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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eisermann, Andre (in St. Georg)



julia mantel
09.10.2001, 17:43
ich hatte mal das privileg für ein paar monate in der langen reihe von st.georg/hamburg zu wohnen: in einer ziemlich schönen altbauwohnung mit abgeschliffenen dielen und pipapo, top-saniert, also ein kleiner traum für eine mittellose studentin wie ich sie damals war.
zu dieser zeit, mitte der neunziger, sprach ganz hamburg nur von einem menschen: andre eisermann. er hatte dieses furchteinflößende kasper-hauser-gesicht, diesen irren, psychopathischen blick, dazu eine ziemlich ungewöhnliche vita, seine eltern haben, so glaube ich, als schaubudenbesitzer auf der kirmes ihr dasein gefristet. ihr sohn hatte es dabei zu einem ernstzunehmenden, hochtalentierten schauspieler gebracht.
wie dem auch sei, andre eisermann forever zu dieser zeit, auf plakaten, zeitschriftentiteln, in den kulturbeilagen, im fernsehen, bei den preisverleihungen usw. ein richtig kleiner star eben.
nicht nur daß ich es genoß in so einer etablierten wohnung zu leben, nein, wir hatten auch nette nachbarn, denen ich regelmäßig im treppenhaus begegnete.
unter ihnen auch ein furchtbar schüchterner, verwuschelter, strähniger, blonder typ, das klingelschild verriet es mir: mit mir wohnt der hippe, durchgeknallte, mysteriöse andre e., bekannt aus funk und fernsehen, in diesem haus.
immer öfter schlich ich mich zur treppe, um ihm aufzulauern, ihn um ein autogramm zu bitten, schien mir fehl am platze zu sein.
anfangs beachtete er mich nicht, wenn er mich erblickte. verträumt turtelte er die treppe hinunter, seine rollen vor sich hinmurmelnd. ich übertreibe, ich gebe es zu, aber er machte schon einen sehr entrückten, weltfremden eindruck.
immer wieder suchte ich die nachbarschaftliche nähe... aber über ein freundliches hallo und ein kurzes nervöses aufblicken bin ich nie hinausgekommen. er schien so unnahbar und meine ehrfurcht war gewaltig.
leider habe ich es nie geschafft, ihn zum essen oder auf einen nachbarschaftlichen plausch mit einer tasse tee einzuladen bzw. ihn einfach in unsere wohnung zu locken.
auch beim treppenputzen habe ich ihn nie erwischt und meine hilfe angeboten.
dies ist also keine wirkliche pappen-geschichte, sondern eher ein entferntes schwärmen für eine durchaus entrückte person und natürlich auch ein bekenntnis zu meinem offensichtlichen sozialen versagen.
demnächst spektakuläreres, versprochen, ihr schätze.

Edding Kaiser
09.10.2001, 17:49
Eisermann ist die Pest und wird nach der Revolution als erster erschossen.

marie battisti
09.10.2001, 17:51
nein vorher kommt noch robert schneider dran

Tristram Shandy
09.10.2001, 17:53
Uh, vor Andre Eisermann habe ich auch Angst. Ein Mann, der auch weinen kann. Der Gefühle hat und sie auch zeigt. Ein Mensch. Ein Mensch, der lebt.
Ist das nicht grauenvoll?
Sei froh, dass er Dir immer entwischt ist....

DonDahlmann
09.10.2001, 17:54
Nein, Benno Fürmann steht ja wohl in der ersten Reihe.
@Julia: Deine Geschichten gewinnen an Tempo.

Tristrams Handy
09.10.2001, 17:56
klingelingeling klingelingeling hier kommt der Eisermann

DerCaptain
09.10.2001, 17:56
Nein, nichts spektakuläreres, das war doch schön höflich paparazzt.
------------------
'd'oh!'

Maza
09.10.2001, 18:00
Julia, schön dass wir uns endlich einmal persönlich begegnen. Hier wurde ja schon vermutet, dass ich Sie bin. Ich freue mich, dass das gemeinsam verlebte Wochenende in Berlin Sie den anderen Pappen offenbar näher gebracht hat.

vir
09.10.2001, 18:01
Julia, wie hast Du es denn geschafft, in sechs, höchstens sieben Jahren von einer mittellosen Studentin zum mittellosen Model zu werden?

------------------
Ultra posse nemo tenetur

Tristram Shandy
09.10.2001, 18:03
Wer ist Tristrams Handy? Das darf ja wohl nicht wahr sein!

julia mantel
09.10.2001, 18:04
dream is my only reality.

Brotwurst
09.10.2001, 18:14
Ich bin kein Schatz von J.M. ...

honz
09.10.2001, 19:03
Doch Julia, dies ist eine richtige Pappengeschichte, obwohl ich doch ein wenig die mantelsche Aura of Shaggability (Betty Ford) vermisse. Hätts du ich doch nur zu Dir gelockt...

julia mantel
09.10.2001, 19:07
hab halt dazu gelernt, seit ich euch kenne.

