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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Grönemeyer, Herbert (bewahrte mich vor Besudelung)



DREA
28.07.2001, 09:53
Vor etlichen Jahren war ich mal mit einer Cousine von Herbert Groenemeyer befreundet. Die war in Sueddeutschland aus verschiedenen Internaten und Schulen geflogen und sollte nun versuchen, ihr Abitur in NRW zu machen, genauer gesagt in Bochum. Da ihr die Mutter mittlerweile keinen Zentimeter mehr ueber den Weg traute, hatte man X bei der Verwandschaft untergebracht. Das Arrangement erwies sich als deutlich entspannter als erwartet, da man durch die Soehne des Hauses bereits an allerlei Tollheiten gewoehnt war. X hatte genug Freiraum, um ihren Interessen nachzugehen (Malen, Klauen, Voegeln), ueber ihre Cousins direkten Zugang zu Bochumer Theater- und Musikszene und so anfangs eine maechtig gute Zeit. Dass ihre penetrante ³ich scheiss auf Alles und auf euch Spiesser sowiesoã Attituede nach einer Weile nicht nur der Verwandschaft auf die Nerven ging, tut hier nichts zur Sache. Groenemeyers nebst ihrem sueddeutschen Logiergast wohnten damals in einem schlichten, aber durchaus ansehnlichem Haus, dessen Wohnzimmer grosse Glastueren hatte, die in den Garten fuehrten. Die fungierten quasi als zweiter Eingang fuer Menschen, die ohne Ankuendigung ins Wohnzimmer platzen durften. Zur Familie gehoerte auch ein Hund, der, so hiess es, nur auf Maenner hoerte.
Eines Nachmittags, als X und ich uns gerade im Wohnzimmer flaezten und ueber den Cousin laesterten, der langsam ueber die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde, kamen Herbert und Hund durch die Glastuer. Den angebotenen Tee wollte Herbert nicht. Ihm war an diesem Spaetfruehlingstag zu warm, auch hatte er offenbar seine Erfahrungen mit XÎs Teebgebraeugewohnheiten. ³Diese Ploerre kann man einfach nicht trinken. Ich bring Dir mal ein Bier mitã, meinte er zu mir und verschwand in Richtung Kueche.
Der Hund entschied sich, bei den Maedels zu bleiben und legte mir seinen Kopf in den Schoss. Als hoeflicher Mensch taetschelte ich das Haustier ein wenig. Ploetzlich nahm das Tier, eine Art mittelgrosser Schnauzer, das Kopfkraulen ein wenig zu persoenlich und begann sich wie wild an mir zu reiben. Nichts half, kein Kommando wirkte und selbst heftiges Wegstossen nuetzte nichts. Das Tier war von seinem Plan nicht abzubringen und nahm immer neue Anlaeufe. Fuer X waren meine zunehmend hektischen Bemuehungen, mir den libindinoes verwirrten Koeter vom Koerper zu halten, offenbar eine gute Show. Sie groelte und bruellte vor Lachen, schlug sich auf die Schenkel und tat selbstverstaendlich nichts, um zu helfen. ³Der hoert nicht auf Frauen. Der voegelt sie blosss, heheheheheã.
Mit der Anatomie von Hunden war ich nicht allzu vertraut, und als behuetetes Teenie schuechterte mich der ausgefahrene Schlong mindestens so ein wie Câs Anfeuerungsrufe a la ³nu hol ihm endlich einen runter, ist ne gute Uebungã. Ich war kurz davor, in voellig un-cooles Weinen (Todsuende!) auszubrechen, als sich Herbert vom Tuerrahmen loeste, wo er dem Spektakel offenbar eine Weile lang unbemerkt zugeschaut hatte. Mit einem an X gezischtem ³Halt endlich die Klappe, Du Schlampeã griff er den Hund beherzt beim Nackenfell, befoerderte ihn mit Schwung in den Garten und drueckte mir ein Flaeschchen Bier in die Hand. Der Nachmittag wurde dann doch noch ganz nett.

DonDahlmann
28.07.2001, 15:06
Holla...Herbert als Tier/Teeniequäler...Was mich interessieren würde: Was ist aus der Cousine geworden?

