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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Allen, Woody



Duke
21.08.2001, 07:33
Er war es. Ich bin heute fast noch sicherer als damals. Also new York. Kleines Programmkino im East Village, glaub ich. Fünf Jahre her. Melville-Retro. Le samurai. Kein Schwein im Kino. Nur ich und mein Kumpel Supercargo. Aber als der Vorspann eine Sekunde läuft, trippelt ein kleines Männchen in den Saal, Trenchcoat, Kuhgesicht, Kapotthütchen, Riesentüte Popcorn. Ich stoß meinen Kumpel von der Armlehne: Dreh dich nicht um, sag ich. Dreht sich Supercargo um. Nicht umdrehe, flüstere ich. Da sitzt Woody Allen. Sagt Supercargo: Du meinst den kleinen Opa hinter uns? Ich, beschwörend, psssst! Er: Niemals! Ich: Auf jeden Fall! Er: Niemals! ich Aber Hunder Pro! Woody: Psssst! Dann sitz ich den ganzen Film über mit Riesen-Herzfrequenz im Kino und überleg, was ich Woody gleich sag und bastel mir auf Englisch was zurecht. Aber mitten im Abspann, als ich mich dann aufraffe, mit zittrigen Knien, hintergehen will und irgendwas sagen - da isser weg! Und ich freß einen Besen, wenn er das nicht war. Die Indizienkette: New York, Programmkino, Melville, Kapotthütchen, Popcorn, Klein, Trenchcoat, Pssst wg. neurotisch, paranoid und so

joq
21.08.2001, 10:37
Willkommen Duke. Eine wundersame, angenehm kurze und nachvollziehbare Geschichte.

rron
21.08.2001, 11:11
Viel wichtiger als der vermeintliche Allen: Hast Du noch mehr Freunde mit so k3wlen Namen? Warum heisst Supercargo so? Warum heissen meine Freunde allenfalls Murmel, ohne super?
Jetzt sag doch mal!

U_Sterblich
21.08.2001, 11:25
Und die Brille? Was ist mit der Brille? Die sieht man doch als erstes!
Ja, rronnie, einen Kumpel namens Supercargo haben, das wär schon was. Oder Superchango. Ich habe eine Idee: Murmel ist jetzt Supermurmel! Dann hast du einen Kumpel namens Supermurmel. Und dich nenne ich Superronnie! Oder Rronnie Supercalli. Muss ich nochmal sorgsam drüberhören was besser tönt.
Um 6.33 Uhr Paparazzistories schreiben ist auch nicht schlecht.
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Rock «N Roll Eichhörnchen sind peinlich!

Reverend Tex
21.08.2001, 12:17
Popcorn, finde ich, passt nicht.
Was ist ein Kapotthütchen?

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Schöne Grüsse an den kewlen Supercargo von Alpha Motherfucker

alte Schachtel
21.08.2001, 12:42
Q RT kuck mal alte Fotos von Mutti und Oma an. Kochtopf ohne Henkel, mit Stoff bezogen, das sind 'Kapotthütchen' ( gewesen )

Reverend Tex
21.08.2001, 12:52
Aber was ist das für ein komischer Name, hab ich noch nie gehört, Kaputt oder Kompott? Ist das ruhrdeutsch, Frau Schachtel?

Tristram Shandy
22.08.2001, 01:06
Kapott war schon richtig. Kommt vielleicht von lat. caput (Haupt)?
(Beitrag wurde von Tristram Shandy am 21.08.2001 um 12:07 Uhr bearbeitet.)

Tante Lusche
22.08.2001, 01:12
zahnlos nuschelnd
Kapotthütchen sind ja Kaputthütchen oder Kompotthütchen!
gluckst fröhlichst über ihren gelungenen Witz

Ignaz Wrobel
22.08.2001, 01:12
Aber wo soll man ein Hütchen denn sonst tragen?

Reverend Tex
22.08.2001, 01:44
Als im Kino?

Supergott
22.08.2001, 01:45
Hab grad mal nach Kapotthütchen gegoogelt. Am kapottesten ist wohl die Transe, die gleich zu Anfang gezeigt wird (hat aber leider nix auf'm caput).
A propos super, hähä!

alte Schachtel
22.08.2001, 01:45
Nix Ruhrdeutsch Herr R.T.Hier in der Hauptstadt trug man sie zu Großmutters Zeiten

anko
22.08.2001, 01:45
hallo duke, bevor das in der debatte um das kapott-huetchen untergeht (caput, freunde, caput = latein. und heisst kopf, also kopfhuetchen, das ist ja logo!)
wunderschoene geschichte, dank, dank und freunde.
einfach so zwischendurch an einem vergammelten nachmittag in berlin

Tex Rubinowitz
22.08.2001, 01:45
Duke, Du wurdest grad nochmal geadelt, Anko ist hier sowas wie der Supergott, der kommt normalerweise nie in den Ameisenhaufen.
Der Typ, der hier allerdings als Supergott herumspukt, das ist ein verarmter Musiker aus Hamburg St. Georg

Tex Rubinowitz
22.08.2001, 01:45
Kommt eigentlich Supercargo auch noch?

klak
08.01.2002, 14:53
zu dieser recht netten woody-allen-story ein paar sachdienliche hinweise. ich hab ihn in new york auch mal erlebt, allerdings geplant, weil er ja - ich weiß nicht, ob er es noch tut - jahrelang montags in michaels pub irgendwo in den fünfziger strassen east klarinette gespielt hat. damals wurde gerade seine kleine koreanische stieftochter aktuell (sun yi, glaub ich). wir mussten elendslang in einer schlange warten, bis wir endlich in die bude eingelassen wurden, wo woody allen spielen sollte. dann kam sun yi oder so und setzte sich an den nachbartisch, mit dabei ein schauspieler, den ich bereits aus dem stadtneurotiker kannte. schließlich waren alle sessel am nebentisch besetzt, und dann kam woody - und er fragte mich, ob an unserem tisch noch ein sessel frei sei. ich bejahte glücklich, er nahm das ding und drehte sich mit ihm um. von der konversation am nebentisch hab ich übrigens kein wort verstanden, es war ohrenbetäubend laut im lokal.
woody sank damals allerdings ein wenig in meiner achtung, weil ich fand, mit seinen auftritten in michaels pub unterstützte er eine der übelsten abzockerbuden und touristenfallen new yorks. der trick bestand darin, dass bei michaels pub damit geworben wurde, dass es keinen eintritt gebe (bei allens auftritten), dafür aber einen komsumationszwang von mindestens 35 dollar pro nase. und jetzt der clou: die ganze karte war so konstruiert, dass man entweder 34, 50 dollar ausgeben konnte oder weit über die mindestsumme hinausschoss. die steaks waren dazu noch eine schande für amerika.
ps.: freunde von mir, die in new york lebten, haben woody allen übrigens einmal auf der terrasse seiner wohnung am central park dabei beobachtet, wie er hysterisch die tauben vom dach scheuchte (mit fernrohr vom park aus).

Tobi Wahn
09.01.2002, 14:32
zu dieser recht netten woody-allen-story ein paar sachdienliche hinweise. ich hab ihn in new york auch mal erlebt, ...

