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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Elvis, das Männlein und ich



Polykrates
09.06.2001, 20:11
Ich stand im Zürcher Regen und wartete auf ein Taxi, das mich nach Hause bringen sollte. Ich war müde, nass, ich fror und war leider nicht betrunken genug, als dass mir das alles egal gewesen wäre.
Ich sah das Taxi von weitem kommen. Es kroch die dunkle und nasse Strasse herauf. Es fuhr in einem Tempo, als ob der Fahrer eine Hausnummer suche. Als es neben mir hielt, bemerkte ich verwundert, dass es ein mindestens 20 Jahre alter Mercedes war. Sowas fällt einem in Zürich auf. Hier haben die Leute keine Autos, die älter sind als 10 Jahre. Wenn doch, dann sind es echte Oldtimer. 20 Jahre alte Autos aber sind dem Schweizer fremd. Meinem Taxifahrer scheinbar nicht. Ich stieg ein. Hinter dem Steuer sass ein enorm kleiner, alter Mann. Er schien kaum übers Lenkrad schauen zu können und sass in bizarrer Haltung auf dem Fahrersitz, den er ganz nach vorne geschoben hatte, die Rückenlehne war in einem Winkel zur Frontscheibe hin geneigt, und erreichte ihn trotzdem nicht. Wir fuhren los und das Tempo, in dem er gekommen war, änderte sich nicht, wir schlichen über den Asphalt. Ich glaube nicht, dass er während des gesamten Weges je schneller als 40 km/h fuhr. "Naja", dachte ich, "wahrscheinlich sind seine Beinchen so kurz, dass er das Gaspedal eben nur antippen kann."
Das Männlein hatte mich als Deutschen identifiziert und quasselte nun von allerlei Deutschlandreisen, die es gemacht hatte und nannte dabei Ortsnamen, die ich nie zuvor gehört hatte und Flüsse, von deren Existenz ich nichts wusste. Ich nickte kenntnisreich und kriegte gute Laune: Das Männlein war sehr nett und fidel, ich durfte rauchen, freute mich an der bizarren Situation, mit einem greisen Zwerg nachts durch die Schweiz zu cruisen und liess mich von meinem Chauffeur vollplappern. Plötzlich verstummte er. Mitten im Satz. Brach ab und hielt inne und lauschte. Das Radio lief, es lief schon die ganze Zeit, sehr leise. Das Männlein drehte nun aufgeregt lauter und wir hörten einen Song von Elvis, Wooden Heart. Das Männlein schwieg ernst und lauschte dem Lied und als es vorbei war, drehte es den Ton wieder leise und sprach eine Zeit lang nicht. Dann sagte es ganz leise, als verriete er mir ein Geheimnis: "Bad Nauheim." Ich guckte es verständnislos an und da erzählte das Männlein ganz leise eine Geschichte und die ging etwa so:

Ende der 50er Jahre war ich mit unserer Herrenmannschaft zu einem Radball-Turnier in Bad Nauheim. Abends sassen wir mit den anderen Teams in einer Kneipe und tranken Bier und waren lustig. Damals wurde ja auch immer noch gerne und viel gesungen, wenn man beisammen sass. Wir Sportskameraden hockten alle um einen grossen runden Holztisch herum und tranken und sangen. Plötzlich kam Elvis Presley herein, zusammen mit zwei Begleitern. Sie setzten sich sehr schnell zu uns, weil wir einfach eine lustige Runde waren. Es wurde aber gar nicht viel geredet, wir sprachen ohnehin kaum Englisch und Elvis sehr schlecht Deutsch. Dafür haben wir gesungen. Elvis hat uns amerikanische Volkslieder beigebracht und wir ihm deutsche und schweizerische. Das war sehr lustig, weil wir alle die Sprache der anderen nicht so richtig konnten. Ein Lied hat ihm besonders gut gefallen. Das mussten wir immer und immer wieder singen und er hat sich sogar vom Wirt einen Stift besorgt und wir haben ihm den Text auf mehrere Bierfilze geschrieben, die er eingesteckt hat. Später hat er das Lied auf Platte aufgenommen. In einer englischen und deutschen Version. Und hat es Wooden Heart genannt, seine Version von Muss I denn zum Städtele hinaus. Ja, das war Bad Nauheim.

Dann lächelte das Männlein und dann summte es Wooden Heart bis vor meine Haustür. Dort entliess es mich in den Regen und kroch hügelan weiter. Summend und lächelnd, jede Wette.

