauflebenlassend und die federführende Vermittlung des Kulturstaatsministers bei der Gestaltung des zentralen deutschen Holocaustmahnmals in Frage ziehend, ach ja.
Was sage ich! Den Roman 'Deutsche Einheit, zweiter Versuch nach J. Lottmann' hätte man schreiben können, wenn man noch den Tod des ostdeutschen Dichtes Thomas Brasch in der selben Straße (!) dazugenommen hätte! Ich will gar nicht wissen, was der noch alles geschrieben hat außer hervorragenden Shakespeareübersetzungen (LIEBE MACHT TOD befindet sich in meinem Besitz, mein Gott!).
Mir wird schwindlig, ich muß gehen.
Aporie, Deine Frage beantworte ich ein andermal.

Bartholmy
07.11.2001, 00:50
Remix hatten wir hier noch fast gar nicht (obwohl - irgendwo, war mir, war das schon mal ein wenig ... komm nicht drauf)
Auf jedenpopenden: Diese Geschichte ist ein großer Strang-Strang ohne irgendwie post-Strang-Tendenzen zu entwickeln - nein - Ignaz macht das einfach so einfach schön. Schön!
(Und diesen blöden otakudreck will ich jetzt auch abgesnobbt nicht mehr oben stehn sehen. Gerade abgesnobbt erst recht nicht. Wozu den Rotz Verblendeter beschimpfen? Nützt doch nur der Taschentuchindustrie.)

Bartholmy
07.11.2001, 13:20
(.)
Wegen geringer Wuchtkraftanstrengung nur ein bedingter Wuchtpunkt

DerCaptain
07.11.2001, 13:20
x
------------------
standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

Bartholmy
07.11.2001, 13:20
Wrobel: 35 comments
Shandy: 35 comments
Wer gewinnt?

Ignaz Wrobel
07.11.2001, 13:20
Bartholmy, hast Du auch eine Stoptaste? Danke.

marie battisti
07.11.2001, 13:20
ich möchte mal diese beiden sätze nebeneinanderstellen:
'Das suggeriert doch, daß die eigene Person durch die Gegenwart eines Menschen, der sich von anderen lediglich durch seine öffentliche Verfügbarkeit unterscheidet, irgendwie erhöht würde, was wiederum bedeutet, daß es mit dem eigenen Selbstbewußtsein nicht allzuweit her sein kann.'
'Deswegen durfte ich mir jetzt auch meinen Houellebecq ausdenken. Nur treffen hatte ich ihn halt müssen, wegen Forum und so. Weil die wissen wollten, wie er AUSSIEHT. Das ist doch der Witz beim Forum: man trifft einen Prominenten und teilt dann allen seinen Freunden per e-mail mit, wie der denn in Wirklichkeit so aussieht.'

Juri
07.11.2001, 13:20
Richtig, Marie. Zwischen diesen beiden Geschichten klafft nicht nur ein stilistischer Abgrund. Aber wir wollen ja wertfrei analysieren...
Wenn wir jedoch den Text nicht als autonom, sondern als Lebensäußerung einer sehr konkreten Person auffassen...
Leider wird Versnobtheit von manchen für Metaebenen-Poleposition gehalten. Nun denn. Nochmals, Herr Wrobel: Ein Kleinod!

marie battisti
07.11.2001, 13:20
das meinte ich aber nicht juri, ich stell die dinger nicht nebeneinander um einen abgrund aufzutun, es sind eher puzzlesteine oder besser schlussteine, die verzeiht - das böse m.wort - etwas mit der metaebene dieses forums zu tun haben und wie weit man es ausreizen kann
(Beitrag wurde von marie battisti am 07.11.2001 um 09:29 Uhr bearbeitet.)

Edmund
09.11.2001, 19:23
Dank Kathrins Reader's digest gelesen und zwar gern.
Ein Schluck warme Herbstmilch an einem nasskalten Morgen.
Wenn man immer nur Onlinezeitungen ueberfliegt und nie deutsches Fernsehen sieht, dauert uebrigens ziemlich lange, bis man spitzkriegt, dass Nida-Ruemelin ein Mann ist.

