Omas Enkel
09.10.2001, 15:49
Eigentlich habe ich im Hinblick auf Daten kein gutes Gedächtsnis. Aber es war der 11. September 2001, da bin ich ganz sicher. Warum? Nun, weil am 11. September der Seismograph auf der ganzen Welt ausgeschlagen hat. Eben deshalb. Aber wir wollen die Dinge hier nicht vermischen und den werten Leser verwirren. Denn der 11. September war auch der Tag, an dem Harald Schmidt und ich uns das erste Mal begegneten - ungewollt und in alter Paparazzi-Manier, denn ich gehöre nicht zu den Menschen, die Prominenten auflauern.
Berlin-Tegel Flughafen, so gegen 10 Uhr an eben besagtem 11. September 2001.
Flug nach Düsseldorf mit Lufthansa.. Mit Bordkarte in der Hand, rund 55 Minuten Zeit um die Geschäfte zu gucken, schlendern durch die Gänge und vielleicht das eine oder andere überteuerte Souvenir einkaufen.
Meine Frau zu mir '...guck doch ma datt is der Harald Schmidt'. Meine rheinländische Zunge in erprobter Paparzzi-Manier: 'Moin, Herr Schmidt!'. Für die Anfänger unter uns ein Tipp: Höflichkeit ist die Tugend aller Paparazzis und wurde auch in diesem Falle belohnt mit einem Gewinnerlächeln und dem Wort 'Morgen' belohnt..
Aussenstehende mögen uns für flüchtige Bekannte gehalten haben. Ihn für den Star - mich für einen Kabelträger eines bekannten Fernsehsenders. Denn schliesslich hat Harald Schmidt mich mit sechs Buchstaben bedacht. Mich - und nicht die anderen, die tuschelten 'Mensch, Erna, datt is doch der Harald Schmidt'.
In der Warte-Lounge (sprich: Longsch für Nicht-Inhaber der Miles&More-Card) trafen wir uns nach 30 Minuten wieder. Herr Schmidt hat sich von jeder Tageszeitung, die in diesem Lounges ausliegen jeweils ein Exemplar genommen. Ich erinnere mich, dass darunter auch die BZ und die Bild waren. Es erstaunte mich die Lesegeschwindigkeit dieses Mannes - es raschelte und raschete und ich dachte nur, dass Harry, so nenne ich ihn jetzt mal, wo wir doch miteinander gesprochen haben, sich wahrscheinlich ein paar scharfe Sprüche zurecht legt - für seine Show. Aber dann fiel mir ein, dass Harry ja vermutlich 500 Witzeschreiber beschäftigt - denn so lustig kann man alleine gar nicht sein. Sicher hat er die Zeitungen auch nur überflogen. Ich bin sicher, dass Harry 500 weitere Mitarbeiter beschäftigt, die die Tagespresse für ihn auswerten. Nur nebenbei und für die Detailverliebten: Es war gerade Scharpings Reisefreudigkeit in Lufwaffenmaschinen im Gespräch - ein Thema, welches mittlerweile in Vergessenheit geraten ist. Scharping, dass will ich jetzt mal hier sagen, ist in dieser Hinsicht ein Kriegsgewinnler, aber wir wollten die Dinge ja nicht vermischen, nicht wahr.
Gefangen mit einem Promi in der Wartelounge. Das Paparazzi-Herz schlägt höher. Rede ich mit ihm? Ignorieren? So tun, als ob ich ihn nicht erkenne? So tun als ob es das selbstverständlichste der Welt wäre, ihn hier zu treffen? Ich wäre keine echter Paparazzi, wenn ich nicht die Fragen aller Fragen gestellt hätte, die alle Schmitd-Fans interessiert. Die Frage, die uns allen auf den Nägeln brennt 'Moin, Herr Schmidt. Schuligung dass ich Sie jetzt einfach mal so anspreche, aber ich habe schlaflose Nächte. Wieviele von den Capuccino-Mixern haben Sie eigentlich von Vox bekommen?' Wieder das Gewinnerlächeln, dass ich ja schon kannte: 'Fünfzig'..Mein Kommentar: 'Liebe Kerle aber auch, die von Vox, und so grosszügig'. Etwas schlaueres ist mir bei seiner Wortkargkeit nicht eingefallen.
