Heinzel
04.11.2001, 16:55
Na schön...
Aufgrund der beissenden Kritik an der Länge der Geschichte folgt eine neue, um die Interpretation des Liedtextes gekürzte und überdies durch Simplifizierung des Layouts auch (für die älteren Semester) lesefreundlicher gestaltete Fassung...
Gewisse Divergenzen des Beitrages zu den ersten Antworten wirken dadurch hoffentlich nicht allzu verwirrend...
Vor einigen Jahren bin ich mit Freunden im Rahmen einer ausgiebigen Tour durch den nächtlichen Süden - es sei erwähnt, dass ich in der Region Basel, folglich nahe der deutschen Grenze wohne - in einem 'Dancing' gelandet, einem Schuppen jener Gattung also, die sich so gerne den Anstrich eines Lokals für die gehobene Kundschaft gibt, letztlich aber gleichwohl überwiegend die Vokuhila-Kastelruther-Wunschbox-Klientel beherbergt...
Am Eingang konnten wir einem Plakat entnehmen, dass an diesem Abend ein 'Treffen der grössten Stars des Deutschen Schlagers' oder so ähnlich angesagt war..
Nix wie hinein hiess denn auch die Devise...!
Der Laden war gut besucht, wenn auch nicht proppenvoll...
Er teilte sich auf in einen 'Discoteil' mit grosser Tanzfläche einschliesslich einer wahrscheinlich einzig für das grosse Ereignis errichteten Bühne und einem in angenehmes dunkles Licht gehüllten 'Barteil', in dem neben der Theke einige Tische mit entflammten Kerzen für wundersame Stunden zu zweit bereit standen...
Auf der Bühne mühte sich derweil ein leicht verwelkter, aber in umso flottere Klamotten gehüllter Herr mit offensichtlichem Toupet, den Zuhörern das 'Ibiza-Feeling' näherzubringen, was ihm erstaunlicherweise sogar zu gelingen schien...
Nun, obgleich Schlager normalerweise nicht unbedingt zu meiner bevorzugten Musikrichtung zählt, war mir zufolge beinahe regelmässiger BUNTE-Lektüre (meiner Oma sei Dank..!) und des aufgrund der Zugehörigkeit zum deutschen Sprachraum zwangsläufig noch häufigeren Konsums deutschen Fernsehens die deutsche Promi-Szene durchaus ein Begriff...
Während ich nun angesichts des Sängers auf der Bühne, von dem ich zuvor noch nie auch nur das Geringste vernommen hatte, und des Umstandes wegen, wonach er auch nicht gerade der Gattung der Riesen angehörte, noch rätselte, nach welchen Kriterien die 'grössten' Schlagerstars für diesen Abend denn ausgesucht worden waren, forderte zum wiederholten Male ein Körperteil - zugleich mögliche Antwort auf das Rätsel, die ich aber schnell verworfen hatte - ihren Tribut für meinen regen Alkoholkonsum der vergangenen Stunden...
Als ich die Toilette verliess, fiel mir ein Herr auf, der mit dem Telefonhörer in der Hand in einer Ecke beim Münzapparat stand... Wer an dieser Stelle in ungläubiges Staunen verfällt, sei daran erinnert, dass betreffender Vorfall nunmehr einige Jahre zurückliegt, sich demnach zu einer Zeit abgespielt hatte, in der Handys noch nicht Mobiltelefone hiessen und überhaupt noch nicht sehr verbreitet waren...
Zurück zu dem Herrn... er war, um bei der Botanik zu bleiben, nicht mehr taufrisch, sehr hager, verbarg sein schütteres Haar unter keinem Haarteil und trug einen sehr weissen, nicht perfekt sitzenden und leicht zerknitterten Anzug, dessen sympathische Unzulänglichkeit ihn neben seinem Alter als eindeutig dem Umfelde der an diesem Abend an jenem Orte gastierenden Musikbranche zugehörig erscheinen liess...
Auch ihn hatte ich zuvor noch nie gesehen, weshalb ich ihn, noch immer fest an die Möglichkeit glaubend, an einem wirklich exklusiven, vielleicht gar einzigartigen Anlass des deutschen Schlagers teilhaben zu dürfen, als Manager oder Medienmenschen einstufte...
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass er sich in einem Zustande befand, den die Juristen als vermindert zurechnungsfähig bezeichnen, und unaufhörlich in seiner Hosentasche nestelte (falls es sich dabei wider Erwarten um einen Helvetismus handeln sollte... 'nesteln' = 'in einem auf kleinem Raume stattfindenden Chaos etwas suchen'..)...
