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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Perle, Petra (Kunst kontra Petra Perle)



gwen
02.11.2001, 12:11
@Die Wucht: das ist die Geschichte die ich angekündigt hatte, Begegnungen mit einem Sternchen im Keller der Grausamkeiten. Ich gebâs zu, Autobahnraststättenklo wäre viel besser aber damit kann ich leider nicht dienen.
Vor kurzem war die Münchner lange Nacht der Museen und weil ich wie die meisten Menschen Arbeitszeiten habe die Museeumsbesuche unmöglich machen, habe ich die Chance genutzt mich weiter zu bilden. Mit einigen Freunden sind wir also auf zum Odeonsplatz um einen der Busse zu erwischen die in verschiedenen Touren Museen, Vernisagen und Ateliers abklappern.
Wir entschieden uns für die Schwabing-Tour (alte und neue Pinakothek, Kristall-Austellung, Technikmuseum, Galerien...). Dafür entschieden sich auch noch 300 andere. Der Bus war zum umfallen voll und als wir an den von uns ausgewählten Museen vorbeikamen, stellten wir fest, dass die Menschenschlagen vor den Eingängen unakzeptabel lang waren und man den Bus ohne Verletzte sowieso nicht verlassen konnte. Dieser Umstand verschlug uns einige Haltestellen weiter in eine kleine moderne Galerie im Keller eines alten Schwabinger Hauses. Dort gab es vielfältiges zu bestaunen: Rundbögendecken, verwinkelte Räume und weißer Putz.
Ach ja, und die Kunst. Bilder die allesamt hässliche Frauen, schreiend und verzerrt in Neon-Farben darstellten. Außerdem gab es eine Darbietung die an künstlerischer Anmut seinesgleichen sucht: mehrere Fernsehbildschirme die unterschiedliche Videosequenzen rauschähnlichen Zustands ausstrahlte. Leider waren wir noch nüchtern, sonst hätten wir vielleicht auch etwas kunstsinniges daran entdecken können. Aber zum Glück kamen wir dann zum Höhepunkt der Ausstellung (insgesamt übrigens ca. 12 Bilder, davon 11 relativ gleich), einem großen Bild auf dem man zunächst nur Münder und Schuhe erkennen konnte.
Bei näherer Betrachtung (wir versuchten die KUNST daran zu finden) konnte man nebst Highheels und roten offenen Frauenmündern auch männliche Geschlechtsorgane in erregtem Zustand zwischen nackten Frauenfüssen ausmachen. Das sprengte dann unseren Kunstsinn, mit gemischten Gefühlen aus lachen, ekeln und peinlich berührt sein sprinteten wir gen Ausgang.
Vor diesem war ein Tisch mit Punsch und Knabberzeug aufgebaut hinter dem ein Sofa stand. Auf diesem Plüschsofa schien der Künstler (Fussfetischist?) zu sitzen der auf Kaufangebote wartete und mit ihm unsere Münchner Lokalgröße Petra Perle. Ich weiss nicht ob sie überhaupt jemand ausserhalb Münchens kennt, deshalb eine kurze Personenbeschreibung: sie ist etwas pummelig aber adrett, trägt normalerweise immer rosa und pink in lustigen Phantasie-Kostümvariationen, setzt sich für Homosexuelle ein, hat vor einigen Jahren für den Stadtrat mit ihrer Hausfrauen-Partei kandidiert (kein Witz!) und ein Kochbuch herausgebracht ö sie ist quasi das weibliche Pendant zu Rudolf Mooshammer.
An diesem Abend trug sie allerdings knallrot, weswegen ich sie nicht sofort erkannt habe. Aber sie hatte einen Hut (?) auf, der sie verriet. Er war nämlich eigentlich ein ca. 20cm langer roter Wollschlauch an dessen oberen Ende ein roter Federplüschrand war, was dem Ganzen einen etwas suspekten Eindruck gab. Vor dem Haus stand wie zum Beweis auch ihr altes Damenfahrrad, das pink ist und am Korb unzählige rosa Plastikrosen hat. Nach diesem Kulturschock war ich dann doch froh als wir zu späterer Zeit noch Monet, Rubens und holländische Schinken ansehen durften. In der alten Pinakothek haben meine Freunde dann noch unseren Oberbürgermeister Christian Ude gesehen, aber ich war nicht zur Stelle, weswegen ich hierüber auch nichts zu berichten habe.

frau schmick
02.11.2001, 12:34
petra perle kennt man schon.
gerne war sie gast bei herrn schmidt in dessen theater in hamburg. dort allerdings immer in rosa und auch dort mit fahrrad.mich würde interessieren: sagte frau perle was?
schade, dass ob ude nicht da war - wie er wohl geschaut hätte zwischen frauenfüssen und männlichen geschlechtsorganen in erregtem zustand.

gwen
02.11.2001, 13:43
Sie sagte zwar etwas da sie in einem Gespräch mit diesem 'Künstler' war, aber was konnte ich nicht verstehen. Ihre Meinung zu diesem Machtwerk ist wohl eindeutig wenn sie in freundschaftlich-einträchtiger Pose mit dem Erschaffer auf dem Plüsch-Sofa plauscht.
Ich glaub Ude hat sich schon vorsorglich nicht in DIESE Galieren begeben. Könnte peinlich sein wenn man in der Presse ein Foto von unserem OB vor einem Penis-Bild sieht.

