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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Valerien, Harry (wird zuhause unterdrückt)



Negitoro Temaki
04.06.2001, 01:48
Ich saß einmal in Ambach am Starnberger See im kollektivgeführten Restaurant-Biergarten Fischmeister. Am Tisch gegenüber saß in einer Runde von zwei Paaren die Sportreporterlegende Harry Valerien.
http://www.museumsmagazin.de/ausgabe198/valerien.jpg
Der Vater des Torwandschiessens wurde pausenlos von seiner Ehefrau heruntergeputzt: Er begann eine Geschichte - sie fiel ihm ins Wort; er erzählte einen Witz - sie begann mittendrin ein neues Thema. Das Gespräch am Tisch wurde eigentlich hauptsächlich von dieser seiner mir unbekannten Begleiterin und der zweiten Dame bestritten. Harry Valerien und der andere Herr trugen übrigens beide feuerrote Pullover mit V-Ausschnitt und saßen nebeneinander auf der Bank mit dem Rücken zur Wand. Grotesk.
(Beitrag wurde von Negitoro Temaki am 04.06.2001 um 00:49 Uhr bearbeitet.)

Murmel
04.06.2001, 10:57
Harry Valerien ist der Reporter mit dem gnadenlos totzitierten: 'Sie standen an den Hängen und Pisten.'
Wahrscheinlich wollte er den Damen wieder einmal selbstironisch davon erzählen. In dem Biergarten war ich vor einer Woche auch. Es sassen aber nur Männer in Polohemden herum. Keinerlei Prominenz. Sehr zu empfehlen: die Renke und danach der Apfelstrudel in Sauce Vanille.

Jackson Mueller
04.06.2001, 12:20
Das mit den Hängen und Pisten, lieber Murmel Clausen, stammt aus der Vorvalerienzeit. Heinz Maegerlein, dem Mann mit der zugekämmten Halbglatze und dem HÄTTEN-SIE'S-GEWUSST?-Quiz (Fachgebiet 'Was man weiß, was man wissen sollte' mit der Frage: 'Was ist schwerer, ein Pfund Daunenfedern oder ein Pfund Eisennägel?) wird der totzitierte Ausspruch seit Jahrhunderten zugeschrieben. Behautptet jedenfalls sehr selbstbewußt meine Erinnerung.
Hat Harry, lieber Negitoro Temaki, gar keinen Widerstand geleistet? Auch keinen symbolischen? Verzog er nicht wenigstens das Gesicht genervt?

Negitoro Temaki
04.06.2001, 18:07
Nein, nicht im Geringsten, soweit meine Erinnerung noch reicht. Er saß einfach nur da und wirkte abgeklärt und zufrieden, voller Glück darüber, selbst Harry Valerien zu sein. Vielleicht war er aber auch benommen von seiner eigenen stoischen Ruhe. Schließlich mußte er sich gewaltig zusammennehmen, da sein Tischgefährte den gleichen Pulli trug.

Pond
04.11.2003, 16:11
Ich verwechselte früher immer Dieter Kürten mit Harry Valerien.
Beide waren bei mir abgespeichert unter "hellhaarig" und "Fußball".

Ich saß also mal wieder an der Kasse im Flughafenladen und Harry Valerien betrat den Raum. Ich erkenne ihn als Sportreporter, weiß aber nicht, welcher er ist.

Als er zu mir an die Kasse tritt und diverse Zeitschriften kauft, möchte er noch eine Quittung. Handschriftlich, mit Namen: "Fallerien, mit Vau" sagt er freundlich zu mir. Ich glaube, er kannte mein Problem.

Ruebenkraut
05.11.2003, 01:05
Fallerien offenbar ein Vertreter der geiz ist geil Fraktion. Verlangt handschriftliche Quittungen für den Kauf "diverser Zeitschriften", um sie von der Steuer absetzen zu können.

Elpenor
05.11.2003, 01:57
Anfang September lief 25 Jahre oder so aktuelles Sportstudio im zweiten, zeitgleich mit 40 Jahre Bundesliga im ersten. Ein logistischer Meisterstreich. In der Sportstudiosendung wurde schätzungsweise 580 mal das Wort "legendär" verwendet. Am legendärsten aller legendären Momente war Beckenbauers Torwandschuss von einem gefüllten Weizenbierglas. Der Ball ging in die untere rechte Ecke alle jubelten und Marcel Reif kommentierte die Aufzeichnung mit: "Dieser Mann, ein Genie."

