tomate
13.08.2001, 22:32
Hallo, ich bin neu hier! Das Forum ist ja wie für mich geschaffen, Promis treffen ist nämlich meine Spezialität (natürlich nur zufällig) ;-) Ich möchte hier eine kleine Geschichte zum Besten geben, die das Thema sogar etwas verschärft: LEGENDEN treffen. Ich bin ja ein Kind der 80er und habe in meinem Leben einiges an Punkrock rezipiert. Jedenfalls trug es sich vor einigen Jahren zu, dass mein Companero B. mich anrief und meinte, der Legendary Stardust Cowboy spiele an diesem Abend in der Parochial-Kirche (altehrwürdige Kirche in Berlin-Mitte). Der Mann war mir bis dato kein Begriff, aber B. trägt den Beinamen 'der Mann der großen Zahlen'. Nicht nur dass B. mit Mitte 30 seit geschlagenen 20 Jahren mit derselben Frau zusammen ist, nein, er besitzt auch tausende Trash-Film-Videos, kann Gitarren-Feedbacks mit 40000 Hz spielen und hat eben auch Tausende von Schallplatten (natürlich Vinyl). Ich wurde also aufgeklärt, dass der Legendary Stardust Cowboy ein Country-Chaot aus den 60ern ist, der eigentlich nur atonal rumblökt und 50% eines Songs lang ins Mikrophon rülpst. Klang gut. Aber das war nicht alles: die DEAD KENNEDYS sollten ihn begleiten (Ihr erinnert Euch hoffentlich, Ihr alten 80er-Hasen: Fresh Fruit for Rotten Vegetables und so). Wahnsinn, nischt wie hin!
Wir laufen da also an jenem lauschigen Sommerabend ein und finden ein kleines Häufchen von 20 unsicher dreinblickenden Zeitgenossen in einer ansonsten menschenleeren Strasse vor der Kirche vor, alle mit der 'vielleicht sind wir ja nur einer großen Zeitungsente aufgelaufen'-Miene. Wir stellten uns dazu und guckten genau so blöd, aber da bog schon ein älterer Herr mit grauem Haarkranz in astreinem Cowboy-Outfit (Lederschlaghosen, Lederweste und passende Kopfbedeckung) mit Trompete unterm Arm um die Ecke und stiefelte in die Kirche. Die Gemüter erhellten sich! Der schwache Zulauf war wohl auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Veranstaltung im Stadtmagazin unter Klassik einsortiert war - und da guckt ja ein ordentlicher Punkrocker nicht rein.
Irgendwann wurden wir von einer Mittfünfziger-Kirchen-Angestellten reingelassen und verteilten uns in den Kirchenbänken. Und denn gings los: der Cowboy rülpste, blökte und jodelte, was das Zeug hielt und lies zur Freude aller gen Ende seine Cowboy-Hosen fallen, um uns seine Schießer-Feinrip-Unterwäsche zu präsentieren. Dann wackelte er mit runtergelassenen Hosen, wie jemand, der gerade auf dem Klo saß und zum Telefon stürzt, aus der Kirche raus und war verschwunden. Die Band wurde vorgestellt: es waren dann zwar nicht alle Dead Kennedys, sondern nur der Bassist, aber immerhin! Der Moderator verkündete dann, dass der Herr nicht mehr reinkommen würde, sondern draußen Autogramme zu verteilen gedenke. Alle 20 stürzten nach draußen und belagerten den Cowboy. Und alleine in der Ecke komplett ignoriert vom Pöbel stand Klaus Flouride, der Held meiner Jugend, im schwarzen Anzug, inzwischen etwas angegraut und vielleicht ganze 1,60m groß. Vermute mal, daß er deutsche Vorfahren hat, die in USA vor einigen Generationen die erste Zahnpasta-Fabrik aufgemacht haben. Ich fasse mir also ein Herz, ziehe aus der Masse raus zu ihm rüber und bitte ihn um ein Autogramm. Er läuft rot an, macht einige Bücklinge vor mir, und ich fürchte fast, dass er gleich verlegen wegrennt. Aber nein, ein echter Punkrocker hat keine Angst vor großen Frauen. Er greift Stift und Zettel und kritzelt seinen Otto auf das Blatt und vergißt tatsächlich nicht, einen schwungvollen Kreis um das A zu malen. Schallendes Gelächter bricht in meinem Innern aus, ich denke 'ha, einmal Anarcho immer Anarcho, der Mann hat Prinzipien' und bedanke mich höflich.
Die Veranstaltung löste sich dann recht schnell auf, aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende: am nächsten Tag fahre ich mittags U-Bahn, steige Möckernbrücke aus und wem laufe ich fast direkt in die Arme?! Zahnpasta-Klaus mutterseelenallein!! Diesmal sind wir beide rot angelaufen. Was hätte aus dieser Situation alles werden können?! 'Come on, Klaus, I'll show you the best places of this wonderful town!' - wir hätten zusammen übern Kudamm pilgern können, im Souvenir-Laden eine Fuji-Einweg-Kamera erwerben und im Kranzler-Eck ein gepflegtes Pils heben können. Dann hätten wir die Servierin gebeten, ein Foto von uns zu schießen, nachdem wir mit Edding ein großes A mit Kreis auf die Tischdecke gemalt hätten. Vielleicht hätte ich auch schnell Zahlen-B. und unseren Schlagzeughasen A. angerufen, um mit Klaus in einer kleinen Jam-Session 'Holiyday in Cambodia' zu intonieren. Hätte, hätte, hätte!! Hätte der Hund nicht geschissen, hätt' er den Hasen gekriegt, pflegte mein Opa immer zu sagen. Jedenfalls hatten wir wohl beide die Hosen voll und die Begegnung ging über ein gegenseitiges Anlächeln und ein schwaches grüßendes Handheben nicht hinaus. Tja, das war's dann. Mit Bassisten habe ich's ja, ich könnte Euch auch noch erzählen, wie ich vor Jahren den Bassisten von Fehlfarben in meinem Hof an der Mülltonne getroffen habe oder wie ich mit dem Bassisten von den Toten Hosen (verdammte scheiss Combo) gefingerhakelt habe - aber das sprengt hier vielleicht doch den Rahmen!