Herr Cohn
09.11.2001, 20:25
N.-D. ist so, wie er heißt. Er Jacke, sie Hose. Ist das nicht merkwürdig? Eigentlich nein.
@Herrn Wrobel: Einer schrieb Kleinod. Falsch, ganz falsch. Größe in herbstlichen Farben! Da muss hier nochmal so gesagt werden. Ë propos, gibt es irgendwas Gedrucktes von Ihnen zu lesen? Dafür würde ich mich glatt in Unkosten begeben. Bitte verraten!
Heinrich von Ofterdingen schleicht übrigens als Herr Zapf durchs Bild, das ist der, welcher die Blaue Blume aus dem Garten seit gestern im Knopfloch trägt <zaunpfahlwink>

marie battisti
11.11.2001, 12:07
herr wrobel haben Sie das gehört!
melken Sie die Kuh und den blauen reiter!
herr chon ist gebildet, widmen Sie ihm das leitmotiv!

marie battisti
11.11.2001, 12:20
lieber herr cohn, herr wrobel ist übrigens gerade dabei den haffmanns-verlag zu retten und sucht noch geldgeber, Sie scheinen mir da sehr geeignet und v. a. für neue ideen und projekte aufgeschlossen, melden Sie sich doch bei ihm, das würde ihn sehr freuen und all die treuen leser auch
herzlichst
marie

Frau H aus B
11.11.2001, 12:33
Ich wünsche mir, daß Ignaz diesen Roman schreibt und daß er bei Pappmanns erscheint. Als erster Titel einer langen, ruhmreichen Reihe.

Frau H aus B
11.11.2001, 12:35
Huch, Marie, kreuzgepostet.

Ignaz Wrobel
11.11.2001, 13:50
marie, Du kannst ja richtig gemein sein!
Herr Cohn, Vielen Dank! Dennoch, hier mal Klartext: Die Mischung aus Rumschleimen und Literaturgroßkritik nervt gewaltig, zumal Sie noch in den Forumswindeln stecken. Erst mal ein bischen Milupa-Babynahrung aus den Forumstiefen nuckeln, dann klappts auch mit der Mutterbrust. Frau Battisti wird Ihnen die ihre sicher gerne reichen.

Herr Cohn
11.11.2001, 14:44
Ich lasse beides sein (Schleim & Großkritik), und Forumswindeln ist richtig - es gab doch mal die Idee von Adoption. Gibt es die noch? Frau Battisti, möchten Sie gern - oder nicht?

(Beitrag wurde von Herr Cohn am 11.11.2001 um 13:49 Uhr bearbeitet.)

Frau H aus B
11.11.2001, 14:48
Herr Cohn, bitte hören Sie wenigstens auf Herrn Wrobel und tun Sie, was er Ihnen empfiehlt. Vielleicht kämen dann ja auch all jene zurück, die dieses Forum zu dem gemacht haben, was es ist und die in den letzten Tagen hier die Flucht ergriffen haben. Oder haben Sie Freude an Selbstgesprächen? Dann machen Sie so weiter, bis auch dieses Forum umzieht und mit der segensreichen Ignore-Funktion ausgestattet wird.
(Über Kreuz gepostet und - hoffentlich - obsolet)
(Beitrag wurde von Frau H aus B am 11.11.2001 um 13:49 Uhr bearbeitet.)

marie battisti
12.11.2001, 20:36
bin doch nicht gemein, wrobel, wollte nur, dass den worten auch taten folgen, aber offensichtlich zieht es der große fade worte spuckende herr vor nur zu nehmen - XXXXzensur- und nicht zu geben.
(Beitrag wurde von marie battisti am 13.11.2001 um 15:16 Uhr bearbeitet.)

hanswasheiri
12.11.2001, 21:22
Lieber Ignatz
leider konnte ich Deine Geschichte erst jetzt lesen, Katrin seis gedankt, dass überhaupt. Und es stösst mir nur eines sauer auf: Pizza mit EI ist eine derart eklige Angelegenheit. Sie gehört eigentlich aus Deinem Text gestrichen
Ansonsten hast Du den Platz im Reader's Digest natürlich redlich verdient.

