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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Otto Waalkes, Oli Dittrich, Wigald Boning, Helge Schneider und Jürgen von der Lippe (Der Aufmarsch d



Tristram Shandy
27.09.2001, 17:00
Originell ist das sicher nicht: Das Motiv des "Traurigen Clowns" ist bestenfalls Klischee und schlimmstenfalls der letzte Abfuck (Ausnahme: "Kinder des Olymp").

Wer jemals die Flut von Postern und Postkarten mit glitzernden Tränen-Harlekinen bei "Nanu Nana", "Teures Billig" oder "Rudis Resterampe" bewundert hat, weiß, dass es sich um keine Außenseitermeinung handelt, wenn jemand behauptet, ein echter Clown hat gefälligst traurig zu sein, wenn er auf der Bühne richtig lustig sein will. Was aber ist, wenn man auf der Bühne auch nicht mehr so richtig angesagt ist?

Aus irgendeinem Grund saß ich mal in einem Raum mit Otto Waalkes, Oli Dittrich, Wigald Boning, Helge Schneider und Jürgen von der Lippe. Die fünf hatten einen gemeinsamen musikalischen Auftritt zu absolvieren.

Otto Waalkes, der Fünfzigjährige, bedeckte sein mittlerweile spärlich gewordenes Haar mit der notorischen Basecap. Da sein Witz seit Jahren (vielleicht schon seit Jahrzehnten) nicht mehr innovativ ist, bedient er sich immer einer Art weichen Kopfstimme, die "Humor" signalisieren soll. Dazu macht er bei jeder sich passenden Gelegenheit diese ihm eigene Geste, indem er die Hände zu Pfoten mach und "ha-haa" sagt. Das soll lustig sein.

Ansonsten machte er sich an seiner erzdummen, jungen, blonden Frau Eva zu schaffen, die den älteren Herrn anhimmelt, dessen verblasster Glanz immer noch heller scheint als sie es durch ihr Starlet-Dasein je zu erreichen vermag. Verdammt dazu, "Otto" zu sein, und nicht "Herr Waalkes", hat Otto es aufgegeben, in Würde zu altern.

Daneben saß Wigald Boning in einer komplett albernen orangenen Uniform. Die trug er als Berufskleidung, weil er seinen "Moorhuhn"-Song promoten wollte, von dem Wigald aber bereits wusste, dass ihn keiner kaufen wird, weil er erst auf den Markt kam, als der Moorhuhn-Hype schon vorbei war. Deswegen saß Boning wie ein Häuflein Elend in der Garderobe und redete kein Wort.
Das aufgezeichnete Interview für's Internet spulte er ab wie jemand, der auf Knopfdruck gute Laune zu verbreiten hatte - danach sackte er wieder in sich zusammen. Sein Widerwillen gegen die ganze Veranstaltung war so offensichtlich, dass er sich in einen separaten Raum zurückzog - wohl, damit ihn keiner in dieser demütigenden Uniform zu sehen bekam. Er und Dittrich würdigten sich keines Blickes.

Oli Dittrich saß in feinem Zwirn neben seiner Lebensgefährtin und faselte etwas davon, dass er mit seiner Kunst ernstgenommen (sic!) werden wollte. Er sieht sich offensichtlich in der Tradition von Loriot; er hat allerdings nicht nur die frühere Albernheit der "Doofen", sondern auch im Gegensatz zu Loriot jeden Witz aus seinem Schaffen eliminiert, was ihn zu einer Art Arbeitslosen gemacht hat.

Er versuchte, "professionell" jedes Detail des Auftritts durchzuplanen. Das funktioniert aber nun mal nicht bei Leuten, die nur knapp 20 Minuten zusammen proben können. Das hat ihn missmutig und muffelig gemacht. Fortan unterhielt er sich nur noch mit seiner Frau.

Jürgen von der Lippe lächelte versonnen und streichelte sein Instrument. Er schien glücklich zu sein, dass er nicht reden musste, sondern sich musikalisch äußern durfte. Er dippte ab und zu seine Möhre in die Sauce, knabberte still vor sich hin und wartete auf seinen Auftritt. Sich melancholisch wiegend, spielte er seinen Part in Gedanken durch.
Glücklich ist, wer Autist.

Helge Schneider war ganz bei sich. Er saß in seinem violetten Samtanzug steif auf einem Sofa, die Hände gerade auf dem Schoß und lächelte sich durch die Wartezeit. Hie und da winkte er imaginären Leuten zu und grüßte in die Leere.

