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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Teufel, Fritz



Hilde
10.08.2001, 21:17
In meiner Heimatstadt trifft man eher weniger Prominenz, vielleicht mal die örtlichen Großkopferten wie z.B. einen sehr rotgesichtigen aber dennoch schwarzen Oberbürgermeister oder vielleicht noch den ehemaligen Sponsor einer ehemals sehr berühmten Fußballmannschaft. Man befindet sich gewissermaßen an einem Ort, wo sich Paparazzfuchs und Paparazzhase Gute Nacht sagen.
Daher ist man dankbar für jegliche Begegnungen der prominenten Art und diese graben sich ins Gedächtnis; so kann ich mich auch noch an ein länger zurückliegendes Ereignis erinnern.
Zu der Zeit ging ich noch zur Schule. Es war Mittagszeit und ich fuhr mit dem Bus nach Hause.
Da wurden die Passagiere im Bus plötzlich unruhig. Viele standen auf und drängelten sich mit den bereits stehenden nach einer Seite des Busses, um dort aus den Fenstern zu schauen. Man hörte Bemerkungen wie: 'Ja, des isser ja wirklich', 'Was machdn der da bei uns?', 'Ja, der schaut ja wergli aus wie im Fernsehn'...
Und ich musste natürlich wissen, was da los ist und drängelte mit und sah draußen einen Mann gehen:
Das bekannte leichte Grinsen im Gesicht, die runden Brillengläser, der markante Fusselbart, Hände in den Taschen:
Fritz Teufel, mit der Bezeichnung Politclown in die deutschen Annalen eingegangen, und er schiss nicht öffentlich auf der Straße vor keinen Richterthron, sondern er schaute erst rechts dann links und überquerte ganz manierlich die Straße am Bahnhofsplatz.
Dann fuhr der Bus eine Kurve, die Passagiere wechselten die Seite, aber sehr schnell war der prominente Mann nicht mehr zu sehen.
Und die Gespräche drehten sich weiterhin um selbigen und sogar recht wohlwollend, was eigentlich zu der Zeit nicht selbstverständlich war, Fritz Teufel war nicht nur der Politclown sondern auch noch der Bürgerschreck, aber immerhin hatte er einen matten Glanz in die Noris gebracht, wo er doch garantiert nicht da wohnte und keine politische Veranstaltung angesagt war und er eigentlich keinen Grund hatte, hier zu sein.
Ja, er war einfach privat in dieser Stadt.
Verzeiht mir, dass ich keine spektakulärere Geschichte zu bieten habe, ich geh ja schon wieder....

PeterLu
11.08.2001, 08:59
Und er trug nicht mal eine Wasserpistole im Schulterhalfter? Wie unspektakulär - aber schön erzählt. Also, bitte hiergeblieben!

Hilde
11.08.2001, 22:13
vielleicht hat er sich die Wasserpistole gerade für seinen nächsten Fernsehauftritt besorgt??

Klaus Caesar
12.08.2001, 16:13
'was machdn' - 'wergli' - darf ich annehmen, daß Hildes Heimatstadt im Fränkischen liegt? Falls es Bamberg sein sollte, dann hat Fritz Teufel möglicherweise Dieter Kunzelmann zu Hause besucht?? - Übrigens: Vor den Richtertisch hat er nie geschissen - 'das war Pawlas Geschoß', wie man seinerzeit zu sagen pflegte. Sonst aber eine hübsche Geschichte!

Hilde
12.08.2001, 17:13
Bamberg ist knapp daneben, aber vielleicht war Teufel wirklich dahin unterwegs, da hätte er ja auf alle Fälle in Nürnberg umsteigen müssen (und ich sah ihn da in Bahnhofsnähe).
Aber es gab irgendeine denkwürdige Begebenheit, als Fritz Teufel einmal vor Gericht stand, kann es sein, dass er da den Spruch tat: 'wenns der Urteilsfindung dient' als man ihn aufforderte, sich zu erheben ??
Und wer hat dann eigentlich vor den Richtertisch geschissen ?? Pawla sagt mir überhaupt nichts.