Herr Cohn
13.11.2001, 02:13
@Marie Battisti. Ich spucke zwar noch Worte, aber die verlieren ihre Fadigkeit. Frau Battisti (ital.= du schlugst). Schlugst, nicht schlägst! Es ist schon längst Schluss mit dem bösen Cohn. - Adoptiert hat mich gestern Abend der Captain. Wollen Sie, möchten Sie meine Tante werden? Wäre angenehm.

Benzini
13.11.2001, 02:54
Wo bleibt bei dieser Konfusion
J.B. die Text-Remix-Version.
In etwa: Cohn«sches Worte-spitten
und die marie-battisti-titten.

Herr Cohn
13.11.2001, 03:19
man sollte all die Klüfte kitten,
die so in die Stränge schnitten.

U_Sterblich
13.11.2001, 14:40
Zur Erklärung für Alpenanrainer: Julian Nida-Rümelin ist unser Kulturstaatsminister
Ich wollte nur mal anmerken, guter Wrobel, dass Herr Nida-Rümelin, bevor er das Amt des Kulturstaatsministers in Naumannscher Nachfolge antrat, jahrelang populärer Kulturstadtrat in der alpenanrainer Metropole München war, sowie an hiesiger Universität lehrte. Dies nur so zum staunen.
(Beitrag wurde von U_Sterblich am 13.11.2001 um 13:41 Uhr bearbeitet.)

Tiffany Nudeldorf MD
13.11.2001, 14:46
Die Alpen ragen stellenweise ins Ausland, und vielleicht kannte man den nie da-rüber hin ?
(Beitrag wurde von Tiffany Nudeldorf MD am 13.11.2001 um 13:47 Uhr bearbeitet.)

arschmakrele
13.11.2001, 14:53
Da wird sich der Ignaz aber freuen, über die Rückendeckung.

marie battisti
13.11.2001, 21:04
'Als Arriguccio sie sah, betrachtete er sie zerstreut und erinnerte sich daran, dass er ihr wohl tausend hiebe ins gesicht geschlagen und sie zerkratzt hatte und ihr alle übel der welt zugefügt und jetzt sah sie aus, als sei nichts geschehn.
in kürze berichteten ihr ihre brüder, was arriguccio ihnen erzählt hatte, vom spagatt, von den schlägen, einfach alles.
verwundert wandte sich die frau an arriguccio und sagte: Ah, mein gatte, was rieche ich da? warum stellst du mich, deine frau und königin, durch deine scham, als etwas hin, was ich nicht bin, warum macht du dich ruchloser und grausamer als du bist? mit wem sollst du letzte nacht in diesem haus gewesen sein, wenn nicht mit mir? oh quando mi battesti tu? ich für mich kann mich nicht daran erinnern.'
boccaccio: decameron
ich kann mich auch an nichts erinnern

DREA
14.11.2001, 07:52
Hochelegantes Kontern das, Frau Battisti!

Herr Cohn
14.11.2001, 17:05
und es öffneten sich die obliquen Schlünde der Alten...
(H.P. Lovecraft)
Nichts für ungut, dachte dran im Halbschlaf.

Negitoro Temaki
22.11.2001, 20:15
Sehr richtig, Frau Sterblich. Eben dieses spezielle Quäntchen von Über-den-eigenen-Tellerrand-Blicken habe ich in Herrn Wrobels Beitrag auch vermisst. Ansonsten keine Klagen.

marie battisti
22.11.2001, 22:26
mein lieblingstitel wieder da!
war jedenfalls dankbar für die anmerkung (so hinter den bergen) und eleganz liebe drea scheint nicht das beste mittel gegen con zu sein

DREA
23.11.2001, 11:31
Wrobel soll mehr schreiben!!! Und das mit den Alpenanrainern hat er bestimmt nicht arrogant, sondern freundlich-informativ gemeint. Jenem Morbus und seinen Nebenerscheinungen gegenueber scheint uebrigens jede (wie auch immer geartete) Muehe vergebens, verehrte Marie.

