Kleiner Farmer
30.10.2001, 17:00
Vorrede 1: Ich gestehe: Ich bin das Gegenteil eines Starfuckers. Wenn ich einen Prominenten erblicke (das geschieht in Hamburg recht häufig), wechsele ich zuerst die Farbe und dann die Straßenseite bzw. das Lokal. Mir ist selbst nicht ganz klar, woher diese Promiphobie stammt, es hat wohl mit einem mir eigenen Charakterzug zu tun: Ich schäme mich, wenn fremde Menschen sich in meiner Gegenwart peinlich verhalten. Stellvertretendes Erröten sozusagen. Manchmal winde ich mich vor Peinlichkeit sogar beim Fernsehen, wenn sich zum Beispiel eine junge und dumme Schauspielerin in einer Talkshow bei einem Thema, von dem sie absolut nichts versteht, um Kopf und Kragen redet. Viele Prominente neigen dazu, sich peinlich zu verhalten. Daher vielleicht mein Fluchtinstinkt beim Anblick von Prominenten.
Vorrede 2: Ich lebe mit einem ansonsten sehr, sehr lieben Menschen zusammen, der kaum Unzulänglichkeiten aufweist und den ich fast immer verstehe, nur ganz selten einmal nicht. Ich werde schon wieder rot, wenn ich hier gestehe, dass dieser Mensch ein glühender Verehrer einer dänischen Schlagersängerin ist, die früher, wie viele Skandinavierinnen, nur einen Vornamen besaß, heute jedoch auch über einen Nachnamen verfügt. Ich könnte nun noch ausführen, dass die Namenserweiterung zeitlich mit einer gewissen Anhebung des Niveaus der von der Dame dargebrachten Musikstücke korreliert, aber das hilft mir auch nicht weiter: Ich bin kein Fan und möchte auch nicht mit einem solchen verwechselt werden.
Vorrede 3: Mein bester Freund (nicht der o.e.) ist ein glühender Starfucker. Jeder, ausnahmslos jeder Promi ist ihm recht. Er würde selbst Jenny Elvers noch um ein Autogramm bitten. Nicht zufällig arbeitet dieser Mensch als Redakteur bei einer Klatschzeitung ('Stefanie Hertel und Stefan Mross: 'Jetzt wird geheiratet!'') Übrigens handelt es sich um eine dieser besten Freundschaften, die man daran erkennt, dass die beteiligten Freunde sich bis aufs Blut quälen, so doll haben sie sich gern.
Ende der Vorreden: Hamburg-Hauptbahnhof, Nachmittag, Bier-Bar 'Meet You' zwischen Bahnsteig 6 und 7 auf dem Nordsteg. Ein Kleiner Farmer wartet auf den Zug nach Bad Oldesloe, als eine mäßig aufgetakelte Dame mit dänischem Akzent die Szene betritt. Niemand erkennt sie. Niemand? ... Der Kleine Farmer wird blass.
Was soll er jetzt nur tun? Er verlässt fluchtartig die Bar (bezahlt hat er bereits beim Bierempfang) und irrt ziellos durch die Wandelhalle. Noch 15 Minuten bis der Zug fährt.
Plötzlich findet sich der Kleine Farmer vor der Firma 'Heimann Hits' wieder. Ein Zeichen! 'Gut', sagt sich der Kleine Farmer, 'wenn ich hier eine CD finde, die Jonny noch nicht besitzt, und wenn ich beim Bezahlen an der Kasse nicht vor Scham sterbe, so soll es sein!' Kein großes Risiko, denn der Kleine Farmer ist sich sicher, dass er sterben wird!
Mit fliegenden Händen durchwühlt der Kleine Farmer den Buchstaben 'G' der Abteilung 'Deutsche Interpreten'. (Die Abteilung 'Dänische Interpreten, die aber in Dänemark nur Jazz singen, was in Deutschland niemand wissen darf' gibt es nicht, zumindest nicht bei 'Heimann Hits'.) Fehlanzeige. Ach so: Buchstabe 'H' ja neuerdings. Da: 'My Favourite Songs', ansprechendes Cover, nur Klassiker, 'Killing Me Softly' und so Sachen. 32 Mark. Gekauft.
Zurück in die Bier-Bar. Die Dame ist noch da. Und wenn sie es jetzt gar nicht ist? Sondern ihr nur ähnlich sieht? Und dasselbe Zischlautproblem hat? Egal, da muss der Kleine Farmer jetzt durch. Noch sieben Minuten.