Reverend Tex
28.07.2001, 19:38
Eine gute, interessante Geschichte. So wie früher. Danke DREA. Habt Ihr auch schon Taifun?

Bartholmy
28.07.2001, 23:40
Das freut mich, dass es noch klappt, mit den sehr guten Geschichten - prima!
Ein Detail hat mich verwirrt: In der Geschichte ist DREA mit der Cousine und dem Hund im Wohnzimmer. Dann heißt es plötzlich: 'Der Hund entschied sich, bei den Maedels zu bleiben...'
Was für Mädels waren denn noch anwesend? Oder ist es ein Schreibfehler? Oder Selbstironie wegen der mädchenhaften Tränennähe des Erzählers? Und warum ist mir so komisch im Kopf? Hitze? Mädels? Äh...

Bartholmy
29.07.2001, 00:55
Vorher im Chat hat mir die Tigerin meine Frage beantwortet - DREA ist scheint's weiblich. Alles klar.
Wär ich durch die Story aber nicht drauf gekommen. - Was sicher irgendwas über mich aussagt? Oder über DREA? Oder was weiß ich.

Ignaz Wrobel
29.07.2001, 14:49
Endlich mal wieder ein Geschichte, an der alles stimmt: Das zufällige Paparazzen, der Lokal- und Zeitkolorit, der Prominente, der zwar formal die Hauptrolle hat, aber eben nicht das Wesentliche an der Story ist, der Humor. Knuspi, Mdme DREA!
Besonders gefällt mir die Rotzgöre von Cousine - warum warst Du denn mit der befreundet damals? (teiltest Du ihre malerischen, kleptomanischen und ornithologischen Interessen?) Und gab diese Episode Eurer jugendlichen Busen-Freundschaft den Rest? Hat die unverblümt zur Schau gestellte Anatomie des Hundes Dein Verhältnis zu unbekleideten Männern nachhaltig geschädigt und mußte dies in langjährigen Therapiesitzungen korrigiert werden? Bist Du deshalb nach China gezogen, weil Du du dort symbolisch den Vergewaltiger verspeisen konntest?
Vielleicht deute ich ein wenig zuviel hinein.

Andrea Maria
29.07.2001, 15:35
Ja. das ist eine Geschichte von altem pappenoiden Schrot und Korn! Vielen Dank, anDREA aus Taipeh. Du belebst das Forum!

DREA
29.07.2001, 16:11
Interessanter Interpretationsansatz, Wrobel! Werde zur wesentlichen Frage gelegentlich im ³Maennerã Forum von Ebbesand Flutwasser Stellung nehmen. Entschuldigen Sie die Knappheit der Antwort, aber meinen Riesenschnauzer verlangt es gerade nach Aufmerksamkeit.

Ignaz Wrobel
29.07.2001, 16:16
Guten Appetit!

DREA
29.07.2001, 16:29
Herr Wrobel, wer spricht denn von Nahrungsaufnahme?

Ignaz Wrobel
29.07.2001, 16:36
Mir war so, als widmeten Sie sich gerade der traditionellen chinesischen Küche!

DREA
29.07.2001, 16:47
Mist, haben Sie mich schon wieder ertappt, Wrobel! Erst erzaehlen Sie hier breit von meinen Traumata und Maennerproblemen herum und jetzt das. Ja, es ist wahr, ich war dabei ein ueberaus raffiniertes, mehrgaengiges Menue zubereiten, als die eingeladenen Esser wegen Taifun absagten
Fragen zu Rezepten und Riesenschnauzer beantworte ich gerne im (simplen!) Chat.
(Beitrag wurde von DREA am 29.07.2001 um 15:52 Uhr bearbeitet.)

Ignaz Wrobel
29.07.2001, 17:00
Ich bezog mich durchaus auf die Verarbeitung der hundebedingten Traumata und wähnte den Schnauzer im Wok.
Meine Kenntnis der chinesischen Küche beschränkt sich leider auf wenige Klischees.

hanswasheiri
29.07.2001, 19:22
Eine der beste Geschichten seit langem - beehren wir sie jetzt auch mit einem schönen, langen Schweif.

