Willemsen, Roger (hat feuchte Hände)

[Karl Raduns]

Buchmessefeten sind langweilig, man muß aber hin, weil man sich dem inzestuösen Diskurs nicht entziehen soll. Was für abgelegene Bergdörfer gut ist, wird dem Literaturbetrieb gerade recht sein. Deshalb mag ich die Berliner Szene so sehr. Das Modell ist dort so erfolgreich, daß nun schon Münchner ³Focusã-Journalistinnen ihren Geburtstag in den Hackeschen Höfen feiern. Roger Willemsen wird darob so langsam unruhig, denn man hat ihn einfach in Frankfurt stehen lassen, versehen mit einem Round-Trip-Ticket nach Hamburg. Dort traf ich ihn am Hafen, als er just einem kleinen Touristenboot entstieg, in dem er für ³arteã diese berühmte amerikanische Rap-Sängerin interviewt hatte. Man kennt das ja: Dreh vorbei, Interview vorbei, noch rasch ein paar gestellte Ein- und Ausstiegszenen, die Prominenz fährt ab, Roger steht am Kai. Und fragt sich, warum er nicht bei der Wissenschaft geblieben ist, sein Buch über Musil ist ja immerhin gar nicht mal schlecht. Vielleicht fragt er sich auch, ob er nicht alt wird. Oder, ob sich das neue Buch mit der ganzen politischen Korrektheit wohl gut verkaufen werde. Oder, ob er nicht schon alt *ist*. Ich habe es genau gesehen: In diesem Moment bekam er feuchte Hände. Er wischte sich durchs Haar (jetzt weiß ich auch, warum er das immer tut, und übrigens: Schamhaare *können* gar nicht so lockig sein), mit beiden Händen, rückte das senf-farbene Jackett zurecht und nahm tapfer die Abmoderation in Angriff. Ich wußte: Ich muß mit ihm reden. Ihn trösten. Ihm Mut zusprechen. Ihn nach Berlin einladen, wo es sicher noch einige Verlagsmitarbeiterinnen gibt, die ihn gern haben würden. Wir haben hinterher noch viel geredet und er hat mir verraten, wo er in Hamburg sein göttliches Olivenöl kauft. Zum Abschied drückten wir uns die Hände, und sie waren kaum noch feucht.

[Yvonne Caldenberg]

Willemsen? Was weiß ich schon. Was ich weiß: Schamhaar kann lockig sein. Doch. Schon. Auch ohne Lockenstab.

[Goodwill]

Also ich habe ja den Verdacht, dass diese Begegnung nicht so GANZ zufällig zustande kam, und dass Karl Raduns und Roger (sagt man da eigentlich Rodscher oder RoGer?) im wahren Leben gute Kumpels sind, die sich schon oft über den göttlichsten Balsamico-Essig oder die paradiesischten Rasierschaumläden unterhalten haben. So von Koch zu Koch und Mann zu Mann. Und wenn Ihr alles durch habe, was das Leben lebenswert macht, dann redet Ihr möglicherweise auch über die Eigenschaften von Musil.
Ist aber nur so ein Verdacht. Wer war denn die Rapperin?

[oha]

Ob das nun so richtig paparazzt ist weiss ich nicht, aber auf einer anderen Buchmessenfete, in die ich von Herrndorf mit der Behauptung, ich sei das Internet, hineingeschmuggelt wurde, sass ich mal eins weiter von Herrn Willemsen, der sich, so ich mich recht entsinne, angeregt mit Herrn Gernhardt unterhielt. Andere in diesem Forum schreibende Personen waren ebenfalls anwesend. Obwohl es sich um die Feier eines armen Verlages handelt, geizten die Kellner nicht mit Weißwein, und man wurde quasi indirekt angehalten, schnell zu trinken, damit die Kellner recht bald nachschenken konnten. So kam es, dass ich schon kurze Zeit später sogar ziemlich beschwipst eins weiter von Herrn Willemsen sass. Aber das störte weder mich noch Herrn Willemsen. Jedenfalls liess er sich nix anmerken. Na, und ich schon gar nicht.

[BSemmer]

Tex Rubinowiz ist ein alter Sexist. Wie Hitchcock. Das gehört zwar nicht hierher, aber doch. Denn Roger Willemsen macht das umgekerhte, also das Gegeteil von saubere-Blondinen-demütigen, und das ist auch irgendwie verdächtig. Fragt mich nicht, warum.
(Beitrag wurde von BSemmer am 09.07.2001 um 12:31 Uhr bearbeitet.)

