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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Thierse, Wolfgang (beschleunigt)



Paula Lavalle
30.10.2001, 18:22
Oktober. Montag Mittag. Eigentlich ein trüber Tag. Mir ist langweilig in der einen. Ein Termin kommt rein, also fliege ich in die andere Hauptstadt ö auf ein Tässchen Kaffee ins Hotel Adlon. Total schick, ist frau doch gerne. Eingeladen hat ein Betroffenheitsmagazin aus Hamburg. Es geht um allerlei Gutmenschentum, im Grunde genommen Betroffenheitshäkeln für Reiche. Damit mir nicht so langweilig wird und fade, lade ich meine beste Freundin (möge sie allezeit den Weg finden) und meine bessere Hälfte (hmmmm) ein, damit ich nicht alleine betroffen sein muss, sondern den Weltenschmerz der Beba (möge sie allezeit den rechten Gedanken finden) und den Weltenscherz der besseren Hälfte aufbürden kann.
So entsteige ich dem Taxi vor dem Adlon. Ein netter Page hält die Türe auf, ich kruschtele mich aus dem Gefährt und rein in die Charity. Wir warten noch auf den Bundestagspräsidenten, sagt die Lady mit den Namensschildern. Aha, der kommt also auch, entfährt es mir. Ich telefoniere Beba (möge sie immer den rechten Ausgang finden) und die bessere Hälfte herbei, ziehe mich dazu in das Vestibül zurück.
Plötzlich kommt Herr Thierse auf mich zugestürmt. Schnurstracks. Oh Gott, ich habe keine Rede, keine Begrüßung, keine Anrede. Angstschweiß tropft aus allen Poren. Er hält die Richtung, richtet seinen Blick auf mich. Freundlich, aber bestimmt, leicht verkniffen. Beschleunigt gar seinen unbändigen Schritt. Ich lasse das Handy sinken. Ein Bodyguard überholt ihn. Er legt noch einen Schritt zu. Fünf, vier, drei, zwei ö Beba kreischt ins Telefon, die Lady am Eingang würde sie nicht reinlassen ö null komma acht, null komma fünf. Pardon, ruft Herr Thierse mir entgegen. Ich wähne mich der Ohnmacht nahe. Er schiebt mich sanft zur Seite. Ein kurze flüchtige Berührung nur. Blitze durchzucken mich. Er macht sich den Weg frei. Zur Herrentoilette.
Dann steht meine bessere Hälfte vor mir und direkt dahinter Beba (möge sie immer ihre Notdurft verrichten). Aus Frust esse ich drei Stücke Pariser-Platz-Torte und überlege, ob ich nicht ein Techtelmechtel mit dem Pagen anfangen soll. Meine bessere Hälft guckt grimmig. Beba quatscht mit Thierse.

jkika
30.10.2001, 18:31
Ein etwas umständlicher Beginn findet ein Ende, wieder einmal aufm Klo.
Aber dazwischen, da wird richtig Gas gegeben. Die heranstürzender-Thierse-Passage hat Tempo und Spannung. Schöne Geschichte.

honz
30.10.2001, 19:05
forumszusammenfassungsdienst:
Wir haben es hier mit einem besonders hartnäckigem Fall zu tun, genau gesagt einer mitteleuropäisachen fettärschigen verheirateten ('meine bessere Hälfte') Mittvierzigerin, die finanziell in der Lage ist bei Langeweile oder 'wnn ein Termin reinkommt' nach Rio oder Berlin zu 'jetten'. Sie hat immer noch eine tote Freundin.
Aus irgendwelchen Gründe hält sie es für mitteilenswert, daß sie sogenannte 'Gutmenschen' doof findet, fliegt aber wie gesagt aus Langeweile zu einer 'charity' nach Berlin und trifft im Hotel Adlon auf den Bundespräsidenten Thierse, was sie aber nicht zu beschreiben vermag, zumindest nicht so, daß man es versteht.
Zum Schluß verzehrt sie aus Frust vor irgendwas drei Stück Torte, aber anstatt auf den naheliegenden Gedanken zum kommen, daß sie kotzen gehen könnte, so wie ich das gleich tun werde, überlegt sie mit dem Pagen anzubändeln.
Und jkika: du hast echt voll keine Ahnung
Honz, Tourettewrack, bergen lohnt nicht

Goodwill
30.10.2001, 19:08
Möge sie den Ausgang finden und hier nicht ihre verschwurbelte Schreibnotdurft verrichten.

ellroy
30.10.2001, 19:18
Ich kenne Paula Lavalle. Sie ist eine Gute.
Schlürft/ kalte Bauern/ auf den Pagenklos/ des Adlon.

jkika
30.10.2001, 19:43
Danke für die höfliche Belehrung, honz.
Hätte wissen müssen, dass die wohlwollende Kritik eines Ahnungslosen die Bitterkeit der Kritik der Erleuchteten nur verschärft.

