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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Beatty, Warren



marie battisti
02.08.2001, 04:01
venedig zwischen rialto und markusplatz dürfte schon von jedem mal abgegangen worden sein . sicher auch von all den prominenten hier, vielleicht im sommer gar? biennale-zeit: Das zweite-dritte mal schon hier, man kennt sich aus, trotzdem wunde füße geholt, weil man ja abseits der trampelpfade venezianer treffen könnte.
trotzdem, was für ein luxus am markusplatz gin tonic zu trinken, wissend, dass die wohl bekannteste reise-warnung der welt genau davor warnt.
es war sommer und es war biennale zeit und eine moviesuchmaschine sagt mir es war juli1990.
ein sehr heißer julitag, in venedig gibt es fast keine straßen wie sonst überall und nur zwei plätze, wovon es einer nur zum plätzchen gebracht hat, die dinger heißen calle, riva und campo oder gar nichts, ich kann also nicht einfach sagen, ich traf Clyde am gehsteig oder auf der straße. Es war alles viel komplizierter.
Es muss auf so einem ³gar nichtsã gewesen sein, jetzt wo ich es schreibe, bin ich mir ganz sicher. ³Gar nichtseã enden an einer tür, wenn man glück hat an einem gartentor oder einem kanal. In jeder anderer Stadt wären sie sackgassen (sack?) und als solche auch mit schild ausgewiesen, venedig ist da anders, ganz selten nur gibt es das sackgassenschild und wenn - dann übersieht man es garantiert, oder noch besser ignoriert es hochnäßig, das schild könnte einen ja daran hindern ³abseits vom touristenstrom lauschige plätzchenã zu finden, an so einem lauschigen plätzchen traf es sich zu. ich sage man und es, aber meine natürlih auch mich, venedig ist DIE falle für jeden individualisten.
romantische stadt, nur um von a nach b zu kommen etwas umständlich, erst neulich als ich dort war und etwas großspurig das kommando über meine kleine reisetruppe übernommen hatte, meinte meine freundin beim kaffee auf dem campo santa margherita: ³also SO (sie meinte die umwege, die ich ihrer ansicht nach genommen hatte) hätte ich auch hergefundenã ich wehrte mich gegen diese unterstellung etwas zu umständlich und verhedderte mich in das ding mit venedigs straßenbezeichnungen, tatsache: die haben 1000er-nummern, weil sie nach quartieren numerieren und nicht nach dem, was anderswo straße oder gasse heißt, womit ich aber nicht beweisen konnte, dass wir den direktesten weg gegangen waren.

