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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Brice, Pierre (Indianer kennen keinen Schmerz)



Franz_Josef
29.10.2001, 00:10
Es ist jetzt wohl an die 25 Jahre her, aber wenn ich schwarze Pferde sehe, dann kommt sie wieder hoch diese Erinnerung. Die Erinnerung an das einzige mal wo ich von einem Prominenten ein Autogramm erbeten habe.
Ende der siebziger Jahre, ich war etwa zehn Jahre alt, wurde beschlossen, dass die jährlich stattfindende Klassenfahrt an die Freilichtbühne nach Bad Segeberg zu den dortigen Karl May Festspielen führen sollte. Es war das Alter wo man als Jugendlicher alle Karl May Romane verschlungen hat und dementsprechend waren auch alle schon ein halbes Jahr vorher ziemlich aufgeregt. Alle außer mir. Ich konnte schon als Kind nichts mit diesen Geschichten anfangen und das nachfolgende Erlebnis hat sich so untrennbar mit Karl May verbunden, dass ich heute schon eine Gänsehaut bekomme wenn ich nur den Namen Winnetou höre. Eben dieser Winnetou wurde damals von Pierre Brice gepielt, ja, genau, dem Original Pierre Brice aus den Winnetou I bis Winnetou ich-weiß-nicht-wieviel Filmen. Meine Cousine, zwei Jahre älter als ich und damals glühender Pierre Brice Fan wollte unbedingt ein Autogramm von ihm haben. Da sie aber nicht mitfahren konnte, logisch, nicht die gleiche Klasse, habe ich mich erweichen lassen ihr selbiges zu beschaffen. Die Aufführung auf der Bühne war, ich will mal nicht kleinlich sein, schon sehr beeindruckend. An die vierzig Darsteller mit Pferden, Schießereien und Explosionen. Ja, auch in der schmerzvollen Erinnerung muss man dem eine gewisse Klasse zugestehen. Als sich das Schauspiel dem Ende zuneigt, postiere ich mich mit anderen Autogrammjägern am Bühnenausgang um mit Bild und gezücktem Stift den ersehnten Namenszug zu erhaschen. Pierre Brice kommt und führt an der Hand -oh mein Gott- ein riesiges schwarzes Pferd. Aus heutiger Sicht würde ich sagen das Pferd war normal groß, aber damals...na ja. Pierre Brice fängt geduldig an Autogramme zu schreiben und kommt mir dabei unaufhaltsam näher. Ich will nur eins und zwar weg so schnell es geht. Aber die Ehre, meine Ehre steht auf dem Spiel. Darf ich mich vor diesem gewaltigen Tier fürchten und deshalb auf das Autogramm verzichten. Natürlich nicht. Also bleibe ich stehen und reiche mit zitternder Hand meine Karte in Richtung Pierre Brice, den Gaul nicht aus den Augen lassend. Schweißnass und dampfend steht das Monster direkt vor mir, fixiert mich mit glasigen Augen und bläht die Nüstern. Himmel wie dieses Vieh stinkt. Ein Psychologe hat mir später mal erklärt, dass Tiere genau merken wenn jemand Angst hat und die hatte ich, oh ja. Pierre Brice nimmt meine Karte und setzt zum Schreiben an als es passiert. Das Ungeheur beißt mir in die Hand! Im ersten Moment passiert gar nichts, kein Schmerz, keine Angst, einfach nichts. Nur ungläubiges Staunen und darauf warten, dass mir als nächtes der Kopf abgebissen wird.Ich fange an zu schreien, mir bricht der Schweiß aus. Ich will weg, aber ich werde festgehalten und geschüttelt. Moni schlägt mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Jetzt bin ich wirklich wach und fahre mit zitternden Fingern über die langsam verblassende Narbe an meiner rechten Hand.

Pretextat Tach
29.10.2001, 00:26
Sie sind ein guter Pappe, nur leider haben Sie den Falschen paparazzt, auch wenn ihre Beschreibung des Pferdes sehr gut war. Ich konnte mich zumindest in Ihre Situation sehr gut hineinversetzen.
Sind Sie sicher, dass das Pferd diesen Gestank absonderte? Ich meine, Sie hatten ja große Angst...

Franz_Josef
29.10.2001, 01:46
Sie verwirren mich mein Lieber.
Wer sollte es sonst gewesen sein? Ich zermartere mir das Hirn und bin kurz davor meine Cousine anzurufen, was zu dieser Uhrzeit sicher nicht die beste Idee ist.
War es am Ende Roy Black ?
Hoffentlich existiert die Karte noch, sonst bin ich reif für das Traumdeutungsvorum.

Pretextat Tach
29.10.2001, 03:08
Nun gut, Erklärung:
Im ersten Absatz meinte ich, dass Sie leider von Pierre Brice nicht viel schreiben, dafür umso mehr vom Pferd.
Im zweiten meinte ich Sie... ich bitte um Verzeihung.

Franz_Josef
29.10.2001, 08:02
Das Sie im zweiten Absatz mich meinten, das war mir schon klar. Aber schwamm drüber.
Zu Ihrer Anmerkung, dass da ziemlich viel Pferd und ziemlich wenig Pierre Brice vorkommt muss ich sagen, da haben Sie recht. Aber was haben wir denn bei Lichte betrachtet. Da ist ein Bub, der von Pierre Brice ein Autogramm bekommt, dabei von seinem Pferd gebissen wird und eine posttraumatische Pferdephobie erleidet. Das ist, wie Sie sehen, ein ziemlich langweiliger Zweizeiler.
In meiner Erinnerung kann ich mich an Pierre Brice nur schwach entsinnen, an das Pferd dafür leider umso besser und dieses Verhältnis spiegelt sich im Text wieder.
Aber ohne Pierre Brice kein Pferd und ohne Pferd kein ·. Na, lassen wir das.