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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Paul, Bernhard (That«s Showbusiness)



das L
14.10.2001, 20:45
Vor einigen Jahren war ich gezwungen meinen Lebensunterhalt kläglich durch Arbeit zu verdienen, was so ungewöhnlich nicht ist, nur unterscheidet sich die Darreichungsform selbiger in hohem Maße. Ich hatte das Glück, nicht am Fließband stehen zu müssen, sondern durfte mich des schnöden Mammons wegen mit leichter Kost in Form von mittelmäßigen Varietédarbietungen berieseln lassen.
Nun ist dies ein- oder zweimal im Monat sicherlich ganz nett, zumal die Kugel die man schiebt recht ruhig ist, aber wenn man dem allabendlich und das jeweils zwei Monate lang ausgesetzt ist, wächst doch langsam die Frage nach dem Sinn des Ganzen.
Aber auch der Geldgeber des Hauses bemerkte, dass mit Mittelmaß das Haus und somit seine Taschen nicht voller werden und beauftragte daher mit der Regiearbeit des nächsten Werkes Herrn Bernhard Paul, den Zirkusdirektor schlechthin.
Der Lauf des aktuellen Stückes ging dem Ende entgegen und allgemeine Spannung auf den ersten von drei Probetagen machte sich breit. Dieser wurde dann auch schnell erreicht, nur von Bernhard Paul war noch nicht viel zu sehen. Aus gut informierten Kreise der Geschäftsleitung erfuhr man dann, dass er erst morgen ankäme und die Proben derweil vom Regieassistenten geleitet werden.
Nun folgte Tag zwei von drei und auch an diesem glänzte Herr Paul mit Abwesenheit und der Regieassistent wuchs förmlich aus sich hinaus und die Hoffnung auf ein Highlight der Varietékunst verflog sich langsam unter den vielgepriesenen Sternenhimmel.
Es folgt wie es kommen mußte, Probentag drei von drei und der Gott der Varietéschaffenden hatte doch noch ein Erbarmen mit uns lies am späten Nachmittag, vier Stunden vor der Generalprobe, Herrn Paul engelsgleich, wenn man das bei seiner Statur sagen darf in den Saal schweben.
Nun begann hartes Proben. Er setzte sich auf seinen Regieplatz und blickte 45 Sekunden schweigend auf die Bühne bis zu dem Moment, da ihm eine Unterassistentin eine Sushispeisekarte eines benachbarten Sushiimbisses reichte, welche er gewissenhaft 10 Minuten studierte um sich dann vehement ein üppiges Menü zu bestellen.
Nun begann die zweite Probenphase. Er verordnete, man möge ihm das bisher Erreichte unverzüglich vorführen, was auch sofort geschah. Wortlos betrachtete er das Ergebnis zweitägiger Arbeit bis zu dem Moment, als der Sushiservice lieferte.
Der Tisch war schnell gedeckt und Herr Paul lies es sich schmecken, während im Hintergrund fleißig weiter vorgeführt wurde, mit dem Unterschied, dass jetzt mit vollem Mund Regieanweisungen, wie 'mhmu snbhu kalosmmnkjh' oder ähnlich durch den Saal flogen.
Nun waren schon 45 Minuten harter Probenarbeit vergangen und das Mahl des Herrn Paul neigte sich dem Ende, als die Tür aufging und der Geldgeber den Saal betrat, Herrn Paul auf das Freundlichste begrüßte und diesen umgehend auf ein Glas einlud, was Herr Paul sofort annahm und beide verschwanden im selben Augenblick und wurden nicht mehr gesehen.
Auf allen Plakaten war es zu lesen und die Kritiken quollen über von der hervorragenden Regiearbeit des Bernhard Paul.
That«s Showbusiness!