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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Menuhin, Yehudi



honz
26.09.2001, 00:07
Im Jahr 1981 probte das Streichorchester der North Sydney Boys High School für den australischen Schülerorchesterwettbewerb im weltberühmten Opernhaus in Sydney.

Der einzige Grund warum ich in diesem Schulorchester das Cello spielte, war, außer dass mich meine Mutter dazu zwang, Mrs. Robertson. Sie war eigentlich eine Miss Robertson, 27 Jahre alt, wie sich sehr schnell unter uns 14 jährigen auf der Knabenschule herumsprach. Ich will nicht heucheln, dass ich verliebt in sie gewesen bin, nein ich gestehe, meine Phantasien waren durch und durch der handfesteren erotischer Art.

Es gibt wohl nichts trostloseres für einen Jungen in Sydney als die Proben des Schulorchesters. Nach dem Unterricht, nachmittags um vier sägt man das elendige Green Sleeves herunter. Wenn die Australier wenigsten Purcell anstatt des unsäglichen Edward Elgar spielen würden, wäre der Gedanke, dass man mit den anderen Jungs an die Beach gehen, Space Invaders oder Pacman in einem der Malls spielen oder zumindest im Fernsehen die 'Rat Patrol' sehen könnte, etwas erträglicher. (Die Rat Patrol ist übrigens eine sehr empfehlenswerte US-Serie aus den 60-ern , in der 4 Soldaten in einem Jeep in jeder Episode im Alleingang 2-3 deutsche Armeen niedermetzeln, da waren die Kraut noch tumb und hießen Fritz .)

Erträglich machte das Gejaule einzig allein Mrs. Robertson, sie törnte mich an. Sie war streng, trug dunkle Röcke, die meist bis weit übers Knie reichten, dazu schafthohe Lederstiefel, ihr Haar war blond, eine Frisur wie Madonna im Gaultierlook, auch sie hatte schwarze Augenbrauen, dazu einen leichten dunklen Flaum über der zart geschminkten Oberlippe.

Ich spielte immer drittes Pult, mehr hatte ich nicht drauf auf meinem Cello, was mich nicht sonderlich betrübte, denn so konnte ich mich gut klanglich hinter den anderen verstecken, aber noch besser war, dass die dritten Pulte der besseren Übersicht halber leicht erhöht standen, und so konnte ich Mrs. Robertson zwischen den Einsätzen immer in die Bluse schauen, sie trug meistens enge Weiße, wobei sich beim Dirigieren immer genau zwischen dem zweiten und dritten Knopf eine Falte bildete, durch die man, je nach Takt, im 5/6-Tempo den Hauch eines weißen Büstiers erahnen konnte. Selbstredend, dass ich die meisten Einsätze verpasste. Oh süße Verlockungen der Jugend, blonde Haare, schwarze Brauen, Flaum und dazu weiße Spitze!

Meine Einsätze verpasste ich während des Wettbewerbs im Opera House nicht. Das hatte leider überhaupt nichts damit zu tun, dass ich Yehudi Menuhin bei einer Yoga Übung beobachtet hatte - ich wusste ja nicht einmal, dass der ältere Mann mit dem dünnen weißen Haar, den ich vor unserem Auftritt in einer der Künstlergarderoben auf dem Kopf stehend überraschte, der wirklich große Virtuose auf der Geige war.

Die Begegnung war vollkommen profan, ich schlich gelangweilt durch die Gänge , öffnete eine Tür und dort stand ein Mann auf dem Kopf, ich erschrak und schloss die Tür wieder. Mrs. Robertson konnte mir zwar einiges erklären, ('Mrs. Robertson, there is an old man standing on his head in the wardrobe next door.' - Yes Max, that's Yehudi Menuhin, he is practising yoga, it keeps you focused and relaxed'), aber es hat nichts genützt:

Ich war so verängstigt, dass ich keinen einzigen Ton aus meinem Instrument herausbrachte. Der Saal des Opernhauses in Sydney ist riesig, ähnlich wie der der Berliner Philharmonie, das Orchester ist von allen Seiten vom Publikum umgeben, und das Publikum , so erschien es mir, beobachtete nur mich allein und wartete darauf, dass ich eine Fehler machte, ich saß am dritten Pult, schweißgebadet, das Blut pochte in meinem Kopf, und strich, der Ohnmacht nahe, den Bogen unhörbar über die Saiten, versuchte krampfhaft die Auf und Abstriche wenigsten einigermaßen synkron zu meinem Vordermann hinzukriegen.