[stu]

ich weiß nur eins: in willemsens redaktion arbeiten nur frauen.
damit roger der alleinige, prächtige hahn sein kann? ich weiss es nicht.

[Ignaz Wrobel]

BSemmer, Du meinst Willemsen, nicht Rubinowitz, oder? Willemsen sah ich mal mit kleiner blonder Freundin auf Berlin-Mitte-Vernissage. Die Freundinnen solcher Männer sind immer klein und blond, ein Naturgesetz. Haben sie irrtümlich eine athletische Brünette geheiratet, lassen sie sich bei ersten Erfolgsanzeichen scheiden, um den Fehler schnell wieder gut zu machen. Aus irgendwelchen mir nicht ersichtlichen Gründen wirkt dieser Frauentyp wohl am wenigsten bedrohlich für das männliche Ego. Was könnte wohl evolutionsgeschichtlich dahinter stecken? Herr Genista, Frau Passig? Damit soll natürlich nichts gegen kleine Blonde gesagt sein.

[pinkas]

Hoffentlich!

[Bartholmy]

Trinke auch gerne mal ein 'kleines Blondes' und fühle mich dadurch nicht bedroht. Ein 'athletisches Brünettes' (Diebels?) habe ich noch nie bestellt.

[Karl Raduns]

RoGer redet eigentlich immer über Balsamico-Essig, egal, ob er vorgibt, über Musil zu diskutieren, seine großen kompositorischen Erfolge auf dem Gebiet der modernen Marimba-Musik zum besten gibt oder kleinen Blondinen unters Blüschen kriecht. Die sind übrigens meiner Beobachtung gar nicht immer blond, manchmal auch rothaarig oder haben goldbraune dreads, er und - na, jetzt hab ich sie neulich noch beim Frühstück... - sind nämlich *so* (Finger überkreuz). Frau Caldenberg, das mit den Schamhaaren, das würde mich näher interessieren. Die Bosheit ist aber von Frau Buschheuer geklaut, die ihn gar nicht mag.
(Beitrag wurde von Karl Raduns am 09.07.2001 um 14:17 Uhr bearbeitet.)

[Susanne Rau]

RoGER Willemsen ist gar kein Mann. Genausowenig wie Roland Kaiser. Das sag' ich Euch.

[Karl Raduns]

jetzt wird's spannend. das wußte ja nicht mal ich. allerdings: so eine ahnung. womöglich ein android? so eine art data der fernsehkultür. gesponsert vom grimme-institut. leider ist die hormon-produktion aus dem ruder gelaufen. 'wie fühlt sich das an, was ist das für ein gefühl, wenn Sie von einem dirty old man mit mahler geködert werden?'

[Herr Genista]

Obwohl ich Willemsen nicht leiden kann, fand ich die Sendung, in der Flatz, Hermes, Buttgereit und die Sängerin von Atari Teenage Riot, deren Namen ich wegen Unerheblichkeit prompt sofort vergessen habe, um einen Tisch saßen, so gut, daß ich ihm sogar das über, natürlich, Prust, dozieren vergebe, für diesmal. Android könnte durchaus sein, dann aber mit einem besonders fiesen Programm. Anläßlich des Abtretens von Hannelore sah ich sie kürzlich in einer älteren Talkshow einen Satz sagen, der noch schlimmer verschachtelt war, als mein erster in diesem Beitrag. Es klang hölzern und ausweniggelernt. Willemsen macht sowas spontan, der redet ganze windelweiche Essays, wenn es sein muß. Android oder Außerirdischer.
Und zu kleinen Blonden sage ich lieber nix, sonst lacht die Evolution wieder, und mit der will ich keinen Ärger.

[Evolution]

Richtig!

[BSemmer]

Ich meine beide. Rubinowitz, weil er im Claudia Schiffer-Strang dahingehend etwas textete. Und Willemsen, weil er einen Hang zu dunkelhäutigen Schönen hat (te) Ð eine davon hieß Dennenesch und spielte früher in Gegen den Wind. Daß er jetzt mit einer kleinen Blonden ausgeht, mag stimmen, darüber weiß ich nichts zu sagen. Irgendwie ist er nett, so professionell einfühlsam. Wie er neulich im interview mit Grönemeyer mal wieder beweisen konnte. die tausendste Variante zur Trauerarbeit ihm entlockt. Was nicht schwer ist.