Natürlich muss ein Comedian nicht immer lustig sein. Erschreckend aber ist, was für Schwierigkeiten die Kollegen vor der Kamera haben, eine halbwegs unproblematische nicht-lustige Haltung zum Leben zu entwickeln.
Nach dem Auftritt verschwanden alle, wie sie gekommen waren. Nur Wigald Boning zog sich um, packte seine Moorhuhn-Uniform in eine große Plastiktüte von Kaiser's und verabschiedete sich höflich und leise, ohne mir in die Augen zu blicken - so wie jemand, der Angst vor der Meinung anderer Menschen hat.

rapsak
27.09.2001, 17:10
That's a sad and beautiful story, boy. Und sie passt genau zum Wetter vor meinem Fenster. Ich zieh mir noch schnell mein Clownskostuem ueber und dann geh ich mich im Speicher aufhaengen. Bis spaeter dann.

U_Sterblich
27.09.2001, 17:37
Also hier scheint die Sonne, und abgefuckt sind vielleicht nur jene Komiker, die ihr mageres Talent ans Fernsehen verticken.
Bin mir aber nicht so sicher. Sehe auch manchmal lustiges im Fernsehen. Jedenfalls möchte ich die Berufsgruppe der Komiker in Schutz nehmen, denn die Klischees über sie stimmen nicht.
Die Geschichte las ich gern und schmunzelnd.

Viktor
27.09.2001, 17:53
ja,ja, simmel hat recht: mit den clowns kamen die tränen.
Boning hat noch ziemlich hin bis zur rente. Und autisten wie lippe schlägt keine stunde. aber otto,otto.... verstehe nicht, warum der nicht abtritt, ist es als multimillionär so chwer sich einen anderen zeitvertreib zu suchen?
ansonsten: selten so geweint.

DerCaptain
27.09.2001, 18:00
Herrlich! Rock'n'Roll!
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'd'oh!'

nu del wolga
27.09.2001, 18:37
Lieber Tristram
zu gerne würde ich wissen, ob Sie dieses verhalten überraschte, oder ob Sie sich schon vorher überlegt haben, dass dieses gipfeltreffen so verlaufen wird. dass die herren gefangenen ihrer eigenen blödelblasen sind , wie boning, oder glatten realitätsverlust erlitten haben wie sein ehehmaliger kollege.
anscheinend definieren die ihr leben wirklich nur über ihren, wenn auch lange strecken unlustigen, humor.
ist es der misserfolg, der die herren innerlich gebrochen hat, oder ist wirklich schon ihr ganzes weltbild auseinandergebröckelt?
wäre ihr leben noch in ordnung wenn sie künstlerisch wertvoller, feinsinniger, subtiler wären?
beim lesen Ihrer geschichte scheint es beinahe so. und dass dies so sein könnte macht nachdenklich und ihre geschichte beim zweiten mal lesen noch schöner.

Tristram Shandy
27.09.2001, 18:53
Ich glaube ja, dass die Jungs feinsinnig, subtil und sensibel sind.
Aber erstens will das keiner hören. Oder möchtet Ihr einen subtilen Wigald Boning?
Und zweitens verwechselt man immer Humor mit Persönlichkeit. Will sagen: Man ist bei Comedians geneigt zu glauben, die wären auch im wirklichen Leben lustig, weil Humor etwas Spontanes ist, was eng an das 'Ich' geknüpft ist.
Ist aber auch nur ein Job wie jeder andere. Man beutet bloß seinen Sinn für Humor so aus. Und je industrieller so was gemacht wird, desto weniger bleibt von der 'wirklichen Persönlichkeit' übrig.
Ich z.B. habe schon lange nicht mehr gelacht.
(Beitrag wurde von Tristram Shandy am 27.09.2001 um 17:55 Uhr bearbeitet.)

vir
27.09.2001, 18:59
Die Rock 'n Roll Nummer, die diese Super Session - Stefan Raab stiess natürlich auch noch dazu - schliesslich dahinskifflete war übrigens auch nicht gerade ein Ohrenschmaus.
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Ultra posse nemo tenetur

Tristram Shandy
27.09.2001, 19:05
Das wiederum fand ich recht amüsant. Aber das war auch nicht der Punkt, auf den ich hinauswollte...
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virchow war früher besser

Murmel
27.09.2001, 19:17
Es ist kein Job wie jeder andere. Und ich lache ständig. Wenn ich bei einer Arbeit nicht lachen kann, beende ich sie. Das geht einfach und tut gar nicht weh.
(Beitrag wurde von Murmel Clausen am 27.09.2001 um 18:17 Uhr bearbeitet.)