Ich weiß nicht mehr was wir spielten, im Zweifel Elgar, der verhaltene Applaus war die Erlösung, und auch meine Gefühle gegenüber Mrs. Robertson kühlten etwas ab, nachdem wir im dritten Term die sagenhafte Sexbombe Bubu-Jacobs als Indonesischlehrerin bekamen.

Der Minnen vederspil Isot
26.09.2001, 00:50
cool

Herr Weber
26.09.2001, 01:54
!!!

tschisi
26.09.2001, 02:01
selten so gelacht. geil!

Der Minnen vederspil Isot
26.09.2001, 02:05
maximale bewunderung im einzeiler

Angelika Maisch
26.09.2001, 02:38
Der neue Honz. Ein Meisterwerk.
Honz, wo du schon überall warst!
Green Sleeves, das ist der Harfenistin, was dem Trompeter Amacing Grace ist.
Da muß man durch. Aber dann auch gleich den wahrscheinlich schon immer alten Yehudin Menuhin beim Kopfstand zu erwischen, das prägt doch, tut es nicht? Gradezu in einer intimen Situation, kann man sagen.
Du könntest den Strang auch mit Fug und Recht genannt haben: 'Yehudi Menuhin stand Kopf, als er mich sah'. Und das kann man sich doch auch an die Brust heften, sag ich jetzt mal so.
Übrigens, ganz was anderes: Gab es in Australien auch die furchtbaren Springspinnen und halten sich die Leute dort wirklich Vogelspinnen, die frei in der Wohnung herumlaufen, damit sie die springenden Spinnen fressen? Intressiert mich so als Phobiker.

oha
26.09.2001, 03:02
sie lebe hoch, die geschichte.

Felix Kubinski
26.09.2001, 03:11
Was mich als ehemaligen Klavierspieler interessiert, ist, ob Sie, Frau Harfenistin Maisch, manchmal auch zärtliche bis libidinöse Gefühle zu Ihren Schülern entwickeln, zum Beispiel beim Korrigieren der Rücken- und Handhaltung, beim Gleitenlassen des Zeigefingers über den H-Schlüssel und so.
Ich erinnere mich an ähnlich verwirrende Erlebnisse wie honz und brauche Hilfe in der Bewältigung.
Helfen Sie mir.

Herr Genista
26.09.2001, 03:15
Fantastisch. Ich seh den Saal vor mir, und kriege gleich auch keinen Ton

rapsak
26.09.2001, 10:22
Kompliment, honz, ich mußte bei Ihrer Geschichte nicht nur lachen, nein, bei Ihrer beschreibung von Mrs. Robertson bekam ich auch Phantasien handfest erotischer Art. Reifeprüfung meisterlich bestanden!

holgersson
26.09.2001, 10:39
Herrliche Geschichte. Mich wundert es allerdings nicht, daß Meister Menuhin auf dem Kopf stand. Down Under ist doch alles verkehrtrum.

