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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Flimm, Jürgen (führt mich zu Tom Waits)



Goodwill
28.09.2001, 15:59
Es war einer jener Abende. Hamburger haben für diesen Dauerzustand zwischen November und Sonnenwiederaufgang eine Menge Begriffe, darunter sogar so beschönigende wie Herbst und Winter. Das Wetter wird in dieser Zeit von Èerhöhter LuftfeuchtigkeitÇ geprägt. Wer als Fremder die Worte ÈkaltÇ oder ÈungemütlichÇ in den Mund nimmt, bekommt gebetsmühlenartig zu hören, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung gebe. Aber so sind sie, die Hamburger. Sie sagen auch gerne Thalia mit Betonung auf der ersten Silbe. Sie wählen Schill. Sie schütten Naturschutzflächen zu. Im Grunde muss man ihnen ständig verzeihen. Aber egal. Es war also einer jener Abende, an denen die allgemeine Stimmung die Farbe und den Geruch der Alster annimmt: schwarzgrün mit einem Hauch Abschied für immer. Es war einmal vor etwa acht Jahren.
Wie ein Leuchtfeuer überstrahlte damals ein Termin alle anderen im Veranstaltungskalender der Stadt: Uraufführung von ÈAlice im WunderlandÇ, Musik Tom Waits, Regie Bob Wilson, Ort das Thalia-Theater. Wer etwas darstellte in Hamburg, hatte sich längst eine Karte von Rang organisiert. Wer noch etwas werden wollte in Hamburg, hatte sich irgendwo rechtzeitig eine Rest-Karte bestellt. Wer wie ich einfach nur naiv war, stand als Gliedmaß eines düsteren Tausendfüßlers im Foyer, beobachtete den vorbeifließenden Strom der Glücklichen und hoffte auf ein Wunder, genauer gesagt auf die Rest-Rest-Karten.
Fortsetzung folgt

(Beitrag wurde von Goodwill am 28.09.2001 um 15:31 Uhr bearbeitet.)

Goodwill
28.09.2001, 16:01
Besonders pfiffige Na•ve drängelten sich vor an die Kassen-Glaskästen und behaupteten, sie hätten unter dem Namen Meier, Müller, Schmidt oder so zwei Karten reservieren lassen. Besonders Verzweifelte versuchten es mit einer kleinen Show für die Damen im Kabuff, die ganz cool anfing, in vermeintliches Erstaunen mündete (ÈDas kann nur ein Irrtum sein. Ich habe reserviert. Schaun Sie bitte nochmal nach.Ç) und mit gespielter, lauter Indignation endete. Manche bettelten in großem Stil sämtliche Kartenbesitzer an. Das waren die besonders Würdelosen.
Am Rande des Trubels hatte scheinbar ein kleiner Junge Posten auf einem Treppenabsatz bezogen. Die Arme hinter dem Rücken, die grauen Haare und den Bart etwas zerstrubbelt, die Streber-Brille immer wieder zurechtschiebend, das wundersam alte Gesicht mal in Sorgenfalten legend, mal verschmitzt. Von der Körperhaltung erinnerte er an einen Zirkusdirektor. Hin und wieder begrüßte er Persönlichkeiten, wippte ansonsten nervös auf den Zehen.
Fortsetzung folgt

Goodwill
28.09.2001, 16:01
Das erste Klingeln schrillte durch Mark und Bein. Alles ging nun einen Schritt schneller. Die besonders Mutlosen verzogen sich jetzt bereits, um den Abend mit schmerzverzerrten Gesichtern an irgendeiner Theke ausklingen zu lassen und dazu an einem schalen Bier zu nippen. Die Kassen-Damen hinter ihrem Panzerglas waren in einen Zustand des Dauerkopfschüttelns verfallen. Trotzdem: Nach kurzer Irritation formierte sich der Rest-Tausendfüßler neu. Noch keilförmiger, noch dichter.
Dann das zweite Klingeln.
Die Nachzügler aus der Hanse-Hautevolee pellten sich jetzt bereits auf der Treppe aus ihren Mänteln, entwickelten hektisch ihre Gold- und Krawatten-Hälse und hatten nur noch ein Ziel: möglichst schnell die Schals samt Peek&Cloppenburg an der richtigen Garderobe abgeben. Der Zirkusdirektor im Wollpulli nickte von seiner erhöhten Warte bedeutungsvoll in Richtung der Damen hinter Glas. Die nickten zurück und begannen eine Art Auktion. ÈEine Parkett zu sechzigÇ, Èeine Rang links zu vierzigÇ. Sofort schnellten braune und blaue Scheine durch den Schlitz. Nachdem die Damen der inzwischen zur Meute gewordenen Schlange mit ihren Fingerspitzen etwa sechs rosarote Karten ausgehändigt hatten, verschanzten sie sich schnell hinter blickdichten Vorhängen. Die Verzweiflung im Foyyer machte sich mit einem Ächzen Luft.
Fortsetzung folgt