Ohne mir gross was bei zu überlegen, ging ich, noch während mir der Gedanke 'Warum sucht er den Flaschenöffner mit dem Telefonhörer in der Hand..?' durch den Kopf schoss, zu ihm hin und fragte, ob ich ihm helfen könne... er murmelte was von einem wichtigen Anruf und dass ihm ein paar Münzen fehlten... 'Ja, ja.. das nötige Kleingeld.. nie da, wenn man's braucht...' entgegnete ich ihm, einerseits nicht wenig überrascht, mich sowas sagen zu hören, andererseits dem Anlasse entsprechend sofort an Gunter Gabriel denkend (der Pleite-Sänger heisst doch so..?)..
Ich hatte die von ihm benötigten Münzen jedenfalls grad parat, liess sie in seine geöffnete, etwas faltige Hand purzeln, vernahm ein von tiefer Dankbarkeit zeugendes 'Vielen Dank, junger Mann...' und verabschiedete mich...
Zu einem späteren Zeitpunkt durfte ich den Herrn vom Münztelefon dann zu meiner grossen Überraschung auf der Bühne erleben, wo er, soviel bekam ich angesichts des Standes meiner eigenen Zurechnungsfähigkeit noch mit, mit himmelschreiend offensichtlichem Playback (doch wen kümmert's..?) von einem Jungen im Rollstuhl sang, der sich Teddybär nennt und per Funk mit einem Lastwagenfahrer übers Leben sinniert... das Publikum jedenfalls war entzückt und schwenkte emsig seine Feuerzeuge, während in mir allmählich die Erkenntnis dämmerte, grade eben die physische Nähe einer Berühmtheit, in Not überdies, erlebt haben zu dürfen, ein Gefühl allerdings, welches ich mir in meinen kühnsten Träumen anders, reizvoller irgendwie ausgemalt hatte...
Oder lag's am Ende etwa nur an der Person des Promis...?
Wer's denn nun war..?
Jedenfalls nicht Gunter Gabriel... die 'Überflieger' dürfen nochmals zum Landeflug ansetzen...
Auflösung folgt...
Kritisiert mich, zerreisst mich in der Luft...
Lobt mich...
Nur reagiert zahlreich....
Ich brauch' das...
Danke..
(Beitrag wurde von Heinzelmaennchen am 04.11.2001 um 19:28 Uhr bearbeitet.)
Aufgrund der beissenden Kritik an der Länge der Geschichte folgt eine neue, um die Interpretation des Liedtextes gekürzte und überdies durch Simplifizierung des Layouts auch (für die älteren Semester) lesefreundlicher gestaltete Fassung...
Gewisse Divergenzen des Beitrages zu den ersten Antworten wirken dadurch hoffentlich nicht allzu verwirrend...
Vor einigen Jahren bin ich mit Freunden im Rahmen einer ausgiebigen Tour durch den nächtlichen Süden - es sei erwähnt, dass ich in der Region Basel, folglich nahe der deutschen Grenze wohne - in einem 'Dancing' gelandet, einem Schuppen jener Gattung also, die sich so gerne den Anstrich eines Lokals für die gehobene Kundschaft gibt, letztlich aber gleichwohl überwiegend die Vokuhila-Kastelruther-Wunschbox-Klientel beherbergt...
Am Eingang konnten wir einem Plakat entnehmen, dass an diesem Abend ein 'Treffen der grössten Stars des Deutschen Schlagers' oder so ähnlich angesagt war..
Nix wie hinein hiess denn auch die Devise...!
Der Laden war gut besucht, wenn auch nicht proppenvoll...
Er teilte sich auf in einen 'Discoteil' mit grosser Tanzfläche einschliesslich einer wahrscheinlich einzig für das grosse Ereignis errichteten Bühne und einem in angenehmes dunkles Licht gehüllten 'Barteil', in dem neben der Theke einige Tische mit entflammten Kerzen für wundersame Stunden zu zweit bereit standen...
Auf der Bühne mühte sich derweil ein leicht verwelkter, aber in umso flottere Klamotten gehüllter Herr mit offensichtlichem Toupet, den Zuhörern das 'Ibiza-Feeling' näherzubringen, was ihm erstaunlicherweise sogar zu gelingen schien...
Nun, obgleich Schlager normalerweise nicht unbedingt zu meiner bevorzugten Musikrichtung zählt, war mir zufolge beinahe regelmässiger BUNTE-Lektüre (meiner Oma sei Dank..!) und des aufgrund der Zugehörigkeit zum deutschen Sprachraum zwangsläufig noch häufigeren Konsums deutschen Fernsehens die deutsche Promi-Szene durchaus ein Begriff...