[Karl Raduns]

Jetzt, wo Sie das sagen, glaube ich mehr und mehr, daß er ein Android ist. Dann aber ursprünglich vorgesehen, Herbert Grönemeyer zu trösten, denn die Trauerarbeit-Nummer zieht er mit ihm ja ehrlich gesagt schon seit Jahren durch. Wahrscheinlich hat mal die lebende Vorlage von roGER die lebende Vorlage von herBERT getroffen, Letzterer weinte, Ersterer tröstete, und das lief so gut, daß man einfach *beide* durch Androiden ersetzt hat. Und zwar war das die Zentral-Redaktion des Bauer-Verlages, in dessen Blättchen ich soeben tatsächlich ein Interview mit herBERT einsehen konnte - zum Thema Trauerarbeit. Wg Hannelore, Frau Wöhrl, Petra Schürmann usw. Schade, daß man da nicht noch mehr Promi-Tode reinpacken konnte in den Juni.
Im übrigen wage ich zu behaupten, so als alter Balsamico-Experte, daß RW auf kleine Mädchen steht. Ob blond ob braun. Aber hier beginne ich mich zu wiederholen. Hatte Data eigentlich je eine Affäre?

[BSemmer]

Warum stehen bloß so viele, die es zu was gebracht haben, auf kleine Mädchen? Oder ist es nur das Muster der ersten Verliebtheit, das sich dann Andoirdhaft immer wiederholen möchte, wobei ein android natürlich niemals selber älter wird, der dazugehörige menschliche Körper aber schon. Seufz. Von einer Dame im besten Alter.

[Karl Raduns]

Liebe Frau Semmer,
das könnte man unter soziobiologischen Aspekten diskutieren. Man muß ja auch mal sehen, daß viel kleine blondobbraune Mädchen auf roGER stehen. Eine einfache Erklärung las ich vor kurzem in der allegra: Ältere Männer hatten schon mehr Zeit, berühmt, also reich, zu werden. Zeugen können sie auch noch im roGER-Alter. (Obwohl, lauter kleine roGERs...) Kleine blonde Mädchen müssen dagegen früher Kinder kriegen. Aber jemand muß den Kindern ja dann die Handys kaufen. Ergo die älteren Männer. Damit wären wir alle Androiden, die einem genetischen Programm folgen.
Wie traurig. Aber der Mensch ist ja da, sich selbst zu überwinden. Wie ist da Ihre Erfahrung?

[Edmund]

Liebe Yvonne,
mir ist derselbe Schamhaarverleser unterlaufen wie Ihnen.
prust

[frosch2]

Hat nicht Herr Genista irgendwo anders geäußert, er könne Herrn Willemsen nicht leiden, weil die BSemmer-BSchreibung so passend und gut beobachtet ist. Irgendwie nett, professionell einfühlsam, Trauerarbeit. Ich glaube ja, und ich glaube ich kann Herrn Genista leiden deswegen. Und selbstredend auch BSemmer für Ihre BSchreibung.

[BSemmer]

Der Mann als Versorgertierchen, die Theorie ist so uralt, und diese Frauenzetischriften bringen uns da nicht so viel weiter. Also, die frau sucht den Versorger, und wenn sie sich selbst versorgenkann, braucht sie keinen Mann mehr, und jede Beziehung geht baden. Dann ist der Jagdtrieb ebenfalls hinderlich, Frauen zu mögen, die selber gerne jagen usw. Seid Ihr denn alle vorm Mars???

[Karl Raduns]

Hallo Frau Semmer,
neinnein nicht doch, ich habe doch nur zitieren wollen. Ich glaube sehr daran, daß intelligente Leute sowas überwinden können. Doch ich halte durchaus daran fest, daß auch vieleviele Männer vom Mars und viele Frauen von der Venus sind. Wenngleich ich jenes Buch damals ziemlich dümmlich fand. Vielleicht ein kgN: Die Biologie macht uns zu Anbetern unserer jeweiligen Planeten, die Intelligenz läßt uns den Irrglauben überwinden. Darauf muß ich für mich aufgrund meiner Erfahrungen bestehen. Also nur so persönlich.
Aber dazu sollten wir vielleicht einen eigenen Strang gründen? Oder das per Flüsterpost... nein, lieber öffentlich.
Beste Grüße, Raduns

[Tex Rubinowitz]

DATA hatte mal eine Affaire, und ich bin kein Sexist, nie gewesen.
Nur weil ich Claudia Schiffer sexy finde?
Nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen ihrer Macht

[Hilde]

Die Macht der Überschrift:
Jedesmal beim Draufklicken auf den Titel bekomme ich ein feuchtes Gefühl in der Hand, die ja sowieso ständig auf der Maus klebt und dann droht, wegen erhöhter Feuchtigkeit abzurutschen, was mich wiederum dazu nötigt, ins Bad zu gehen und mir die Hände zu waschen.
Schwitz!!

