windstad
25.07.2001, 00:58
Den groessten Teil meines Berufslebens habe ich als Bibliothekar in einer kleinen Schul- und Gemeindebibliothek im Umland Muenchens verbracht. Als solche oblag uns auch die jaehrliche Durchfuehrung des Vorlesewettbewerbs des Boersenverein des deutschen Buchhandels. Wir waren fuer das Gymnasium zustaendig. Und weil es da schon gehobener zugeht, war es mit einer gewoehnlichen Jury nicht mehr getan, um den Sieger zu ermitteln. Fuenf oder sechs mussten es ja sein. lt. Richtlinien. Alles genauestens geregelt! Also: ein Lehrer, die oertliche Buchhaendlerin, irgendeine ortsansaessige Kuenstlerin, ein Gemeinderat, die Chefin der Bibliothek und wer noch...?
Da traf es sich, dass die Chefin der Bibliothek beim Hundeausfuehren in Ihrem Heimatort oefters auf eine aelteren distinguierten Herrn traf, der sich nach naeherem Hinsehen als der Schauspieler Hans Korte ('Der grosse Bellheim', 'Der Vater eines Moerders') entpuppte. Flugs gefragt und Ihr einnehmendes Wesen hatte ihn uns gesichert. Nun wurde sie aber just an diesem Tage krank. Und so hatte ich die Ehre, die Jury vertretungsweise zu zieren. Zwoelf aufgeregte Jungleser/innen spulten ihr Pensum ab. Wir zogen uns zur Beratung zurueck. Alle sassen erwartungsvoll da, denn keiner wollte dem grossen Mimen die Eroeffnung nehmen, da alle annnahmen er sei d e r Sprechexperte unter uns. Kurz und knapp eroeffnete er uns jedoch, dass er keinen blassen Schimmer haette, wem der Siegerkranz gebuehre, den erstens sei er so erkaeltet und medizinalbeduselt und zweitens sei er noch nie in einer Jury gesessen. Er waere uns sehr dankbar, wenn wir einstimmig eine Sieger erkueren und diesen schnellstens ohne sein Zutun verkuenden. Gesagt getan. Wenigstens konnten wir ihn noch ueberreden, dem Sieger den Buchpreis zu ueberreichen. Zuguterletzt hatte ich noch die Ehre den Herrn Korte nach Hause zu kutschieren, weil seine Frau irgendwie Probleme mit dem Wagen hatte. Nachdem er die ganze Fahrt kaum ein Wort von sich gegeben hatte, bedankte er sich artig und verschwand still und bescheiden in seiner Gartenstadtvilla. Eine netter und unauffaelliger Mann. So wuenscht man sich gute Schauspieler.
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catweazle
Da traf es sich, dass die Chefin der Bibliothek beim Hundeausfuehren in Ihrem Heimatort oefters auf eine aelteren distinguierten Herrn traf, der sich nach naeherem Hinsehen als der Schauspieler Hans Korte ('Der grosse Bellheim', 'Der Vater eines Moerders') entpuppte. Flugs gefragt und Ihr einnehmendes Wesen hatte ihn uns gesichert. Nun wurde sie aber just an diesem Tage krank. Und so hatte ich die Ehre, die Jury vertretungsweise zu zieren. Zwoelf aufgeregte Jungleser/innen spulten ihr Pensum ab. Wir zogen uns zur Beratung zurueck. Alle sassen erwartungsvoll da, denn keiner wollte dem grossen Mimen die Eroeffnung nehmen, da alle annnahmen er sei d e r Sprechexperte unter uns. Kurz und knapp eroeffnete er uns jedoch, dass er keinen blassen Schimmer haette, wem der Siegerkranz gebuehre, den erstens sei er so erkaeltet und medizinalbeduselt und zweitens sei er noch nie in einer Jury gesessen. Er waere uns sehr dankbar, wenn wir einstimmig eine Sieger erkueren und diesen schnellstens ohne sein Zutun verkuenden. Gesagt getan. Wenigstens konnten wir ihn noch ueberreden, dem Sieger den Buchpreis zu ueberreichen. Zuguterletzt hatte ich noch die Ehre den Herrn Korte nach Hause zu kutschieren, weil seine Frau irgendwie Probleme mit dem Wagen hatte. Nachdem er die ganze Fahrt kaum ein Wort von sich gegeben hatte, bedankte er sich artig und verschwand still und bescheiden in seiner Gartenstadtvilla. Eine netter und unauffaelliger Mann. So wuenscht man sich gute Schauspieler.
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