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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Karasek, Hellmuth (auf der Frankfurter Buchmesse)



Manfred Mustermann
01.08.2001, 14:10
Seit 30 Jahren lebe ich mit einer Berührungstheorie: Je mehr berühmte Menschen man berührt, umso berühmter wird man selbst. Nun kann sich jeder Lesende denken, dass ich einige Proms auf dem Kerbholz habe. Von diesen Begegnungen möchte ich aber nicht erzählen. Ich vertraue Euch an, dass ich ein einziges Mal mich geweigert habe, meine kleine Philosophie umzusetzen. Das war, als ich Hellmuth Karasek getroffen habe. Beschwingt, kurz vorher Helmut Kohl am Jacket gezupft zu haben, sprang ich durch die langen Gänge der Frankfurter Buchmesse. Da stand an der Rolltreppe Herr Karasek. Er trug seinen verbeulten verfleckten und angestoßenen Cordanzug, ein abgewetztes Hemd und der Schweiß stürzte sich im freien Fall aus den Fettlocken über das fleischige Gesicht in den weit offenen Hemdkragenausschnitt. So stand er da ganz still und stumm. Ich schwöre Euch, es wäre ein leichtes gewesen, die Situation zu nutzen. Aber irgendwie sah er in diesem Moment nicht prominent genug aus ...

Dreizehn Koestlichkeiten
01.08.2001, 14:16
Eine weise Entscheidung, Herr Mustermann. Gibt es eigentlich jemanden, der Herrn Karasek mag? Falls ja, wie fühlt sich das an? Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, daß es allzu viele Karasek-Liebhaber gibt. Das bestätigen jedenfalls die beiden weiteren Hellmuth-Stränge, die irgendwo tief unten im Gurkenglas gründeln. Oder waren es sogar drei?

Tristram Shandy
01.08.2001, 14:35
Ich habe zumindest ein zwiespältiges Verhältnis zu Herrn Karasek. Ich lese seine Texte nicht gern. Ich schaue ihn mir ungern im Fernsehen an.
Aber ich habe ihn mal kennen gelernt, und da war er ganz reizend, schüchtern fast und auch ein wenig ängstlich. Er musste einen für ihn ungewohnten Auftritt absolvieren, bei dem ich ihm helfen konnte. Nach getaner Arbeit war er stolz wie ein kleiner Junge, fragte völlig ungebrochen ganz aufgeregt in die die Runde: 'Wie war ich?' und betrank sich ganz fürchterlich mit Weißwein. Dann zog er über 'Reich' her (so nennt er MRR) und imitierte zur Erheiterung aller die Witwe von Friedrich Dürrenmatt. Wie er von sich sagte, imitierte er sie sogar 'perfekt'. Wir konnten das weder bestätigen noch negieren, da keiner von uns je die Witwe Dürrenmatt gesehen hatte.
Das war alles durchaus charmant.

Reverend Tex
01.08.2001, 14:58
ob der schonmal Reich nachgemacht hat? kann der so primitiv sein?
Ich musste das mal, beruflich, leider machen, aber imzugedessen lernte ich eine Thomas Bernhard Figur kennen (Den 'Der Kulterer'). Mein Arbeitgeber war übrigens damals jemand, der das Geräusch von Salman Rushdie paparazzte.

(Imzugedessen? Gibts das Wort? Im zuge dessen? Kommt mir irgendwie holzschnittartig und falsch vor)
Infolgedessen?
(Beitrag wurde von Reverend Tex am 01.08.2001 um 15:35 Uhr bearbeitet.)

anko
01.08.2001, 15:36
worauf der reverend hier anspielt ist, dass ich einmal als nebenerwerbs-regisseur ein stück von antonio fian inszenierte (titel: 'der büchermacher'), in dem herr unseld vom suhrkamp-verlag und reich-ranicki die hauptrollen spielen. die beiden stehen vor dem grab bernhards und unseld will von MRR wissen, welche bücher von bernhard bleiben werden.
unseld nennt einen titel - und MRR drauf 'wird bleiben!' bzw. 'wird nicht bleiben!'
der darsteller des unseld war christoph winder, mittlerweile ein angesehener auslandsredakteur in wien, und der des MRR ein gewisser herr rubinowitz.
tja, so wars. und die inszenierung war wunderbar. und erst recht das bühnenbild. es kostete genau 3,50 DM und bestand aus einem kleinen holzkreuz und einem sack torfmull (=grabhügel). geschaffen wurde es von usho, die helmut berger paparazzt hat. beleuchtung: 1 lampe. ansonsten eisige kälte (november) und glühwein mit anschl. kopfweh.

Karl Raduns
04.08.2001, 03:08
Mustermann, Sie alter Wackelbauch,
wir wissen doch alle, daß Sie noch viel bessere Stories, also so richtige *Stories*, zum besten geben könnten. Her damit, sonst les ich gleich gar nichts für Sie.
Ein Pfund Hochachtung allerdings für die Vermeidung des Papparazzens. Da haben Sie ja durchaus eine neue Dimension hier rein gebracht, derer nicht mal mittvierzigjährige Zeichner mächtig wären.
Am Montag kleines Dramolett gefällig? Ich wüßte sogar einen technischen Umsetzer. Aber Sie sicher auch, Sie Berlin-Umzieher. Rufen Sie mich doch mal an.

Edding Kaiser
03.04.2003, 17:57
Hamburg - "In einem Krieg zwischen Saddam Hussein und den Amerikanern kann ich nur auf der Seite der Demokratie sein", sagte Karasek. Der irakische Diktator habe den Krieg "provoziert" und Bundeskanzler Gerhard Schröder sei "der UN in den Rücken gefallen" so der Literaturkritiker gegenüber dem "Hamburger Abendblatt".
Der Krieg "muss jetzt für die Amerikaner erfolgreich beendet werden", erklärte der 69-Jährige, da so vorbeugend schlimmere Kriege verhindert würden. Schon im ersten Golfkrieg 1991 sei es ein Fehler gewesen, "nicht bis zur Beseitigung des Regimes" gegangen zu sein.

Seine Ansicht begründete Karasek, der lange Jahre für den SPIEGEL gearbeitet hatte, mit seiner Einstellung zu den USA: "Die Amerikaner waren für mich diejenigen, die das Deutschland aufgebaut haben, in dem ich gerne lebe. Das allein würde mich schon veranlassen, jetzt an der Seite der USA zu stehen."

Jeremy
03.04.2003, 18:15
Wenn ich das jetzt mal linear verlängere, müsste eigentlich Dieter Bohlen demnächst das im Musikforum geforderte "Lied für den Krieg" aufnehmen.

esker
03.04.2003, 19:08
eine schöne geschichte, fürwahr! sie erheiterte mich sehr. ich kenne zwar den karasek nicht, aber seine- von vielen unbeliebte- kolumne im tagesspiegel mag ich: "der vergleich ist die wurzel allen übels, ich wage ihn trotzdem" (oder so)- sehr schön.

Ruebenkraut
03.04.2003, 21:36
Ist das was Kara da abgelassen hat, nicht exakt die Worte, die Merkel in ihrer Möchtegernregiuerungserklärung gebraucht hat?
Ich glaub ja, die beiden wurden schon mal zusammen auf einer Toilette in der Bahn gesehen.
Auf dem Behindertenclo natürlich. (http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&threadid=10302) Die anderen sind ja nicht groß genug für ein Gespräch unter vier Augen.