Meine Frau zischte mir zu 'Mensch, kannst Du den Mann den nicht in Ruhe lassen, wahrscheinlich wird der 1000 x am Tag angequatscht - und musst Du eigentlich mit jedem reden? Hier sei erwähnt, dass ich der EINZIGE in der Longsch war, der Schmidt ansprach, ausser natürlich der Stewardess, die Herrn Schmidt einen guten Flug wünschte.
Für 'Nicht-Harald-Schmidt-Gucker' ist das jetzt nicht verständlich. Nur soviel: Harry hat sich 50 Capucchino-Mixer von Vox geschnorrt, in einer seiner Sendungen im August 2001 und diese dann auch prompt bekommen.
Wer in folgenden Postings behaupet, er hätte eine andere Frage gestellt, bekommt eine virtuelle Hasenscharte verpasset. Nörgeln güldet nicht, denn schliesslich habe ICH Harry getroffen.
ENDE ERSTER AKT
Herr Schmidt ist also noch in meinem Flugzeug mitgeflogen. Ich betone 'meinem'. Denn ich bin sparsam und buche meine Flüge Monate im voraus - wogegen Herr Schmidt vermutlich seine Flugtickets kauft wie andere Leute Eintrittskarten für das Kino. Also ist Herr Schmidt in meinem Flugzeug mitgeflogen - ich habe schliesslich zuerst gebucht. Das Harry erster Klasse geflogen ist und ich nur Economy-Class tut nichts zur Sache. Es geht darum wer zuerst gebucht hat und nicht, wiewiel man bezahlt hat. Aber auch dies ist Nebensache.
Der Flug war nicht sonderlich ereignisreich. Die Stewardess fragte mich, ob ich eine Tageszeitung wollte und ich fragte, ob sie den 'SPIEGEL' hätte. 'Nein, den gibt es nur für die Gäste in der Business-Class', antwortete sie und ich wusste gleich, in wessen Flugzeug ich sitze - in Harry's.
Harry hat den 'SPIEGEL' bekomen und ich nicht. Wir waren durch den kleinen schwarzen Vorhang getrennt, der das Fussvolk von den und Grossen und Reichen dieses Landes trennt - die Economy Class von der Business Class - die 'Welt-Leser' von den 'Spiegel-Lesern'. Die Stars von den Paparazzis.
Zum 'Spiegel' bin ich dann doch noch gekommen. Harry sass ich der ersten Reihe der Business-Class - wahrscheinlich um möglichst schnell bei der Landung aus dem Flieger zu kommen. Achtlos hat Harry den 'Spiegel' auf Sitz 1C liegen lassen, welchen ich mir dann beim Aussteigen geschnappt habe. Nun war ich also stolzer Besitzer des 'SPIEGEL' von Harry, trotz aller Klassenunterschiede bei Lufthansa.
Harry ist dann wahrscheinlich von einer knackigen Fernsehmaus abgeholt worden und dann ins Fernsehstudio gehetzt. Ich sage wahrscheinlich, denn unsere Wege haben sich beim Ausstieg getrennt. Wir sind weitergeflogen nach Barcelona.. Den zweistündigen Flug habe ich mit Harry's 'SPIEGEL' verbracht und dann auch achtlos liegenlassen. - auf Sitz 18D - vielleicht hat sich ihn ein Fluggast aus den Reihen 19 bis 22 geschnappt, weil er mich für den Sänger der 'Fantastischen Vier' gehalten hat, oder weil er einfach nur einen Heiermann sparen wollte.
So, jetzt wissen Sie, was wir am 11. September gemacht haben, der Harald und ich. In Anbetracht der erschütternden Ereignisse an jenem Tag geriet diese kleine Geschichte in Vergessenheit und wurde mir erst jetzt wieder ins Gedächtnis gerufen.
Herr Schmidt: Könnten Sie mir nicht einen von diesen handlichen Capucchino-Handmixern abdrücken, oder zwei? Und darf ich Ihnen einen Rat geben, ja? In der zweiten Reihe der Business-Class können Sie Ihre langen Beine viel besser ausstrecken. Nachteil: Sie kommen nicht mehr an die kostenlosen Postkarten ran, Sie wissen schon, die mit den 737-Flugzeugen drauf, über die sich Oma immer so freut. Sie haben doch bestimmt die ganze Zeit auf unserem gemeinsamen Flug drauf geschauft. Sie sind redenfalls kein Raffer. Die Postkarten waren noch alle da, als Sie den Flieger verliessen. Übrigens: Die gibt es auch nicht in der Economy-Class. Ach Herr Schmidt, wir sollten mal in einer Reihe zusammen sitzen - wir hätten uns bestimmt soooo viel zu sagen. Vielleicht fliegen Sie einfach mal Economy-Class.