Benzini
30.10.2001, 21:19
Benzini meint, sie fliegt zu sehr.
Der Geist fliegt dabei hinterher.

ingwer
30.10.2001, 21:20
ich finde diese geschichte auch ganz hundsmiserabel und habe sie nur gelesen, weil sich madame lavalle in der lounge über den tonfall beschwerte.
diese geschichte ist ein sehr schönes und unangenehmes beispiel dafür, wie ein erzähler sich selbst zu lasten der geschichte in den vordergrund drängt - und dies auch noch ohne jeden charme.
so bleibt allein der eindruck, frau lavalle wolle eigentlich nur von sich selbst erzählen; wie lästig, dass herr thierse auch noch erwähnt werden mußte.
auch ihre hysterie angesichts unseres etwas stoffeligen bundestagsprädidenten ist nicht so recht nachzuvollziehen, handelt es sich bei fr. lavalle doch - so hat sie sich jedenfalls selbst beschrieben - um eine cosmopolitin deluxe.
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DerCaptain
31.10.2001, 02:28
Hm. Trotzdem finde ich, daß Honz langsam sehr rüde wird.
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the only thing that looks good on me is you

LAX
31.10.2001, 02:44
honz!
Deine Anmerkung, sie habe ja 'immer noch eine tote Freundin' finde ich völlig richtig und entlarvend!
Ich meine, wer hat nicht eine tote Freundin! Mein Sohn (z.B.) erzählt ständig von toten Freunden in Afrika!!!
Umpf!

Benzini
31.10.2001, 02:51
Nicht rüde sein hieße hier prüde,
Herr Honz ist eher etwas müde.

Paula Lavalle
31.10.2001, 10:06
Zusammengefasst: Thierse kam ins Adlon und ging aufs Klo, danach gab es Kaffee und Pariser-Platz-Torte, eine Spezialität des Hauses. Thierse kleckerte nicht.

Ignaz Wrobel
31.10.2001, 11:45
Das wäre klar, aber ein bischen zu langweilig.
Frau Lavalle, ich glaube, Sie wollten mit der Geschichte irgendwas aussagen. Die freundlichste Interpretation ist die von honz, die SELBSTIRONISCHE, er hat Ihnen ein Kompliment gemacht.
Auf weniger wohlwollende Interpretationen Ihrer Intentionen möchte ich nicht eingehen, aber mir scheint, sie haben da ein Klasse Setting entwickelt, und dann die Zielrichtung aus den Augen verloren.
Also da ist doch Glamour, Ehedrama, Hauptstadtpolitik, die ewige Konkurrenz mit der Schulfreundin. Der Prominente ist nur Statist, auch das eine Super-Voraussetzung für eine gute Geschichte!
OK - Die offensichtlich gelangweilte Jetsetterin jettet ins Adlon, wo sie befürchtet, sich durch allzuviel Betroffenheit noch mehr zu langweilen (Wenn das nicht Selbstironie ist, was dann?). Deshalb nimmt sie den Mann mit und versucht, auch die beste Freundin noch in die Veranstaltung mit reinzumogeln, obwohl die entsprechenden Einladungen immer nur für zwei Personen gelten. Soweit, sogut.
Jetzt begegnet ihr vor der Toilette der Bundestagspräsident. Bei seinem Anblick bricht ihr der Angstschweiß aus.
A N G S T S C H W E I S S !
Der kosmopolitanen Jetsetterin. Angstschweiß. Wen hat sie auf der Charity-Gala erwartet? Das Rentnerehepaar Konnopke? Ihre Putzfrau? Hinz und Kunz? Das ist also schonmal der erste Stilbruch. Das müßte erklärt werden, vielleicht mit einer frühkindlich bedingten Phobie vor bärtigen Männern. Dann kommt der Anruf der kreischenden Freundin, offensichtlich ungelegen. Hier scheint sich zu rächen, daß man sie aus Eitelkeit (oder aus was? Hatte sie auf der Schule immer die besseren Männer, war sie die Klügere, warum?) hat mitnehmen wollen. OK, jetzt flippt die Jetsetterin also total aus: Blitze, Nervenzusammenbruch, Ohnmachtsanfall. Das hat was! Müßte aber, wie gesagt, erklärt werden.
Sie überlebt den Anfall, trifft Mann und Freundin, alles ist gut. Gut? Nein, jetzt stopft sie aus Frust Torte in sich hinein (Den Frust erklären!) und will mit dem Pagen anbändeln. WAS? Ein neuer Handlungsstrang? SZENEN EINER EHE? Kriselt es? Nein, die bessere Hälfte guckt nur grimmig, das wars, vorbei.
Jetzt die Schlußpointe: 'Beba quatscht mit Thierse'. DAS könnte eine gute Schlußpointe sein! Wenn vorher erklärt worden wäre, warum gerade das so überraschend ist. Zum Beispiel: Beba, die ewige graue Maus. Aber nein, man weiß ja nichts über sie. Außer diesen eigenartigen 'Möge sie...'-Einsprengseln in Klammern, die die Geschichte zusätzlich verunklären.
Also Potential en masse in Ihrer Geschichte, ein Rohdiamant sozusagen! Entweder sind Sie vor lauter Aufregung knapp an der wirklich großen Geschichte vorbgeigeschlittert oder Sie sind in der Tat so grottendoof, wie Sie sich geschildert haben.
P.S. 'Kruschteln' fand ich nett, erinnert mich wie das 'Gutsel' in der Manfred Krug Geschichte an meine Mutter.