Angelika Maisch
09.06.2001, 20:21
Sackzement, wenn es einmal angefangen hat mit der Literatur. (man beachte bitte den neuen Honz.) Aber deine Geschichte, Polykrates, darf ich noch ein bischen dableiben und noch etwas andächtig verweilen?

Murmel
09.06.2001, 20:22
Falls er irgendwann einem Züricher Paparazzi von seinem Treffen mit Bob Dylan ('Er stieg in mein Taxi und wollte nach Camden zu einem gewissen Dave Stewart. Dort lieferte ich ihn auch ab und begleitete ihn in die Küche...') erzählt oder wie er Ian Gillan traf, ist er ein Schwindler. Bis dahin bleibt er ein unangezweifelter Held der Volksmusik.

Kathrin Passig
09.06.2001, 20:35
Hier eine Gegendarstellung (http://www.hafengeschichten.de/Elvis/elvis.html) von Jan Schmietwech, einem Superpaparazzo, der auch Derrick, Kolumbus und Napoleon begegnet ist, sowie eine Geschichte über Elvis in Bad Nauheim (http://archive.nandotimes.com/newsroom/nt/813gielvis.html), die aber keine Schlüsse in die eine oder andere Richtung zulässt.

(Beitrag wurde von Kathrin Passig am 09.06.2001 um 19:38 Uhr bearbeitet.)

Polykrates
09.06.2001, 20:44
Ach, kommt, Ihr Lieben! Nicht schon wieder eine Gerichtsverhandlung starten. Ich bin sicher, es laufen hunderte von Menschen herum , die sich für schuldig halten, Elvis auf 'Muss I denn..' gebracht zu haben.
Ich wollte Euch vom Männlein erzählen, nicht von Elvis.

Wilfried Wieser
09.06.2001, 20:48
Und damit gelang Dir das perfekte Paparazzidestillat: Zwerge, Elfen, Elvis.

Murmel
09.06.2001, 20:57
Ich habe es gar nicht so gemeint. Das Männlein ist fantastisch und ich glaube ihm. Hiermit rufe ich alle Züricher Paparazzi auf, das alte Taxi zu nutzen und ihm weitere Geschichten zu entlocken. Machen wir das Männlein prominent.
singt
Ein Männlein fährt im Taxi, ganz still und stumm. Dann haut es seinen Fahrgast mit Elvis um. Ja, wer mag das Männlein sein, das da fährt durchs Städtelein? Mit dem ur-ur-ur-ur-ur-ur-alten Benz?

oha
09.06.2001, 21:04
(war schmarrn)
(Beitrag wurde von oha am 09.06.2001 um 20:04 Uhr bearbeitet.)

Polykrates
09.06.2001, 21:10
Das Männlein fährt entweder für +41.1.4444444 oder für +41.1.7777777, denn andere Taxinummern wähle ich nicht. Dies für die Zürcher Pappen und für Frau Passig, die Dame mit dem 'Skeptiker'-Abo.
Grüeziwohl, Passig mein Name, sagen Sie, haben Sie wirklich bei sich einen Farher, der einen älteren Benz hat, selber auch schon älter ist und von kleinem Wuchs? Wie, ja, danke, ich bleibe in der Leitung...

Kathrin Passig
09.06.2001, 21:30
Sie müssen mich verwechseln, Monsieur, ich glaube alles. Ich glaube sogar Conchitta Dill. Den Ungläubigen wird es eines Tages leid tun, wenn die knisternden Flammen an ihren Zehen knabbern, aber dann wird es zu spät sein.

Elpenor
10.06.2001, 03:47
Aaaaaah, was macht der Conchita Dill Virus hier, der hat nichts zu suchen. Eine atmosphärisch wunderbare Erzählung, die in der Mitte noch mal ganz neu beginnt. 'Fever'