Omas Enkel
Berlin-Tegel Flughafen, so gegen 10 Uhr an eben besagtem 11. September 2001.
Flug nach Düsseldorf mit Lufthansa.. Mit Bordkarte in der Hand, rund 55 Minuten Zeit um die Geschäfte zu gucken, schlendern durch die Gänge und vielleicht das eine oder andere überteuerte Souvenir einkaufen.
Meine Frau zu mir '...guck doch ma datt is der Harald Schmidt'. Meine rheinländische Zunge in erprobter Paparzzi-Manier: 'Moin, Herr Schmidt!'. Für die Anfänger unter uns ein Tipp: Höflichkeit ist die Tugend aller Paparazzis und wurde auch in diesem Falle belohnt mit einem Gewinnerlächeln und dem Wort 'Morgen' belohnt..
Aussenstehende mögen uns für flüchtige Bekannte gehalten haben. Ihn für den Star - mich für einen Kabelträger eines bekannten Fernsehsenders. Denn schliesslich hat Harald Schmidt mich mit sechs Buchstaben bedacht. Mich - und nicht die anderen, die tuschelten 'Mensch, Erna, datt is doch der Harald Schmidt'.
In der Warte-Lounge (sprich: Longsch für Nicht-Inhaber der Miles&More-Card) trafen wir uns nach 30 Minuten wieder. Herr Schmidt hat sich von jeder Tageszeitung, die in diesem Lounges ausliegen jeweils ein Exemplar genommen. Ich erinnere mich, dass darunter auch die BZ und die Bild waren. Es erstaunte mich die Lesegeschwindigkeit dieses Mannes - es raschelte und raschete und ich dachte nur, dass Harry, so nenne ich ihn jetzt mal, wo wir doch miteinander gesprochen haben, sich wahrscheinlich ein paar scharfe Sprüche zurecht legt - für seine Show. Aber dann fiel mir ein, dass Harry ja vermutlich 500 Witzeschreiber beschäftigt - denn so lustig kann man alleine gar nicht sein. Sicher hat er die Zeitungen auch nur überflogen. Ich bin sicher, dass Harry 500 weitere Mitarbeiter beschäftigt, die die Tagespresse für ihn auswerten. Nur nebenbei und für die Detailverliebten: Es war gerade Scharpings Reisefreudigkeit in Lufwaffenmaschinen im Gespräch - ein Thema, welches mittlerweile in Vergessenheit geraten ist. Scharping, dass will ich jetzt mal hier sagen, ist in dieser Hinsicht ein Kriegsgewinnler, aber wir wollten die Dinge ja nicht vermischen, nicht wahr.
Gefangen mit einem Promi in der Wartelounge. Das Paparazzi-Herz schlägt höher. Rede ich mit ihm? Ignorieren? So tun, als ob ich ihn nicht erkenne? So tun als ob es das selbstverständlichste der Welt wäre, ihn hier zu treffen? Ich wäre keine echter Paparazzi, wenn ich nicht die Fragen aller Fragen gestellt hätte, die alle Schmitd-Fans interessiert. Die Frage, die uns allen auf den Nägeln brennt 'Moin, Herr Schmidt. Schuligung dass ich Sie jetzt einfach mal so anspreche, aber ich habe schlaflose Nächte. Wieviele von den Capuccino-Mixern haben Sie eigentlich von Vox bekommen?' Wieder das Gewinnerlächeln, dass ich ja schon kannte: 'Fünfzig'..Mein Kommentar: 'Liebe Kerle aber auch, die von Vox, und so grosszügig'. Etwas schlaueres ist mir bei seiner Wortkargkeit nicht eingefallen.
Meine Frau zischte mir zu 'Mensch, kannst Du den Mann den nicht in Ruhe lassen, wahrscheinlich wird der 1000 x am Tag angequatscht - und musst Du eigentlich mit jedem reden? Hier sei erwähnt, dass ich der EINZIGE in der Longsch war, der Schmidt ansprach, ausser natürlich der Stewardess, die Herrn Schmidt einen guten Flug wünschte.