Wir laufen da also an jenem lauschigen Sommerabend ein und finden ein kleines Häufchen von 20 unsicher dreinblickenden Zeitgenossen in einer ansonsten menschenleeren Strasse vor der Kirche vor, alle mit der 'vielleicht sind wir ja nur einer großen Zeitungsente aufgelaufen'-Miene. Wir stellten uns dazu und guckten genau so blöd, aber da bog schon ein älterer Herr mit grauem Haarkranz in astreinem Cowboy-Outfit (Lederschlaghosen, Lederweste und passende Kopfbedeckung) mit Trompete unterm Arm um die Ecke und stiefelte in die Kirche. Die Gemüter erhellten sich! Der schwache Zulauf war wohl auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Veranstaltung im Stadtmagazin unter Klassik einsortiert war - und da guckt ja ein ordentlicher Punkrocker nicht rein.
Irgendwann wurden wir von einer Mittfünfziger-Kirchen-Angestellten reingelassen und verteilten uns in den Kirchenbänken. Und denn gings los: der Cowboy rülpste, blökte und jodelte, was das Zeug hielt und lies zur Freude aller gen Ende seine Cowboy-Hosen fallen, um uns seine Schießer-Feinrip-Unterwäsche zu präsentieren. Dann wackelte er mit runtergelassenen Hosen, wie jemand, der gerade auf dem Klo saß und zum Telefon stürzt, aus der Kirche raus und war verschwunden. Die Band wurde vorgestellt: es waren dann zwar nicht alle Dead Kennedys, sondern nur der Bassist, aber immerhin! Der Moderator verkündete dann, dass der Herr nicht mehr reinkommen würde, sondern draußen Autogramme zu verteilen gedenke. Alle 20 stürzten nach draußen und belagerten den Cowboy. Und alleine in der Ecke komplett ignoriert vom Pöbel stand Klaus Flouride, der Held meiner Jugend, im schwarzen Anzug, inzwischen etwas angegraut und vielleicht ganze 1,60m groß. Vermute mal, daß er deutsche Vorfahren hat, die in USA vor einigen Generationen die erste Zahnpasta-Fabrik aufgemacht haben. Ich fasse mir also ein Herz, ziehe aus der Masse raus zu ihm rüber und bitte ihn um ein Autogramm. Er läuft rot an, macht einige Bücklinge vor mir, und ich fürchte fast, dass er gleich verlegen wegrennt. Aber nein, ein echter Punkrocker hat keine Angst vor großen Frauen. Er greift Stift und Zettel und kritzelt seinen Otto auf das Blatt und vergißt tatsächlich nicht, einen schwungvollen Kreis um das A zu malen. Schallendes Gelächter bricht in meinem Innern aus, ich denke 'ha, einmal Anarcho immer Anarcho, der Mann hat Prinzipien' und bedanke mich höflich.
Die Veranstaltung löste sich dann recht schnell auf, aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende: am nächsten Tag fahre ich mittags U-Bahn, steige Möckernbrücke aus und wem laufe ich fast direkt in die Arme?! Zahnpasta-Klaus mutterseelenallein!! Diesmal sind wir beide rot angelaufen. Was hätte aus dieser Situation alles werden können?! 'Come on, Klaus, I'll show you the best places of this wonderful town!' - wir hätten zusammen übern Kudamm pilgern können, im Souvenir-Laden eine Fuji-Einweg-Kamera erwerben und im Kranzler-Eck ein gepflegtes Pils heben können. Dann hätten wir die Servierin gebeten, ein Foto von uns zu schießen, nachdem wir mit Edding ein großes A mit Kreis auf die Tischdecke gemalt hätten. Vielleicht hätte ich auch schnell Zahlen-B. und unseren Schlagzeughasen A. angerufen, um mit Klaus in einer kleinen Jam-Session 'Holiyday in Cambodia' zu intonieren. Hätte, hätte, hätte!! Hätte der Hund nicht geschissen, hätt' er den Hasen gekriegt, pflegte mein Opa immer zu sagen. Jedenfalls hatten wir wohl beide die Hosen voll und die Begegnung ging über ein gegenseitiges Anlächeln und ein schwaches grüßendes Handheben nicht hinaus. Tja, das war's dann. Mit Bassisten habe ich's ja, ich könnte Euch auch noch erzählen, wie ich vor Jahren den Bassisten von Fehlfarben in meinem Hof an der Mülltonne getroffen habe oder wie ich mit dem Bassisten von den Toten Hosen (verdammte scheiss Combo) gefingerhakelt habe - aber das sprengt hier vielleicht doch den Rahmen!