Tristram Shandy
27.09.2001, 19:39
Murmel, versteh mich richtig. Du machst es sicher nicht so industriell wie ich.
Das Industrielle dabei nervt so.
Und das mit dem Beenden geht gar nicht so einfach. Denn eigentlich ist es ja ein Spitzenjob. Wenn ich ihn nicht hätte, würde ich ihn haben wollen. Aber wenn man ihn hat, nervt er nach ein paar Jahren...
Aber es geht ja auch mehr um die Leute vor der Kamera.
Die werden richtig krank.

frosch2
27.09.2001, 20:07
Schöne schaurige Geschichte Tristram. Herrn von der Lippe schätzte ich sehr. Geld oder Liebe oder die Sendung mit den seltensamsten Gästen, welche schon lange vorher den Raab der Woche verdient hätten. Deshalb besorgte meine Freundin ohne weitere Rückfrage Karten für seine letzte Solotour zur CD (?) im Schillertheater. An einem sowieso schon zugepackten Sonnabend hetzten wir zwischen meinem Klassentreffen und vor ihrem Ex-Wohnungsbesetzer Beisammensein nach Charlottenburg. Natürlich kamen wir zu spät, hörten schon im Foyer das brüllende Publikum und wurden schließlich nach einem Gesangsbeitrag, der erfahrungsgemäß Applausstürme hervorruft, so die nette Studentin am Einlaß, in den Saal gelassen.
Jürgen von der Lippe war schlecht. Geboten wurden ausschließlich Pippi, Kacka, Ficki und Prostata Witze einer Qualität, die selbst frosch2 nicht zum Grinsen bringen konnte. Ich fühlte mich um Jahrzehnte zurückversetzt, in grausige Familienfeiern bei Onkel Siegfried, der zwar ein hervorragender Kegler ist (Trophäenmassen zieren die Treppe zu den Obergemächern), nach einigen Schnäpsen aber genau diese Scherze zum Besten gab. Damals durften wir noch nicht mittrinken.
Das Publikum tobte, wir sahen uns an und wußten, zur Pause werden zwei gute Plätze frei. Zum ersten mal verließ ich eine Theaterveranstaltung vor dem offiziellen Ende. Wir fuhren zu ihrem Treffen in eine gemütliche Lokalität des Prenzlauer Berges. Nach einer Stunde hatte ich dort meine Aufgabe, den Abend photographisch zu dokumentieren, erfüllt und düste retour in den Speckgürtel, zum zweiten Teil des Klassentreffens. Die Mehrzahl der Damen und Herren war inzwischen anständig betrunken und der Tag kann zusammenfassend als gelungen betrachtet werden. Einschließlich weißen Mäusen um 3:30 Uhr, die mich Dank trainierter Leber, Hyperventilation und ausgefeilter Pustetechnik mit 0,4 Promille ziehen ließen.

Murmel
27.09.2001, 21:29
Tristram, ich verstehe Dich schon - und dass die Menschen vor der Kamera alle hohldrehen, na, das ist ja wunderbar beschrieben.

Andrea Maria
27.09.2001, 23:18
Oh, Tristram, eine sehr schöne todtraurige Geschichte. Danke! Genau so ist es. Hier in Ösendorf ist es noch um eine Spur schlimmer. Dabei beschränkt sich die Tragödie nicht einmal auf Clowns vor der Kamera. Ich hab mal Theater gemacht und da ist das fast noch schlimmer. Gegen das Burgtheater Backstage ist ein Friedhof ein Kindergeburtstag.
Der Grossteil des schnitzelländischen Fernsehshowtums wird von Spassmacher-Gestalten bestritten, die nur mehr als Wirtskörper für eine todesdurstigeTrinkerleber fungieren.

DerCaptain
28.09.2001, 11:48
Ja, Frosch, so was ist gruselig. Mein Bruder bequatschte mich mal, vor Jahren, der Tom Gerhardt sei ja so unglaublich gut, wie er den Proll gibt, zum totlachen.
Ich ging hin mit meiner Gattin, allein, es war unerträglich. Das Pack, das er parodierte, war das Publikum, welches sich schenkelklopfend beömmelte. Weil es parodiert wurde. Unerträglich. Wir gingen vor der Pause, auch selten, aber notwendig. Es war weniger als langweilig, es war unangenehm.
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'd'oh!'

Doctor Subtilis
28.09.2001, 14:34
@Andrea Maria:
Eine dunkle Macht zwingt mich, zum Thema Klischee noch folgendes beizusteuern:
Als jemand, der noch nie in Wien war, bin ich ja bis dato davon ausgegangen, daß dort Kindergeburtstage ohnehin meistens auf dem Zentralfriedhof gefeiert werden.