Goodwill
30.07.2001, 18:20
Wau, auch ich bin begeistert. Ich bitte dringend um noch mehr Geschichten dieser Art. DREA, Du hast doch sicher noch was auf Lager, als Weitgereiste!
Und wenn nicht, dann kannst Du diesem Forum vielleicht mit Rezepten für Pudelpastete, Spitzburger oder Riesenschnauzer in Aspik kulinarisch weiterhelfen. Immer nur Spaghetti mit Chuhuahua-Sauce wird allmählich fad.

KrautHolg
01.08.2001, 11:52
Mehr davon! :-))))))

Kitty Sunshine
01.08.2001, 13:48
Ich hätte da noch einige Rezepte für leckere Katzenzungen in Aspik u etwaigen falschen Hasen, der eigentlich eine Katze war - jedenfalls im Volkstheater Millowitsch....ähem ich schweife ab...
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-Es kommt wenig darauf an, wie wir schreiben, aber viel, wie wir denken.- *Lessing*

julia mantel
03.08.2001, 22:19
königlich amüsiert habe ich mich beim lesen der grönemeyer-geschichte.
war er damals eigentlich schon mit anna zusammen?
und hat er genuschelt und eine haarsträhne nach hinten geworfen, als du dich mit ihm unterhalten hast?
heute trägt er ja nur noch gucci-sonnenbrillen und prada-anzüge und läßt sich von anton corbjin fotografieren, also nicht sehr pottgemäß.

DREA
04.08.2001, 10:29
Herbert G. empfand ich als recht angenehmen und unpraetentioesen Zeitgenossen, liebe Julia. Aber als Teenie hab ich da noch nicht so dahinter geschaut. Wahrscheinlich war er schon immer ein Fatzke, und gross gewachsen ist er ja auch nicht gerade. Jetzt wo Du's sagst, hm, also eine verschliffene Aussprache, schlechte Haarschnitte und einen Hang zu gutgeschnittener Oberbekleidung hatte er damals schon. Die inzwischen verstorbebe Anna allerdings noch nicht. Du, was mir da noch grad einfaellt -- wusstest Du, dass Herr G. seine ablegten Pradaklamotten gar nicht in die Second Hand Boutique sondern einfach in die Altkleidersammlung gibt? Also wenn das stimmt, koennten wir uns doch einfach mal die naechsten Sammlungstermine besorgen und dann Groenemeyers Tueten klauen. Abgesehen davon, dass wir dann endlich mal echte Markenartikel in den Kleiderschrank bekaemen, koennte wir den Mann oeffentlich der Prasserei bezichtigen und ganz viel Neid schueren. Und dann kauft niemand mehr die bloeden Schallplatten und Herbert muss Brillen von Apollo-Optik tragen. Jau, genau so machen wir das.

Pracker
16.08.2001, 13:49
@Ignaz Worbel: Scheinbar wurden Ihre artigen Komplimente und weniger artigen Fragen hier bisher keiner Antwort gewuerdigt. Nachdem mir sowohl H.G. als auch beide in der Geschichte erwaehnten Damen persoenlich bekannt waren bzw. sind (ich sitze gerade an einem Rechner in DREAs Buero), wird man es mir hoffentlich nicht uebel nehmen, wenn ich hier kurz einmische: Groenemeyers Kusine verschwand eines Tages Ende der 70er Jahre ohne Abschied aus der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich so unbeliebt gemacht, dass niemand von uns nach ihrem Verbleib forschten mochte.
Fuer eine Weile jedoch war sie das Rollenmodell der damals schon recht rotzigen Erzaehlerin. Nach kurzer Anlernzeit wurde aus den beiden ein in Schuelerkreisen legendaeres Diebesgespann. Neben Kleidung, Schmuck und allerlei Tand stahlen die beiden vor allem Farben (fuer die Kusine)und Photozubehoer (fuer die Freudin); ihr Meisterstuecke waren 12 Alpaka-Pullover innerhalb von 25 Minuten in drei Laeden. Woran die Maedchenfreundschaft letzlich zerbrach, war das ãornithologischeä Interesse. Das konzentrierte sich im Falle der Kusine recht bald auf Angehoerige desselben Geschlechts, eine Neigung welche die Freundin wohl nicht ausreichend erwiderte, weshalb sie in Ungnade fiel.
Jetzt hat sie mich gerade geschubst und angeherrscht, ich solle mir bloss nicht einfallen lassen, hier Details zu vertratschen... Aus Diskretionsgruenden also nur soviel: Als langjaehriger Mitbewohner hatte ich Einblick in das Paarungsverhalten und die Essgewohnheiten der Dame und kann somit versichern, dass die Begegnung mit Groenemeyers geilem Hund keine nennenswerten Spuren hinterlassen hat.
@Julia: Darf ich Ihnen meinen Armani Mantel schenken?
@DREA: Du superdaemliche Nuss! Du Bloedweib! Du Misstueck!