Klak, der Spiegel hat Deine Geschichte geklaut. Aber lies selbst: Henryk M. Broder: Play it again, Woody (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,176113,00.html)

klak
09.01.2002, 14:37
Originally posted by Tobi Wahn


Klak, der Spiegel hat Deine Geschichte geklaut. Aber lies selbst: Henryk M. Broder: Play it again, Woody (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,176113,00.html)

schon gelesen, aber was sagt man dazu? jetzt spielt er woanders und sie knöpfen einem schon 75 dollar ab.

hanswasheiri
09.01.2002, 17:03
Ein schönes Bild, wie Woody Allen vom Park aus mit einem ganz langen Fernroh die Tauben vom Dach scheucht.

vir
09.01.2002, 18:42
Originally posted by Ignaz Wrobel
Aber wo soll man ein Hütchen denn sonst tragen?

Kommt ein Mann im Winter ins Sportgeschäft und fragt nach einer Mütze. "Also hier hätten wir schöne Zipfelkappen" sagt die Verkäuferin. "Eigentlich hatte ich an etwas für den Kopf gedacht" antwortet der Mann.

Klaus Caesar
19.03.2020, 22:36
Ausgezeichneter Witz, vir, das wollte ich dir schon lange mal sagen.

Aber nun zu dem Thema, das die Welt seit Tagen in Atem hält. Ich meine natürlich den, ich sage mal, etwas unglücklichen offenen Brief (https://docs.google.com/document/d/1kMCs3-gI8Aqd8fuiyRdEiwF-sqsYzgiFlE2Tld6QaAU/edit) in der Causa Woody Allen, der von gleich drei namhaften Altpappen mitunterzeichnet wurde. Ich sage mal, leider.

"Wir haben keinen Grund, an den Aussagen von Woody Allens Tochter Dylan Farrow zu zweifeln."

Gleich zu Beginn wird in einem komplizierten, unaufklärbaren, alles andere als eindeutigen Fall (den ich über die Jahre nur am Rande mitverfolgte, weshalb ich für diesen (https://www.zeit.de/2020/12/woody-allen-memoiren-missbrauch-vorwuerfe) Überblick dankbar bin) eindeutig Stellung bezogen. Für wen die Dinge nicht ganz so arschklar liegen wie für die Unterzeichner, der ist nicht etwa vorsichtiger, abwägender, sondern zeigt, logo, nichts anderes als

"einen Mangel an Interesse für die Belange der Opfer sexueller Übergriffe",

und spätestens jetzt weiß man, dass der Brief die Unterschrift von Margarete Stokowski trägt, für die der Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" keine Bedeutung hat, weil sie nie im Zweifel ist. Aber weiter im Text:

"Es geht uns nicht darum, die Veröffentlichung grundsätzlich zu unterbinden. Allen mangelt es nicht an Möglichkeiten, sich mitzuteilen. Aber der Rowohlt Verlag muss ihn darin nicht unterstützen."

Also, das ist nun wirklich ein Schmarren. Natürlich geht es darum, die Veröffentlichung zu unterbinden. Wenn die Unterzeichner das Ziel hätten, dass das Buch lieber bei Dumont oder KiWi statt bei Rowohlt erscheinen soll, was wollten sie damit gewinnen? Außerdem wird es Allen seit Jahren schwer gemacht, sich mitzuteilen, z.B. einen US-Verleih für seine Filme zu finden.

"Das Buch eines Mannes, der sich nie überzeugend mit den Vorwürfen seiner Tochter auseinandergesetzt hat"

- nun, vielleicht tut er es ja in dem Buch, ich weiß es nicht, die Unterzeichner wissen es auch nicht, dazu müsste man es halt erst mal lesen. Was bald möglich sein wird, denn die Unterzeichner haben sich nicht durchgesetzt (https://www.zeit.de/kultur/literatur/2020-03/woody-allen-umstritten-veroeffentlichung-memoiren-rowohlt-verlag). Gut so, sage ich mal.

Klaus Caesar
19.03.2020, 22:38
Dazu gehört die Stellungnahme (https://www.zeit.de/2020/12/rowohlt-verlag-woody-allen-memoiren-publikation/komplettansicht), die die gschlampertste Argumentation enthält, die ich je von der sonst so gescheiten Wölfin gelesen habe; wg. Bezahlschranke hier der komplette Wortlaut:


Der Rowohlt Verlag hat – genau wie Hachette – Ronan Farrows Buch Durchbruch. Der Weinstein-Skandal, Trump und die Folgen veröffentlicht. Es handelt davon, wie erdrückend die Beweislage in solchen Fällen sein muss und wie viel investigative Hartnäckigkeit und institutionelle Unterstützung nötig sind, wenn die Aussagen der von sexualisierter Gewalt Betroffenen nicht immer wieder als unglaubhaft abgetan werden sollen. Die Unschuldsvermutung, auf die sich die Befürworter der Veröffentlichung in den letzten Tagen immer wieder berufen haben, gilt nicht nur für Woody Allen, sie gilt auch für Mia Farrow und führt daher nicht weiter. Das Argument "So genau weiß man das doch nicht, wahrscheinlich lügt die Frau, weil sie sich rächen will" ist formal dasselbe wie "So genau weiß man das doch nicht, wahrscheinlich lügt der Mann, weil er es nicht gewesen sein will".

Ronan Farrow hat seine Position gegenüber Hachette dargelegt und ist von den Angestellten des Verlags darin unterstützt worden. In Deutschland gibt es diese Möglichkeit für ihn nicht. Das ist einer der Gründe, warum wir uns als Autorinnen und Autoren des Verlags an Rowohlt gewendet haben. Das Verhältnis zwischen Verlag und Autor geht über eine Geschäftsbeziehung hinaus, darauf weisen die Verlage selbst gern hin, und es gibt hier keine neutrale Haltung. Der Rowohlt Verlag kann nicht Farrows Buch aus der – wie ich hoffe – Überzeugung heraus veröffentlichen, dass es ein richtiges und wichtiges Buch ist, und dann gegen den ausdrücklichen und übrigens auch leicht vorhersehbaren Wunsch Farrows die Woody-Allen-Autobiografie verlegen. Das sieht für mich danach aus, als wolle man den Kuchen haben und ihn auch essen. Ich dachte eigentlich, die öffentliche Debatte der letzten Jahre hätte zu einem Umdenken geführt, zu mehr Aufmerksamkeit dafür, für wen und gegen wen man mit so einer Veröffentlichung Stellung bezieht. Im Kontext der Diskussionen der letzten Jahre lässt sich die Entscheidung für Allen kaum anders lesen als "So, jetzt ist die Weinstein-Mode aber mal vorbei, zurück zur Tagesordnung", und das finde ich falsch oder zumindest, wie Stephen King es bei Twitter ausgedrückt hat, "fucking tone-deaf".

"Die Unschuldsvermutung, auf die sich die Befürworter der Veröffentlichung in den letzten Tagen immer wieder berufen haben, gilt nicht nur für Woody Allen, sie gilt auch für Mia Farrow und führt daher nicht weiter."

Oh weh und au weia. Selbstverständlich gilt die Unschuldsvermutung für beide, wer hat das bestritten? Will jemand die Autobiographie von Mia Farrow unterbinden? Und warum führt das nicht weiter? Weil man sich partout auf eine Seite schlagen und die andere verdonnern muss? Aber das muss man doch gar nicht.