Goodwill
28.09.2001, 16:02
Das dritte Klingeln spülte alle verbliebenen Realisten aus dem Theater. Es war ganz plötzlich einsam geworden um den traurigen Rest. Und still. Alles deutete darauf hin, dass es nun doch einer jener normalen Hamburger Abende werden würde.
Ein Fähnlein von sieben hielt trotzdem die Stellung. Einfach so, vielleicht auch aus Trägheit. ÈWas ist mit Ihnen?Ç, fragte der Mann im Pulli. Er schien aus dem Nichts zu kommen. Er walkte seinen Strubbelbart. Vermutlich, um hinter der Hand sein Lächeln zu verstecken. ÈWollen Sie wirklich noch rein?Ç Vereinzelte erstaunte Ja-Rufe. Aus dem tiefsten Inneren des Gebäudes brandete ein erster Applaus. ÈDann aber schnell. Mir nach!Ç Er drehte sich um, machte mit dem Arm eine Zum-Angriff-Bewegung und stürmte die große rote Treppe hinauf.
Fortsetzung folgt

Goodwill
28.09.2001, 16:04
Oben drehte er sich um und sprach zu uns, den hartnäckigen Sieben: ÈDass das klar ist: Ich will heute tosenden Applaus hören. Und Sie sind mir dafür verantwortlich.Ç Die Türschließer drehten schon erste Zigaretten, als wir ein paar Treppen später recht atemlos den Rang erreichten. Von drinnen quäkte eine Waitssche Ouvertüre. Mit knappen Gesten teilte Flimm uns in Mini-Gruppen, signalisierte den Aufpassern, dass sie sich weiter mit Nichtstun beschäftigen könnten und bugsierte uns einzeln mit Schulterklopfen ins brausende Dunkel.
Ich weiß noch, dass mir sofort die Brille beschlug, dass ich mich einfach auf den Boden setzte, dass ich mich riesig fühlte, dass mich die Aufführung komplett platt machte. Wie die heiße Musik die kalte Bildästhetik schräg zersägte. Die Kostüme, die Schauspieler, das Licht. Es gab Ritter, Hasen, Riesen. Alles. Erster Applaus. Ich erinnere mich an die Zugabe, zu der Tom Waits aus dem Parkett ans Dirigentenpult turnte; wie er rumbrüllte, wie er mit dem Taktstock fast einen Geiger erstach, dessen Geige aus einem Tropetentrichter bestand. Ich weiß noch, wie extrem gut durchblutet meine Hände danach waren.
Ich bin sicher, dass ich an diesem Abend zu den besonders Glücklichen gehörte.

PeterLu
28.09.2001, 16:59
Stimmt, so sind sie, die Hamburger. Und der Rest der Geschichte ist auch sehr schön!

Elpenor
28.09.2001, 17:15
Wunderbar.

Walter Schmidtchen
28.09.2001, 17:17
Die Geige heisst 'stumme Geige', weil sie besonders laut ist, soeine hätte ich mir mal kaufen wollen, am nächsten Tag war sie weg.
Spannende Geschichte, Goodwill, und sie gewinnt noch durch die Fortsetzung-folgt-Werbeunterbrechungen. Hast Du das aus dramaturgischen Gründen gemacht, oder weil Dir der Text immer wegflutscht?
Wolfgang Müller hat auch mal eine ganz lange Geschichte geschrieben, und als er sie abschicken wollte, war sie weg

Lotta Krach
28.09.2001, 17:29
Danke für diese zauberhafte Geschichte, Goodwill!