DREA
16.08.2001, 14:12
Pracker, Du Ratte! Du falscher Fuffziger! Das zahl ich Dir heim. Verlass Dich drauf.

Reverend Tex
16.08.2001, 14:17
Schimpfen in Taiwan! Wie nett, angenehmer als in der Lounge

L Murasaki
16.08.2001, 14:47
L Murasaki is a STRANGE DUCK .. even L Murasaki knows that ..
In fact, L Murasaki is quite comfortable with the fact that : L Murasaki is a STRANGE DUCK

Stimmen
16.08.2001, 15:57
Ich muß jetzt etwas machen, was ich eigentlich selten oder ungern mache: Ich muß mich entschuldigen, und zwar in aller Form, bei Frau Murasaki und natürlich auch bei Frau Lacoste alias Der traurige Dreschebaer. Ich habe Murasakis neuen Beitrag mehrmals gelesen, und auch in mehreren Strängen, und bin - fast wider Willen - begeistert. Es ist mir unbegreiflich, es ist mir unsagbar peinlich, wie ich diese Frau noch vor kurzem erschießen und euthanasieren wollte. Es tut mir leid, Königin Duschl: Aber Murasaki ist ab sofort meine Kaiserin. Tränen der Begeisterung und Scham rinnen mein Antlitz hinab. Lang lebe Murasaki!
(Beitrag wurde von Stimmen am 16.08.2001 um 16:37 Uhr bearbeitet.)

Reverend Tex
16.08.2001, 16:12
Herr oder Frau Stimmen ist wirklich ein grosser Mann oder Frau! Mut zur Einsicht!
Und dabei sich nicht devot in den Staub schmeissend, sondern mit einem Augenzwinkern!
Klasse!

Ignaz Wrobel
16.08.2001, 17:26
Packer,
daß Managerin Drea nichts Menschliches fremd ist, schwante vielen schon in diesem Forum, spätestens seit sie ihre eigene Beziehung zu Kinderspielplätzen enthüllt hat. Ist ja nichts unübliches: Diejenigen, die in ihrer Jugend am lautesten 'Fuck the system! gebrüllt haben, sitzen später selber oben im System...
Ein neidvoller Anpasser, der seinem Therapeuten heute noch schamvoll erzählt, wie er seiner Kusine ein Matchboxauto entwendet hat (anstelle sie zu Doktorspielen zu überreden)...

L Murasaki
16.08.2001, 17:49
L Murasaki is so happy -- so MASSLOS HAPPY that he made it to the

1 TRUE PAPPENTREFFEN IN WIEN
and that he found such wonderful friends there!!!


L Murasaki is a real WIERD BIRD .. and that's a fact!!!

DREA
17.08.2001, 09:26
@Murasaki: Liebes seltsames Entlein, here's your bear hug for today. Das muss reichen, mehr gibt es heute nicht.
@Pracker: Wenn Du Dich nochmal einmischst, knips ich Dir Deine Sterne aus!
@Wrobel: Wussten Sie eigentlich, dass Dr. Praetorius nach den Sessions mit Ihnen jedesmal voellig haltlos kichert? Mir wuerde das zu denken geben...