joq
26.09.2001, 10:41
Sehr geehrter Herr Honz,
eine professionell und streng durchkomponierte Geschichte mit wohldurchdachter Absatzwahl.
Auch ich verbinde mit Elgar und Darmsaiten so einiges. So durfte ich auf verschlungenen Pfaden im knackigen Alter von 20 Jahren als Pianist eine Waldorfschülerin im Alter von 18 Jahren begleiten, welchselbige als Jahresarbeit ein Violionkonzert von Elgar ausarbeitete. Noch heute höre ich jeden Ton, jeden ihrer Fehler. Auch meine Geigerin war aufpeitschend schön.
Eines Abends beschlossen wir, uns einen zu geigen. Sie gab an, Likör zu mögen. Sodann schleppte ich die gesamte Eckes- und BOLS- Produktpalette nach Hause, bekochte die Dame zunächst virtuos, um wenig später bunte klebrige Drinks zu mischen.
Die Folge: Die Geigerin trank zu schnell zu viel. Wegen meiner Kotzphobie rief ich ihr ein Taxi. Schade!!

Ignaz Wrobel
26.09.2001, 12:42
Am besten finde ich ja, daß der Aufhänger Yehudi Menuhin ist, obwohl der nur einmal kurz kopfsteht in der Geschichte!
War es nicht der Pazifist Menuhin, der den weisen Vorschlag machte, bei gewalttätigen jungen Männern wieder die Prügelstrafe einzuführen, weil bestimmmte Jungmänner in einem bestimmten Alter den Widerstand spüren wollen? Das schien mir immer logisch, und beweist, daß der Yogameister trotz Nahezu-Heiligenstatus keinesfalls ein Klischee-Gutmensch gewesen ist.
Stattdessen erste erotische Erfahrungen mit der strengen Musiklehrerin...
Die fast millimetergetreue Schilderung der Zone zwischen dem zweiten und dem dritten Knopf, bzw. dem, was sich dahinter erahnen läßt, freigegeben im Rhytmus der Musik... einsame Spitze! honz, Du machst mich nachdenklich... Ähnliche Erfahrungen steigen hoch. Wieso sind die strengen Lehrerinnen eigentlich die erotischeren?
Wo es doch auch durchaus freizügig-lockerere, berührungsfreundlicherere oder mentalitätsmäßig passenderere mädchenhafte Referendarinnen gibt?
Ist es die Macht, die man als Jungmann herausfordern möchte? Und sind sich die Damen ihrer Wirkung eigentlich bewußt? Und geht es pubertären Jung-Frauen genauso, schwärmen sie für die strengen Lehrer? Und sind wir hier im Frauen/Männer-Strang? Oder ist das hier der SM-Chat? Ist das überhaupt das Thema? Werde ich heute noch aufhören können, doofe Fragen zu stellen? Und brauchen junge Männer Prügel von meditierenden Geigenvirtuosen? Oder doch lieber von ihrer Musiklehrerin?
(Beitrag wurde von Ignaz Wrobel am 26.09.2001 um 11:49 Uhr bearbeitet.)

DerCaptain
26.09.2001, 12:56
Schön, schön, schön. Honz eben.
------------------
'd'oh!'

Doctor Subtilis
26.09.2001, 13:35
Daß die Geschichte wunderbar ist, versteht sich. Der Hotzenwälder Honz (Stammen Sie nicht aus dem Hotzenwald?) in der Knabenschule in Sydney.
Die Formulierung 'Schafthohe Lederstiefel' (warum nicht 'hohe, lederne Schaftstiefel'?) in diesem Zusammenhang hat mich an das autobiographische Buch einer Dame erinnert, die nacheinander Privatsekretärin von Furtwängler und Sir Thomas Beecham war: Der deutsche Titel dieses Buches lautete 'Taktstock und Schaftstiefel'. Der unfreiwillig und für das Buch äußerst unpassend schlüpfrige Klang hat mich damals etwas befremdet.
Nachgegoogelt: Die Dame hieß Berta Geißmar.
(Beitrag wurde von Doctor Subtilis am 26.09.2001 um 13:10 Uhr bearbeitet.)