Andrea Maria
09.10.2001, 19:29
Ich bin schon ein Schatz von ihr und umgekehrt. Und ich finde, Julias Geschichten werden immer schöner!
Eisermann auflauern, das schwöbe Dir so vor, Tristram! Wenn Du Revolution machst, ruf mich an, ich bin dabei.

julia mantel
09.10.2001, 19:55
apropos revolution:wer geht mit mir auf die straße?
george dabbelju bush nervt mich.
andrea dusl, würde jetzt gerne mit dir ein bier trinken.

Andrea Maria
09.10.2001, 20:22
Oh Julia, danke, ich auch, aber Bier trinke ich nicht. Ich tränke eher ein 'Obi gespritzt' mit Dir während Du Dein Bier tränkest.

Ignaz Wrobel
09.10.2001, 20:31
'immer wieder suchte ich die nachbarschaftliche nähe... aber über ein freundliches hallo und ein kurzes nervöses aufblicken bin ich nie hinausgekommen.'
Ich kann mir die permanent unaufällig im Treppenhaus herumstehende kleine Julia lebhaft vorstellen! Sicher sah sie damals schon niedlich aus und war sich ihrer Wirkung gewiß. Eisermanns Immunität ihren Reizen gegenüber muß sie schwer irritiert haben. Ich kann mir nicht helfen, er steigt in meiner Achtung.
Wie honz schon bei der letzten Mantel-Geschichte bemerkte: Den ersten Satz lesen und wissen, von wem sie stammt sind eins.
Aber die Beschreibung der Personen, des Umfeldes etc. werden wirklich immer besser, das stimmt.
------------------------------------
wrobel: der unbestechliche

Don Spongo
09.10.2001, 22:04
julia mantels geschichte ist wirklich sehr gelungen; bild- und lebhaft, doch auch:
dicht und auf den punkt.
nur ein kleiner makel lässt mir keine ruhe,
die von beknackten eisermann gespielte figur
heißt kaspar, mit a wie andré.
ich kenne jemanden, der war mal mehrere eisenbahnstunden mit eisi-boy in ein abteil
gepfercht. vielleicht kann ich ihn überreden
hier davon zu berichten.

Andrea Maria
09.10.2001, 22:26
Eigentlich heisst er Kaspar, aber Julia darf das. Julia darf zu einem Kasper Kasper sagen, auch wenn er einen Kaspar spielte.

naja
09.10.2001, 22:48
Wrobel, vielleicht hätten Sie sogar bessere Chancen gehabt, Eisermanns Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der liebt nicht nur Frauen, sondern auch Männer, wie er nicht müde wurde, in Interviews zu erzählen. Womöglich fand er zu dem Zeitpunkt Männer gerade interessanter als Frauen und würdigte die schöne Julia deshalb kaum eines Blickes.
Sei nicht traurig, Julia, Eisermann ist gar nicht so talentiert, er kann immer nur Kaspar Hauser spielen, egal welche Rolle es ist.

Ignaz Wrobel
09.10.2001, 23:12
Tristrams Handy:
Bester Persiflage-Nick der letzten zehn Jahre!!

DonDahlmann
10.10.2001, 00:07
Ich möchte daraufhin hinweisen, das dieser Don nichts mit der Familie zu tun hat. Er ist der Familie nicht bekannt. Ein Emporkömmling scheint mir.

marie battisti
10.10.2001, 00:09
soll ich dir eine orange schälen?

naja
10.10.2001, 00:12
Keine Sorge, wir können Mafia, Cosa Nostra, Camorra und 'ndrangheta unterscheiden. Du bist der einzig wahre Pate.
Wer's nicht kann:
http://www.histinst.rwth-aachen.de/lexikon/mafia/mafia.htm#6.1

(Beitrag wurde von naja am 09.10.2001 um 23:16 Uhr bearbeitet.)

DonDahlmann
10.10.2001, 00:14
Das wäre eine Freude, Marie.... komm doch mal in den Chat.....!!!
@naja: Das will ich doch meinen.
rückt die verspiegelte RayBan zurecht

Yvonne Caldenberg
10.10.2001, 01:03
Na, geht so.
Es gab eine Story, auch aus Hamburg, wo ein Boygroupstar im Nebenhaus wohnte, ich weiß nicht mehr welcher und von wem die Geschichte war.
Deutlich besser war sie, und diese scheint im Vergleich zu diesem Prachtstückchen doch nur ein nachträglich angebautes Außenklo zu sein.
Vielleicht täusche ich mich? Und jemand kann die bewusste Geschichte ausgraben.

cosmokramer
10.10.2001, 01:09
War das nicht in Köln?
Oder war das ein Seifendarsteller?
(Beitrag wurde von cosmokramer am 10.10.2001 um 00:09 Uhr bearbeitet.)