Für 'Nicht-Harald-Schmidt-Gucker' ist das jetzt nicht verständlich. Nur soviel: Harry hat sich 50 Capucchino-Mixer von Vox geschnorrt, in einer seiner Sendungen im August 2001 und diese dann auch prompt bekommen.
Wer in folgenden Postings behaupet, er hätte eine andere Frage gestellt, bekommt eine virtuelle Hasenscharte verpasset. Nörgeln güldet nicht, denn schliesslich habe ICH Harry getroffen.
ENDE ERSTER AKT
Herr Schmidt ist also noch in meinem Flugzeug mitgeflogen. Ich betone 'meinem'. Denn ich bin sparsam und buche meine Flüge Monate im voraus - wogegen Herr Schmidt vermutlich seine Flugtickets kauft wie andere Leute Eintrittskarten für das Kino. Also ist Herr Schmidt in meinem Flugzeug mitgeflogen - ich habe schliesslich zuerst gebucht. Das Harry erster Klasse geflogen ist und ich nur Economy-Class tut nichts zur Sache. Es geht darum wer zuerst gebucht hat und nicht, wiewiel man bezahlt hat. Aber auch dies ist Nebensache.
Der Flug war nicht sonderlich ereignisreich. Die Stewardess fragte mich, ob ich eine Tageszeitung wollte und ich fragte, ob sie den 'SPIEGEL' hätte. 'Nein, den gibt es nur für die Gäste in der Business-Class', antwortete sie und ich wusste gleich, in wessen Flugzeug ich sitze - in Harry's.
Harry hat den 'SPIEGEL' bekomen und ich nicht. Wir waren durch den kleinen schwarzen Vorhang getrennt, der das Fussvolk von den und Grossen und Reichen dieses Landes trennt - die Economy Class von der Business Class - die 'Welt-Leser' von den 'Spiegel-Lesern'. Die Stars von den Paparazzis.
Zum 'Spiegel' bin ich dann doch noch gekommen. Harry sass ich der ersten Reihe der Business-Class - wahrscheinlich um möglichst schnell bei der Landung aus dem Flieger zu kommen. Achtlos hat Harry den 'Spiegel' auf Sitz 1C liegen lassen, welchen ich mir dann beim Aussteigen geschnappt habe. Nun war ich also stolzer Besitzer des 'SPIEGEL' von Harry, trotz aller Klassenunterschiede bei Lufthansa.
Harry ist dann wahrscheinlich von einer knackigen Fernsehmaus abgeholt worden und dann ins Fernsehstudio gehetzt. Ich sage wahrscheinlich, denn unsere Wege haben sich beim Ausstieg getrennt. Wir sind weitergeflogen nach Barcelona.. Den zweistündigen Flug habe ich mit Harry's 'SPIEGEL' verbracht und dann auch achtlos liegenlassen. - auf Sitz 18D - vielleicht hat sich ihn ein Fluggast aus den Reihen 19 bis 22 geschnappt, weil er mich für den Sänger der 'Fantastischen Vier' gehalten hat, oder weil er einfach nur einen Heiermann sparen wollte.
So, jetzt wissen Sie, was wir am 11. September gemacht haben, der Harald und ich. In Anbetracht der erschütternden Ereignisse an jenem Tag geriet diese kleine Geschichte in Vergessenheit und wurde mir erst jetzt wieder ins Gedächtnis gerufen.
Herr Schmidt: Könnten Sie mir nicht einen von diesen handlichen Capucchino-Handmixern abdrücken, oder zwei? Und darf ich Ihnen einen Rat geben, ja? In der zweiten Reihe der Business-Class können Sie Ihre langen Beine viel besser ausstrecken. Nachteil: Sie kommen nicht mehr an die kostenlosen Postkarten ran, Sie wissen schon, die mit den 737-Flugzeugen drauf, über die sich Oma immer so freut. Sie haben doch bestimmt die ganze Zeit auf unserem gemeinsamen Flug drauf geschauft. Sie sind redenfalls kein Raffer. Die Postkarten waren noch alle da, als Sie den Flieger verliessen. Übrigens: Die gibt es auch nicht in der Economy-Class. Ach Herr Schmidt, wir sollten mal in einer Reihe zusammen sitzen - wir hätten uns bestimmt soooo viel zu sagen. Vielleicht fliegen Sie einfach mal Economy-Class.
Omas Enkel