[BSemmer]

Habe mich nicht ganz klar ausgedrückt, aber was ich meinte ist etwa sowas wie; Das Buch ist blöd, die zehn goldenen Regeln, wie man sich einen Millionär einfängt (!), auch. Trotzdem, die Realität ist schon ein bißchen so, sonst gäb's die Bücher nicht. Und schöne Frauen mit Macht finde ich auch toll (nur die Schiffer nicht, das hat was mit meinem persönlichen Geschmack zu tun). Aber, Sie sagten doch: saubere Blondinen demütigen, oder irre ich mich? Und wie, bitte, war das gemeint?

[Tex Rubinowitz]

Das war so gemeint:
Eine so schöne Frau, so berühmt, so reich, so engelsgleich, so golden, so rein, so ohne Sünden, ohne Krankheiten, ohne Stuhlgang, die, die alles haben kann, die alles immer hatte, kommt zu mir und sagt zu mir: ' Ich will dich!', ich aber sage: 'Ich will dich aber nicht!' Das meinte ich mit demütigen, das ist nur der kleine virtuelle Stolz eines kleinen Strauchs gegen eine stolze Eiche.
Glauben Sie mir, Frau Semmer, ich habe sowas schonmal erlebt, und genossen, leidend genossen, und das hatte nichts mit Sexismus zu tun, sondern mit leicht euphorisiernder Macht, die ich aber nur hatte, weil ich das genaue Gegenteil bin von o.g. 'Eigenschaften'.
Ausserdem hab ich mit Claudia Schiffer etwas gemeinsam. Das steht aber woanders.
Es befindet sich an meinem linken Oberarm, und an ihrem auch.

[Frau H aus B]

Ein Bizeps?

[Reverend Tex]

ja.

[T Bauer]

@ Hilde:
das glaubt mir ja wieder eh keiner, aber ich habe den willemsen auch mal getroffen, auf so einer buchmesse (wie gesagt, glaubt mir eh keiner), und ich mußte auch schwitzen, weil er mit seinem schleim immer so ein wärmepolster auf die umstehenden verteilt hat. und einen bizeps hat er sicher nicht.

[Frau H aus B]

Den Willemsen? Auf einer Buchmesse? Das glaub ich nicht.

[Poser Rosenberg]

Mein Gott, irgendwer muß diese kleinen blonden Frauen doch flachlegen, sonst sind sie ja zu gar nichts gut!

[Tex Rubinowitz]

Oh, Poser Rosenberg hat heute Kopfschmerzen, also deshalb die schlechte Laune.

[DREA]

Verkatert, was? Dass das bei Dir mit dem Mutigtrinken immer so ausufern muss, Poser!
Herrn Willemsem traf ich uebrigens mal auf einem Empfang, auf dem vor lauter Steifheit weder Hand- noch sonstiger Schweiss floss, und die Haeppchen so trocken waren wie der Sekt sauer. Wir haben dann aus lauter Langeweile angefangen, uns Witze auf Englisch zu erzaehlen. Das macht er sehr artig, der Roger.

[klak]

jaja, dieser roger willemsen. feuchte hände - aber nicht nur das!!! ich habe ihn einmal in hamburg in seiner wohnung interviewt, die in einer gegend liegt, in der man ständig aufpassen muss, nicht hellmuth karasek zu begegnen. sagt willemsen. und wisst ihr was? willemsen hat jede menge bilder in seiner wohnung, aber sie lehnen alle auf dem boden an der wand. fazit: roger willemsen hat feuchte hände, deshalb kann er seine bilder nicht aufhängen, weil sie ihm ja sonst runterrutschen und kaputtgehen würden.

[Juri]

Originally posted by Ignaz Wrobel
klein und blond . Aus irgendwelchen mir nicht ersichtlichen Gründen wirkt dieser Frauentyp wohl am wenigsten bedrohlich für das männliche Ego.