verflucht mich, nennt mich donna leon, dann könnt ich den ganzen tag am markusplatz sitzen und mitleidige blicke ernten, diese frau hat übrigens venedig seinen zauber genommen, zerrissen was patricia highsmith zwischen danieli, bauer-grunewald und harryÎs bar grandios und mit viel liebe gewoben hat .
Ich kann das nicht!
Unser Ziel 1990 war der Bahnhof, wir waren müde, aber wir wollten nichts verpassen, und ein verwinkeltes ³gar nichtsã lockte uns.
Dazu gesellte sich, als wir nach links abbogen, die übliche ahnung: tür-tor-wand, in den kanal hinausgrinsen oder nur einfaches abweichen von der ideallinie. egal, mach dir dein eigenes venedig! Nun muss gesagt werden, dass es säcke gibt, die auf zwei drei m2 enden, man macht da ganz schnell auf den absätzen kehrt und tut auf dem rückweg so. als sei man ein bewunderer von venedigs messingnamenshildern, falls jemand vorbeikommt, keinesfalls warnt man diesen, soll er doch seine hoffnung behalten und man selbst seine venedig-hab-ich-im-kopf-würde.
blöd wird es nur, wenn man auf dem drei m2 sack steht und die neuen treffen schon ein, das ganze bei 1,5 m2 himmel, nicht das ideale ziel für oh und ah-rufe. aber vielleicht ein ort für den beginn großer freundschaften.
diesmal war der sack etwas größer, es war einer jener unnötigen öffnungen zum canal grande, an dem nur private anlegestellen und nicht mal ein gondel-übergang sind. ansich ja recht malerisch, nur auf dem weg zum bahnhof ein paar schritte zuviel,außerdem kannten wir und mit uns die ganze welt den canal schon aus zig blickwinkeln. gegenseitige worte der schuldzuweisung, am kai lungerten zwei gestalten, die offensichtlich auch gerade dabei waren sich irrwege vorzuwerfen. Er schritt dabei auf den zehn metern nur für boote offenen sackes auf und ob, richtung uns, richtung kanal, ein großer mann mit baseballkappe, polohemd und jeans, kräftige athletisch wippende schritte, sie hing schlaff auf dem mittleren der drei anlegeboller (?) und ihre tasche pendelte zwischen den beinen. offensichtlich wollte er sie zu fitness animieren, wir standen noch am sackeingangsschlauch und konnten nichts von dem, was er ihr sagte, verstehen, was uns aber nicht sonderlich störte, wussten wir doch schon aus eigener erfahrung, was in so einem fall so gesagt wird. da bemerkte er uns. es muss am späten nachmittag gewesen sein, denn die sonne beschien nur eine der drei hauswände, die richtung markungsplatz, er ließ ab von seinem unruhigen wandeln, ein lächeln zum kanal, das ich in der drehung gerade noch wahrnehmen konnte, und dann zielstrebig zum einzigen sonnenbeschienenen boller, den er mit dem linken fuß in beschlag nahm, das heißt er stellte ihn drauf, sehr lange beine, er lehnte den kopf gegen die hauswand und blinzelte in die sonne, die schwarze sonnenbrille in der hand. Mein Begleiter zupfte mich am arm und ich dachte: ein star im licht.
dick tracy lief gerade am lido und ich bin eine große verehrerin von bonny and clyde.
leider verblassten alle zuseher dieses schauspiels im schatten und das nicht nur metaphorisch und ich kann mich an das gesicht von beattys begleiterin nicht mehr erinnern, seine schwester shirley war es nicht und AnnetteBenning, die er zwei jahre später heiratete, auch nicht, die hätte ich zu dem zeitpunkt auch nicht erkannt. Faye Dunaway leider auch nicht.
wir machten den nun ihct mehr zu verhindernden gang nach vorne, canal grande schauen, vorbei am boller der schattenwand, ich setzte mich und ließ die beine baumeln, kanalwasser spritzte auf, weil ein boot vorbeifuhr. Als ich mich umdrehte gingen beatty und begleiterin durch den linken sackausgang ab. insgesamt hatten sie den eindruck gemacht noch nicht lange in venedig zu sein, beattys fitness-animation hatte sehr viel schwung. deshalb habe ich wohl bis eben an der movie-suchmaschine geglaubt , jane fonda sei beattys schwester, obwohl ich Shirley MacLaine viel lieber habe, schon merkwürdig, welche streiche einem die synapsen manchmal spielen.
(Beitrag wurde von marie battisti am 04.08.2001 um 13:46 Uhr bearbeitet.)

Ignaz Wrobel
02.08.2001, 10:02
Eine Geschichte, die auf so vielen Umwegen, Sackgassen und Abschweifungen zum Ziel führt, wie die Stadt, in der sie spielt... Ich möchte sofort hinfahren, wenn ich das lese...
Marie, woran erkanntest Du denn, daß er sie zur 'Fitness' animieren wollte? Oder war das nur aus ihrer Lage auf dem Poller ersichtlich?

marie battisti
02.08.2001, 14:00
er hatte einen sprechenden gang, übersetzt: come on....

