tobi
26.10.2001, 21:35
Hätte man mir jemals unterstellt, irgend-
welche Sympathien für Carolin Reiber zu hegen, ich hätte alles abgestritten und sie brüsk eine eicherustikal eingerichtete
No-Go-Zone genannt.
In Wahrheit ist alles ganz anders und begann in meiner Kindheit, als meine Eltern, mein Bruder und ich noch nichts hatten.Ich weiß nicht, wie es den anderen ging, aber ich fühlte mich trotzdem pudelwohl.
Einmal war ich aber, wenn auch nicht neidisch darauf, so doch voller Bewunderung für einen Einrichtungsgegenstand, den ich staunend im Haus meines Schulfreundes entdeckte, dessen Eltern reich und, besonders die Mutter, immer superelegant waren, weil sie eine Fabrik hatten. Es war ein mit kuscheligem, rosa Frottee bezogener Toilettensitz, mit einer gleichermaßen kuscheligen Matte davor, gemütlich für die nackten Füße.
Heutzutage stehe ich diesen Sets eher skeptisch, eigentlich ablehnend gegenüber, damals allerdings, hing die hohe Frequenz meiner Besuche im Haus der Reichen auch damit zusammen; ich freute mich immer darauf.
So geschah es, daß ich unwillkürlich an gemütliches, rosa Frottee denken mußte, als mir eines Abends Carolin Reiber begegnete, die wohl an einer Veranstaltung in der Stadthalle teilgenommen hatte und den kurzen Weg von der Halle bis zum Bahnhof zu Fuß ging, denn sie sah aus wie die Mutter meines reichen Freundes, und ihre Kleidung war von makelloser Eleganz.
Ich hatte einen kleinen Schwipps und entschied mich übermütig, herauszufinden, wie Frau Reibers Bad eingerichtet war.
Sinngemäß sagte ich zu ihr, daß sie Frau Reiber sein müsse und ich mich wundere, was sie denn hier ganz allein mache, abends, in Bahnhofsnähe. Ich würde sie mal lieber das kurze Stück begleiten, es sei sowieso meine Richtung und mache mir keine Umstände.
Während wir weitergingen, überlegte ich fieberhaft, wie ich das Gespräch unauffällig in die Richtung ihrer Badezimmereinrichtung lenken könne, aber ich war plötzlich wie vernagelt, nichts wollte mir einfallen.
Als wir den Bahnhofseingang erreicht hatten, sagte ich in einem Akt der Verzweiflung: 'Müssen sie vielleicht noch auf die Toilette? So schön wie zuhause sind die ja in Bahnhöfen eigentlich normalerweise nicht.'
Frau Reiber sah mich etwas irritiert an und verabschiedete sich, ohne darauf einzugehen.
------------------
Si vis amari, ama.
(Beitrag wurde von tobi am 27.10.2001 um 13:31 Uhr bearbeitet.)
welche Sympathien für Carolin Reiber zu hegen, ich hätte alles abgestritten und sie brüsk eine eicherustikal eingerichtete
No-Go-Zone genannt.
In Wahrheit ist alles ganz anders und begann in meiner Kindheit, als meine Eltern, mein Bruder und ich noch nichts hatten.Ich weiß nicht, wie es den anderen ging, aber ich fühlte mich trotzdem pudelwohl.
Einmal war ich aber, wenn auch nicht neidisch darauf, so doch voller Bewunderung für einen Einrichtungsgegenstand, den ich staunend im Haus meines Schulfreundes entdeckte, dessen Eltern reich und, besonders die Mutter, immer superelegant waren, weil sie eine Fabrik hatten. Es war ein mit kuscheligem, rosa Frottee bezogener Toilettensitz, mit einer gleichermaßen kuscheligen Matte davor, gemütlich für die nackten Füße.
Heutzutage stehe ich diesen Sets eher skeptisch, eigentlich ablehnend gegenüber, damals allerdings, hing die hohe Frequenz meiner Besuche im Haus der Reichen auch damit zusammen; ich freute mich immer darauf.
So geschah es, daß ich unwillkürlich an gemütliches, rosa Frottee denken mußte, als mir eines Abends Carolin Reiber begegnete, die wohl an einer Veranstaltung in der Stadthalle teilgenommen hatte und den kurzen Weg von der Halle bis zum Bahnhof zu Fuß ging, denn sie sah aus wie die Mutter meines reichen Freundes, und ihre Kleidung war von makelloser Eleganz.
Ich hatte einen kleinen Schwipps und entschied mich übermütig, herauszufinden, wie Frau Reibers Bad eingerichtet war.
Sinngemäß sagte ich zu ihr, daß sie Frau Reiber sein müsse und ich mich wundere, was sie denn hier ganz allein mache, abends, in Bahnhofsnähe. Ich würde sie mal lieber das kurze Stück begleiten, es sei sowieso meine Richtung und mache mir keine Umstände.
Während wir weitergingen, überlegte ich fieberhaft, wie ich das Gespräch unauffällig in die Richtung ihrer Badezimmereinrichtung lenken könne, aber ich war plötzlich wie vernagelt, nichts wollte mir einfallen.
Als wir den Bahnhofseingang erreicht hatten, sagte ich in einem Akt der Verzweiflung: 'Müssen sie vielleicht noch auf die Toilette? So schön wie zuhause sind die ja in Bahnhöfen eigentlich normalerweise nicht.'
Frau Reiber sah mich etwas irritiert an und verabschiedete sich, ohne darauf einzugehen.
------------------
Si vis amari, ama.
(Beitrag wurde von tobi am 27.10.2001 um 13:31 Uhr bearbeitet.)