"Es gibt hier keine neutrale Haltung"

Nein? Es gibt die Haltung "Audiatur et altera pars", und die ist immer richtig.

"Im Kontext der Diskussionen der letzten Jahre lässt sich die Entscheidung für Allen kaum anders lesen als "So, jetzt ist die Weinstein-Mode aber mal vorbei"" -

weil Weinstein, Allen, die Männer sind doch eh alle gleich, kannste in einen Sack stecken und draufhauen, trifft immer den Richtigen? Das ist maximal Emma-Niveau, aber eigentlich nicht Kathrins.

Mir ist Woody Allen ziemlich egal, ich habe auch nicht vor, sein Buch zu lesen. Aber wie leichtfertig und mit wie wackligen Begründungen an der Kunst- und Meinungsfreiheit geknabbert wird, das betrübt mich nicht wenig. Erschreckenderweise auch von Leuten, die ich bislang für grundliberal gehalten hatte.

Klingeltonk
20.03.2020, 09:06
Herr Caesar hat völlig recht. Ich bin allein schon deshalb stinkig, weil ich in der Sache auf die Seite von Woody Allen genötigt werde, den ich inklusive seiner Filme nie leiden mochte. Aber das ist egal. Auch Torsten Tellkamp, Thor Kunkel, Karlheinz Rummenigge. Alle dürfen, alle müssen. Moralische Hoffart, das ist die Plage.

vir
20.03.2020, 16:35
Dass Sascha als gewerbsmässiger Gutmensch da mitmacht war zu erwarten aber das mit VW hat mich auch sehr verwundert.

Die Wucht
20.03.2020, 18:59
Momentan lese ich "Catch and Kill" von Ronan Farrow. Er zeigt die Verteidigungsstrategien auf, die Weinstein, Allen und andere haben und hatten, um ihre tatsächlichen und mutmaßlichen Opfer zum Schweigen zu bringen. Beispiel: Verschwiegenheitserklärungen, die sich die Männer bis zu 1 Million Dollar kosten lassen, sich sämtliche Emails, Rechner und Handys zeigen lassen, um sicher zu gehen, dass die Frauen sämtliche Beweismittel vernichtet haben. Beispiel: Recherchierte Stories zu Vergewaltigungsvorwürfen sollen veröffentlicht oder gesendet werden, aber weil kurzfristig etwas Wichtigeres ansteht, geschieht das nicht. Die Stories werden schließlich nie veröffentlich. Auf diesem Wege erfahren die Journalisten, dass - ohne ihr Wollen oder Wissen - ihre Vorgesetzten einen Deal mit denen gemacht haben, die sich den Vorwürfen ausgesetzt sehen. Wenn Autoren und Autorinnen ihr Vertrauen zum Verlag leiden sehen, weil der die Autobiografie von jemand mit diesen massiv meinungsunterdrückenden Strategien rausbringen will, ist das nachvollziehbar.

Im übrigend fänd ich es gut, wenn ad hominem-Argumente da bleiben, wo sie hingehören, nämlich bei facebook. Wer "Unterstes Emma-Niveau" und "Gutmensch" sagt, muss auch "Ich kotz gleich" sagen, und das wollen wir doch nicht. Also, so ein Käse, mein ich natürlich.

Klede
20.03.2020, 19:35
Gab es bei Woody Allen Verschwiegenheitserklärungen? Ich habe "Catch and Kill" nicht gelesen, gibt es da so neue Einsichten im Fall Woody Allen? Ich möchte jedenfalls gerne die Möglichkeit haben, Allens Buch zu lesen. Ich schaue auch nach wie vor sehr gerne Polanskis Filme, obwohl der Tüp sich natürlich wie ein Arsch benommen hat. KC hat übrigens "maximal Emma-Niveau" geschrieben, nicht "unterstes", soviel Genauigkeit sollte sein!

Die Wucht
20.03.2020, 19:55
Ja, das stimmt natürlich! KC wird mir diese meine Schlampigkeit nachsehen, hoffe ich mal. Also, sonst wäre es ja echt Käse für mich!!

Doch, man erfährt eine Menge über Woody Allen, was man vorher nicht wußte. Er ist einer der Beteiligten, die für eine korrpute Presse sorgen sofern es um Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs geht. Das war vorher nicht bekannt, denn Allen (und andere) hat eine Armada von Anwälten zum "Fangen und Töten" von exakt diesen Stories. Ich lese maximal eine halbe Stunde pro Tag in dem Buch, weil es wirklich nervenzerfetzend ist. Btw, Farrow ist ein hervorragender Erzähler.

Polanski und Allen Filme gucke ich nach wie vor. Es wäre alles einfacher für mich, wenn ich sagen könnte "Allen-Filme" fand ich sowieso schon immer Scheiße. Tu ich aber nicht, ich freue mich auf jeden neuen Allen-Film, auch wenn mir nur jeder zweite oder dritte dann wirklich gefallen.

Alberto Balsam
20.03.2020, 20:17
vielleicht steht ja in Allens Buch gar nichts über das, was da in den 7 Minuten oder so am Dachboden passiert sein soll, während allen (!) unten, inkl der 3 Aufpassernannies gar nicht aufgefallen ist, dass Allen oben war, vielleicht steht ja im Buch überraschenderweise vielleicht so einiges über seine Filme, KÖNNTE ja sein, also wieso plustern sie sich auf über ein Buch, dssen Inhalt keiner kennt, nur weil was über den Dachboden drin stehen KÖNNTE?

slowtiger
20.03.2020, 20:23
Alberto. Es geht überhaupt nicht darum, was drinsteht. Es geht darum, daß ein Verlag mitmacht beim korrupten Schweigekartell.

Klaus Caesar
20.03.2020, 21:17
Naja, einen Verlag, der zwei Bücher aus verschiedenen Lagern veröffentlicht, würde ich jetzt nicht unmittelbar dem Schweigekartell zuordnen, sondern eher dem Druckekartell. Auch finde ich es recht sonderbar, wenn Autoren die Veröffentlichung des Buchs eines anderen Autors deshalb verhindern wollen, weil dieser "massiv meinungsunterdrückende Strategien" (Wucht) anwendet. Sorgfältig lesen und bei Bedarf mit gut begründeten Argumenten in Grund und Boden verreißen scheint mir die Strategie, die mit den Ideen der Aufklärung eher in Einklang zu bringen ist.

Klaus Caesar
20.03.2020, 21:24
Wenn Ronan Farrow in seinem Buch konkrete, belastbare Vorwürfe speziell gegen Woody Allen vorbringt, dann erschließt sich mir noch weniger, warum Kathrin nicht schreibt: Allen hat dieses und jenes Verwerfliche getan, sondern allgemein über "die Beweislage in solchen Fällen" raunt.

Ebbesand Flutwasser
20.03.2020, 22:00
Und was ist mit Moses (https://mosesfarrow.blogspot.com/2018/05/a-son-speaks-out-by-moses-farrow.html?m=1)? (Entschuldigung, wenn das schon wo verlinkt wurde, ich bin zu müde, um nachzublättern.)