Walter Schmidtchen
31.10.2001, 11:55
Also ich finde die Geschichte lustig, aber erst NACHDEM ich die Kommentare und das Gejammere in der Lounge gelesen hab

ingwer
31.10.2001, 12:12
lieber herr wrobel! wunderbar. wollen sie nicht eine schreibschule aufmachen? jeder neuling, der sich etwas unsicher über das wie und was seiner geschichte fühlt, wird ersteinmal an sie verwiesen und gemeinsam loten sie dann das potential der geschichte aus? so könnten sie das forum retten!
zum adlon: offenbar ist es jedem vergönnt, der bereit ist, 10 dm für eine selter auszugeben, im adlon prominente zu entdecken, denn die lungern dort - so erzählte mir eine freundin - nur so rum, alle auf einem haufen.
das ist doch ein korrektes eintrittsgeld für den, ders mag?

Paula Lavalle
31.10.2001, 15:06
merde, wie habe ich es geschafft, umsonst vor dem pagenklo auf herrn thierse zu treffen und ihn anschließend mit der besten freundin auf einen schwatz zu erleben.
neue geschichte:
fettärschige mitvierzige mitteleuropäerin soll mutter beimer treffen. pms droht. lebensabschnittsbegleiter ist im universum unterwegs. wen jetzt anzicken? mutter beimer?
erst mal anrufen. morgens kurz vor neun. der tag ist noch lang. wo liegt eigentlich die mitte. kölner telefonnummer. großes schild auf dem telefon, die lady heißt marjan, nicht beimer. nur kein vauxpas. reiße mich zusammen, grüße freundlich. muffeliges dröhnt zurück. wohl auch pms. ich mache auf weibliche solidarität. verbündete schaffen.
'habe ich sie aus dem bett geholt?', simple frage in den iden des aprils, 'frau marjan'. sie hat's schlimmer getroffen, denn mich. sie raunzt zurück. huii. ziehe mich warm. dann befehl: später noch mal anrufen, muss erst mit manager termine koordinieren. ich wage es kaum, nochmals die 0221 zu tippen. 'hallo frau beimer?' - alles roger. wir unterhalten uns eine stunde über die weiterentwicklung von serienrollen und warum diese kein pms plagt. alles andere steht im telefonbuch.

Lenin
31.10.2001, 15:22
Wer oder was bitte ist 'pms'?

Murmel
31.10.2001, 15:23
Plaudern mit Suschny.

ingwer
31.10.2001, 15:25
entschuldigen sie bitte, dass ich lache. aber haben sie zufällig eine tochter, die julia mantel heißt?
(lesetipp)

Tornatzky
31.10.2001, 15:27
Frau Lavalle kommt viel herum, kennt viel, weiß viel, redet viel. Ob Mikrophon oder Telefon, mobil oder fest. Mir persönlich ist das viel zu viel viel.