Goodwill
26.09.2001, 14:01
Dass die auch noch Mrs Robertson hieß - ein bißchen wie in ÈReifeprüfungÇ. Everybody sing: Di-dididi-di-di-di-di-diii.
Mich würde aus irgendeinem mir nicht erklärlichen Grund noch interessieren, ob die Hosenbeine von Menuhin hoch- bzw. runtergerutscht waren.
Zum Thema Lehrerinnen-Phantasien kann ich nur sagen: Für uns galt der weibliche Lehrkörper weitgehend als unattraktiv. Jung-Lehrerinnen verschwanden physisch zumeist unter den damals üblichen Wallewollpullis. Und je älter die Damen wurden, desto rüschiger und blaustrumpfhafter ihr Outfit. Einzige Ausnahme: Eine Mathe-Zuchtmeisterin (!) und die 40, mit wasserstoffblonden Kurzhaaren, die gerne enge Bluejeans trug. Ein kleiner etwas hellblauerer Streifen (also in der Art, wie es durch Abrieb z.B. am Knie entsteht) brachte uns Pubertierende für ein paar Wochen an den Rand des totalen Rückenmarkschwundes. Denn diese ÈReibestelleÇ befand sich genau dort, wo sich das magische Dreieck zuspitzt. Die Spekulationen darüber, woher diese Abnutzung in dieser Gegend herrührte, schossen ins Kraut. Nach kurzer Zeit war die Jeans jedoch ausrangiert. Und statt Hoffnung blieb uns nur wieder die Angst ÈdrangenommenÇ zu werden.

Angelika Maisch
26.09.2001, 14:01
Lieber Herr Kubinski, ob man mir das nun glaubt oder nicht, noch niemals, in all den langen Jahren meiner Tätigkeit, hatte ich irgendwelche zärtlichen oder libidinösen oder sonstwie vom Thema abweichenden Empfindungen einem Schüler gegenüber.
Ich kann nichts genaues nicht wissen, wie das bei meinen Schülern mir gegenüber jeweils war oder ist, aber ich blieb bislang von jeglichen Anwandlungen verschont.
Was mir auch sehr recht ist.
Aber ob ihnen das weiterhilft?

Ignaz Wrobel
26.09.2001, 14:15
Frau Maisch, ist es in meinem Alter zu spät, Harfenuntericht zu nehmen? Ich müßte da ein paar frühkindliche Traumata bearbeiten. Obwohl ich Sie mir in vielem vorstellen kann, aber nicht in Schaftstiefeln.

Ignaz Wrobel
26.09.2001, 14:18
Was sind überhaupt Schaftstiefel? Haben Stiefel nicht immer einen Schaft?

Doctor Subtilis
26.09.2001, 14:28
Ja, Herr Wrobel, da haben Sie auch recht. Meine umgekehrte Frage war eben: Sind Stiefel nicht immer schafthoch?
Darüber hinaus sind Schaftstiefel wohl die Übersetzung des englischen 'Jackboot'.
(Beitrag wurde von Doctor Subtilis am 26.09.2001 um 13:29 Uhr bearbeitet.)

DerCaptain
26.09.2001, 16:27
Îjackáboot s 1. Stulp(en)stiefel m. 2. Wasserstiefel m.
------------------
'd'oh!'

Angelika Maisch
26.09.2001, 17:25
Lieber Herr Wrobel, grundsätzlich ist es zum Harfelernen in ihrem jugendlichen Alter auf keinen Fall zu spät. Allerdings kann ich nicht garantieren, daß zu den Jugendtraumas nicht noch ein paar neue hinzukämen.
In gewißen grundsätzlichen Dingen, lerntechnisch gesehen, bin ich ziemlich erbarmungslos. Aber es funktioniert.
Nur Schaftstiefel trage ich während der Arbeit niemals, eher alte Latschen und schlabberige Pullover.

Ignaz Wrobel
26.09.2001, 18:04
Eine Harfenistin im Nazi-Look ist auch nur mit großer Anstrengung vorstellbar.

