SecretSquire
12.08.2001, 22:07
An einem dieser zahlreichen harmlosen Tage des Jahres begegnete mir auf der
Josefstädter Straße in Wien der Kabarettist Thomas Maurer. Freilich begegnete er mir nicht im üblichen Sinne; wir zogen keineswegs voreinander den Hut, was nicht nur daran lag, dass wir keine Hüte trugen, sondern weiters darin begründet ist, dass Herr Maurer mich nicht kennt. Also, genauer geschrieben, begegneten wir uns nicht, sondern kamen uns entgegen. Ich hatte eben kleine Einkäufe erledigt, und war in nachdenklicher Stimmung, während Thomas Maurer sich durch eine tief intonierte Plapperei mit sich selbst zu stimulieren schien. Keine Ahnung, ob er für sein neues Kabarettprogramm übte oder sich selbst durch den Kakao zog; ich bin davon überzeugt, dass es einfach seine Natur sei, fröhlich plappernd durch die Straßen zu ziehen, und sich selbst darüber zu vergessen, während die vorbeikommenden Passanten ihn in voller Größe beobachten konnten. Allerdings taten die guten Passanten so, als gäbe es den fröhlich plappernden Thomas Maurer gar nicht. Dabei war er es, und ich konnte mir ein Lächeln darüber nicht verkneifen, dass der Kabarettist mit so einem positiven Gemüt ausgestattet ist. Ich muss sogar zugeben, dass ich ihn für diese offen zur Schau getragene Fröhlichkeit bewunderte. So oft kommt es vor, dass einem missvergnügte Menschen in die Quere kommen, die sich selbst nicht in den Spiegel schauen können, und dann also der heitere Thomas mit seiner herrlichen Selbstparodie.
Ich war geneigt, mir diese Szene zum Anlassfall zu nehmen, mal wieder über die Frage des Lebensglückes nachzudenken. Maurer wirkte aber nicht nur glücklich, sondern ebenso zufrieden mit seinem Stand in dieser so grausamen Welt. Sieht so der moderne Clown aus, dachte ich bei mir. Ist der moderne Clown ein Mensch, der sein Glück in beide Hände nimmt, und mögliches Missvergnügen mit der großen Zehe aus dem Weg kickt? Mir schien es so, als lebte Maurer in seinem eigenen Universum, wobei er mich gar nicht überraschenderweise an den tollpatschigen Mister Bean erinnerte. Die Ähnlichkeit war mir zuvor nie so bewusst gewesen, aber nunmehr war es eindeutig, dass Thomas Maurer mit Leichtigkeit den Stuntman für Rowan Atkinson im Bean-Film hätte spielen können, wenn nicht schon einer engagiert gewesen wäre. Gar nicht weit entfernt von dem Schauspiel, das Maurer zum Besten gab, war dick auf eine Litfasssäule das Plakat über die beiden echten Österreicher Maurer und Scheuba aufgetragen. Das Publikum wäre jedoch zu klein gewesen, sodass der begnadete Kabarettist Werbung in eigener Sache hätte machen wollen.
Der Positivismus des Herrn Maurer projizierte sich für wenige Minuten auch in meine Seele. Buchstäblich infiziert von so viel engagierter Selbsttreue trat ich viel bedachter, und luftiger mit meinen Schuhen auf dem hässlichen Asphalt auf, um so wenig wie möglich unschuldige Ameisen in den Tod zu treiben. Ich war gut aufgelegt, fühlte so etwas wie eine innere Harmonie, die vollkommen ungetrübt in mir waltete. Ja, das ist also die Aufgabe des Komikers bzw. Kabarettisten, die Menschen durch eigenes Vorbild zu einer neuen Sichtweise der Welt zu animieren. Thomas Maurer kennt die Menschen, er kennt die Arschlöcher und Speichellecker unter ihnen genau so wie die ewigen Verlierer und traurigen Clowns oder die schlechten Schauspieler und harmlosen Mitläufer. Sie sind ihm alle bekannt. Und die vielen Probleme der Welt mit den Menschen sind ihm ebenso ein Begriff. Und dennoch wagt er es, fröhlich zu sein mitten am Tage in einer Stadt wie Wien, wo es so leicht fällt, den Raunzern und hoffnungslosen Pessimisten zu begegnen. Er erschien mir wie ein fröhlicher Geselle unter vielen vom Tagwerk zerschlagenen Menschen; wie ein fröhlicher Augustin inmitten einer verpesteten, zerstörten Welt. Er plapperte Worte, die wohl niemand außer er selbst verstand; aber er tat dies mit sehr viel Liebe und Verständnis für sich selbst. Seitdem lese ich sogar hie und da seine Kolumnen im Kurier.