Dreizehn Koestlichkeiten
28.09.2001, 21:46
Seit Tagen renne ich schlechten Gewissens durch die Straßen. 'Der neue Shandy ist draußen', wispert es immerzu in meinem Kopf, 'und Du rennst hier durch die Straßen.' Nun renne ich nicht mehr durch die Straßen, und die Geschichte habe ich gerade gelesen. Mir gehts besser jetzt.

Ignaz Wrobel
28.09.2001, 22:29
Ja, mir ging's ähnlich, allerdings hatte ich die Geschichte gleich gelesen. Shandy ist ja bekannt für seine langen Diskussionsstränge, aber hier fällt mir nicht viel kontroverses dazu ein. Oder doch? Wie er schon schreibt: Originell ist das nicht. Ich dachte mir das auch, daß die Humorarbeiter privat nicht besonders lustig sind. Ist ja auch o.k., warum solls bei ihnen nicht zugehen wie in anderen Berufen auch? Aber vielleicht ist es die sichtbare Diskrepanz zwischen öffentlichem Schein und Sein, die sie besonders traurig wirken lässt, auch vor sich selber.
Und wieso sind sie nicht mehr richtig angesagt? 'Comedians', auch die Beschriebenen, haben doch zur Zeit mehr Sendeplatz und Renommee als jeder Nachrichtensprecher, oder?

stu
30.09.2001, 14:08
als ich die geschichte das erste mal las, war ich in guter stimmung. und freute mich am leid der abgehalfterten clowns, gehässig wie ich nun mal bin.
heute jedoch bin ich sehr herbstlicher stimmung, und sehe herr boning mit seiner prallgefüllten plastiktüte durch den regen stapfen. schwer ist sie die tüte, schwer sind auch die schultern, und wenn ich ehrlich bin, er tut mir leid.
herr shandy, wirklich eine sehr schöne geschichte. doch von ihnen hab ich auch nichts anderes erwartet.


(Beitrag wurde von stu am 30.09.2001 um 13:09 Uhr bearbeitet.)

Edmund
01.10.2001, 21:59
Auch wenn der Name Tristram 'Pulver verschossen' Shandy eigentlich eine zwanghafte Lesegier zur Virulenz bringen sollte, hab ich's aufgrund nichtiger Hinderungsgründe erst jetzt geschafft. Es tut mir Leid. In 6 Wochen schon ist Buß- und Bettag.
Hübsch, alles in allem. Die traurigste Figur scheint mir Otto Waalkes zu sein. Immer wenn er mir im Fernsehen oder auf Veranstaltungsplaketen begegnet, denke ich kopfschüttelnd: 'Mein Gott, Otto! Deine Zeit ist vorbei und Du weist es. Live im Audimax, da warst Du richtig gut. Aber das war 1981.' Ok, viele Musikgruppen machen auch seit mindestens 1981 den gleichen Käse, aber ein höfliches Mitwippen und Applaudieren ist nicht so schlimm wie ein höfliches Lachen. Otto hat ausgesorgt, Otto kriegt jede Frau, die er will, und Otto wird von einer ganzen Generation für den zweithumorigsten Deutschen gehalten. Warum bloß diese abstoßende Gier nach Aufmerksamkeit?
Jürgen v.d. Lippe mag ich eigentlich. In seiner Samstagabendshow hielten sich Zotigkeit und charmantes Fernsehonkeltum auf unterhaltsame Weise die Waage. Ich dachte immer, er nähme das Zotige in Kauf, um nicht auf Sendeplätze wie Montag 23:30 Uhr abgeschoben zu werden. Es hat wohl doch nicht jeder das Publikum, das er verdient. Tom Gerhardt allerdings schon. Wenn überhaupt etwas mit dem inflationsgeschwächten Begriff 'unerträglich' beschrieben werden sollte, dann seine Bühnenfigur. Aber das ist wohl Konsens?

stu
08.11.2001, 18:08
aus jahreszeitlichen gründen gewuchtet.

Angelika Maisch
08.11.2001, 21:03
Ich helfe mal beim hochhalten, Stu.

nu del wolga
08.11.2001, 21:50
Schließ mich Euch an, wenn es erlaubt ist?

Yvonne Caldenberg
09.11.2001, 01:14
Ich weiß nicht...
Das ist so professionelles Paparazzen, aber Regeln sind mir andererseits ziemlich egal, wenn nur die Story gut ist.
Es sind ja auch sehr schöne Mosaiksteinchen drin, die irgendwie vielleicht zu einer Miniatur werden wollen würden.
Werden sie aber nicht.
Es ist traurig, klar. Aber es ist auch alles wesentlich mehr gemeint als beobachtet. Mein ich mal.