honz
10.06.2001, 11:25
Genau, als ich die Geschichte las, lief mir ein Schauer den Rücken hinunter, mir gruselte. Ich dachte an Tod in Venedig, eigentlich Wenn die Gondeln Trauer tragen, wer verwechselt diese Filme nicht. Ich dachte immer, gleich springt der Zwerg Polykrates an den Hals und schneidet ihm die Kehle durch.
Ich glaube nämlich das der Zwerg noch mehr Geschichten drauf hat und das er sie seinen Fahrgästen zuflunkert, wie das auf diese lottmannhaft-kaputte Weise gestern Joachim Lottmann im Hof des Friseursalon Beige gegenüber Lacoste tat.
Lottmann fragte sie beiläufig, was sie denn läse, lacoste hatte ein Buch dabei von einem Mann mit polnischen Nachnamen, Titel irgendwas mit Weib, und Lottmann erzählt, was für ein tolles Buch, er habe es dreimal gelesen, der Autor ein enger Freund, leider habe man sich verkracht, seit er, Lottmann diese Kritik in DER ZEIT geschrieben habe, obwohl die Kritik das Buch in den höchsten Tönen pries, er habe das Buch sogar richtig gepusht, Verkaufzahlen bewiesen dies, er musste nur um etwas Balance zu halten ein wenig Kritik üben, das tat er mit der sehr persönlichen Beschreibung eines gemeinsamen Besäufnisses auf der Buchmesse, und seit dem ist der Autor sauer und Lacoste beeindruckt.
Keine fünf Minuten später sagt Lottmann, das alles habe er eben frei erfunden, er habe diese Geschichte nur erzählt , weil er wußte, daß er Lacoste damit beindrucken könne, und ich dachte wie perfide dieser Mann doch ist. Er hatte Lacoste sogar aufgefordert, das Buch aus der Tasche zu holen, er hat es also bewußt darauf angelegt, eine Flunker-Geschichte zu erzählen, Lacoste hätte auch ein Buch von Hera Lind dabei haben können, Lottmann hätte die gleiche Geschichte erzählt.
Jetzt glaube ich ansatzweise zu erkennen, was Angelika Maisch mit der tricky Lottmann World meint.
Und so macht das der Taxi-Zwerg auch mit seinem Fahrgästen, es macht im Spass, aber er sieht es auch als Pflicht seine Gäste zu unterhalten. Mann muss in zwangspaparazzen, undercover, und schauen ob man nicht noch mehr aus ihm herauskriegt.
Am Rande interessiere ich mich natürlich brennend für den Mercedes. Ist das ein 123-er, Strich/8 oder eine Heckflosse, die der Zwerg fährt?

Ignaz Wrobel
11.06.2001, 01:00
Polykrates, Lordsiegelbewahrer ständig verloren geglaubten Niveaus! Berlin verlottert, Wien morbid, die Rettung kann nur aus der Schweiz kommen, Hort jahrtausendelang in meterdicken Stahlschließfächern gereifter Tobleroneriegel.

Polykrates
11.06.2001, 01:00
Lieber honz
leider habe ich von Autos überhaupt keine Ahnung. Ihre Frage kann ich daher überhaupt nicht beantworten. Eine Heckflosse wäre mir aber aufgefallen, oder? Das Lenkrad jedenfalls war so ein dünnes, wo so Dellen für die Finger drin sind.

Edmund
11.06.2001, 01:00
Der neue honz in Ehren, aber was man nicht genug preisen kann, ist der neue Polykrates!
Ein schönes Detail ist, dass das Männlein Mitglied einer Radballmannschaft war. Da könnte sonst nur noch eine Rhönradriege mithalten.
------------------
Melodien für Gottkönige:
Edmund

Frau H aus B
11.06.2001, 01:00
Was für eine wunderschöne, subtile, hervorragend geschriebene Geschichte. Nach oben damit!

Negitoro Temaki
11.06.2001, 12:23
Dünnes Lenkrad? Kann eigentlich nur ein /8 oder ein W 111 (Flosse) sein. Ab nach Zürich, wo man noch mit so schönen Taxen umhergondeln kann.

Herr Genista
11.06.2001, 15:57
Ich will nach Zürich, wo man solchen Männlein begegnet. Vermutlich kam kurz nachdem das Flossenlose Schlachschiff im Fahrradtempo abzuckelte das tatsächlich bestellte Taxi an, der Fahrer hatte ein großes Fragezeichen über dem Kopf und wurde seine Dylan-Geschichte schon wieder nicht los, weil ihm das Männlein zuvorkam. Das übrigens am Ende den Hügel nicht wieder herunterrollte in seinem Benz, sondern spurlos verschwand in einer Art Nebel oder Zigarrendunst. Und während es sich auflöste, summte es 'und du mein Schatz bleibst hier', rätselhaft verklingend.