Und mit den darin erwähnten zwei Untersuchungen zu Woody Allen und Dylan Farrow, die beide zu dem Schluss kamen, es gebe keine Beweise, dass der Missbrauch stattgefunden habe, die Aussagen Dylans wirkten auswendig gelernt?

Die Wucht
21.03.2020, 07:34
Ich habe mir anlässlich der ersten Lektüre des Offenen Briefs überlegt, ob man bei dem Thema Publikation der Woody-Allen-Biografie bei Rowohlt, ja oder nein, irgendwie an den Dilemmata "He said-she said" und "Vorverurteilung" vorbeikommt. Meine Ausführungen oben sind das Ergebnis. Ich habe auch noch andere Gründe gefunden, die ich vielleicht ein anderes Mal ausführe. Ich habe mich nicht mit den Argumenten des Offenen Briefs beschäftigt und habe das auch nicht vor (was keine unterschwellige Kritik ist). Ich hoffe für alle Unterzeichner und Unterzeichnerinnen, und zwar ernsthaft, es möge nichts in ihrem Leben geben, was nach einer Leiche im Keller aussieht. Die Anwälte von Allen und ihre Detektiv-Agenturen (!) arbeiten Farrow zufolge nicht allein mit sauberen und legalen Mitteln.

U_Sterblich
21.03.2020, 10:39
Bei Allen/Farrow sieht mir alles nach einer derart schrecklich dysfunktionalen Gemengelage aus, dass überhaupt nicht mehr auszumachen ist, wer da was manipuliert. Wahrscheinlich sind alle beteiligten Parteien mit Anwaltsarmeen und Detektiven unterwegs, und das seit Jahrzehnten, und vielleicht sind sie alle die Sorte von guten Lügnern, die ihre Lügen irgendwann tatsächlich glauben.

Darum schrieb ich auf FB auch über meine Polanski Lektüre, obwohl ich es für ganz falsch halte, das überhaupt zu vergleichen, ich will nicht Polanski mit Allen vergleichen, eher vergleiche ich meinen Blick von außen auf solch verstörende Verkettungen: Polanski z.B. ist ganz offensichtlich Täter und Opfer zugleich. Aber was sagt mir das? Es sagt mir, dass Menschen, die Schreckliches erlebt haben dadurch nicht zwangsläufig zu Sanftmütigen werden, sondern evtl. Störungen unterschiedlichster Art davontragen, siehe ganze Kriegsgeneration hierzulande. Was für eine Art Hau hat Allen, was für einen Farrow? Wissen wir nicht. Von den Beatles gibt es einen Song über Farrows Schwester ("Dear Prudence"), die anscheinend auch eine Reihe von schillernden Probleme hatte.

Oder, wie eine alte Freundin von mir zu sagen pflegt: "Manchmal ist das eine falsch und das andere aber auch!"

slowtiger
21.03.2020, 10:48
Polanskis "Ekel" ist immer noch einer der treffendsten Filme über #metoo und social anxiety überhaupt. Man könnte spekulieren, ob er da eigenes Verhalten reflektiert hat (Spoiler: eher unwahrscheinlich).

Ebbesand Flutwasser
21.03.2020, 11:49
Und weil Woody Allens Anwälte mit sauberen und unsauberen Mitteln arbeiten, verschwinden die Behauptungen über den Kindesmissbrauch trotz zweier im Sand verlaufener Untersuchungen in all den Jahren nicht aus den Medien, und deswegen erscheint sein Buch (vorerst und bei Hachette) nicht und das von Ronan Farrow aber schon. Das Geld für die Anwälte scheint mir verplempert.

Alberto Balsam
21.03.2020, 12:08
Doch, bei Rowohlt kommt das Buch, wenn es nicht die Viren vorher auffressen

maki
21.03.2020, 12:20
Mir kamen die Argumente des Offenen Briefs auch recht wacklig vor, allerdings war die dröhnende Pomposität mancher Reaktionen, die wegen einer Handvoll Rowohlt-Autoren gleich "WOODY ALLEN WIRD MUNDTOT GEMACHT" riefen, das Ende jeglicher künstlerischen Freiheit herannahen und einen Orwellschen Unrechtsstaat mit durch die Straßen patrouillierender Moralpolizei heraufziehen sahen, noch deutlich unangenehmer. Auch die von gewissen Personen, die anscheinend seit 2006 noch ein beleidigtes Hühnchen mit Kathrin und Sascha zu rupfen haben.

Saposcat
24.03.2020, 21:39
Morgen soll das Buch nun auf Deutsch erscheinen, und im Spiegel (https://www.spiegel.de/kultur/woody-allen-in-seiner-autobiografie-ueber-den-missbrauchsvorwurf-a-898feb40-04eb-4b3c-9f73-0bc7608f9c6a)wird schon mal bestätigt, dass sich Allen zu dem Missbrauchsvorwurf äußert, und zwar anscheinend sogar ziemlich ausführlich, auf über 50 Seiten. Das ist dann doch noch ein starkes Argument dafür, dass es Unfug wäre, die Veröffentlichung des Buches verhindern oder auch nur erschweren zu wollen: denn bisher wurde Allen ja gerade oft vorgeworfen, dass er sich NICHT zu dem Vorwurf äußern wollte und in Interviews mit großer Hartnäckigkeit entsprechenden Fragen auswich. Ich habe keine Ahnung, was und wem man da glauben soll, das Ganze wirkt allseitig unappetitlich, es gibt keine überprüfbaren Aussagen, aber ein Kuddelmuddel unschöner möglicher Motive für das öffentlich erkennbare Verhalten der Beteiligten. Eine Person aber auf nicht belegbare Aussagen zu ihrem Verhalten an einem bestimmten Tag hin moralisch zu ächten, heißt den Bogen schon wirklich überspannen.

Ebbesand Flutwasser
31.03.2020, 18:24
Und nun gibt es auch das Original zu kaufen. (https://www.amazon.de/gp/product/B0868XF2NL/ref=dbs_a_def_rwt_bibl_vppi_i1)

U_Sterblich
31.03.2020, 18:43
aber bitte im Buchladen bestellen. Vielleicht sogar ein ganz anderes Buch.

Die Wucht
01.04.2020, 15:23
"For Soon-Yi, the best. I had her eating out of my hand and then I noticed my arm was missing."

Alberto Balsam
01.04.2020, 15:41
das steht da drin? Oder erfindest Du das?

Die Wucht
01.04.2020, 15:49
https://www.nytimes.com/aponline/2020/03/24/us/ap-us-books-woody-allen-excerpts.html

knicklicht
01.04.2020, 16:07
Auch interessant: https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/29/brought-to-book-woody-allens-memoir-is-the-most-damning-indictment-yet

Alberto Balsam
01.04.2020, 16:11
das steht da drin? Oder erfindest Du das?

ok, dann ist das so verschwitzt altbacken "lustig" wie es eh in allen Allen Rezensionen steht, im heutigen Falter noch ene lustige Reze von Klaus Nü, wie schludrig schlecht die offenbar übereilte Übersetzung ist

elinor
01.04.2020, 16:50
Ich habe mir eine Leseprobe auf den Kindle schicken lassen und bin total konsterniert wegen der schlimmen Übersetzung. Also, selbst wenn man das Original nicht kennt, wird einem schnell klar, wie übel das übertragen wurde. Und abgesehen davon, scheint es auch tatsächlich ziemlich altbacken, wie old Alberto bereits anmerkte. Ich wollte es eigentlich aus Trotz lesen und gut finden. Wird wohl nichts draus.

maki
01.04.2020, 16:58
Was Klaus Nü darüber schreibt, klingt wirklich grauenvoll:

Die von vier Menschen wohl auch sehr eilig besorgte Übersetzung trägt zum Lektüremissvergnügen ein gerüttelt Maß bei. Sie ist von einer übersteuerten Humorigkeit, die man zuletzt in der Ehefrau-mit-Nudelholz-Bilderwitz-Ära angetroffen hat.