DerCaptain
09.11.2001, 01:46
aus jahreszeitlichen gründen gewuchtet.

stu, erwähnte ich schon, daß ich Sie mag?
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standard disclaimer: Ich finde das neue Forum gut und habe unseren Hausmeister lieb.

Benzini
09.11.2001, 01:58
Ja! Meinung, nein.
Benzini glaubt den Schmerz zu sehen, in dem der Autor an dieser Geschichte gearbeitet hat.
Denn er legt sich wie eine Fäulnis über die fünf tragischen Gestalten, präzise kritisch,
deprimierend fäulnishaft.
Ich hätte sie lieber lachend gesehen.

Herr Cohn
09.11.2001, 02:14
Jahreszeitliche Gründe, schön! - Merkwürdig ist all diese nie endende Tristesse im deutschen Komikgeschäft. Ubiquitäres Novembernieseln. Wer ist denn da WIRKLICH lustig oder geistreich oder hat was zu sagen? Michael Mittermeier? Ogott, ausstellen. Dieser Kaya Yanar? Da sind die ungewollten Komiker an meiner Straßenecke besser, weil die sinn escht so Alder. Raab? Ohnehin nicht. Überall in der groß hochgehypten Komik herrscht tiefer November, huh, und vielleicht hat - wie heißt sie doch - Sybille Berg einfach Recht im Leben. Schlimm ist das.

Benzini
09.11.2001, 02:20
Herr Cohn.
Atmen.
Viel Atem.

Yvonne Caldenberg
09.11.2001, 02:31
Komik an sich, Komikgeschäft - ist mir völlig egal. Sollen doch machen was sie wollen, die Komiker. Was geht mich das an. Verhungern werden sie schon nicht. Anschauen muss ichs auch nicht.
Um auf die Geschichte hier zurückzukommen: Was ich sagen wollte, einseitig, denn anderseitig steht s.o. schon genug: Diese Geschichte ist ein klein wenig ok, pixuell. Vor allem aber ist sie überbewertet.
(Kein Dissen, nein, die Jagger-Geschichte ist wunderbar)

Benzini
09.11.2001, 02:44
Komikgeschäft.
Das trifft es endlich mal.
Das alles hier ist ein Komikgeschäft.
Wenn ich einkaufen gehe, Fr.Caldenberg
werde ich immer an Sie denken.
Hochachtungsvoll Benzini

slowtiger
09.11.2001, 14:09
Frau Caldenberg hats gesagt, und es trifft den Zustand des deutschen Humors genau: 'Es ist traurig, klar. Aber es ist auch alles wesentlich mehr gemeint als beobachtet.'
Und so empfinde ich das auch. Ein Loriot (gott! Was für ein verdammtes Genie!) hatte es eben niemals nötig, mit diesem 'ich will jetzt, daß ihr lacht'-Blick ins Publikum zu starren. Er nahm Wirklichkeit, schnippelte sie klein, und komponierte aus ihr wundervolle Miniaturen.
Komik ist nur gut, wenn sie wirklich gut beobachtet ist. Mein ich jetzt mal.

Herr Cohn
09.11.2001, 17:45
'...überbewertet', Frau Caldenberg, vielleicht stimmt das, en detail, denn wenn am Anfang der Geschichte ebendiese Notorikerkomiker zusammen kommen, kann es nur so enden wie es enden tat. Trotzdem kommt man immer wieder auf das Thema. Mehr gemeint als beobachtet? Dann hat Herr Shandy das Richtige gemeint.

Tristram Shandy
09.11.2001, 19:16
Wenn Frau Caldenberg mit 'überbewertet' mich und meine Geschichte meint, geschenkt. Wenn sie aber das Thema 'deutsche Comedy' meint, irrt sie - und zwar gewaltig. Ich spüre mehrmals täglich am eigenen Leib, dass dieses Thema sehr, sehr viele Leute etwas angeht, dass jeder dazu eine Meinung hat und offensichtlich nur darauf wartet, jemanden zu finden, um ihm diese mitzuteilen.

Aporie
09.11.2001, 19:53
Ich vermisse in dieser Diskussion, abgesehen vom nötigen Ernst, ohne den man Komik nicht definieren kann, einige Eckpfeiler der deutschen Abart:
Nämlich:
Guildo Horn, den Heros des white trash, den Jeff Koons für Arme
Hape Kerkeling, den Salbader in den Wonnen des Trivialen
Harald Schmitt, der das Fernsehen endlich zu einer öffentlichen amoralischen Anstalt gemacht hat
(Beitrag wurde von Aporie am 10.11.2001 um 13:39 Uhr bearbeitet.)