Lodda de Luxe
17.06.2001, 00:47
Heckflossen und Lenkradbreiten...wie kann man sich angesichts so einer wunderschönen Geschichte mit derart profanen Dingen aufhalten?!Ich schäme mich meiner Hochwuchterei nicht, nein, das Männlein ist es wert.
Polykrates, bitte mehr davon!
(Beitrag wurde von Lodda de Luxe am 16.06.2001 um 23:50 Uhr bearbeitet.)

honz
06.08.2001, 19:53
.

honz
06.08.2001, 19:53
Erster!

vir
06.08.2001, 20:36
Wunderbare, ja wundersame Geschichte. Und doch... seit über dreizehn Jahren lasse ich mich jetzt mit dem Taxi in Zürich herumfahren und noch nie ist mir das sagenhafte Männlein begegnet. Vielleicht hat das Zwerggreislein gar nicht geflunkert, sondern...ahem... Polykrates? Oder dann war es doch eine Begegnung wie mit den von Tom Waits besungenen 'Big Joe and Phantom 309'? Nacht, Regen, Fahrzeug - es wäre ja alles dabei. Das wäre dann wirklich genial postmodern: Polykrates begegnet dem Geist eines Menschen der wiederum eine Elvis-Sichtung erlebt hat.
Ach ja, eine interessante forensische Einzelheit, die mich wirklich sehr beschäftigt, denn sowas kann man fast nicht erfinden (ausser man ist Hesse): Tatsächlich erfreut sich Radball in Oberhessen/Wetterau schon seit vielen, vielen Jahren unverständlich hoher Beliebtheit.

Maigret
06.08.2001, 20:45
Nimmt einen Joghurtbecher vom Ohr und lauscht.
Hatte man das Wort forensisch gehört? Man hatte.
Polykrates selbst hatte vor einiger Zeit diese Geschichte erzählt, man hatte es aus seinem Munde gehört und es stimmte also, da gab es kein Vertun. Warum nur das Mißtrauen so um sich griff in letzter Zeit? Man hoffte nur, daß die Polizei sich nicht mitschuldig gemacht hatte, mit ihren Enthüllungen. Aber nun mußte man zurück zum Fall Murasaki.
Setzt den Joghurtbecher wieder ans Ohr und spannt die Schnur erneut.

honz
06.11.2001, 22:56
Enn Enn, ich wette, die kennst du noch nicht.

Goodwill
01.02.2002, 18:27
Warum nicht mal wieder wuchten? Die Geschichte passt vom Personal her auf so geheimnisvolle Weise zum ungehaltenen Manfred Krug, dass ich nicht widerstehen kann.

lilsista
01.02.2002, 21:12
beim Lesen der Titelgeschichte kamen mir unwillkürlich Erinnerungen an eine Autofahrt ganz ohne Prominenzbezug:

Meine merkwürdigste Taxifahrt fand auch im Regen statt.
Ich lebte zu dieser Zeit in Toronto
Es war etwa vier Uhr morgens. Ich hatte ein Treffen mit einem puertoricanischen Kleindealer gehabt, so ein junger Bursche, schwarzgeölte Locken, schmieriges Geflirte und einen Kopf kleiner als ich. Um an das zu kommen, weshalb ich mit ihm getroffen hatte, musste ich einige Joints mit ihm rauchen und über dumme Dinge reden, die ganze Zeit dachte ich nur: her jetzt mit dem LSD, aber er wollte irgendwas von mir, nicht auszudenken, ich fand ihn eklig. Irgendwann musste das ihm klar geworden sein, ich sagte auch mehrfach ich müsse nach Hause, mein Freund warte dort auf mich, etc, und nachdem es schließlich noch angefangen hatte, in Strömen zu regnen, war seine Laune ein wenig abgekühlt. Er überreichte mir also die kleinen alufolieverpackten Streifen, gab kurze Instruktionen betreffs der Verköstigung, ich gab ihm das Geld und ein erstes echtes Lachen und wir verabschiedeten uns.

Nur weg, dachte ich, ab nach Hause.
Ich hatte keine Lust, auf den Nachtbus zu warten, und so begann ich zu Fuß zu gehen, beschwingt, bekifft, gespannt, was die Nacht noch bringen würde.
Der Regen störte mich nicht sonderlich, es goss wie wahnsinnig, ich wollte aber doch schnell nach Hause und guckte, ob ich wohl ein Taxi bekommen könnte. Die warmen Regentropfen liefen mir von den Wimpern, die Scheinwerfer, in die ich blickte, sah ich verschwommen und gebrochen im Prisma des Wassers, das in meinen Augen schwamm, die Luft duftete stark nach Sommerasphalt und Parkanlagen, ein Taxi kam, sehr langsam, ich winkte und es hielt an.

Ich fragte den älteren Mann am Steuer, ob er mich nach Hause bringen könnte, ja nickte er, ich stieg ein, wir fuhren los. Die Scheibenwischer gingen konfus und unrhythmisch, wir tuckerten maßlos langsam voran, immer wieder schaute der Mann nach unten, in Richtung seiner Pedale, mit einemmal huckelte der Wagen und sprotterte, huch? Wir fuhren noch langsamer, der Mann begann während des Fahrens unten im Fußraum herumzuwerkeln, es war alles sehr lustig. Wir wechselten ein paar Worte, er machte einen netten Eindruck auf mich. Er kam aus Polen, fuhr noch nicht sehr lange Taxi, und sein Wagen machte immer so komische Mucken. So huckerten und tuckerten wir im Schritttempo immer weiter geradeaus, wie ein aufgezognes Spielzeugauto.