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Der beste Ort ist der Bauch eines Theaters

James Dean Brown
28.09.2001, 17:44
Sehr lebendig und unbedingt nachvollziehbar! Würde man Hamburg durch Frankfurt ersetzen und 'Uraufführung von Alice im Wunderland' durch 'William Forsythe Premiere' wären das Ambiente, sowie das in den ersten dreieinhalb Teilen der Geschichte beschriebene Ritual annähernd gleich. Will sagen: fühle mich in der Geschichte zu Hause.

Frau H aus B
28.09.2001, 21:30
applaudiert, bis ihr die Hände wehtun

Ignaz Wrobel
28.09.2001, 21:53
Goodwill, genauso ist es im Theater! Da hat man alles gegeben und doch keine Karte, und dann überlegt man, ob man sich wirklich noch fertiger machen soll und weiter rumstehen und dann steht man halt weiter rum und dann passieren - sehr selten - doch noch Zeichen und Wunder! Der Flimm scheint ein klasse Typ zu sein. Und klasse beschrieben das alles.

Goodwill
01.10.2001, 14:26
Danke für den warmen, tastenklappernden Applaus.
@Walter Schmidtchen: Ursprünglich wollte ich das Wrobelsche Erfolgsrezept (Ankündigungspaparazzismus) mit einer Fortsetzungsgeschichte (serieller Paparazzismus) toppen. Ich wollte mich anbetteln lassen, doch endlich den mit Spannung erwarteten nächsten Absatz ins Nezt zu stellen usw.. Aber toppen geht nicht. Und das ehrenwerte Lese-Publikum dazu aufzufordern, mich aufzufordern, schien mir unehrenwert.
Der wahre Grund ist allerdings, dass es mir mit der Technik genau so geht wie Wolfgang Müller.

honz
08.10.2001, 17:31
Goodwill erstaunt mich immer wieder mit seinen präsizen lakonischen von vielen unbeachteten Geschichten, und diese ist ganz besonders gut, besonders die Beschreibung Tom Waits, die wirklich gelungen ist, denn ich glaube es ist sehr schwierig den Herrn Waits zu besachreiben, man kommt sachnell in so Gefilde wie sie Kracht bei den Waits Lurie Kaurismäki Bewunderern beschreibt.
Das Goodwillsche Werk ist viel zu unbeachtet, was vielleicht an der Tatsache liegt, daß sein Pseudonym so heißt wie eine Tourikneile auf der Oranioenburger, aber dennoch es muss mehr gelobt und gepreiset werden, seht auch dazu Tex Rubinowirz

honz
18.10.2001, 20:57
und was ich vergessen hatte, man sollte mehr auf seine Tippfehler achten

honz
27.10.2001, 22:01
Weil Samstag ist.
Für Spiegel-Online Leser
Weil das goodwillsche Werk zu wenig beachtet wird.
Wo ist Wieser?

Quispel
26.02.2002, 01:08
Ich erlaube mir, eine kleine Tom-Waits-Geschichte an diesen schönen Strang anzuhängen:

Im Sommer 2000 flog ich von München nach San Francisco, ohne Begleitung und daher vorsorglich mit ausreichendem Lesestoff versorgt. Alleine, das Lesen gelang mir nicht. Nachdem ich meinen Platz in der LH-Maschine eingenommen hatte, setzte sich ein junger Mann auf den Nebensitz, rein äußerlich betrachtet ein passabler Sitznachbar. Wir grüßten uns kurz und dann geschah es... ähnlich gehemmte Menschen wie ich und mein Sitznachbar kennen diese Situation: Wir hatten durch gegenseitiges Anschweigen über einige Minuten hinweg den richtigen Absprung für irgendeine Konversation verpasst und es herrschte ein unüberwindliches, peinliches, nur noch durch d e n Geistesblitz zu durchbrechendes Schweigen. Dieses Schweigen wurde so laut, dass ich in dem Roman, den ich sofort hervorgeholt hatte, um durch Vortäuschen konzentrierten Lesens von meiner Unzulänglichkeit abzulenken, die ewig gleiche Zeile immer wieder und wieder las, ohne den Inhalt zu verstehen. Da half nur noch das Überstülpen der bereitliegenden Kopfhörer. Ich habe bei diesem Flug tatsächlich 5 Spielfilme in voller Länge gesehen, wobei ich wenigstens den einmaligen Glücksfall erlebte, dass die Filmauswahl recht passabel war. Mit stierem Blick in den kleinen Monotor über dem Klapptisch verspeiste ich 2 oder 3 Mahlzeiten, die ganze Situation lies mich keinen Schlaf finden. Mein Sitznachbar, aus den Augenwinkeln beobachtet, verfolgte offenbar eine ähnliche Strategie, er schlief ebenfalls keine Minute und blätterte nur zwischen dem Filmschauen nervös in diversen a4-Blättern. Nach 12 Stunden Flug schließlich in San Francisco angekommen, erhoben wir uns zum Aussteigen aus den Sitzen, ließen uns nichts anmerken und verabschiedeten uns mit einem freundlichen Nicken „auf Wiedersehen“.