Poser Rosenberg
23.11.2001, 14:01
Man muß - wie überall, so auch - bei Nida-Rümelin nur zweimal genauer hingucken, dann wird man gewahr werden, daß die kirre Kulturnudel immer und ausnahmslos schlecht sitzende Anzüge (oft sogar Zweireiher!) nebst analog übergroßen Hemden mit massig Halsfreiheit anhat und sich dadurch äußerst reizend selbst demaskiert: als jemand, der nicht mal seiner eigenen mickrigen Kragenweite entspricht. Und offenbar nicht mal über ausreichend Selbstachtung verfügt, sich wenigstens ordentliche Anziehsachen zu kaufen.
Übrigens darf man sich nicht grämen,
daß sich ausgerechnet hochmögende Kulturnudeln blonder Bumsnudeln zum Durchnudeln bemächtigen, denn in den Wirren des Geschlechtslebens kann sich ohnehin einzig behaupten, wer vergegenwärtigt, daß man dabei sowieso nur alles falsch machen kann. Nur Ficken muß man natürlich richtig, richtig.
Hier noch eine ganz artunverwandte Frage: Gibt es Ekligeres als Zappa-'Musik'?

Benzini
24.11.2001, 01:15
Die Antwort ist, milde gesagt, denkbar einfach, Marianne: Die gibt es!
Zappa war kurz vor seinem Tod, wenn ich nicht irre Kulturminister der autonom gewordenen Tschechei. Ist das der Link?
Man könnte dann allerdings auch fragen: gab es ekligeres als Picasso-Malerei, oder schlimmeres als Dostojewski-Literatur.

1A Trottelindikator
24.11.2001, 01:45
PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING! PING!

Benzini
24.11.2001, 03:23
Lucabrasi.
Ich habe mich nicht getäuscht.
Man verfolgt mich. Sie wenden jetzt auch Maschinen an, um Benzini mundtot zu machen.
Ich weiß, wie sehr du die Maschinen haßt.
Gehe vorsichtig zu Werk. Denn selbst sie haben ein bißchen Leben.
Sie haben Augen. Überall.
Schau sie einfach nur an, Lucabrasi.
Dann werden sie schon begreifen.

Herr Genista
24.11.2001, 04:25
Ach Zappa. Als er starb, vor Jahren, plungplungplung, wachte ich vom Radiowecker wie üblich zu früh geweckt greatgugglimuggel, in die Unwirklichkeit hinein auf, hörte von seinem Tod und schlummerte wieder weg. Peekaboo! Als ich Stunden später tatsächlich aufstand, wußte ich trötitörrömmm nicht mehr, ob er wirklich gestorben war oder ich das pling geträumt plong hatte plung. Ich sorgte mich ein wenig, denn einen Zappasterbetraum wollte ich ungern gehabt haben.
Ich war dann also sogar ein bißchen erleichtert. Tusch, tatatataratata (anschwellend) Überblendung zum nächsten Beitrag mit einem langen Gitarrensolo.
Ist das der Dreck unter meinen Walzen? Mir gefällts manchmal, oft nervts. Wenn es ekelt, einfach mit Laurie Anderson nachspülen.

James Dean Brown
24.11.2001, 05:13
Nasowas, eben lese ich den letzten Beitrag und im Hintergrund tönt 'Let's Make the Water Turn Black'. Ein Zeichen. Der Trottelindikator hat Dreck unter seinen Walzen und geheimen Schmutz in seinem one-celled hammond organism. Er ist 200 Jahre als und so verbiestert, dass sein Mund nur ein schmaler Strich ist. Junge Junge, der käme ganz schön in Schwierigkeiten, wenn er sich einen Schnurrbart stehen liesse. 200 Jahre alt, hockt da und führt sich auf, Mann, als hätte er einen Heiligenschein, nichts Halbes und nichts Ganzes. Rekalibrieren, bitte, die Rostlaube.
Aber ausgerechnet Laurie Anderson? Warum nicht gleich Brian Eno?