Es wimmelt von "Döspaddeln","Tranfunzeln" und "Flitzpiepen", ständig haut wer auf die Pauke oder leiert sich was aus den Rippen. Wenn der Protagonist zögert ("I hesitated"), heißt es: "Ich hatte Muffe","to have a good time" bedeutet offenbar, sich "einen Bunten machen". Und dann wäre da noch folgender Oneliner: "She had an hourglass figure and all I wanted to do was play in the sand."

Das schöne Wort "Stundenglasfigur" mag nicht das allergeläufigste sein, aber einen Witz dermaßen zu versemmeln, ist fast schon ein Kunststück: "Ich hatte einen Dackel, aber sie hatte zwei Möpse."

U_Sterblich
01.04.2020, 17:02
So ein Käse!

Alberto Balsam
01.04.2020, 17:03
(das sagen wir jetzt lieber alles Herrn Gärtner nicht, der hat wohl genug andere Sorgen grad, wir können ja so tun, als fänden wir Allen gar nicht mehr so gut, nach Zelig sind wir ausgestiegen, und hätten gar nicht mitgekriegt, dass es da so ein Buch gibt)

elinor
01.04.2020, 17:44
Nach dem, was Maki da zitiert, könnte man fast annehmen, Rainer Brandt hätte beim Übersetzen mitgemischt.

Frau H aus B
01.04.2020, 17:58
Wollt grad sagen, Elinor. Was hat den Verlag da geritten? Allen macht "lustige“ Filme, also ziehen wir der Übersetzung Clownsgaloschen an, der Leser will es so?

Klaus Caesar
12.08.2020, 15:46
Ich würde Margarete Stokowski wirklich gerne gut finden, sie ist im Privaten vermutlich ein sympathischer und angenehmer Mensch, sonst wäre ein hochrespektables Forumsmitglied nicht mit ihr verbandelt. Aber ach, wären da bloß nicht ihre Texte. So auch wieder ihre neue Spiegel-Kolumne (https://www.spiegel.de/kultur/cancel-culture-fuer-anfaenger-kolumne-zum-streit-um-lisa-eckart-a-2c3d06d6-0b3c-4dc3-858b-2ecd052a365a#), eine launige Erklärung des Begriffs "Cancel Culture".


"Cancel Culture" heißt also, manche Leute mögen manche Leute oder deren Arbeit nicht?

fragt sie rhetorisch, und antwortet:


Ja. Wobei "nicht mögen" hier heißt: Leute erkennen ein diskriminierendes Verhalten, etwa Frauenhass oder Antisemitismus, und kritisieren das.

Wenn dem so wäre, wäre ja alles in Ordnung, denn wer, wenn nicht ein reaktionärer Depp, wollte etwas gegen Kritik an diskriminierendem Verhalten haben? Aber Stokowski hat in Woody Allens Autobiographie nichts Diskriminierendes erkannt, sie hat sie auch nicht kritisiert, sie hat sie augenscheinlich nicht mal gelesen. Sie hat - mit Sascha, Kathrin und anderen - versucht zu verhindern, dass andere sie auf deutsch lesen und ggf. kritisieren können. Genau das ist mit "Cancel Culture" gemeint: nicht offene Widerrede im freien Diskurs, sondern Entzug von Wahrnehmungsmöglichkeiten für die Gegenseite. Natürlich weiß Stokowski das selber, im Gegensatz zu Sibylle Berg ist sie ja nicht blöd, sie tut bloß so. Und bei der Gelegenheit macht sie auch noch auf unschuldig:


Allerdings sind die allermeisten Menschen, die als Teil der "Cancel Culture" betrachtet werden, nicht in der Lage, irgendetwas zu verbieten, sondern sie kritisieren einfach bestimmte Werke, Kunstschaffende oder Institutionen (...)

Ich hege großes Misstrauen gegen Menschen, die ihre vorgebliche Machtlosigkeit als Argument anführen. Denn es spricht wenig dafür, dass sie ihre Grundsätze ändern, sobald sie in eine tatsächliche Machtposition gelangen. Aus all dem spricht ein autoritärer Geist, der unter vielerlei Misständen leidet; zuvörderst unter dem, anderen nicht so das Maul verbieten zu dürfen, wie er es gerne täte. Ich habe den Verdacht, dass manche sich den Kampf gegen Diskriminierung nur deshalb auf ihre Fahnen schreiben, weil das edler klingt als "Ich will, dass ich das Sagen habe und du nicht". So, und des reescht misch uff, und des wollt isch Ihne grad emal saache.

Kalfater
12.08.2020, 16:26
Vor paar Tagen in das Buch mal vorab reingelesen und in mir bis dato kaum bekannte Auftritte bei YouTube reingeschaut und noch gedacht: das ist so eine Idee von provokant um jeden Preis, aber auch schal eben. Und dass was darüberhinaus mir irgendwie fehlt: z.B. die Anarchie von Sargnagel oder der gute Analysekopf von Stokowski. (Heute dann beide mit Wortmeldungen dazu, hihi. Stokowski allerdings hier auch bisschen schwächer empfunden aus vielleicht ähnlichen Gründen wie Klaus.)

Die Wucht
12.08.2020, 16:46
Ich habe die Kolumne von Stokowski nicht gelesen, finde es aber gut die Möglichkeit zu haben sie zu lesen. Gut finde ich auch, dass der Mann aus Flottbeck offenbar Anschluss gefunden hat.


Sorgfältig lesen und bei Bedarf mit gut begründeten Argumenten in Grund und Boden verreißen scheint mir die Strategie, die mit den Ideen der Aufklärung eher in Einklang zu bringen ist.
Und wie war jetzt die Autobiografie von Allen, KC (http://www.hoeflichepaparazzi.de/forum/showthread.php?10781-Allen-Woody&p=505042&viewfull=1#post505042)?

Klaus Caesar
12.08.2020, 16:58
Wie bereits gesagt: Mir ist Woody Allen ziemlich egal, ich habe auch nicht vor, sein Buch zu lesen. (http://www.hoeflichepaparazzi.de/forum/showthread.php?10781-Allen-Woody&p=504950&viewfull=1#post504950) Und ich darf vermelden, dass es mir in der Zwischenzeit gelungen ist, mein Nichtvorhaben in die Nichttat umzusetzen. Ansonsten habe ich das Argument in #56, sollte es ein solches enthalten, nicht verstanden.