Don Spongo
10.10.2001, 18:34
lieber don dahlmann,
schön, wenn man in diesen stürmischen zeiten
eine familie hat. meine zerrüttet sich gerade.
ich benutze den don übrigens, wie in den usa z.b. durchaus üblich, als ganz normalen vornamen (kurzform von donald, ne!), und das schon ein paar jahre. mich zum paten einer mafiafamilie aufschwingen, bei meiner abneigung gegen das organisierte verbrechen! gott bewahre!
und dann auch noch in konkurenz! nein, herr
dahlmann, das will ich wirklich nicht.
sollte hier kein platz für zwei dons sein, ziehe ich mich gerne aus dem forum zurück
und lese wieder den spiegel, deutschlands größtes nachrichten magazin.

Pamela Buechse
10.10.2001, 18:36
Tschüüüss!

Don Spongo
10.10.2001, 20:57
oooch! schade pam, fuer 'ne frau, die sich selbst buechse nennt kannst du aber recht wenig ab. ach, ja: die projekte taste auf deiner homepage ist kaputt! tschö mit ö!

Suomesta
10.10.2001, 21:06
Liebe Yvonne, richtig erinnert.
Die Geschichte trug sich in Hamburg zu, sie wurde von aria geschrieben und der Typ hiess Flo und die Gruppe Boy und Breakfast. Ich weiss das, weil ich auch in dieser Strasse, zu dieser Zeit gewohnt habe.

Don Spongo
10.10.2001, 21:12
bed & breakfast!

jedermann
09.01.2006, 13:58
ich hatte mal das privileg für ein paar monate in der langen reihe von st.georg/hamburg zu wohnen: in einer ziemlich schönen altbauwohnung mit abgeschliffenen dielen und pipapo, top-saniert, also ein kleiner traum für eine mittellose studentin wie ich sie damals war.
zu dieser zeit, mitte der neunziger, sprach ganz hamburg nur von einem menschen: andre eisermann. er hatte dieses furchteinflößende kasper-hauser-gesicht, diesen irren, psychopathischen blick, dazu eine ziemlich ungewöhnliche vita, seine eltern haben, so glaube ich, als schaubudenbesitzer auf der kirmes ihr dasein gefristet. ihr sohn hatte es dabei zu einem ernstzunehmenden, hochtalentierten schauspieler gebracht.
wie dem auch sei, andre eisermann forever zu dieser zeit, auf plakaten, zeitschriftentiteln, in den kulturbeilagen, im fernsehen, bei den preisverleihungen usw. ein richtig kleiner star eben.
nicht nur daß ich es genoß in so einer etablierten wohnung zu leben, nein, wir hatten auch nette nachbarn, denen ich regelmäßig im treppenhaus begegnete.
unter ihnen auch ein furchtbar schüchterner, verwuschelter, strähniger, blonder typ, das klingelschild verriet es mir: mit mir wohnt der hippe, durchgeknallte, mysteriöse andre e., bekannt aus funk und fernsehen, in diesem haus.
immer öfter schlich ich mich zur treppe, um ihm aufzulauern, ihn um ein autogramm zu bitten, schien mir fehl am platze zu sein.
anfangs beachtete er mich nicht, wenn er mich erblickte. verträumt turtelte er die treppe hinunter, seine rollen vor sich hinmurmelnd. ich übertreibe, ich gebe es zu, aber er machte schon einen sehr entrückten, weltfremden eindruck.
immer wieder suchte ich die nachbarschaftliche nähe... aber über ein freundliches hallo und ein kurzes nervöses aufblicken bin ich nie hinausgekommen. er schien so unnahbar und meine ehrfurcht war gewaltig.
leider habe ich es nie geschafft, ihn zum essen oder auf einen nachbarschaftlichen plausch mit einer tasse tee einzuladen bzw. ihn einfach in unsere wohnung zu locken.
auch beim treppenputzen habe ich ihn nie erwischt und meine hilfe angeboten.
dies ist also keine wirkliche pappen-geschichte, sondern eher ein entferntes schwärmen für eine durchaus entrückte person und natürlich auch ein bekenntnis zu meinem offensichtlichen sozialen versagen.
demnächst spektakuläreres, versprochen, ihr schätze.

jedermann
09.01.2006, 13:59
Hallo Julia!
Ich habe mal das zweifelhafte "Vergnügen" gehabt, Andre Eisermann kennenzulernen. Also - ganz ehrlich - verpasst hast Du da nichts.

Evian
09.01.2006, 15:00
Hier darf sich offenbar mittlerweile jedermann äußern.