Dann war meine Devotion doch Ihre Projektion? -
Nein, ich bin nicht nachtragend, aber sowas brennt sich ein!

[Lenin]

Originally posted by Ignaz Wrobel
Damit soll natürlich nichts gegen kleine Blonde gesagt sein.
Bitte vollständig zitieren, Juri! Ts. mehr zu sich selber: Lernt man denn in diesen Germanistikseminaren GARNICHTS MEHR?

[Juri]

Wer nicht für mich ist, ist gegen mich, verstanden?!

[DerCaptain]

Hahahahaha!!!

[Juri]

Was gipts denn da zu lachen, Hörr Captain!?

[DerCaptain]

Ach Gottchen, wollte mich nur mal in Erinnerung bringen; Sie wissen schon....

[Shady Tree]

Gestern, da waren wir mit ein paar Kindern an der Alster. Neben dem Wanderweg eine gigantische, zugefrorene Pfütze.
Hier sollten sie sich im Schlittschuhlaufen üben. Die Wintersonne schien, der Wind pfiff eisig übers Wasser und durch die kahlen Bäume. Herrliche Stimmung.
Einmal fällt mein Blick auf zwei weitentfernte Flaneure, der eine groß, schlacksig, aber irgendwie auch sportlich,und dunkel , die zweite Gestalt deutlich kleiner, in cremefarbener Steppjacke und Blond.
RoGer Willemsen in Begleitung mit ungünstiger Bekleidung.
Er muß meine Neugier gespürt haben, dachte ich, jedenfalls traute ich mich nicht mehr hin zuschauen.
Erst als sie auf meiner Höhe waren, warf ich einen scheuen Seitenblick:
der schneidend kalte Wind hatte sein Gesicht
dunkelrot gefärbt, die Augen funkelten durch seine wuchtige Brille und er parlierte,
mit Armeinsatz, fröhlich auf die Dame ein.
Ja, ...sie war eine Dame, eher, ...also
keine aufregende Blondine, ...jedenfalls für mich nicht.
Die Beiden schritten zügig vorrüber und ich blickte ihnen lange nach.
Im Sitzen, schwafelnd, nervt er mich, dachte ich, ...aber für seine Motorik muss man ihn einfach mögen.

[Beiweiss]

Wäre Roger Willemsen 14 und auf der Ollenhauer Gesamtschule, dann würden ihn Mario und Marcel aus 8b in der Pause immer verkloppen. Er ist nämlich eigentlich ein Spasti. Überhaupt ist ihm der Unterricht die liebste Zeit in der Schule. Dann sitzt er kerzengerade auf seinem Gymball und meldet sich bei jeder Frage. Nicht prolohaft über den Tisch gebeugt, aufgestützt auf den rechten Arm und wild schnippend, sondern mit gerade erhobenem rechten Arm und der Ruhe der Schüler, die alles wissen.
Heute kriegt er keine Kloppe mehr. Vielmehr sitzt er heute z.B. mit recht attraktiven Frauen Mitte 30 im Warteraum des Wiener Flughafens und parliert charmant. Er ist immer noch total uncool: Aufgeregt nickt sein riesiger Kopf ständig rum, der ganze Körper wippt auf und ab vor Erregung. Sein kleines Fistelstimmchen entgleitet ihm all zu oft. Madame ist das aber egal, denn sie denkt: "Roger...blöder Name, spackiger Typ...aber zuhören kann der!...und stundenlang reden!" Dann maunzt sie ein wenig.

Roger weiß das.

Als wir schließlich ins Flugzeug dürfen, muß sie leider hinten einsteigen. Roger darf nach vorn. Er steht genau vor mir, mir entgeht nichts. Ich weiß daher, was die Weiber nicht wissen: Roger ist ein Panther, eigentlich. Mit seinem Raubtierblick fixiert er die ganze Wartezeit über das Rehlein auf der anderen Treppe. Dabei schiebt er den Kiefer abwechseld vor, zur Seite, wieder vor. Er ist hochkonzentriert. An Oma denkt er sicher nicht.

Roger isst nichts und trink nichts auf dem Flug, ich weiß gar nicht, warum er eigentlich Business fliegt. Er will fit sein. Gleich nach der Landung klinkt er sich wieder ein. Es gibt jetzt ein Rehlein weniger in Hamburg.

P.S. Weiber der Welt, beeilt euch! Der Panther verliert nämlich langsam sein Haar, das oben so gepriesen wurde. In 3 Jahren trägt er sicher Fleischmütze.