Epilog: Ein immer noch leicht erröteter Kleiner Farmer. Ein ungläubig-glücklicher Farmerlebensgefährte, der neben einer signierten CD nun auch über eine neue Information bezüglich seiner Lieblingssängerin verfügt, der Information nämlich, dass diese eine echte Quasselstrippe ist. Und ein bester Freund, der heute noch grün vor Neid wird, wenn ich ihm erzähle, mit welchem Satz ich die Unterhaltung, die sich in die Länge zu ziehen drohte, als vermutlich einziger Mensch dieser Welt brüsk beendete:
'Tut mir leid, aber jetzt muss ich wirklich gehen, mein Zug fährt gleich ab!'
Vorrede 2: Ich lebe mit einem ansonsten sehr, sehr lieben Menschen zusammen, der kaum Unzulänglichkeiten aufweist und den ich fast immer verstehe, nur ganz selten einmal nicht. Ich werde schon wieder rot, wenn ich hier gestehe, dass dieser Mensch ein glühender Verehrer einer dänischen Schlagersängerin ist, die früher, wie viele Skandinavierinnen, nur einen Vornamen besaß, heute jedoch auch über einen Nachnamen verfügt. Ich könnte nun noch ausführen, dass die Namenserweiterung zeitlich mit einer gewissen Anhebung des Niveaus der von der Dame dargebrachten Musikstücke korreliert, aber das hilft mir auch nicht weiter: Ich bin kein Fan und möchte auch nicht mit einem solchen verwechselt werden.
Vorrede 3: Mein bester Freund (nicht der o.e.) ist ein glühender Starfucker. Jeder, ausnahmslos jeder Promi ist ihm recht. Er würde selbst Jenny Elvers noch um ein Autogramm bitten. Nicht zufällig arbeitet dieser Mensch als Redakteur bei einer Klatschzeitung ('Stefanie Hertel und Stefan Mross: 'Jetzt wird geheiratet!'') Übrigens handelt es sich um eine dieser besten Freundschaften, die man daran erkennt, dass die beteiligten Freunde sich bis aufs Blut quälen, so doll haben sie sich gern.
Ende der Vorreden: Hamburg-Hauptbahnhof, Nachmittag, Bier-Bar 'Meet You' zwischen Bahnsteig 6 und 7 auf dem Nordsteg. Ein Kleiner Farmer wartet auf den Zug nach Bad Oldesloe, als eine mäßig aufgetakelte Dame mit dänischem Akzent die Szene betritt. Niemand erkennt sie. Niemand? ... Der Kleine Farmer wird blass.
Was soll er jetzt nur tun? Er verlässt fluchtartig die Bar (bezahlt hat er bereits beim Bierempfang) und irrt ziellos durch die Wandelhalle. Noch 15 Minuten bis der Zug fährt.
Plötzlich findet sich der Kleine Farmer vor der Firma 'Heimann Hits' wieder. Ein Zeichen! 'Gut', sagt sich der Kleine Farmer, 'wenn ich hier eine CD finde, die Jonny noch nicht besitzt, und wenn ich beim Bezahlen an der Kasse nicht vor Scham sterbe, so soll es sein!' Kein großes Risiko, denn der Kleine Farmer ist sich sicher, dass er sterben wird!
Mit fliegenden Händen durchwühlt der Kleine Farmer den Buchstaben 'G' der Abteilung 'Deutsche Interpreten'. (Die Abteilung 'Dänische Interpreten, die aber in Dänemark nur Jazz singen, was in Deutschland niemand wissen darf' gibt es nicht, zumindest nicht bei 'Heimann Hits'.) Fehlanzeige. Ach so: Buchstabe 'H' ja neuerdings. Da: 'My Favourite Songs', ansprechendes Cover, nur Klassiker, 'Killing Me Softly' und so Sachen. 32 Mark. Gekauft.
Zurück in die Bier-Bar. Die Dame ist noch da. Und wenn sie es jetzt gar nicht ist? Sondern ihr nur ähnlich sieht? Und dasselbe Zischlautproblem hat? Egal, da muss der Kleine Farmer jetzt durch. Noch sieben Minuten.
Epilog: Ein immer noch leicht erröteter Kleiner Farmer. Ein ungläubig-glücklicher Farmerlebensgefährte, der neben einer signierten CD nun auch über eine neue Information bezüglich seiner Lieblingssängerin verfügt, der Information nämlich, dass diese eine echte Quasselstrippe ist. Und ein bester Freund, der heute noch grün vor Neid wird, wenn ich ihm erzähle, mit welchem Satz ich die Unterhaltung, die sich in die Länge zu ziehen drohte, als vermutlich einziger Mensch dieser Welt brüsk beendete:
'Tut mir leid, aber jetzt muss ich wirklich gehen, mein Zug fährt gleich ab!'