Ebbesand Flutwasser
18.08.2001, 18:26
Die Art, in der man - psychologisch gesprochen - zu einem autonomen, also mündigen Menschen wird, ist nicht einfach das Aufmucken gegen jede Art von Autorität. Empirische Untersuchungen in Amerika, wie sie meine verstorbene Kollegin Else Frenkel-Brunswik durchgeführt hat, haben gerade das Gegenteil gezeigt, nämlich daß sogenannte brave Kinder als Erwachsene eher zu autonomen und opponierenden Menschen geworden sind als refraktäre Kinder, die dann als Erwachsene sofort mit ihren Lehrern am Biertisch sich versammelt und die gleichen Reden geschwungen haben.
Adorno, Erziehung zur Mündigkeit
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Hr. Flutwasser war ein lieber Spatz.
Yvonne Caldenberg

(Beitrag wurde von Ebbesand Flutwasser am 18.08.2001 um 17:27 Uhr bearbeitet.)

DREA
20.08.2001, 01:16
Adorno am Ebbesandflutwasser hat recht. Tatsaechlich treffen die hier dargelegten stereotypischen Betrachtungen in meinem Fall auf fast unheimliche Weise zu. Ich gebe zu, es war ein weiter Weg vom Georg v. Rauch-Haus in die VIP Suiten des Adlon. Viel hat sich veraendert, seit ich meine Seele an das Grosskapital verkaufte. Und manchmal bekuemmert mich das: In dunklen Naechten, wenn Butler und Zimmermaedchen im Gesindehaus seit Stunden in wohlverdientem postkoitalem Schlaf liegen, tigere ich einsam und voll innerer Unruhe durch die verwinkelten Flure meines Loire-Schloesschens, schaeme mich fuer den Verrat an den einstigen GenossInnen, und denke an meine arme Mutter, die vor einigen Jahren in einem libanesischen Trainingscamp umkam.
Im Grossen und Ganzen jedoch ist das Leben als Klassenfeind recht angenehm. Manchmal macht es sogar Spass. Zum Beispiel vor ein paar Wochen in Genua. Dort durfte ich in der Leitzentrale der Ordnungskraefte ³Knueppel freiã ins Mikrofon hauchen und als die Strassenschlachten dann tobten, durchflutete mich ein Machtgefuehl der allersuessesten Sorte. Auch gestern war ein schoener Tag. Da traf ich naemlich meine Freunde der von der trilateralen Kommission. Glauben Sie mir, diese Maenner und Frauen haben einen wirklich koestlichen Humor. Schon waehrend des Power Breakfast schlugen wir uns bei Sichtung der letzten BRD-Arbeitslosenzahlen und Beschaeftigungsinitiativen der Regierung vor Lachen auf die Schenkel. Danach kasperten wir ein paar feindliche Uebernahmen im Medienbereich und der Baubranche aus. Zum Light Lunch reichten uns dann waschechte Akademiker aus Berliner ABM-Programmen kleine leckere Sandwiches mit zartem Walfleisch sowie Kaschmirziegencarpaccio. Spaeter am Nachmittag beschlossen wir in einem Anfall von Grosszuegigkeit mehr oder weniger einstimmig, (der Kollege aus Brasilien liegt jetzt auf der Intensivstation einer bekannten Privatklinik bei Muenchen) die Regenwaelder nur noch mit einer Geschwindigkeit von 2000 Hektar pro Tag abzuholzen. Und am Ende dieses produktiven Tages rieben wir uns zufrieden die Baeuche, qualmten Cohibas zu exquisitem Calvados und warfen dabei mit spitzen, goldenen Obstgabeln auf die Hinterteile der promovierten KellnerInnen...
Nein, dieses Leben ist mir wirklich nicht an der Wiege gesungen worden. Und Sie haben recht, wenn Sie vermuten, dass ich ab und an schrecklich danach sehne, wieder arm, arrogant-aufrecht und vom Gutmenschsein durchdrungen deutsch zu sein. An solchen Tagen miete ich mich gerne in kleinen Pensionen in Bahnhofsnaehe ein, und suche die stadtbekannten Szene/Alternativkneipen der Uebriggeblieben, etwa des Ennepe-Ruhrkreises oder Wuppertals auf. Dort betrinke ich mich zuegig aber ohne Hast mit trendgerechtem Fusel und finde dabei immer mindestens einen 35-50 jaehrigen Lehrer, Arzt, Rechtsanwalt, Architekten oder Medienmenschen, der mir spaeter am Abend inbruenstig Lieder wie ³Macht kaputt, was Euch kaputt machtã oder ³I still havenât found what Iâm looking forã vorgroelt. Sie koennen sich vorstellen, dass es meist nicht lange dauert, bis auch die Jungs und Maedels der Liga fuer frustrierte Erfolglosigkeit einstimmen und die Stimmung im Lokal so richtig familiaer wird. Das kostet mich zwar immer etliche Hunderter in Lokalrunden, doch sind solche intimen Begegnungen mit der Bruderschaft der Bigotten deutlich billiger als Therapiesitzungen bei Dr. Praetorius, und effektiver sind sie auch. Nach solchen Abenden schlafe ich wie ein satter, zufriedener Saeugling und habe beim Anraunzen von Zugbegleitern oder Stewardessen am naechsten Tag gleich viel mehr Spass.
Fuer eine empirische Studie Ihres Hauses jederzeit gerne zur Verfuegung stehend und mit herzlichen Gruessen,
Ihre
Alessandra von Belferbach