Die Wucht
12.08.2020, 19:17
Da sind keine Argumente drinnen, die kommen gleich. Ich habe nach Deiner Einschätzung der Biografie gefragt, da sie mich interessiert. Dass Du expressis verbis Dein Nichtlesen angekündigt hast, habe ich im Laufe der Monate, seit Du es schriebst, schlicht vergessen. So, wer liest jetzt die Biografie und setzt sich damit auseinander, wobei ich mir doch wünschen würde, die Einblickstiefe möge etwas über "Schlechte Übersetzung" - "Nee, gute Übersetzung!" hinaus gehen? Keiner, wa?

Zu den Argumenten:

Ich weiß nicht, was cancel culture ist und weiß es noch weniger, je mehr ich in den letzten Monaten darüber gelesen habe. Es scheint, jeder arbeite mit seinem eigenen, oft nicht klar dargelegten Begriff von cancel culture. Als Leserin muss man dann erst sieben und Puzzleteile zusammenlegen, eines davon heißt immer "Identitätspolitik". Vielleicht habe ich aber auch einfach noch nicht den entscheidenden Artikel gelesen. Hinweise, links, Lektüreempfehlungen sind willkommen. Bis dahin wurschtelt ich mich mit meinem Begriff von cancel culture durch und der geht so:

Wenn man auf dem Dorf im Supermarkt einkaufen war und da wurde man von der Verkäuferin/Inhaberin/Putztruppe nicht freundlich gegrüßt, dann ist man da nicht mehr hingegangen. Selbstverständlich sucht man in Nachbarn, Bekannten, Kolleginnen persönliche Intrigenberater, die sich ebenfalls empören, die Kunde verbreiten und nicht mehr in den Supermarkt gehen. Stattdessen geht man in einen Supermarkt im Nachbardorf, in dem alles viel besser ist. Bis man beim Kaffeetrinken die gute Bekannte trifft, die haarsträubende Geschichten über den für gut befundenen Supermarkt berichtet. Auf einmal müssen neue Intrigenberater her, ob man die gute Bekannte noch zum Kaffe einladen kann, wird überlegt und insgesamt, man kann's nicht anders sagen: Hat man den Salat, ums's mal auf Deutsch zu sagen. Eine ignore-Liste würde helfen, aber die gibt's im echten Leben nicht. Wobei auch das natürlich cancel culture wäre.

Nun taucht der Begriff cancel culture in einem sehr speziellen Zusammenhang auf, nämlich mit einem weltberühmten Filmemacher, der sich möglicherweise des sexuellen Kindesmissbrauchs an seiner Tochter schuldig gemacht hat und erwiesenermaßen ein Schweigekartell für dieses Thema in der Presse errichtet hat. Was macht man jetzt. Googeln, natürlich. Irgendwie will man ja wissen, "was dran ist oder nicht". Nun findet man viele Artikel dazu, und geht noch ahnungsloser als zuvor aus der Googlei wieder raus. Ich teile da U's Einschätzung, weiter oben. Ob das Geld für Anwälte, Detektive, geheime Non Disclosure Agreements vergebens ausgegeben wurde (so wie Ebbe es im Strang anführt), kann niemand von uns wissen. Die Geschichten sind im Giftschrank von Zeitungsredaktionen. Das und mehr ist nachzulesen bei Ronan Farrow, Catch and Kill. Farrow erhielt dafür den Pulitzer-Preis, der Preisvergabe ging (wie offenbar bei jeder Pulitzer-Preisvergabe üblich) umfangreiches Fact Checking voraus.

An der Stelle ist man also einen Schritt weiter: Allen errichtet ein Schweigekartell. Er macht exakt das, was Du, KC, bei Stokowski kritisierst

nicht offene Widerrede im freien Diskurs, sondern Entzug von Wahrnehmungsmöglichkeiten für die Gegenseite
. Läuft hier jeder Mann Gefahr, schutzlos dem Vorwurf des sexuellen Kindesmissbrauchs ausgeliefert zu sein, bedroht mit der Aussortierung aus der zivilisierten Welt? Nein. Männer, die im Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauchsvorwürfen Schweigekartelle errichten, müssen mit Kollegenschelte und Verweigerung der Zusammenarbeit rechnen. Das war die Strategie der Hachette- und Rowohlt-Mitarbeiter, die ihren Verlag zur nicht-Veröffentlichung der allen-Biografie bewegen wollten.

Ob die Strategie richtig war, weiß ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass es im Umgang mit sexuellem Kindesmißbrauch zu wenig legale und wirksame Mittel gibt. Laut WHO ist pro Schulkasse von ein bis zwei betroffenen Kindern auszugehen (Quelle (https://www.hilfeportal-missbrauch.de/informationen/uebersicht-sexueller-missbrauch/zahlen-und-fakten.html)). An den bisher bestehenden Grenzen von Gesetz und gesellschaftlicher Konvention zu rühren um Kinder zu schützen, ohne in die Falle der Selbstermächtigung, Lynchjustiz oder Vorverurteilung zu tappen, tja, muss man sehen, wie das gehen wird. Mit Zensur-Getröte und Moralkeule-Einwänden kommt man jedenfalls nicht weiter (das kam nicht von KC sondern anderen).

Freewheelin_Biller
12.08.2020, 20:15
KC, soll der letzte Satz hessisch sein? Dann müsste aus dem ma ein misch werden.

lacoste
12.08.2020, 20:17
Ich freu mich auf den Moment, an dem ich Wucht zum ersten Mal mit ernstem Blick irgendwo im Fernsehen bei einer Anwaltsserie sehe. Schwadronierend.

Klede
12.08.2020, 21:56
Mir geht's wie Kalfater, Lisa Eckhart bei Youtube keine zwei Minuten ertragen, es gibt nicht einen Witz, einen Gedanken, es ist so öde und fad. Das gleiche Problem ja auch bei Dieter Nuhr. Aber natürlich sollen die beiden ihren Quatsch erzählen, bin ich voll dafür. Sonst würde man solche Perlen der deutschen Prosa nicht lesen können: "Großmutter starb kurz nach meiner Geburt. Ich war bereits vier Tage alt, verweigerte aber seit der Entbindung jede selbst- ständige Körperfunktion. Offenbar sah ich nicht ein, von der aus- reichend unwürdigen Existenz eines uteralen Mitessers sogleich mit der nächsten Unzumutbarkeit des menschlichen Daseins konfrontiert zu werden – jener, fortan tagtäglich zu koten, die herrlichsten Speisen zu Stuhl zu entstellen und in Scham zurück- gezogen aus meinem Leib zu exorzieren. Ich wollte nicht wahrha- ben, dass meine neugewonnene Würde als Körpereigentümer mit solch einer Abscheulichkeit verbunden sein sollte. Wie kann es dem Mensch gelingen, einst zu reinem Geist zu werden, sich den Göttern gleich zu machen und die Gestirne zu Boden zu ringen, wenn er doch metertief durch Dung stakst?"

Woody Allen hat übrigens eine sehr, sehr gute Webseite, auf der man auch seine Originaldrehbücher lesen kann, sehr spannend, tolles Material dabei. Die Biographie habe ich noch nicht gelesen.

knicklicht
12.08.2020, 22:01
Ich versteh die Pointe nicht, lacoste.

Herr Genista
12.08.2020, 22:09
Fürs Protokoll, als Datenpunkt: ich hab die Biografie angefangen und wegen massiven Desinteresses und verschnarchter Selbstverliebtheit des Autors sogleich wieder damit aufgehört.