Frau H aus B
24.11.2001, 12:29
Laurie Anderson ist Zappa für Frauen.

Walter Schmidtchen
25.11.2001, 16:29
Hallo Ig, erst heute gelesen, 25 Minuten wegtauchen, aber dass Laurie Anderson und Brian Eno am Ende Prügel bekommen, ist nicht in meinem Sinne, ich kenne zwar nur O Superman und Taking Tiger Mountains und Hier kommen die warmen Flugzeuge, und das sind ja doch wohl Meisterwerke. Franz Zappa ist mir kein Begriff.
Von Herrn Nida Rümelings Vorgänger bekam ich mal einen Brief, aber das gehört nicht hierher

vir
25.11.2001, 17:45
ASTEROID NACH ZAPPA BENANNT. Ein Asteroid zwischen Mars und Jupiter ist laut dem Leiter einer Astronomenorganisation in Cambridge (USA) zu Ehren des verstorbenen Rockmusikers Frank Zappa 'Zappafrank' getauft worden. Die Astronomen haben den Namen für den 1980 entdeckten Himmelskörper ausgewählt, nachdem Zappa-Fans sie mit Briefen und Computerpost regelrecht bombardierten. Die Anhänger des Musikers hatten argumentiert, dass der Asteroid 1980 von einem tschechischen Astronomen entdeckt worden sei. Damals sei Zappa das Symbol der künstlerischen Freiheit für die Jugend in der Tschechoslowakei gewesen. (afp)

James Dean Brown
25.11.2001, 20:02
Perfekte Definition, Frau H, fürwahr. Muss noch was richtig stellen: meine Gegenüberstellung Anderson/Eno beinhaltet keine Prügelabsicht, eher war es ein zugegeben sehr privater Witz. Nimmt man aber das 'gleich' aus der Gleichung, wird eine logische Schlussfolgerung daraus, denn zum Wegpülen des schwindelerregend kleinteiligen Asteroidengürtels, den Frank Zappa hinterlässt, ist das Fluidum der Ambient-Masse Eno's besser geeignet, als Zappa's weiblicher Gegenpart Anderson. Ich schätze alle drei Musiker, aber Zappa verehre ich: in jeder Schule scheint es einen Irren gegeben zu haben, der in Zappa's Oeuvre eingetaucht ist und es nebenbei detailliert auswendig gelernt hat. Ich war der Irre in meiner Schule.

Juri
25.11.2001, 22:32
.

vir
26.11.2001, 16:29
JDB, in meiner Gymnasialzeit war man als Zappa-Fan kein Aussenseiter. Im Gegenteil, Zappaplatten gehörten zur Grundausstattung eines jeden, der hip sein wollte. ç propos Schulzeit:
Mein schönstes Zappaerlebnis
Im Lied 'Montana' kommt bekanntlich die Zeile 'I'm gonna buy me a horse, just about this big...' vor. Jahrelang stellte ich mir dazu den Interpreten vor, wie er die flache Hand ca. eineinhalb Meter über den Boden hält, um die ungefähre Schulterhöhe des Tieres anzuzeigen. Als ich Zappa endlich live an einem Festival in Mannheim erlebte, spielte er das Lied bereits am Anfang. Mit Spannung erwartete ich die beschriebene Stelle. Als es soweit war, zeigte er mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von höchstens zehn cm an. Das fand ich damals wie heute sehr zum Lachen.
(Beitrag wurde von virchow am 26.11.2001 um 16:36 Uhr bearbeitet.)

Frau H aus B
27.09.2002, 21:59
Freitag.

Aporie
27.09.2002, 22:39
Für mich die schönste Geschichte des Forums.

DonDahlmann
01.08.2003, 03:21
Freitag und so.

DonDahlmann
14.05.2004, 14:36
Ich wiederhol mich da gerne

ingwer
03.08.2004, 23:47
mir ist grad so nacht wuchtung.