(Beitrag wurde von DREA am 20.08.2001 um 06:58 Uhr bearbeitet.)

L Murasaki
20.08.2001, 01:16
Grossartig, DREA, einfach grossartig!!!

Ignaz Wrobel
20.08.2001, 01:16
Frau Drea, die Sitzung ist für heute beendet, sie können jetzt die Couch verlassen. Nächste Woche wieder um die selbe Zeit?

DREA
20.08.2001, 07:46
streckt und raekelt sich
Aaach, Dr. Wrobel, das hat jetzt so richtig gut getan mit Ihnen. Machen Sie eigentlich auch Hausbesuche? Ja? Gut, wegen der Terminbestaetigung hoeren Sie dann von meinem Sekretaer. Tschoele.
taenzelt aus dem Behandlungszimmer, murmelt 'Echter Frauenversteher, dieser Wrobel! Grossartiges Preis/Leistungsverhaeltnis! Mentale Notiz: Unbedingt im Netzwerk 'Ballsy Broads' weiterempfehlen.


(Beitrag wurde von DREA am 20.08.2001 um 07:00 Uhr bearbeitet.)

DonDahlmann
28.10.2001, 16:20
Ich liebe diese Geschichte, samt der Kommentare immer noch heiß und innig. Und ich vermisse Ebbesand.

vir
30.10.2001, 19:54
Hab ich erst heute gelesen, ich Trottel.

DerCaptain
31.10.2001, 02:14
DREA. Eine Frau, die zu Leben versteht. Wunderbar. Ich stelle Sie auf eine Stufe mit Mutter Maisch.
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the only thing that looks good on me is you

rron
31.10.2001, 02:21
Obacht Drea, das bedeutet: 'Wenn ich aus der Chatclause komme, wäre ich nicht abgeneigt, Sie eventuell zum Beischlaf auffordern zu wollen'.

DREA
31.10.2001, 09:43
rron, tausend Dank fuer Ihre ruehrende Sorge und Aufklaerung! Euphemismen kommen scheints in allen Farben und Formen. Bang wird mir dabei jetzt nicht so recht, obwohl jemand, der naechtens noch solche Konjunktive zu drechseln imstande ist...hm, sagen Sie rron, geben Ihre Quellen noetigenfalls auch vorbereitungstechnische Tips her?

Ruebenkraut
04.10.2002, 22:25
Vor fast einem Jahr, niemand sprach von Grönemeyer, nur die Pappen hatten ihn, äh, DREA mein ich.
Freitagshochgewuchtet.

vir
16.02.2004, 19:50
Weil ihr herdis blank (was das nur wieder bedeutet?) mit ihrer Strandgeschichte weggeekelt habt, will ich jetzt wenigstens endlich wissen ob diese Grönemeier-Cousine hier am Schluss gestorben wird. Ja oder nein?