Schon im Bus vom Flugzeug zum Terminal versuchten wir – endlich – größeren Abstand voneinander zu gewinnen, dann bei der Gepäckausgabe, platzierten wir uns offenbar beiderseits bewusst an den entgegengesetzten Enden des Förderbandrunds. Koffer um Koffer stapelte sich schon am Förderband, ich versuchte, einerseits Ausschau nach meiner Tasche, andererseits nach ihm zu halten, damit ein neuerliches Zusammentreffen vermieden werden könnte, da wurde ich unsanft zur Seite gerempelt, weil jemand versuchte, einen riesigen Koffer vor mir herauszuwuchten. Dieser jemand kam mir bekannt vor, alleine, er sah zu echt aus. Neben mir stand jemand mit dem Aussehen von Tom Waits und riss einen immensen beigebraunen, mit einem verschlissenen Band zusammengehaltenen Lederkoffer vom Gepäckband. Er trug einen Mantel, der so aussah, als würde er intensiv nach Mottenkugeln riechen, die weitere Bekleidung ist mir nicht mehr erinnerlich, nur der Eindruck, dass Tom Waits so authentisch aussah, dass ich an seiner Echtheit zweifelte. Dann aber rief er seiner Beleitung etwas zu, offenbar ging es um weitere vorbeikreisende Gepäckstücke, die herausgefangen werden wollten – und die Stimme, gepaart mit einer ganz offensichtlichen schlechten Laune, lies keinen Zweifel daran, dass es sich um Tom Waits handelte. Mir blieb – der geneigte Leser hat sicherlich schon erkannt, dass Eloquenz nicht meine Stärke ist – nichts als schauen und staunen, und so war nach dem recht lautstarken, von den restlichen Passagieren aber völlig unbeachteten Gepäckeinsammeln Tom Waits bald aus meinem Blickfeld verschwunden.

Grover Watrous
26.02.2002, 02:43
Völlig neurotisches Anhängsel! Mir gefällt´s, vor allem der erste Teil, der Begegnung selbst mangelt es meines Erachtens ein wenig an Pfiffigkeit.



__________
So what?

Klede
26.02.2002, 02:55
Ach, Pfiffigkeit.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Dieser kleine Trick, die Irrefuehrung, dass der Sitznachbar doch nur Sitznachbar ist und nicht mehr, das finde ich schoen. Auch, dass Tom Waits dann unerwartet in die Handlung reinplatzt gefaellt mir.

Abgesehen davon finde ich es schoen, dass nicht nur eine neue lesenswerte Geschichte hier steht sondern gleich noch Goodwills wunderbare Flimmgeschichte mithochgewuchtet wurde. Sehr angenehmer, hoeflicher Einstand, Quispel, freue mich schon auf mehr.

DerCaptain
26.02.2002, 03:20
Ja. Geil!

Lenin
26.02.2002, 03:25
Tom Waits hatte Sommer 1999 im Berliner Metropol-Theater zwei ausverkaufte Konzerte an aufeinanderfolgenden Tagen. Ein Freund bot mir an, meine Karte zu bezahlen, wenn ich auch eine für ihn für den zweiten Tag auftreiben konnte. Mein Ehrgeiz war geweckt und ich telefonierte alle Konzertkartenkassen ab. Bei einer der letzten auf meiner Liste erhielt ich die Auskunft, sie hätten noch vier Karten für den besagten Tag. Ich fuhr sofort quer durch die Stadt und erwarb diese für 80,- DM/Stk., zweite Reihe Mitte.

