vinzi
22.10.2001, 12:52
Es war in meiner Pubertät!
Dieser Prolog erscheint mir angesichts der nachfolgenden Short-Story ziemlich wichtig, denn was macht man nicht alles, wenn die Hormone Achterbahn fahren und man nicht weiss, ob man nun die Stimme von Hans Clarin oder Jean Reno bekommt...
Aaaalso, es war in irgendeinem Sommer der 80er Jahre, leider weiss ich nicht mehr genau in welchem, schätze mal so 84 oder 85. Das war die Zeit, als bei uns im Sommer im Fussballstadion immer die grossen Open-Air Konzerte abgehalten wurden. Diesen Sommer war's mal wieder so ein Mega-Event mit Joe Cocker, Tina Turner und sonstwem... aber das Wichtigste waren natürlich die Eurythmics.
Ich lungere also vor dem Stadion herum, fest entschlossen (aber mit mulmigem Gefühl im Magen) mir auf dem Schwarzmarkt ein Ticket zu ergattern, da kommt schon nach dem ersten Konzert des Tages die Meute raus um ihre Tickets loszuwerden. Ich kratze also mein ganzes Taschengeld zusammen und löhne einen Schwarzhändler. Die Eurythmics sind als nächste dran, und auch an diesem Tag die einzigen, die mich interessieren. Ich steh also da und ergötze mich an der blondierten Annie, welche unter ihrer Lederjacke nichts weiteres trägt, als einen roten Spitzen-BH.... Pubertäres Paradies, ich seh dich winken! Als dann die Lederjacke in der Sommerhitze auch noch fällt bin ich nicht mehr zu halten...ich johle meine geschundenen Stimmbänder sprachlos bis zur Heiserkeit.
Nachdem Konzert mutiere ich flugs selber zum Schwarzhändler und versuche nun meinerseits, mein Ticket wieder loszuwerden, denn als Jüngling konnte ich damals mit Joe C. und Tina T. nicht so viel anfangen... der eine zu bärtig, die andere zu alt (damals schon...).
Ich verkaufe also mein Ticket nur mit ca. 5 Franken Verlust (ca. 9 DM) und zu diesem Preis ein Eurythmics-Konzert gesehen zu haben, hat sich schon gelohnt. Es kommt aber noch besser!
Am selben Abend (Die Konzerte waren am Nachmittag) geh ich also mit meinen Kumpels in die Stadt; wir wollen zum Chinesen. 'Pagode' nennt sich der Schuppen, und ich betrete zum ersten Mal in meinem Leben einen orientalischen Essens-Tempel. Wir werden von einem freundlichen Chinesen in die hinteren Gefilde des Schuppens geführt, in eine Ecke mit schummrigem rotem Licht aus orientalischen Lampen.
Wir konzentrieren uns zunächst auf die Speisekarte und ich bin mir nicht sicher, was ich bestellen soll, denn, zum ersten Mal mit der Chinesischen Küche konfrontiert sagen mir die Begriffe wie 'Szechuan', 'Chop Suey' oder 'Sweet Sour' nicht so viel. Ich bestelle also aufs Geratewohl ein Pork Szechuan (ich weiss es noch genau! Auch heute noch eines meiner Lieblingsgerichte...).
Nachdem also die Speisenwahl und -orderung glücklich über die Runden gegangen ist kann ich mich endlich des Studiums der Lokalität widmen. Drachenfiguren, Kunstdrucke auf Seidenpapier, und aus den Lautsprechern das obligate Gejammere irgend eines chinesischen Starlets.
Plötzlich vernehme ich aus der uns gegenüberliegenden Ecke ein perlendes, weibliches Lachen und lauter werdende Gesprächsfetzen auf Englisch. Was ich bis dahin nicht bemerkt hatte wird mir auf einen Schlag bewusst:
DA SITZT ANNIE LENNOX !!!
Sämtliches Blut scheint es plötzlich sehr eilig zu haben, den höchsten Punkt meines Körpers zu erreichen, um auch bessere Aussicht auf die Göttin zu haben. Mein Kopf wird warm, der Mund wird trocken, die Hände feucht. Ein Restbestand meines Blutes hat's nicht bis zum Kopf geschafft, rauscht in meine Lendengegend und sorgt dort für Unruhe...
Ich widme also meine ganze pubertäre Aufmerksamkeit dem anderen Tisch, meine Freunde und das Pork Szechuan vergessend. Mittlerweile züchtig in eine weisse Bluse gekleidet, aber immer noch so schön wie auf der Bühne schwatzt Annie fröhlich mit ihren Begleitern.
Ab und zu blickt sie in die Runde, und als sie mich zufällig mal ansieht und merkt, dass ich ungeniert rüberstarre, zwinkert sie mir zu, was ein erneutes Aufwallen meiner Blutzirkulation und eine erneute Achterbahnfahrt meiner Hormone bewirkt.