Josefstädter Straße in Wien der Kabarettist Thomas Maurer. Freilich begegnete er mir nicht im üblichen Sinne; wir zogen keineswegs voreinander den Hut, was nicht nur daran lag, dass wir keine Hüte trugen, sondern weiters darin begründet ist, dass Herr Maurer mich nicht kennt. Also, genauer geschrieben, begegneten wir uns nicht, sondern kamen uns entgegen. Ich hatte eben kleine Einkäufe erledigt, und war in nachdenklicher Stimmung, während Thomas Maurer sich durch eine tief intonierte Plapperei mit sich selbst zu stimulieren schien. Keine Ahnung, ob er für sein neues Kabarettprogramm übte oder sich selbst durch den Kakao zog; ich bin davon überzeugt, dass es einfach seine Natur sei, fröhlich plappernd durch die Straßen zu ziehen, und sich selbst darüber zu vergessen, während die vorbeikommenden Passanten ihn in voller Größe beobachten konnten. Allerdings taten die guten Passanten so, als gäbe es den fröhlich plappernden Thomas Maurer gar nicht. Dabei war er es, und ich konnte mir ein Lächeln darüber nicht verkneifen, dass der Kabarettist mit so einem positiven Gemüt ausgestattet ist. Ich muss sogar zugeben, dass ich ihn für diese offen zur Schau getragene Fröhlichkeit bewunderte. So oft kommt es vor, dass einem missvergnügte Menschen in die Quere kommen, die sich selbst nicht in den Spiegel schauen können, und dann also der heitere Thomas mit seiner herrlichen Selbstparodie.
Ich war geneigt, mir diese Szene zum Anlassfall zu nehmen, mal wieder über die Frage des Lebensglückes nachzudenken. Maurer wirkte aber nicht nur glücklich, sondern ebenso zufrieden mit seinem Stand in dieser so grausamen Welt. Sieht so der moderne Clown aus, dachte ich bei mir. Ist der moderne Clown ein Mensch, der sein Glück in beide Hände nimmt, und mögliches Missvergnügen mit der großen Zehe aus dem Weg kickt? Mir schien es so, als lebte Maurer in seinem eigenen Universum, wobei er mich gar nicht überraschenderweise an den tollpatschigen Mister Bean erinnerte. Die Ähnlichkeit war mir zuvor nie so bewusst gewesen, aber nunmehr war es eindeutig, dass Thomas Maurer mit Leichtigkeit den Stuntman für Rowan Atkinson im Bean-Film hätte spielen können, wenn nicht schon einer engagiert gewesen wäre. Gar nicht weit entfernt von dem Schauspiel, das Maurer zum Besten gab, war dick auf eine Litfasssäule das Plakat über die beiden echten Österreicher Maurer und Scheuba aufgetragen. Das Publikum wäre jedoch zu klein gewesen, sodass der begnadete Kabarettist Werbung in eigener Sache hätte machen wollen.
Der Positivismus des Herrn Maurer projizierte sich für wenige Minuten auch in meine Seele. Buchstäblich infiziert von so viel engagierter Selbsttreue trat ich viel bedachter, und luftiger mit meinen Schuhen auf dem hässlichen Asphalt auf, um so wenig wie möglich unschuldige Ameisen in den Tod zu treiben. Ich war gut aufgelegt, fühlte so etwas wie eine innere Harmonie, die vollkommen ungetrübt in mir waltete. Ja, das ist also die Aufgabe des Komikers bzw. Kabarettisten, die Menschen durch eigenes Vorbild zu einer neuen Sichtweise der Welt zu animieren. Thomas Maurer kennt die Menschen, er kennt die Arschlöcher und Speichellecker unter ihnen genau so wie die ewigen Verlierer und traurigen Clowns oder die schlechten Schauspieler und harmlosen Mitläufer. Sie sind ihm alle bekannt. Und die vielen Probleme der Welt mit den Menschen sind ihm ebenso ein Begriff. Und dennoch wagt er es, fröhlich zu sein mitten am Tage in einer Stadt wie Wien, wo es so leicht fällt, den Raunzern und hoffnungslosen Pessimisten zu begegnen. Er erschien mir wie ein fröhlicher Geselle unter vielen vom Tagwerk zerschlagenen Menschen; wie ein fröhlicher Augustin inmitten einer verpesteten, zerstörten Welt. Er plapperte Worte, die wohl niemand außer er selbst verstand; aber er tat dies mit sehr viel Liebe und Verständnis für sich selbst. Seitdem lese ich sogar hie und da seine Kolumnen im Kurier.