Und als Datenpunkt zu Cancel-Kultur: der Kulturkritiker Stefan Mesch schrieb grade sinngemäß auf Twitter "jemand aus dem Kulturbetrieb findet The Last Jedi nicht gut. Direkt geblockt, stolz auf mich". Ich antwortete, dass es ja durchaus möglich ist, den Film sachlich schlecht zu finden, weil er erzählerisch so einiges versemmelt. Zack, war auch ich geblockt und auf Facebook entfreundet, inklusive eines herzhaften "Fuck You" zum Abschied, mit dem Hinweis, dass auch böse Menschen den Film kritisieren und ich das doch wohl wissen müsse.

Der ganze Vorgang riecht auch mir sehr nach Dorf und doof, befremdet mich aber mehr. Ich weiß nicht, ob und wie das mit Cancel Kultur zusammenhängt, aber der spürbare Drang auf allen Seiten, abweichende Stimmen abzuschaffen, missfällt mir erheblich.

l_tu
12.08.2020, 22:24
Mich wundert, wie überhaupt irgendjemand so überzeugt irgendwas behaupten kann, dass das möglicherweise ein Generationenphänomen sei und man selbst endlich nicht mehr jung ist, aber das dachte ich am Nachm8ttag, iM Moment hab ich 6 Bier getrunken, der Freund, den ich heut vor 1 Jahr an diesem Tisch getroffen hab, sucht Grad einen Bankomat, ich tät sagen, die jungen Frauen wissen möglicherweise Sachen, die wir Mittleren nicht wissen, und die Alten wissen nochmal was anderes
. Und umgekehrt. Muss das nicht so sein?

elinor
13.08.2020, 00:02
Weil es außer Herrn Genista wohl keiner gelesen hat, zitier ich mal, was ich bei Goodreads über Allens Autobiographie geschrieben habe.

>Ich "musste" es natürlich lesen, weil ich mir nicht vorschreiben lasse, es nicht zu tun. Aber, ach, wasted time. Was hatte ich eigentlich erwartet? Zumindest nicht das, was sich mir darbot. Ich weiß gar nicht, womit ich beginnen soll. Vielleicht mit dem Sound, ziemlich unerträglich auf die Dauer. Zum größten Teil wie Stand-Up-Comedian-Gequassel. Vielleicht kann man es zum Teil auch auf die unmögliche Übersetzung schieben, die, selbst wenn man nicht im Original nachschlagen kann, als katastrophal zu bezeichnen ist. Wie ich schon andernorts schrieb, da hätte man gleich Rainer Brandt ranlassen können.
Ich habe nach Beendigung der Lektüre nicht im geringsten das Gefühl, etwas über Woody Allen erfahren zu haben, nur über Woody Allen die Kunstfigur. (Ok, vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt.) Mich hat komischerweise vor allem seine Kindheit interessiert - alles gewitzeltes Wortgeklingel. Aber vielleicht bin ich da von Roald Dahl verwöhnt worden, dessen Erinnerungen ich auch gerade lese. Bei Woody keine Spur von Tiefgang. Allen hat so viele wunderbare Filme gedreht, manche würde ich fast als genial bezeichnen (vor allem, wenn er nicht selbst mitspielte, haha), so liebevoll und auch, sorry, empfindsam. Nichts davon klingt in diesen Memoiren an.
Ich gehöre zu denjenigen, die auf "im Zweifel für den Angeklagten" bestehen, aber auch was er über den bewussten Vorfall und seine Gemahlin schreibt – leider alles sehr unsympathisch und unangenehm. Nein, mit diesen Aufzeichnungen hat er letztlich niemanden einen Gefallen getan.<

Klaus Caesar
13.08.2020, 13:49
Wucht: "Er macht exakt das, was Du, KC, bei Stokowski kritisierst." - Wenn dem so ist, dann heißt das umgekehrt: Stokowski macht exakt das, was sie, Stokowski, bei Allen kritisiert. Eben das ist mein Problem. Ich bin ja, wie gesagt, gar nicht Team Allen. Ich bin Team Saubere Argumentation. Und anders als Kalfater sehe ich Stokowski nicht als "guten Analysekopf" - in ihren guten Momenten, in ihren besseren Texten ist sie das, ja, aber eben deshalb nervt mich ihr Hang zur Selbstgerechtigkeit und die Neigung, sich die Dinge so hinzudrehen, wie sie's gerade braucht.

Sie hätte sagen können: "Allen ist ein fieser Möpp, der ein Schweigekartell errichtet hat, die Beweise finden sich hier und hier. Deshalb habe ich mir seine Autobiographie sehr genau angeschaut und erkläre euch jetzt, warum ich das Buch schlecht, verlogen und sonstwas finde. Ihr könnt's auch selber nachlesen, wenn ihr wollt, aber ich rate davon ab." Einen solchen Text von ihr hätte ich mit Interesse gelesen. Gut möglich, dass er mich überzeugt hätte.

Sie hätte auch sagen können: "Cancel Culture bedeutet, dass es manchen Menschen schwerer gemacht werden soll, ihre Ansichten öffentlich zu verbreiten. Es ist zwar nicht schön, Meinungen zu unterdrücken, aber wir reden hier von sehr bösen Menschen mit sehr bösen Ansichten, deshalb ist es okay und dient der Weltverbesserung, denen das Mikro abzudrehen." Da würde ich sogar zum Teil zustimmen. Ich habe selber schon YouTube- und Facebook-Kommentare gemeldet und deren Löschung erreicht. Da ging's etwa darum, dass die jüdische Rasse jetzt aber mal wirklich gründlich vernichtet gehört. In solchen Fällen sage auch ich: Hello Cancel Culture, tschüß freie Rede, der Scheiß kann weg. Freilich führt das sofort zu heiklen Fragen der Grenzziehung, über die es sich herrlich diskutieren lässt.

Stokowski sagt aber weder das eine noch das andere, sondern sie behauptet, Cancel Culture bedeute, diskriminierendes Verhalten zu kritisieren. Auch wenn der Begriff schwammig ist: Nein, das bedeutet er eindeutig nicht. Das ist eine gezielte Begriffsvernebelung, ungefähr vergleichbar mit dem Satz: "Da werden besorgte Bürger gleich als Nazi beschimpft, bloß weil sie sich erlauben, die Flüchtlingspolitik der Regierung zu kritisieren" - wenn es nicht um Kritik an einer politischen Entscheidung, sondern um einen Anschlag auf ein Flüchtlingsheim geht.

Lisa Eckhart interessiert mich gar nicht.

Biller: Danke für den Hinweis, ist korrigiert.

Die Wucht
13.08.2020, 22:03
Wucht: "Er macht exakt das, was Du, KC, bei Stokowski kritisierst." - Wenn dem so ist, dann heißt das umgekehrt: Stokowski macht exakt das, was sie, Stokowski, bei Allen kritisiert. Eben das ist mein Problem.


Ja, türlich! Da sind wir einer Meinung. Es würd mich nicht wundern, gäbe es im WWW bereits ein Forum mit dem Strangtitel "My cancel culture is better than yours!", bei denen die Extremisten mit ad hominem argumentieren und die Gemäßigten mit der Wahrnehmungsmöglichkeit. Die Gemäßigten werden als erste von den Extremisten geblockt. Die Extremisten blocken sich auch, lesen sich aber trotzdem weiter. Nächste Postings sind nonmentions oder generalisierte Kritik.