Da die Guppe schon vor uns im Lokal war, sind sie natürlich auch früher fertig. Lautstark werden an Annie's Tisch die Zahlungsmodalitäten ausdiskutiert, Gesichter werden mit heissen Lappen abgerieben und Pflaumenschnäpse als Verdauungsbeschleuniger heruntergestürzt.
Als sich die Meute auf und davon macht, schnappe ich mir meine Tischunterlage und klappere meine Kollegen verzweifelt nach einem Kugelschreiber ab. Endlich findet einer einen und übergibt ihn mir.. Ich renne zu Annie und bitte sie noch um ein Autogramm, welches sie mir auch gibt... sie schaut mich an und ein Hauch ihres Parfums weht in meine Nase. Nachdem sie ihre Pflicht getan hat, dreht sie sich um und verlässt ohne Hast das Lokal.
Ich steh nun ein wenig verlegen da mit meiner signierten Tischunterlage, schaue Annie bei ihrem Gang aus dem Lokal zu und hab noch ihr Parfum in der Nase... da kommt mir auf einmal noch die zündende Idee. Ich schleiche rüber zu Annie's Tisch, auf dem immer noch die Paraphernalia des Essens in wildem Chaos rumstehen, schnappe mir die benutzten Ess-Stäbchen der Göttin und lasse sie in den Tiefen meiner Jackentaschen verschwinden. Ha! Die Kellner haben glücklicherweise nix gemerkt und machen sich nun daran, das Chaos der Engländer wieder aufzuräumen. Ich falte sorgfältig meine Tischunterlage, stecke sie auch ein und setze mich wieder zu meinen Freunden.
Die Ess-Stäbchen hab ich immer noch. (Damals gab's in den Restaurants noch diese Edel-Stäbchen aus Plastik welche gewaschen und wiederverwendet wurden. Nicht so wie heute diese Wegwerf-Holzdinger).
Natürlich hab ich die Dinger zuerst nicht gewaschen, sondern einfach so aufbewahrt, inklusive Annies Speichel und Essensresten, in Frischhaltefolie eingewickelt..... Als dann mein pubertärer Annie-Fetischismus mit den Jahren nachliess, mussten auch die Stäbchen dran glauben, sie wurden gewaschen und werden nun ab und zu benutzt, wenn ich mal wieder vom Take-Away eine Ladung Pork Szechuan ordere.
Chinesisches Essen mit Annie Lennox' Ess-Stäbchen schmeckt halt doppelt so gut!
(Ach übrigens...bin neu hier...Hallo alle!)
(Beitrag wurde von vinzi am 22.10.2001 um 12:17 Uhr bearbeitet.)
Dieser Prolog erscheint mir angesichts der nachfolgenden Short-Story ziemlich wichtig, denn was macht man nicht alles, wenn die Hormone Achterbahn fahren und man nicht weiss, ob man nun die Stimme von Hans Clarin oder Jean Reno bekommt...
Aaaalso, es war in irgendeinem Sommer der 80er Jahre, leider weiss ich nicht mehr genau in welchem, schätze mal so 84 oder 85. Das war die Zeit, als bei uns im Sommer im Fussballstadion immer die grossen Open-Air Konzerte abgehalten wurden. Diesen Sommer war's mal wieder so ein Mega-Event mit Joe Cocker, Tina Turner und sonstwem... aber das Wichtigste waren natürlich die Eurythmics.
Ich lungere also vor dem Stadion herum, fest entschlossen (aber mit mulmigem Gefühl im Magen) mir auf dem Schwarzmarkt ein Ticket zu ergattern, da kommt schon nach dem ersten Konzert des Tages die Meute raus um ihre Tickets loszuwerden. Ich kratze also mein ganzes Taschengeld zusammen und löhne einen Schwarzhändler. Die Eurythmics sind als nächste dran, und auch an diesem Tag die einzigen, die mich interessieren. Ich steh also da und ergötze mich an der blondierten Annie, welche unter ihrer Lederjacke nichts weiteres trägt, als einen roten Spitzen-BH.... Pubertäres Paradies, ich seh dich winken! Als dann die Lederjacke in der Sommerhitze auch noch fällt bin ich nicht mehr zu halten...ich johle meine geschundenen Stimmbänder sprachlos bis zur Heiserkeit.
Nachdem Konzert mutiere ich flugs selber zum Schwarzhändler und versuche nun meinerseits, mein Ticket wieder loszuwerden, denn als Jüngling konnte ich damals mit Joe C. und Tina T. nicht so viel anfangen... der eine zu bärtig, die andere zu alt (damals schon...).
Ich verkaufe also mein Ticket nur mit ca. 5 Franken Verlust (ca. 9 DM) und zu diesem Preis ein Eurythmics-Konzert gesehen zu haben, hat sich schon gelohnt. Es kommt aber noch besser!
Am selben Abend (Die Konzerte waren am Nachmittag) geh ich also mit meinen Kumpels in die Stadt; wir wollen zum Chinesen. 'Pagode' nennt sich der Schuppen, und ich betrete zum ersten Mal in meinem Leben einen orientalischen Essens-Tempel. Wir werden von einem freundlichen Chinesen in die hinteren Gefilde des Schuppens geführt, in eine Ecke mit schummrigem rotem Licht aus orientalischen Lampen.