Wie ich erwartete, fanden sich unter meinen Freunden noch zwei weitere Interessenten und am Abend des zweiten Konzerts erschienen wir vier leicht verspätet und gut gelaunt an dem schönen Gemäuer des Admiralspalasts, der das abgewickelte Metropol-Theater beinhaltet. Kartenkontrolle, Leibesvisitation, an der Tür zum Parterre werden unsere Tickets nochmal geprüft. Die Reihen sind schon besetzt, sogar unsere Plätze! Ich mache unsere Sitze ausfindig, um die dort Sitzenden zu verscheuchen. Kurze Diskussion in der Sitzreihe, ich zeige meine Karte, die drei anderen stehen ungeduldig hinter mir.

Die Sitzenden ziehen ungläubig ihre Karten aus der Tasche, wir vergleichen die Karten: Wir haben beide die gleichen Reihen, die gleichen Sitzplatznummern! Wer hat die echten Karten? Ich werde unruhig. Da sagt der Mann, mit dem ich debattiere, dass meine Karte für den vorhergehenden Abend ist! Ich schaue nach: Er hat recht! Ich bemerke, wie sich in mir Panik ausbreitet. Unser Konzert war am Vorabend über die Bühne gegangen, ohne uns! Schon nahen Ordner, das Konzert soll beginnen, aber ohne uns stehend Debattierenden in der zweiten Reihe, bitteschön. Alle Plätze sind besetzt.

Ich dirigiere unsere kleine Gruppe aus der Reihe und zu den hinteren Reihen, zahle im Geiste schon 240,- DM zurück und überlege, alle zum Essen einzuladen. Meine Freunde sind verwirrt, können nicht verstehen, was los ist. Ich zeige auf das Datum der Karten und sie schauen erst die Karten dann mich ungläubig, dann mich auch abfällig bis feindselig an. Die Kartenverkäuferin hatte mir am Telefon das falsche Datum gesagt und ich beim Kauf und auch danach nicht mehr überprüft. Katastrophe!

Die Ordner sind jetzt verschwunden, wir stehen neben der letzten Reihe, da erspähe ich noch vier freie Plätze, direkt vorm Mischpult! Dieses liegt nämlich auf deren Rückenlehne auf und deshalb hatte man die Plätze nicht verkauft. Aufrecht sitzend oder unter das Mischpult gekrümmt geht es und wir lassen uns schnell nieder. Das Konzert beginnt, der Sound ist ideal, alles geht relativ schnell vorbei und Tom Waits wirkt auf mich wie ein Schauspieler seiner selbst.

Es kam nichts `rüber. Vielleicht haderte ich zu sehr mit meinem Malheur, vielleicht sollte er wieder Drogen nehmen. Ich weiß den Grund nicht. Seitdem höre ich kein Tom Waits mehr.

Danke für Ihre Geschichte, Quispel, schöner Jungfernflug. Ich habe meine jetzt auch einmal drangehängt. Das ist hier so üblich, wie sie ja schon gut erkannt haben.

Quispel
26.02.2002, 08:33
mit leicht geröteten wangen und glänzenden augen...ich bedankte mich für den netten empfang!

Sabeta
26.02.2002, 11:51
dreimal tom waits in einem strang, das ist schön, denn seit ich ende der achziger in dem kleinen programmkino am kotbusser tor in kreuzberg zum ersten mal down by law sah, und zum ersten mal tom waits stimme hörte, habe ich glaube ich bis anfang der neunziger nichts anderes mehr gehört. das war der verflucht kalte winter und tom waits gab ein konzert in berlin, ich wohnte bei einer freundin und habe gegenüber vom cafe kranzler werbezettel für den secondhandladen garage verteilt, um mir die konzertkarte kaufen zu können.
quispel, tolle geschichte.

christoph
26.02.2002, 12:57
Auch ich habe Goodwills Werk bislang zu wenig beachtet. Das wird sich jetzt ändern. Danke, Quispel. Auch Sie sollte man im Auge behalten.