Walter Schmidtchen
26.09.2001, 18:23
mit kleiner, zumindest bei mir

stu
26.09.2001, 19:13
besonders gut gefällt mir, dass der junge honz für eine frau entflammte, die den namen robertson trägt. das hat eindeutig stil, denn es klingt wie robinson, und so heisst die frau in reifeprüfung.
herr honz, schöne geschichte. wirklich wahr.

honz
26.09.2001, 22:00
Spinneninformationen, especially für Angelika Maisch, mit kleiner VORWARNUNG, besser nicht alleine Lesen, ist ein Mann im Haus oder sonstiger Raufhüpfundfesthaltersatz vorhanden? Ich fang mal ganz sanft an:
STUFE I
Also, meines Wissens gibt es keine Vogelspinnen in Australien, insofern sind Vogelspinnenhalter eher selten, also genauso häufig anzutreffen wie Hobbyspinnenhalter in Mitteleuropa, und das extra Vogelspinnen importiert werden um die Springspinnen zu bändigen, davon habe ich noch nichts gehört
STUFE II
Ja es gibt diese Springspinnen, aber die will ich dir in diesem Teil noch nicht zumuten, der Härtegrad muss lasngsm geseigert wren, deshalb erzähle ich erst etwas von einer anderen Spinne, die sog. Red-Back Spider. Sie ist sehr giftig, aber nicht so giftig wie die Springspinne, wobei man wissen muss, daß beide Spinnenarten lebensgefährlich auch bei Erwachsenen sein können, wenn nicht rechtzeitig ein Antidot gespritz wird. Bei Kleinkindern sind die Bisse oft tödlich.
Also die Redback hat rote Punkte auf dem Rücken, manchmal sogar fein säuberlich ein Kreuz. Sie hält sich gerne in feuchten Holzhaufen und im Müll auf, ist aber nicht aggressiv oder kampfeslustig. Wir sind mal einen ganzen Tag mit einer im Auto durch den Busch gefahren (Kinder sammeln manchmal gerne holstsücke, weiß Gott warum) , bis wir sie bemerkt haben. Face to Face with death sozusagen, aber sie hat uns nichts getan.
STUFE III (Nochmal tief durchatmen)
Die von dir genannte Springspinne , gibt es tatsächlich , sie heißt Funnel Web und ist ein richtiges biestiges, hinterlistiges kleines Arschloch. Sie ist etwas größer als ein Fünfmarkstück, schwarz, behaart, und zwei lange , höllisch geschärfte Krallen, und hält sich am liebsten in menschlich dicht besiedelten Gebieten auf, vornehmlich im Dunkeln, den n die im dunkeln sieht man nicht. Sie ist hinterhältig und kann bis zu 1,5 Meter hoch vom Boden jemanden anspringen wenn sie gereizt wird. Am gemeinsten ist aber ihre Fähigkeit bis zu zwei Tage unter Wasser dank eines kleinen Luftsacks zu überleben. dort tarnt sie sich als ein Stück Laub und springt die Menschen an wenn man über sie hinwergschwimmt.
Wir hatten in unserm Garten in Sydney einen Pool, und morgens mußten wir immer einmal um das Becken laufen und nach Funnelwebs Ausschau halten, dah, immer erst das Laub von oben absachöpfen, und dann auf den Boden gucken. alle paar Monate war dann tatsächlich eine Funnelweb drin, und die mussen wir dann rausholen, am Anfang noch mit Wahnsinns Schiss, hinterher mit großem Jagdeifer, denn sie brachten 20 Dollar, wenn man sie lebend bei einer Spinnenabzapfstelle zur Antidotgewinnung vorbeibrachte.
Das Herausfischen war gar nicht so sachwierig, dei viecher waren meist irgendwie belämmert unter Wasser, man musst sie mit einem ca 4 Meter langen Käscher unter Wasser vom Boden aufwirbeln, und dann gleichzeitig mit dem Netz auffangen. Dann musste man, das war der schwierigste Teil, die Spinne mit dem langen Stecken in ein mit Wasser halbgefülltes Marmeladenglas hineinschütteln, ohne das die Spinne richtig wach wurde und weglief.
Wenn man gebissen wird und sehr schnell, also innerhalb ein paar Stunden das Antidot bekommt, kriegt man nur Fieber, aber es soll sehr weh tun.

