Die Wucht
29.10.2001, 20:36
Ein Märchen für Mädchen
Im Jahre 1977 wurde ich eingeschult, lernte das Dschungelbuch, Tim und Struppi und Märchenbücher selbst zu lesen. Es war in Teheran, Iran, zu Schahs Zeiten. Dass sich bald darauf einiges ändern sollte, war für die wenigsten erkennbar, für mich keinesfalls. Wir konnten noch ungestört Corn Flakes in US-amerikanischen Supermärkten kaufen, ebenso gab es Kentucky Fried Chicken und Pommes. Ich war im Kinderhimmel und lernte skifahren.
Die gesamte Familie lernte skifahren. Zu diesem Zwecke fuhren wir im Winter fast jeden Freitag eine kleine Ewigkeit lang in die Berge. Zur eigenen Unterhaltung und Ablenkung der Kinder bewahrte mein Vater im Auto diverse Cassetten auf. Wenn ich wählen durfte, entschied ich mich immer für Otto Waalkes. So lernte ich Idiamin, Saddat, Gaus, Kohl und Stoltenberg kennen. ('Sind das alles Schahs?' 'Ja, sei mal still!')
In dem Skigebiet, Dizin, gab es drei Liftanlagen. Sie waren beim Skifahren die eigentliche Herausforderung, schließlich galt es, nicht aus der Bahn zu fallen. An diesem besonderen Tag hielt ich mich im Sturz an dem Anker des Schleppliftes fest und wurde einige Hundert Meter weit nach oben geschleift. Ich höre meine Mutter heute noch schreien, die mir von der Talstation aus hilflos zugesehen hat.
Durch dieses Ereignis war die Familie höchst konfus, so dass wir früher als sonst die Heimreise antraten. Wir machten Rast in einem Lokal. 'Ladybird' war das einzige Restaurant in der Nähe des Skigebietes, ein Marienkäfer, der sich in die persischen Berge verirrte.
Man verzeihe mir mein kindisches Grinsen an dieser Stelle. Meine Kindheit samt meiner Träume holt mich gerade ein.
Wir warteten auf unser Essen, schauten uns die anderen, wenigen Gäste in dem kleinen Lokal an und warteten immer noch. Plötzlich kamen fünf oder sechs bewaffnete Männer in den Raum, schauten sich um und setzten sich mit einer Frau an den größten Tisch.
'Das ist die Fahrahnas!' sagte mein Vater (ja, er sagte wirklich die).
'Das ist die Tochter von dem Schah und der Fahrah', setzte meine Mutter nach.
Ich staunte. Eine echte Prinzessin sitzt hier mit mir im gleichen Raum, trägt Skikleidung, wie ich. Dann wird sie wohl auch Skifahren und dann muß sie auch Liftfahren.
'Sie sieht ihrer Mutter schon sehr ähnlich. Was für eine schöne Frau', sagte meine Mutter. Kurz darauf ging ein Gast zu Fahrahnas an den Tisch, sagte etwas zu ihr und ich weiß nicht was, weil ich kein Farsi sprechen konnte.
Beglückt, entrückt und mit anderen Augen lass ich nach der Heimreise meine Märchengeschichten. Dass eine Prinzessin auch skifahren muss, das hätte ich nicht gedacht.
Im Jahre 1977 wurde ich eingeschult, lernte das Dschungelbuch, Tim und Struppi und Märchenbücher selbst zu lesen. Es war in Teheran, Iran, zu Schahs Zeiten. Dass sich bald darauf einiges ändern sollte, war für die wenigsten erkennbar, für mich keinesfalls. Wir konnten noch ungestört Corn Flakes in US-amerikanischen Supermärkten kaufen, ebenso gab es Kentucky Fried Chicken und Pommes. Ich war im Kinderhimmel und lernte skifahren.
Die gesamte Familie lernte skifahren. Zu diesem Zwecke fuhren wir im Winter fast jeden Freitag eine kleine Ewigkeit lang in die Berge. Zur eigenen Unterhaltung und Ablenkung der Kinder bewahrte mein Vater im Auto diverse Cassetten auf. Wenn ich wählen durfte, entschied ich mich immer für Otto Waalkes. So lernte ich Idiamin, Saddat, Gaus, Kohl und Stoltenberg kennen. ('Sind das alles Schahs?' 'Ja, sei mal still!')
In dem Skigebiet, Dizin, gab es drei Liftanlagen. Sie waren beim Skifahren die eigentliche Herausforderung, schließlich galt es, nicht aus der Bahn zu fallen. An diesem besonderen Tag hielt ich mich im Sturz an dem Anker des Schleppliftes fest und wurde einige Hundert Meter weit nach oben geschleift. Ich höre meine Mutter heute noch schreien, die mir von der Talstation aus hilflos zugesehen hat.
Durch dieses Ereignis war die Familie höchst konfus, so dass wir früher als sonst die Heimreise antraten. Wir machten Rast in einem Lokal. 'Ladybird' war das einzige Restaurant in der Nähe des Skigebietes, ein Marienkäfer, der sich in die persischen Berge verirrte.
Man verzeihe mir mein kindisches Grinsen an dieser Stelle. Meine Kindheit samt meiner Träume holt mich gerade ein.
Wir warteten auf unser Essen, schauten uns die anderen, wenigen Gäste in dem kleinen Lokal an und warteten immer noch. Plötzlich kamen fünf oder sechs bewaffnete Männer in den Raum, schauten sich um und setzten sich mit einer Frau an den größten Tisch.
'Das ist die Fahrahnas!' sagte mein Vater (ja, er sagte wirklich die).
'Das ist die Tochter von dem Schah und der Fahrah', setzte meine Mutter nach.
Ich staunte. Eine echte Prinzessin sitzt hier mit mir im gleichen Raum, trägt Skikleidung, wie ich. Dann wird sie wohl auch Skifahren und dann muß sie auch Liftfahren.
'Sie sieht ihrer Mutter schon sehr ähnlich. Was für eine schöne Frau', sagte meine Mutter. Kurz darauf ging ein Gast zu Fahrahnas an den Tisch, sagte etwas zu ihr und ich weiß nicht was, weil ich kein Farsi sprechen konnte.
Beglückt, entrückt und mit anderen Augen lass ich nach der Heimreise meine Märchengeschichten. Dass eine Prinzessin auch skifahren muss, das hätte ich nicht gedacht.