Dennoch wird man nicht daran vorbeikommen, sich Anlass und Folge der jeweiligen cancel-culture-Situation anzugucken. Eine Kaufboykott in einem Supermarkt (Folge), weil man dort unfreundlich gegrüßt wurde ist ein anderer Anlass zu canceln als das Nichtverlegen der Autobiografie eines weltberühmten Mannes (Folge), der sich möglicherweise des sexuellen Kindesmissbrauchs schuldig gemacht hat (Anlass). Das beides ist wiederum etwas ganz anderes als das Blocken eines Social-Media-Kontakts (Folge) wegen des Dooffinden eines Films (Anlass).

Nochmal etwas anderes ist es, volksverhetzende Kommentare bei fb zu melden (Anlass) und deren Löschung zu veranlassen (Folge): Volksverhetzung ist ein Straftatbestand, der es erlaubt in die Meinungsfreiheit einzugreifen. Der Argumentations-, Begriffsfindungs- und Abwägungsstress, den man sich aktuell bei den vorgenannten Themen macht, ist bei Volksverhetzung nicht mehr nötig. Das wurde vom Strafgesetz für diesen besonderen Fall entschieden. Den Melde-Button bei fb anzuklicken, ist nicht cancel culture sondern "Widerstand light" (frei nach MGoldt).

Ich bin Team Allen und Team Stokowski, und zwar "Team jeder zweite bis dritte Allen-Film" und "Team Stokowski als feministische Humor-Twitterin". Ich lese fast nie den Spiegel, kenne also fast keine Kolumne von ihr. KC, Du wirst Dir leider jemand anders suchen müssen, wenn Du Dich wegen Stokowski kloppen willst. Kalfater, vielleicht?

Benzini
13.08.2020, 22:31
Lisa Eckhart ist der Fips Asmussen der 20er. Ich verstehe nicht was Klede da wieder für einen Quatsch zusammenmeint.

Kalfater
14.08.2020, 05:22
„Ist ein guter Analysekopf“ vs. „Ist in ihren guten Momenten, in ihren besseren Texten ein guter Analysekopf“ ist mir zu popelig als Dissens fürs Klaus-Massakrieren. Wär was anderes, wenn er was gegen Fanta sagt.

Die Wucht
14.08.2020, 07:13
Ja. Das wäre total krass.

Klaus Caesar
14.08.2020, 07:24
Fanta ist blöd.

Kalfater
14.08.2020, 07:38
Dein Haus hat ein Loch, Klaus Caesar!

Klingeltonk
14.08.2020, 14:24
Ihr seid wie alte Kavalleriepferde beim Klang der Regimentstrompete.

Die Wucht
14.08.2020, 15:35
Schon das zweite Mal in diesem Strang, dass ich nicht weiß, ob ich verspottet oder gelobt werde. Erst Lacoste, jetzt Klingel.

Klede
14.08.2020, 21:15
"Lisa Eckhart ist der Fips Asmussen der 20er." Köstlich!

Herr Weber
15.08.2020, 17:12
Zu Posting # 54: Ich habe zwar keine Ahnung, wer Margarete Stokowski ist, interessiere mich aber rasend dafür, mit welchem "hochrespektablen Forumsmitglied" sie verbandelt ist. Das Buch von Woody Allen habe ich übrigens gelesen und für gut befunden. Ich bin allerdings auch ein sehr großer Fan von Rainer Brandt.

Elpenor
15.08.2020, 17:28
Schau mal auf ihre Wikipediaseite Herr Weber, falls die noch aktuell ist, bin nämlich gar nicht so sicher, dass derjenige im Forum angemeldet ist.

Herr Weber
15.08.2020, 17:31
Oh, vielen Dank. Nein, dieser nette und durchaus hochrespektable Herr ist meines Wissens nicht im Forum angemeldet. Aber was weiß ich schon? Vielleicht hat er ja ein Pseudonym!

U_Sterblich
15.08.2020, 20:23
Vielleicht war er hier nur mal Praktikant?

Ebbesand Flutwasser
16.08.2020, 09:18
Ich habe es immer noch nicht geschafft, die Autobiographie von Woody Allen zu lesen.

Wenn sie aber schlecht geschrieben ist, würde mich das nicht wundern; nein, ich erwarte es sogar. Denn Woody Allen hat einige großartige Filme gemacht, ich habe ihn als Schauspieler gern gesehen, aber seine Prosatexte waren schon immer fürchterlich. Wie groß war meine Enttäuschung als junger Allen-Fan, als ich Ohne Leit kein Freud oder einen anderen Sammelband mit Erzählungen von ihm bei 2001 gekauft habe. Als Prosaautor ist er in seiner 60er-Jahre-Stand-Up-Phase hängengeblieben.

Einzig in Deconstructing Harry – meinem Lieblingsfilm von Allen, würde ich sagen – haben seine Stories nicht genervt. Dieser Film vereint nämlich den mittleren bis älteren Woody Allen und den jungen: Es ist ein Beziehungsfilm, aber seine Titelfigur ist Verfasser von eben den muffigen, mit Anspielungen auf Freud durchsetzten, komisch gemeinten Geschichten.

Außerdem verarbeitet Deconstructing Harry die Trennung von Mia Farrow mit allem Getöse drumherum (oder sagen wir so: Es kommt zeitlich hin, dass es so ist; ob das Drehbuch vielleicht schon früher entstanden ist, weiß ich nicht, vielleicht wird es mir die Autobiographie verraten, wenn ich sie denn doch endlich eines Tages lese). Der von Allen selbst gespielte Harry ist das Arschloch, als das Allen in der öffentlichen Darstellung der Trennung präsentiert wird.

Er zeigt darin aber auch auf seine Weise Verständnis dafür, dass es, wenn auch nicht verboten, aber für die ehemalige Lebenspartnerin schwierig ist, wenn ausgerechnet ihre Adoptivtochter ihre Nachfolgerin wird. Im Film ist Harrys Frau Psychoanalytikerin und konfrontiert ihn damit, dass er mit einer ihrer Patientinnen geschlafen hat, obwohl doch ein besonderes Schutzverhältnis zwischen Ärztin und Patientin vorliegt. Seine Erwiderung: Wir gehen ja schon lange nirgends mehr hin, wo sonst außer in deiner Praxis hätte ich Frauen treffen sollen? Woraufhin seine Frau, gespielt von Kirsty Alley, heult und spuckt und kreischt, dass es wohl unglaublich sei, dass er nun ihr anlasten wolle, keine Gelegenheiten zu erhalten, Frauen zum Fremdgehen kennenzulernen. Kirsty Alley spuckt und heult und kreischt übrigens sehr gut.

*Deconstructing Harry* schafft dann noch eine weitere Umdrehung, weil die Personen, meist Frauen, aus Harrys Leben ihm vorwerfen, ihr Privatleben rücksichtslos in seiner Kunst (den läppischen Erzählungen) zu verwursten, und Woody Allen genau das in diesem Film ja auch tut. Lieblingsfilm, hatte ich das schon gesagt?