aria
19.06.2001, 00:08
Daheim bei uns in der Stadt in unserer Straße wohnte mal ein Promi. Es handelte sich natürlich mal wieder um so einen B Klasse-trash-Promi, mit dem man auf promi-wettbewerben keinen blumentopf gewinnen könnte. mir und meinen nachbarschaftlichen Freunden blieb das Wissen um die direkte Nachbarschaft mit ihm lange Zeit verborgen. Einzig wunderten wir uns über die Teenager, die sich in rauen Mengen in unserer Straße zusammenrotteten und lungerten. Häufig äußerte ich die Vermutung, es handele sich vielleicht um eien neue Einrichtung, in der schwer erziehbare Trash-Teenager, Hilfe in Sachen Hausaufgaben, Sozialleben, Geschmack erhielten. Immerhin war ja auch einige Zeit ein sehr lethargisches Stadtteilzentrum in unserem netten Haus untergebracht, in dem Sozialarbeiter angestrengt bemüht waren, ihre Langeweile und Nichtsnutzigkeit irgendwie unheimlich engagiert aussehen zu lassen. Der Teenager wurden es im Laufe weniger Wochen immer mehr. Unsere Ratlosigkeit wuchs. Bis wir eines Tages auf die glorreiche Idee kamen, die Teenager einfach mal zu fragen, was sie dazu veranlasst, in so einer zwar hübschen, aber an sich ereignislosen Straße in der hamburger Innenstadt ihre Zeit zu vertrödeln. 'Aber der Florian wohnt doch hier!' lautete die entrüstete Antwort ob solch grober Unkenntnis. 'Florian? Florian wer?' fragten wir erstaunt. 'Na, der Florian Wahlberg von Bed and Breakfast!' raunzten uns die aufsässigen Gören entgegen. Aha. Ein Jungspund erster Güte. Bed and Breakfast brachten es ja leider nur zu mäßigem Erfolg in den Hitparaden. Ein paar Seiten in der Bravo, die ja auch nicht mehr ist, was sie mal war. Florian moderierte später mal das dazugehörige Verdummungsprogramm. Mittlerweile trifft man ihn noch ab und an auf den Klatschseiten einiger hamburger Lokalblätter. Aber zurück zu den Teenagern. Mit Florian im Nachbarhaus wurde es immer schlimmer. Zu allen Tages- und Nachtzeiten lungerten Kinder aller Altersklassen von zehn bis siebzehn.
Ich erinnere mich gern eines bestimmten Silvesters, alles war tief verschneit. Dramatische Dreizehn Grad unter Null. Vor den obligatorischen Parties gab es ein Essen in meinem Haus. Große Belustigung fand die Gesellschaft darin, vom Balkon aus die Teenager-Aktivitäten zu Florians Ehren zu beobachten. Bibbernd glitschten sie mit ihren Buffalos über den Gehsteig und schrien und brüllten, ihr Star solle sich endlich ihrer erbarmen und sich zeigen. Einigen hatten sogar im verzweifelten Bemühen, IHN zu sehen, ein Pappschild gemalt, auf dem in ungelenken Buchstaben 'Komm runter' stand. Komm runter! Super. Florian war natürlich auf irgendeiner Party und gar nicht zu hause. Aber das war den Teenagern egal, sie standen da und waren ganz verschmolzen mit der Illusion, ihm zum greifen nah zu sein. Genervt wünschten wir uns die Erfindung eines 'Anti-Girlie-Sprays', das, ähnlich wie 'Hunde-und-Katzen-Ex' unliebsame Gäste aus der Nachbarschaft vertreibt. Ich glaube, wir haben ihm so was dann sogar als Scherz zum Geburtstag geschickt. Florian war dann irgendwann mal bei uns zu hause als ich nicht da war. Irgend ein Model, das er mit nach Hause nahm, kannte meinen Mitbewohner und schaute rein zum Hallo-sagen. Auch ich habe irgendwann mal auf der Straße ein paar Worte mit ihm gewechselt und dabei war er der nette unscheinbare Junge von nebenan, der er ja auch eigentlich war. Irgendwann gab es Stress mit den Teenagern. Böse Teenager haben die dummen Teenager attackiert und die Rucksäcke in den Fleet geworfen (das ist ein Kanal, davon gibt's in Hamburg ganz viele und der ist direkt nebenan.). Das stand auch groß in allen Zeitungen. Florian ist dann weg gezogen. Keine Ahnung wohin. Und in unserer lieben kleinen Straße ist wieder Ruhe und Frieden eingekehrt. Nur die Hauseingänge tragen noch Zeugnis dieser ereignisreichen Zeit. 'Flo, du bist super.' Oder 'Ich liebe Dich.' steht noch so mancher Orts in runden Buchstaben mit Kringelchen auf den 'i«s' zu lesen.
(Beitrag wurde von aria am 19.06.2001 um 09:41 Uhr bearbeitet.)
Ich erinnere mich gern eines bestimmten Silvesters, alles war tief verschneit. Dramatische Dreizehn Grad unter Null. Vor den obligatorischen Parties gab es ein Essen in meinem Haus. Große Belustigung fand die Gesellschaft darin, vom Balkon aus die Teenager-Aktivitäten zu Florians Ehren zu beobachten. Bibbernd glitschten sie mit ihren Buffalos über den Gehsteig und schrien und brüllten, ihr Star solle sich endlich ihrer erbarmen und sich zeigen. Einigen hatten sogar im verzweifelten Bemühen, IHN zu sehen, ein Pappschild gemalt, auf dem in ungelenken Buchstaben 'Komm runter' stand. Komm runter! Super. Florian war natürlich auf irgendeiner Party und gar nicht zu hause. Aber das war den Teenagern egal, sie standen da und waren ganz verschmolzen mit der Illusion, ihm zum greifen nah zu sein. Genervt wünschten wir uns die Erfindung eines 'Anti-Girlie-Sprays', das, ähnlich wie 'Hunde-und-Katzen-Ex' unliebsame Gäste aus der Nachbarschaft vertreibt. Ich glaube, wir haben ihm so was dann sogar als Scherz zum Geburtstag geschickt. Florian war dann irgendwann mal bei uns zu hause als ich nicht da war. Irgend ein Model, das er mit nach Hause nahm, kannte meinen Mitbewohner und schaute rein zum Hallo-sagen. Auch ich habe irgendwann mal auf der Straße ein paar Worte mit ihm gewechselt und dabei war er der nette unscheinbare Junge von nebenan, der er ja auch eigentlich war. Irgendwann gab es Stress mit den Teenagern. Böse Teenager haben die dummen Teenager attackiert und die Rucksäcke in den Fleet geworfen (das ist ein Kanal, davon gibt's in Hamburg ganz viele und der ist direkt nebenan.). Das stand auch groß in allen Zeitungen. Florian ist dann weg gezogen. Keine Ahnung wohin. Und in unserer lieben kleinen Straße ist wieder Ruhe und Frieden eingekehrt. Nur die Hauseingänge tragen noch Zeugnis dieser ereignisreichen Zeit. 'Flo, du bist super.' Oder 'Ich liebe Dich.' steht noch so mancher Orts in runden Buchstaben mit Kringelchen auf den 'i«s' zu lesen.
(Beitrag wurde von aria am 19.06.2001 um 09:41 Uhr bearbeitet.)