Die Situation erschien mir immer lustiger. Ich dachte an die verbotene Ware in meiner Tasche und daran, dass hier eine bekiffte deutsche Studentin und eine polnische gute Seele um vier Uhr morgens in Kanada in einem mehr als reparaturbedürftigen Auto vor sich hinruckelten, und ich musste lachen.
Ich lachte kurz, nur so vor mich hin.
Aber mein Vergnügen steigerte sich unaufhaltsam.
Dann blickte ich den Mann an, der sich in geradezu fürsorglicher Liebe Gedanken um den Zustand seines Autos zu machen schien, und er blickte mich an, und in meinem Gesicht muss sich der nahende Lachanfall schon angekündigt haben, denn mit einem mal verzog sich auch sein Gesicht zu einem großen Grinsen und es gluckerte leise aus ihm heraus.
Nun musste ich wieder lachen, denn er sah süß aus, wenn er lachte.
Er schaute mich noch einmal an und schien nichts zu begreifen, wozu auch?
Wir mussten beide lachen.
Wir fuhren durch den Regen und lachten. Gar nicht laut, nur immer wieder von neuem, wenn wir uns in die Gesichter schauten.
Für ein paar Minuten fuhren wir holpernd dahin in einer heiteren Ewigkeit.

Ich ließ mich dann kurz vor meiner Wohnung an einem Parkplatz absetzen, gab ihm ein großes Trinkgeld, was mir ein bisschen peinlich war, aber ich dachte an das Auto und die Reparatur, wie anders konnte ich ihm zeigen, wie sympathisch ich ihn fand? Ich stieg aus und verschwand in die regentropfende Dunkelheit.
Als ich mich umblickte, stand das Taxi immer noch da, der Motor lief, unruhig. Im erleuchteten Innern des Autos sah ich den Mann nach unten blicken und unbeholfene Bewegungen machen, als wolle er irgendetwas in Ordnung bringen.
Beide waren wir nun wieder für uns allein.

chuck
01.02.2002, 23:49
Die Geschichte vermag, eine Kackwoche zu annullieren, lilsista, vielen herzlichen Dank, wunderschön - obwohl mir mindestens eine Drogensorte zu viel im Spiel war, ich sag aber nicht, welche. Mein Stirnlappen verfilmte das Ganze beim Lesen simultan mit Winona Ryder und Armin Müller-Stahl, woran das wohl liegt?

Dann habe ich die Anfangsgeschichte gelesen, und die ist auch sehr schön.

hanswasheiri
02.02.2002, 01:06
Heute abend sind mir zwei kleine Zufälle mit Toblerbezug begegnet. Einerseits war ich heute mittag mit einem zukünftigen Redaktor der NZZ am Sonntag essen, im NZZ-Bistro, was eine grobe Untertreibung ist, für die schönste Kantine der Welt, jetzt weiss ich endlich, wofür ich gut 300Sfr (200 Euro oder so) Abokosten bezahle, also einem von denen, die uns am 16.März den Schiffsbau weggemietet hat, andererseits ist mir gerade aufgefallen, dass ich schon seit Monaten im Geschoss über dem Büro von 'Vereinigte Taxi von Zürich AG' ('7 mal die 4, und wir sind hier')sitze und arbeite, also just über der Taxifirma, die Polykrates' Männchen beschäftigt. Die Taxifahrer kommen immer zu Schichtbeginn oder so ins Büro, aber ein Mänchen mit /8Mercedes ist mir noch nie aufgefallen.
Die Taxifirma und der Schiffsbau sind übrigens an der gleichen Strasse, rund 200 Meter entfernt.

Edmund
02.02.2002, 19:11
Ja, die Drogengeschichte fand ich auch etwas großsprecherisch. Sonst aber ein prima Hochwuchter.


NZZZZZZZZ

Aporie
02.02.2002, 19:44
Hast du mit Manfred Papst gesprochen Hans?
Bist Du etwa auch dran, Toblerdiesau zu doubeln und an seiner Statt dafür zu sorgen, dass die NZZ im Vorfeld der Pappenlesung die Werbetrommel für das Forum rührt?

hanswasheiri
03.02.2002, 23:50
Weder noch. Soll der Tobler doch selbst...

Caliste
09.08.2002, 21:41
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