Tornatzky
31.10.2001, 15:30
pms ist wohl das prä menstruelle syndrom, das es sicher gibt, das aber auch ins 'Unfaire Argumente' Forum passt.
Das heisst nicht, daß ich Herrn Murmel widerspreche. Ich möchte hiermit seiner Übersetzung lediglich eine weitere Konnotation hinzufügen.
(Beitrag wurde von Tornatzky am 31.10.2001 um 14:38 Uhr bearbeitet.)

James Dean Brown
01.11.2001, 01:19
Die Frage nach dem PMS kam vor ein paar Tagen schon mal, und von wem? Jawoll: von PTS. Nachzulesen unter:
http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&threadid=3625
...oder besser nicht.

Benzini
01.11.2001, 02:08
'Großmeister aus Absurdistan'
an so eim Strang, da stirbt man dran!
Vor Lachen!
Echt jetzt! Perle!
'Wieso sollte das der Ebert? Hier hat er unverlangte Gratiswerbung für seine Automaten, also mit welcher Logik?'
(Zitat)

Ignaz Wrobel
02.11.2001, 19:11
Und diese Dame kommt wohl auch nicht wieder, schade! Da gibt man sich Mühe, analysiert, macht und tut, reicht den kleinen Finger... Aber diese Art Damen wollen halt Komplimente, nichts als Komplimente. Gibt's halt nicht umsonst hier, das Leben ist hart. Aber lustig war sie schon, sie hätte sich hochmanteln können.

Paula Lavalle
06.11.2001, 11:51
Komplimente? Feiertage, eine sinnlose Aneinanderreihung von Feiertagen in katholischen Landen, nicht mehr und nicht weniger... erst wurde aller Heiligen gedacht und dann aller Seelen, dann war gottseidank Wochenende und dann hatte ich keine Lust auf den Montag (das kann doch mal passieren!). Nun: Auf geht es in die nächste Runde...

honz
07.11.2001, 01:41
OK Baby, lets get ready to rumble, lesen sie bitte den Hüllebeck-Strang, und sagen sie Herrn Lottmann was wie davon halten:
http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&threadid=11158

spookie
07.11.2001, 01:41
Ach herrjeh, was kommen sich hier einige wichtig vor. Wenn Euch etwas nicht gefällt, wieso lest Ihr nicht einfach den nächsten Beitrag? Woher nimmt man die Zeit, endlose Analysen über missfallende Beiträge zu schreiben?

l_tu
07.11.2001, 01:41
...

Paula Lavalle
07.11.2001, 01:41
ich habe jetzt den anfang von lottermann gelesen... vielleicht muss ich erst sein buch inhalieren, damit ich alle zwischentöne begreife und verstehe und einordnen kann, ich werde mir mühe geben und alsbald meine gedankenexplosionen dazu verkünden...

Ignaz Wrobel
07.11.2001, 01:41
Oje, das kann lange dauern. Zulange, um jemals wieder hierher zurückzukehren. Nehmens Sie's nicht zu ernst. Obwohl, auf Ihre Gedankenexplosionen zu Lottmann bin ich gespannt.

Paula Lavalle
07.11.2001, 01:41
noch sind meine augen nicht trocken, aber ich weiß jetzt, dass es in bangkok eine s-bahn gibt, die ganz schnell ist und angenehm gekühlt und voller frauen, die nachschauen, ob der boden auch wirklich rein ist, das an sich ist - so vermute ich - der summenstrich

Peter Bean
07.11.2001, 01:41
Hatte auch sofort ingwers verdacht, dass es sich hier um eine der zahlreichen multiplen Persönlichkeiten von Julia Mantel handelt. honz, ist das, was die Dame da quält auch Tourette?

DerCaptain
07.11.2001, 01:41
das an sich ist - so vermute ich - der summenstrich

Nicht eher der S-Bahn-Strich im Gegensatz zum Straßenstrich?
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standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

Paula Lavalle
07.11.2001, 01:41
da müssen wir lottermann fragen, ob das jetzt das gleiche ist... also, die geschichte mit dem thailändischen sexleben macht mich - vierzigjährige fettärschige tourette - ziemlich konfus, behaupte meinem kollegen gegenüber, dass melkfett das gleiche wie vaseline ist...