Larry Erbs
26.09.2001, 22:14
Wohl am entsetzlichsten: Man macht grad einen Yoga - Kopfstand auf der grünen Wiese. Direkt vor Augen in einer umgekehrten Welt grinst einen die Hüpfspinne an. Schon springt sie hoch und beisst sich in den Waden fest da die Hose bis zu den Knien heruntergerutsch ist.

ingwer
26.09.2001, 22:25
bei meinen eltern im garten (kolonie habsburger ufer) gab es auch dicke spinnen. hinter der laube! ungiftig aber beharrt. und sonst war ich immer nur in meine kunstlehrer verliebt, auch wenn sie alkoholiker mit blutunterlaufenden augen waren und kurze aussetzer hatten.
warum schreibe ich das überhaupt? herr wrobel, bitte reichen sie mir heute die hand.

Edmund
26.09.2001, 22:47
'Größer als ein Fünfmarkstück' bezieht sich aber auf die ganze Spinne, will ich hoffen?! Nicht etwa auf die eigentlich kritische Größe, den Abdomenumfang. Oder?
Flaum kann gut sein, Flaum kann heiß sein. Ich war mal in eine Perserin verliebt, die hatte einige sehr filigrane, unaufdringliche, aber doch pechschwarze Haare auf der Wange.
'Schafthohe Stiefel' hat mir auch zu denken gegeben, sonst aber: Tadellos, astrein und rügenfrei, diese Geschichte.

hanswasheiri
27.09.2001, 00:59
honz rules. Jetzt wirds immer schwieriger für Ignatz. Der feilt schon seit 55 Minuten am letzten Viertel seiner Berggeschichte.

honz
27.09.2001, 13:14
Oh Edmund! Ich habe neulich die Tochter einer mit meiner Mutter befreundeten Inderin kennengelernt, ihr Vater wierderum ist ein evangelischer Pastor aus Schleswig, sie, also die Tochter, ich habe den Namen vergessen, er ist so bezaubernd wie Ashanti oder Scheherezade, spricht breitestes Markgräflerisch, hat kurzes , kesses schwarzes Haar, feurige pechschwarze Augen, und hat genau den von die beschriebenen leichten Flaum auf der Wange, und auf den Unterarmen auch, sie ist so schön...und so frech, so richtig frech.
Dies wird der Frauenschwärmstrang.

Angelika Maisch
27.09.2001, 13:14
Honz rules, Honz ist ein Held. Australien-kein Land für mich. Ich liebe schreckliche Spinnengeschichten, aber nur auf dem Papier.
Oder wahlweise Monitor. Es gibt aber Phobiker, die ertragen noch nicht mal Geschichten. Oder Abbildungen. Man darf das Wort Spinne nicht aussprechen. So schlimm bin ich nicht dran. Also weitermachen. Lechz.
Grusel.

Angelika Maisch
27.09.2001, 13:14
Frauenschwärmstrang? Schade um das schöne Thema.

honz
27.09.2001, 13:14
Kann man von Spinnen und Frauen gleichzeitig schreiben? Schwer. Man könnte vielleicht den schwarzen Flaum der Perserinnen mit dem Häärchen der Funnelweb vergleichen. Aber eher nicht.
Vielleicht kann man von Frauen schwärmen und sich vor Spinnen gruseln, alles in einem Strang, das wäre dann wie Zerstörung , ne was kommt zuerst? und Katharsis (Elpe, könntest du kurz mal?), Piramus und Thisbe, Samson und Delilah, Himmel un Ääd.
Frauen gehtnoch , aber Spinnen. Ich habe keine Spinnengeschichten mehr. Man muß Wieser aktivieren, ja Wieser ist genau der richtige Mann für Spinnen.