Peter Bean
03.11.2001, 01:56
Das mit den Füssen und den erregten Geschlechtsorganen ist mir neulich tatsächlich auch auf einer Schmuddelseite im Netz (rein zufällig!) begegnet. Interessant, dass man so etwas auch malen kann.
Übrigens, hatte Frau Perle auf dem Sofa die Schuhe noch an?

Aporie
03.11.2001, 01:56
'Machtwerk', Frau gwen, scheint mir ein sehr hintergründiger Freudscher Verschreiber für die von Ihnen geschilderten Kunstwerke zu sein.
Seit Duchamps Pissoir ist der Fall klar: Kunst ist, was in Museen und Galerien steht oder hängt. Macht hat, wer hängen darf.
Kompliment für ihre schöne Geschichte.

gwen
03.11.2001, 01:56
Ich frag mich bloß, wer sich sowas übern Esstisch hängt?! Hm, Petras Füsse habe ich leider nicht gesehen, war ja der Punsch-Tisch vor dem Plausch-Plüsch--Sofa gestanden, zu dumm aber auch. Du meinst, sie ist des Künstlers Muse gewesen?
Das Bild war übrigens nicht gemalt sondern es waren zusammengescannte und -gephotoshopte Fotografien. Was den Anblick nicht gerade verschönerte.

gwen
03.11.2001, 01:56
@Aporie: Machtwerk war durchaus als solch zweideutig eindeutiges Wort gedacht... Der einzige Eindruck, den ich durch Ansicht dieser Bilder gewonnen hatte war eben, dass der gute Mann der dies fabriziert hat ein Problem mit Frauen hat und sie deshalb verzerrt und leidend darstellt und er damit seine Macht über die Frauen darstellen will. Wie sich das allerdings mit dem Fussfetisch vereinbaren lässt ist mir ein Rätsel. Dies steht doch eher für Unterwürfigkeit, oder?
Und das mit der Kunst hab ich bereits aufgegeben verstehen versuchen zu wollen. Aber diese Sprichwort finde ich graziös!
(Beitrag wurde von gwen am 02.11.2001 um 13:07 Uhr bearbeitet.)

Die Wucht
03.11.2001, 01:56
Eine Perle der Münchner Kultur, die Frau, die Geschichte, die Erzählerin. Davon könnte ich noch so einiges mehr vertragen. Wer von uns liest schon Gala? Eben, schlecht geschrieben, deswegen, liebe Gwen, kredenze uns noch ein paar Deiner Einblicke aus der ach-so-feinen-bussi-szene. Das wär' toll.

Ignaz Wrobel
03.11.2001, 01:56
Wobei, bei aller Sympathie, 'Die blöde moderne Kunst nicht verstehen' in der Regel genauso langweilig ist wie 'Den blöden Computer nicht verstehen'.

gwen
05.11.2001, 12:59
Von blöder moderner Kunst war nicht die Rede - ich habe aufgegeben, generell KUNST verstehen zu wollen. Schliesslich ist dies Geschmackssache und davon besitze ich zwar reichlich aber auch reichlich merkwürdigen.
Wobei ich Kunst wie folgt definiere: Kunst ist was jemand kann, was ich/die Mehrheit der Menschheit nicht kann und auch nicht lernbar ist. Frau Perle ist für mich Kunst, weil sie das kann was viele nicht können - sich trauen. Schockieren, sich selbst sein, anders sein. Äh, vielleicht sollte ich ins Philosophen-Forum wechseln...
Gala hat ja auch den Nachteil, dass ein Reporter die Ereignisse schreibt. Und zwar so wie er meint, dass es der gemeinen Leserin gefällt. So wie es sich wirklich zugetragen hat ist nur hier zu erfahren! Wir sollten eine Klatsch-Zeitschrift herausbringen!

Defizit
05.11.2001, 14:06
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Aporie
05.11.2001, 14:11
Nein Gwen 'Geschmack' ist keine künstlerische sondern eine gesellschaftliche Definition.

gwen
05.11.2001, 17:06
Du hast Recht, geht man davon aus, dass alle ihren Geschmack von gesellschaftlichen Zwängen oder Vorstellungen abhängig machen.
Aber, um zum Thema zurück zu schlenkern, sollte dies derzeitig bedeuten sich männliche Erektionen ins Wohnzimmer zu hängen, passe ich lieber und bleibe Kunstbanause.