Wir konzentrieren uns zunächst auf die Speisekarte und ich bin mir nicht sicher, was ich bestellen soll, denn, zum ersten Mal mit der Chinesischen Küche konfrontiert sagen mir die Begriffe wie 'Szechuan', 'Chop Suey' oder 'Sweet Sour' nicht so viel. Ich bestelle also aufs Geratewohl ein Pork Szechuan (ich weiss es noch genau! Auch heute noch eines meiner Lieblingsgerichte...).
Nachdem also die Speisenwahl und -orderung glücklich über die Runden gegangen ist kann ich mich endlich des Studiums der Lokalität widmen. Drachenfiguren, Kunstdrucke auf Seidenpapier, und aus den Lautsprechern das obligate Gejammere irgend eines chinesischen Starlets.
Plötzlich vernehme ich aus der uns gegenüberliegenden Ecke ein perlendes, weibliches Lachen und lauter werdende Gesprächsfetzen auf Englisch. Was ich bis dahin nicht bemerkt hatte wird mir auf einen Schlag bewusst:
DA SITZT ANNIE LENNOX !!!
Sämtliches Blut scheint es plötzlich sehr eilig zu haben, den höchsten Punkt meines Körpers zu erreichen, um auch bessere Aussicht auf die Göttin zu haben. Mein Kopf wird warm, der Mund wird trocken, die Hände feucht. Ein Restbestand meines Blutes hat's nicht bis zum Kopf geschafft, rauscht in meine Lendengegend und sorgt dort für Unruhe...
Ich widme also meine ganze pubertäre Aufmerksamkeit dem anderen Tisch, meine Freunde und das Pork Szechuan vergessend. Mittlerweile züchtig in eine weisse Bluse gekleidet, aber immer noch so schön wie auf der Bühne schwatzt Annie fröhlich mit ihren Begleitern.
Ab und zu blickt sie in die Runde, und als sie mich zufällig mal ansieht und merkt, dass ich ungeniert rüberstarre, zwinkert sie mir zu, was ein erneutes Aufwallen meiner Blutzirkulation und eine erneute Achterbahnfahrt meiner Hormone bewirkt.
Da die Guppe schon vor uns im Lokal war, sind sie natürlich auch früher fertig. Lautstark werden an Annie's Tisch die Zahlungsmodalitäten ausdiskutiert, Gesichter werden mit heissen Lappen abgerieben und Pflaumenschnäpse als Verdauungsbeschleuniger heruntergestürzt.
Als sich die Meute auf und davon macht, schnappe ich mir meine Tischunterlage und klappere meine Kollegen verzweifelt nach einem Kugelschreiber ab. Endlich findet einer einen und übergibt ihn mir.. Ich renne zu Annie und bitte sie noch um ein Autogramm, welches sie mir auch gibt... sie schaut mich an und ein Hauch ihres Parfums weht in meine Nase. Nachdem sie ihre Pflicht getan hat, dreht sie sich um und verlässt ohne Hast das Lokal.
Ich steh nun ein wenig verlegen da mit meiner signierten Tischunterlage, schaue Annie bei ihrem Gang aus dem Lokal zu und hab noch ihr Parfum in der Nase... da kommt mir auf einmal noch die zündende Idee. Ich schleiche rüber zu Annie's Tisch, auf dem immer noch die Paraphernalia des Essens in wildem Chaos rumstehen, schnappe mir die benutzten Ess-Stäbchen der Göttin und lasse sie in den Tiefen meiner Jackentaschen verschwinden. Ha! Die Kellner haben glücklicherweise nix gemerkt und machen sich nun daran, das Chaos der Engländer wieder aufzuräumen. Ich falte sorgfältig meine Tischunterlage, stecke sie auch ein und setze mich wieder zu meinen Freunden.
Die Ess-Stäbchen hab ich immer noch. (Damals gab's in den Restaurants noch diese Edel-Stäbchen aus Plastik welche gewaschen und wiederverwendet wurden. Nicht so wie heute diese Wegwerf-Holzdinger).
Natürlich hab ich die Dinger zuerst nicht gewaschen, sondern einfach so aufbewahrt, inklusive Annies Speichel und Essensresten, in Frischhaltefolie eingewickelt..... Als dann mein pubertärer Annie-Fetischismus mit den Jahren nachliess, mussten auch die Stäbchen dran glauben, sie wurden gewaschen und werden nun ab und zu benutzt, wenn ich mal wieder vom Take-Away eine Ladung Pork Szechuan ordere.
Chinesisches Essen mit Annie Lennox' Ess-Stäbchen schmeckt halt doppelt so gut!
(Ach übrigens...bin neu hier...Hallo alle!)
(Beitrag wurde von vinzi am 22.10.2001 um 12:17 Uhr bearbeitet.)