Angelika Maisch
27.09.2001, 13:14
Frauen und Spinnen Honz, im Grunde ist das das Selbe. Insofern.. müßte gehen.

honz
27.09.2001, 13:14
Das ist wie immer ein weisen Schlusswort für heute, ich geh jetz ins Bett, ich mag nämlich Spinnen.

Andrea Maria
29.09.2001, 13:10
Guten Morgen, honz!
Du bist ein grosser Held! Teilbezwinger von schafthohen Stiefelfrauen, giftigen Tauchspringspinnen und eines hinterhältigen Opernhauses.

Kathrin Passig
29.09.2001, 19:32
Ich bin zu spät aufgestanden, um noch ausgiebig auf Ignazens Strenge-Musiklehrerinnen-Fragen einzugehen, möchte aber auf den Pianisten und Komponisten Percy Grainger (1882-1961) hinweisen, der ganz gut in diesen Strang passt. Er kam auch aus dem Land der Auf-dem-Kopf-Steher, zog es aber stattdessen vor, sich zur Vorbereitung auf seine Konzerte ordentlich auspeitschen zu lassen. It keeps you focused and relaxed ... bringt überraschend hereinplatzende Nachwuchscellisten aber vermutlich nicht weniger durcheinander.
-------
Nur so zur Info.

naja
30.09.2001, 11:55
Ein mir flüchtig bekannter Schüler Martha Argerichs erzählte, sie hätte immer unmittelbar vor ihren Auftritten Sex. Der Pianistenfreund, der mir das weitererzählte, sagte mit Begeisterung in den Augen: 'Ich war mal vor ein paar Jahren in einem Konzert von ihr. Sie hatte ein weißes Kleid an und kam regelrecht auf die Bühne geschwebt. Jetzt weiß ich auch warum.'

Ignaz Wrobel
30.09.2001, 12:23
Interessant. Das würde bei Männern wohl nicht funktionieren.

Biji
30.09.2001, 17:00
Der Sex?!?

Pretextat Tach
30.09.2001, 17:13
Naja, als Mann mit einem weißen Kleid auf die Bühne schweben sähe wirklich nicht gut aus...

naja
30.09.2001, 18:47
Stattdessen scheint bei manchen Männern aber auspeitschen zu funktionieren. Merkwürdig.
Die Argerich-Methode leuchtet mir mehr ein.
(Beitrag wurde von naja am 30.09.2001 um 17:50 Uhr bearbeitet.)

ragnar
01.10.2001, 07:53
@naja: Mir drängt sich bei der Argerich-Methode die Fage auf, ob sie denn immer mit demselben Mann entspannte. Wenn nicht, bildete sich dann vor jedem ihrer Auftritte, vor ihrer Tür, eine dicke Traube von Männern, die sich gegenseitig auf die heraushängende Zunge traten?
@honz: Eine sehr gute Geschichte und besonders schön erzählt.

Ruebenkraut
01.10.2001, 15:40
Es stimmt alles! Vorsicht Phobiker, nicht klicken!!
http://www.powerup.com.au/~glen/spider3.htm

Hoeheres Semester
14.10.2001, 01:34
Pflichtvorlesung.

rz
14.10.2001, 02:33
Ich habe Yehudin Menuhin vor 37 Jahren mal auf dem Kopf stehen sehen, da trug er weiße Boxershorts und schwarze Socken.
Er gab meinem Freund, der wie ich für eine Konzertagentur arbeitete, Ratschläge für sein Geigenspiel und speziell für die richtigen Saiten.
Während unserer Arbeit 'backstage' habe ich viele Künstler erlebt (vielleicht erzähle ich noch davon), Menuhin war aber einer der nettesten.
rz

James Dean Brown
14.10.2001, 06:34
'Weisse Boxershorts und schwarze Socken'? Besser als umgekehrt, allemal.

rz
14.10.2001, 22:16
Eine halbe Stunde später stand er mit Frack auf der Bühne und spielte, dass draußen die Nachtigallen vor Ehrfurcht verstummten.
Vielleicht solltet ihr auch mal mit weissen Boxershorts und schwarzen Socken auf dem Kopf stehn!
rz
(Beitrag wurde von rz am 14.10.2001 um 21:17 Uhr bearbeitet.)

sapinho
27.08.2002, 20:42
.

