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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rocchigiani, Ralf "Rocky"



joq
07.06.2001, 12:18
kleine Vorbemerkung: Dies schrob ich mal an anderer Stelle für eine kleine Berliner Briefkastenzeitung. Eigentlich ist es ein Helge Schneider -Konzertbericht. Aber - Rocky kommt auch drin vor........



Lustig popustig!
Helge Schneider und seine kleine Band 'Hardcore' im BKA-Luftschloß
Ein Konzertbericht vom vergangenen Wochenende.
Wer pünktlich zum Einlaß kommt, hat das Nachsehen. Die Betreiber des BKA Luftschlosses müßte man eigentlich erst mal stundenlang hauen. Um 19 Uhr wird zwar die Haupttür des Luftschlosses geöffnet, leider aber nicht die Tür zum Veranstaltungssaal. Das hat zur Folge, daß sich nun viererlei Sorten Leute gegenseitig auf den Wecker gehen bzw. auf die Füße treten. Wenn nicht sogar auf den Wecker treten und auf die Füße gehen.

Die einen wollen ins Veranstaltungszelt, die anderen was trinken, ein weiteres Grüppchen muß ³auf Kloã, und als Sahnehäubchen wuseln 2 Kellner durch die Menschenmenge, um ö zehn Minuten vor Einlaß ö zentnerweise Bierkisten in den Veranstaltungsraum zu wuchten. Chaos allerorten, die Stimmung könnte besser sein. Und überhaupt: Insgesamt 6 Kellner für geschätzte 700 Gäste? Naja.

Immerhin, wer in der Schlange am Tresen steht, kriegt schon vor dem Auftritt ein schönes Spektakel geboten: Eine in einen hechtgrauen Hosenanzug gezwängte Dame von ca. 40 Jahren schreit, obwohl vor ihr noch fünf Personen stehen, eine der Tresenkräfte an: ³Kann ich bei Ihnen jetzt mal was bestellen?ã ö Der Tresenmann, überraschend schlagfertig, ³Sicherlich, ich denke nicht, daß bei Ihnen das Jugendschutzgesetz greiftã. Die Dame, im Furor der eigenen Wichtigkeit: ³Dann möchte ich 3 Campari und einen Sektã. Wiederum schlagfertig und äußerst freundlich der Tresenmann: ³Aber gerne, junge Dame. Ich werde nur noch zuvor die Gäste bedienen, die VOR Ihnen an der Reihe sind, wenn Sie nichts dagegen habenã. Geschmunzel geht durch die Menge, die Dame schnappt kurz nach Luft und schon hat man sie wieder vergessen.

Oder nicht?
Sie bezieht mit ihrer Begleitung, einer dunkelhaarigen Frau mittleren Alters, einen Sitzplatz, nur 3 Meter von meinem eigenen entfernt. Ein weiteres Pärchen nimmt neben den beiden Platz. Unerwartet beginnt die Blonde erneut zu keifen: ³Diese vier Plätze neben uns sind reserviert ö gehen Sie weg!ã. Das Pärchen, leicht erstaunt: ³Aber hier steht doch nichts von ³Reserviertã, außerdem hängen keinerlei Jacken über den Sitzenã. ö ³Wenn ich Ihnen sage, da ist reserviert, dann ist dort reserviert, da diskutiere ich überhaupt nicht mit ihnen. Machen Sie sich vom Ackerã. Das Pärchen gibt nach und setzt sich woanders hin. Schade, ich möchte der blonden Frau noch so viel sagen. Aber mir fällt nichts ein.

Vor mir setzt sich übrigens gerade einer hin, der wie der Boxer Ralf Rocchigiani aussieht. Huch, plötzlich bildet sich eine Menschentraube, es werden Autogramme verlangt. Das ist ja tatsächlich ³Rockyã. Entweder er oder aber seine schwarzhaarige Begleiterin mit Taubennestfrisur, verströmt einen irritierenden Aftershave-Geruch. Ich glaube das ist ³Havannaã von Aramis. Das habe ich auch. Ob das an meinem Körper auch so komisch riecht?

Ich schweife ab.
Das Konzert: Helge Schneider ist überrraschend gut gelaunt. Er präsentiert hauptsächlich Auszüge aus seinem Spätwerk: Titel wie ³Meisenmannã, ³Katzekloã ö mit einem gelungenen Gitarren-Exkurs und ³Ich drück die Mausã werden frenetisch bejubelt und kommen auch dank soliden Timings und spritziger Einlagen sehr frisch rüber. Heimlicher Star des Abends ist der wahlweise 60, manchmal auch 4000 Jahre alte Schlagzeuger Peter Thoms, dessen Aggregatzustand zwischen ³alternde Tuckeã und ³Höllengrooveã wechselt, auch Hartmut Grabe alias Buddy Casino schwingt sein Holzbein und pianiert perlend und weich. An Jazznummern wird leider nicht viel gereicht, immerhin gibt«s eine knackige Version von ³Honeysuckle Roseã und ein spartanisch groovendes ³Cuteã, und als Helge Schneider gegen Ende sein Vibraphon auf die Bühne rollt, wird alles gut. Gelungene fünf Minuten sieht man drei Musiker, die in ihrem Element sind ö ein treibender Buddy Casino, ein Kantenschläge setzender und Hihat-zischelnder Peter Thoms und ein in sich versunkener Helge Schneider, der ganz mühelos dem Vibraphon entlockt, wieviel Spaß Jazz machen kann. Das ganze trotz geringer Lautstärke voll Feuer und Energie. Starke Musiker brauchen keine Verstärker (Charlie Weiss).

Ach ja: Rocky hat viel gelacht, und die blonde Furie hatte ich gegen Ende sogar ganz vergessen. War ein schöner Abend.

Ruebenkraut
07.06.2001, 23:38
Der Artikel weckt Heimweh in mir.
Die blonde Frau - so glasklar beschrieben, dass sie hier fast vor mir sitzt. Ich habe sie original in meinem Ohr sprechen gehört...
Und außerdem, Helge kommt auch hierher, nach diesem Bericht muss ich sofort eine Karte kaufen gehen.

jimjim
11.06.2001, 23:02
Rocky 2 schlurft übrigens ständig mit
einer Fluppe im Mund am Savignyplatz lang.
Er ist immer ganz in schwarz gekleidet, und
er hat noch die Figur eines Boxers.

Lodda de Luxe
12.06.2001, 00:04
Ich könnte Sie allein schon für Ihr wunderbares 'schrob' küssen...endlich jemand, der meine Liebe für diese eleganten Vergangenheitsformen teilt!

joq
12.06.2001, 09:38
Lodda, wenn Sie, was ich nicht glaube, eine Frau sind, dürfen Sie mich küssen. Überallhin. Wenn Sie ein Mann sind, müssen wir es bei einer stummen Umarmung belassen.....
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http://www.nudelsuppen.de - gezielt genießen!
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Lodda de Luxe
12.06.2001, 12:36
Es ist amüsant, dass Sie einerseits so unsicher sind, andererseits aber doch recht kühn vorpreschen - von 'überall hin' war, bisher, nie die Rede...

joq
12.06.2001, 12:39
Liebe(r) Lodda,
genau diese Mischung aus Unsicherheit und mutigster Vorprescherei ist es, die mich auszeichnet und mich - mit Verlaub - so begehrenswert macht.
Jockel

DerCaptain
18.07.2001, 11:40
...und sein Bruder wandert jetzt in den http://www2.tagesspiegel.de/archiv/2001/07/17/ak-be-557920.html.
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(Beitrag wurde von DerCaptain am 18.07.2001 um 10:40 Uhr bearbeitet.)