Ignaz Wrobel
03.08.2001, 11:34
Auf den komplett falschen Dampfer hast Du mich gelotst, marie!
Oder bin ich bereits ein in der bettyford-Klinik gehirnwäschebehandelter Sexbesessener, der überall nur noch DAS EINE verstehen will?
Du überraschst Warren Beatty und eine Dame in einer einsamen Sackgasse in Venedig, sie hängt schlaff hingegossen über einen Poller, er 'wollte sie offensichtlich zur Fitness animieren', ihr konntet nichts von dem was er ihr sagte, verstehen, aber ihr wußtet, '...aus eigener Erfahrung, was in so einem Fall so gesagt wird'.
Und dann habe ich mir die ganze Zeit überlegt, wie man wohl eine Frau durch seinen Gang zu 'Fitnessübungen' überreden kann...
Bin ich der Einzige, der es so verstanden hat? Muß ich in Behandlung? Oder gibt noch jemanden, dessen Phantasie in diese venezianische Sackgasse gelenkt wurde?

marie battisti
03.08.2001, 13:12
oje, wahrscheinlich bist du der einzige, der so weit - ähm vorgedrungen ist. die nacht war heiß und schwül, da rutscht die wortwahl schon mal ab, nicht du zur thearpie sondern ich zur dame hier, die sich f***herrin nennt. die sternchen, um wenigsten jetzt noch zu retten, was nicht mehr zu retten ist.

Ignaz Wrobel
04.08.2001, 11:47
Zu Inge Jahn? Hm, Die ist o.k., aber es muß doch auch noch ein wenig sympathische Unschuld in der Welt geben! Bleib lieber wie Du bist.
Eine Antwort auf meine Frage von einer/m Forumsleser/in werde ich wohl nicht mehr erhalten, Du hast recht, aufgrund der vielen 'Quellenangaben' (wozu die denn bloß?)und Einleitungen sind vermutlich nur eingefleischte Venedig-Fans bis zum Kern der Geschichte vorgedrungen! Mir gefällt sie trotzdem, passt halt zu der Stadt.

DREA
05.08.2001, 01:15
Wrobelchen, wenn wir ein bisschen dran arbeiten, bekommen wir beim Therapeuten bestimmt einen Minigruppenrabatt. Aber ob sich der Aufwand lohnt? Bis wir mit der Therapie durch sind, war Marie beim Metaphoriktraining und dann stehen wir wieder dumm da.
Liebe Marie, ausser um Abkuerzungen und Quellenverweise muessen Sie sich wirklich keine Sorgen machen. Ihre reizend-verwinkelte Geschichte ist leicht wie ein Sommertag und niemand der rechten Sinnes ist, koennte eine schnelle Nummer Beatty's am Kanalrand hineininterpretieren. Wahrscheinlich handelte es sich bei der luschig auf dem Poller haengenden Begleiterin um eine prototypische amerikanische Frau, die am Vortag fuer viel Geld italienische Schuhe erstanden hatte, in denen sie vom dynamischen Warren bereits den halben Vormittag in Sackgassen getrieben worden war. Beatty wollte sich von der erzwungenen Besichtigungspause und Noelerei ('honey, my feet are killing me') die gute Laune nicht verderben lassen. Zugeben, dass er sich im Gassengewirr voellig verfranst hatte, konnte er angesichts der blasigen Fuesse seiner Begleiterin aber auch nicht. Also trippelte er in guter alter kalifornischer Motivationsmanier vor der Dame hin und her, seufzte zwischendurch immer mal wieder ein bisschen melodramatisch in die Sonne, und nach dem dritten 'but darling, we're almost there, you just don't know what you're missing ' hatte er sie ueberzeugt, dass Markusplatz und Martinis fast in Spuckweite laegen. So hab ich das verstanden -- hat aber einen Momemt gedauert, das gebe ich zu.

Ignaz Wrobel
05.08.2001, 01:15
NENNEN SIE MICH NICHT 'W***'!!!
beruhigt sich wieder
Jedenfalls nicht hier vor allen Leuten...