Während ich nun angesichts des Sängers auf der Bühne, von dem ich zuvor noch nie auch nur das Geringste vernommen hatte, und des Umstandes wegen, wonach er auch nicht gerade der Gattung der Riesen angehörte, noch rätselte, nach welchen Kriterien die 'grössten' Schlagerstars für diesen Abend denn ausgesucht worden waren, forderte zum wiederholten Male ein Körperteil - zugleich mögliche Antwort auf das Rätsel, die ich aber schnell verworfen hatte - ihren Tribut für meinen regen Alkoholkonsum der vergangenen Stunden...
Als ich die Toilette verliess, fiel mir ein Herr auf, der mit dem Telefonhörer in der Hand in einer Ecke beim Münzapparat stand... Wer an dieser Stelle in ungläubiges Staunen verfällt, sei daran erinnert, dass betreffender Vorfall nunmehr einige Jahre zurückliegt, sich demnach zu einer Zeit abgespielt hatte, in der Handys noch nicht Mobiltelefone hiessen und überhaupt noch nicht sehr verbreitet waren...
Zurück zu dem Herrn... er war, um bei der Botanik zu bleiben, nicht mehr taufrisch, sehr hager, verbarg sein schütteres Haar unter keinem Haarteil und trug einen sehr weissen, nicht perfekt sitzenden und leicht zerknitterten Anzug, dessen sympathische Unzulänglichkeit ihn neben seinem Alter als eindeutig dem Umfelde der an diesem Abend an jenem Orte gastierenden Musikbranche zugehörig erscheinen liess...
Auch ihn hatte ich zuvor noch nie gesehen, weshalb ich ihn, noch immer fest an die Möglichkeit glaubend, an einem wirklich exklusiven, vielleicht gar einzigartigen Anlass des deutschen Schlagers teilhaben zu dürfen, als Manager oder Medienmenschen einstufte...
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass er sich in einem Zustande befand, den die Juristen als vermindert zurechnungsfähig bezeichnen, und unaufhörlich in seiner Hosentasche nestelte (falls es sich dabei wider Erwarten um einen Helvetismus handeln sollte... 'nesteln' = 'in einem auf kleinem Raume stattfindenden Chaos etwas suchen'..)...
Ohne mir gross was bei zu überlegen, ging ich, noch während mir der Gedanke 'Warum sucht er den Flaschenöffner mit dem Telefonhörer in der Hand..?' durch den Kopf schoss, zu ihm hin und fragte, ob ich ihm helfen könne... er murmelte was von einem wichtigen Anruf und dass ihm ein paar Münzen fehlten... 'Ja, ja.. das nötige Kleingeld.. nie da, wenn man's braucht...' entgegnete ich ihm, einerseits nicht wenig überrascht, mich sowas sagen zu hören, andererseits dem Anlasse entsprechend sofort an Gunter Gabriel denkend (der Pleite-Sänger heisst doch so..?)..
Ich hatte die von ihm benötigten Münzen jedenfalls grad parat, liess sie in seine geöffnete, etwas faltige Hand purzeln, vernahm ein von tiefer Dankbarkeit zeugendes 'Vielen Dank, junger Mann...' und verabschiedete mich...
Zu einem späteren Zeitpunkt durfte ich den Herrn vom Münztelefon dann zu meiner grossen Überraschung auf der Bühne erleben, wo er, soviel bekam ich angesichts des Standes meiner eigenen Zurechnungsfähigkeit noch mit, mit himmelschreiend offensichtlichem Playback (doch wen kümmert's..?) von einem Jungen im Rollstuhl sang, der sich Teddybär nennt und per Funk mit einem Lastwagenfahrer übers Leben sinniert... das Publikum jedenfalls war entzückt und schwenkte emsig seine Feuerzeuge, während in mir allmählich die Erkenntnis dämmerte, grade eben die physische Nähe einer Berühmtheit, in Not überdies, erlebt haben zu dürfen, ein Gefühl allerdings, welches ich mir in meinen kühnsten Träumen anders, reizvoller irgendwie ausgemalt hatte...
Oder lag's am Ende etwa nur an der Person des Promis...?
Wer's denn nun war..?
Jedenfalls nicht Gunter Gabriel... die 'Überflieger' dürfen nochmals zum Landeflug ansetzen...
Auflösung folgt...
Kritisiert mich, zerreisst mich in der Luft...
Lobt mich...
Nur reagiert zahlreich....
Ich brauch' das...
Danke..
(Beitrag wurde von Heinzelmaennchen am 04.11.2001 um 19:28 Uhr bearbeitet.)