Aporie
27.08.2002, 21:00
Vielen Dank sapinho. Kannte ich noch nicht. Ist auch aus der Zeit, als man noch loben durfte.

vir
14.11.2003, 17:32
Auch diese Geschichte ist stark unterwuchtet.

Die Wucht
21.08.2014, 17:05
'Mrs. Robertson, there is an old man standing on his head in the wardrobe next door.' - Yes Max, that's Yehudi Menuhin, he is practising yoga, it keeps you focused and relaxed'

Der Mann, der Menuhin den Kopfstand lehrte, ist gestorben (http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/der-indische-yoga-guru-iyengar-ist-mit-95-jahren-gestorben-13108306.html). Dass Guru Iyengar kein sanfter Lehrmeister war, wie es im Artikel heißt, glaube ich sofort. Die Asanas im Video lassen sich nur mit zackigem Drill erlernen. Die weichgespülten Yogastudios in Prenzlauer Berg gestatten grade mal 70 % Einsatz, also bloß keine Überanstrengung mit der Folge, dass ich bis heute keine halbe seitliche Krähe (http://images3.amica.de/img/incoming/origs22915/6297651343-w460-h305-q75-p1/Beauty-Yoga-Jivamukti4.jpg)kann, geschweige denn irgendeine andere Übung, die der Guru vorführt. Im Unterschied zum Rostockspatz. - Ist es nicht bezaubernd, dass der Spatz aus Rostock die halbe seitliche Krähe kann? Ich freu mich da schon seit Jahren drüber.

Torns Schwester
21.08.2014, 17:27
Jetzt, wo ich es weiß, freue ich mich auch darüber.

Juri
21.08.2014, 17:52
Viel schöner ist doch, dass eine unterwuchtete Geschichte von der Wucht usw.

Und nicht lachen, Wucht, tatsächlich mache ich seit Jahren (unregelmäßig) Iyengar-Yoga. Allerdings habe ich gerade heute zum ersten Mal etwas anderes ausprobiert, was mit Weichspüler, und ganz gut gefunden; mein Yogalehrer vom letzten Jahr (der Mr. Iyengar, glaube ich, auch persönlich kannte) hatte wirklich was von einem Drill Instructor, es wunderte mich nicht sehr zu erfahren, dass er in weiterer Nebentätigkeit Autos repariert. Wenn man ihn freundlich gebeten hat, dann hat er einem auch mal mit zackiger Bewegung eine kleine Blockade weggewuchtet.

vir
22.08.2014, 09:07
Dass ich das noch nie aufgeschrieben habe? Ich habe vor vielen Jahren Yehudi Menuhin im Zeitungsladen in Mykonos gesehen. Er hatte auf der Insel ein Ferienhaus, was ich aus dem deutschen Fernsehen wusste. In der Sendung sah man ihn auch auf seiner Terrasse dort, im Kopfstand. Diesmal stand er auf den Füssen und direkt neben mir, ganz klein, mit weissen Haaren und weissem Hemd und zwei Zeitungen in der Hand. Aufgrund der begrenzten räumlichen Verhältnisse und unserer Nähe konnte ich ihn wie unabsichtlich mit einer ihm den Vortritt einräumenden Geste leicht an seiner linken Schulter berühren; ich wollte, dass mir das Glück brächte. Der griechische Kassier versuchte, Menuhin die Zeitungen zu schenken, aber dieser sagte: "But I must pay, mustn't I?" worauf der beschämte Grieche ihm die paar hundert Drachmen abnahm. Man bedankte sich gegenseitig und dann trippelte das alte Männchen in den Sonnenschein hinaus, nein: hinein.