Im dritten Programm lief Talkshow-classics mit der legendären Begegnung Manfred Krug, Kinski und Münchenhagen. Die allerdings lustig war. Zuerst wurde Krug befragt, er war gerade übergesiedelt und antwortete pflichtbewußt, angenehm zurückhaltend. Dann Auftritt Kinski: ich hatte irgendetwas dämonisches erwartet, stattdessen sprach er feixend in die Kamera, dass bitte schön alle seine neue Autobiographie kaufen möchten, erschienen bei Kippenheuer und Witsch glaube ich. Anschließend zückte er eine Packung Malboro zündete sich eine Zigarette an und bot Herrn Münchenhagen auch eine an, welcher dankend annahm. Eine Prozedur, die sich noch öfters wiederholte.

Münchenhagen hatte kaum die erste Frage zu Ende gestellt, als er von Kinski unterbrochen wurde, vollkommen sinnlose Frage, ich verstehe überhaupt nicht, wie man so etwas fragen kann. Schon der Ansatz, ob er überhaupt wisse, was er wolle. Dann folgte ein langer Monolog über die Schwierigkeit miteinander zu kommunizieren, Krug hatte mittlerweile die Arme hinter dem Kopf verschränkt, den Kopf zurückgelehnt und schlief. Zweite Frage Münchenhagen, bzw. Beginn der zweiten Fragen, denn sofort preschte Kinski dazwischen, nein, nein, das geht nicht. Wieder Wortkaskaden, bis ein Zuschauer irgendetwas dazwischenrief. In der Folge beschimpfte Kinski den Zuschauer, erwähnte, dass er bei seinen Auftritten solche Leute sofort rauswirft, aber hier wäre es ihm egal, wäre ja die Sendung von Herrn, kurze Pause, Münchhausen. Im übrigen hätte er sein Geld schon, der Zuschauer wohl nicht. Herr Münchenhagen versuchte immer wieder zu Wort zu kommen, wurde stets unterbrochen und freute sich sichtlich, als Kinski meinte: "Im übrigen, Herr Münchhausen, verstehe ich jetzt ihre erste Frage doch, aber sie müssen wissen wie wichtig es ist, sich genau zu verstehen." Dann wandte er sich an Krug, bot ihm eine Zigarette an, wodurch dieser aufwachte. Später erklärte er Herrn Münchenhagen, wie gut seine eine Bemerkung war, hier folgte der Wortlaut einer Aussage, die von Münchenhagen nie gesagt wurde, er nickte aber trotzdem.

Kürzlich las ich ein Interview von Kinski, er sprach über Talkshows, besonders gefallen hätte es ihm ja bei Herrn Münchhausen.

raumoberbayern
05.11.2003, 02:06
Das ist aber schön. Elpenor, Sie haben meinen Tag gerettet.

Bartholmy
05.11.2003, 02:09
Hat jemand außer mir - und sicher erinnere ich mich nicht mehr allzu präzis - Mitte/Ende der 80er im, denke ich, Aktuellen Sportstudio, das Gespräch Luise Rinser-Harry Valerien gesehen?

Ich hätte es gerne einmal wiedergesehen, habe bisher aber vergeblich danach gesucht, auch eine Abschrift scheint es nicht zu geben.

Das Ganze war verblüffend gedankenzerstäubend schön: Anlass waren die anstehenden Olympischen Spiele in Südkorea, und Luise Rinser war geladen als Nordkorea-Expertin (sie war wohl gelegentlich dort und hatte auch ein sehr Kim-il-sung-verherrlichendes Buch veröffentlicht). Und jedenfalls: Sie redete von der Schönheit und Gutheit Nordkoreas, und betonte, auch der Norden solle partizipieren dürfen, falls man damals schon "partizipieren" sagte, und so weiter, und Valerien zerbrach sich irgendetwas da oben und wusste auch gar nicht, mit wem er es zu tun hatte.

Jemand gesehen? Jemand anders in Erinnerung? Gar jemand mit Video oder Abschrift?

Der Admiral
05.11.2003, 10:44
Gott, der Mann ist gestern 80 geworden?
http://www.zdf.de/ZDFde/img/19/0,1886,2240851,00.jpg

Benzini
06.11.2003, 00:46
Lustig, das Kinski hier auftaucht, dieser hasserfüllte kleine Gott. Habe besagtes Interview heute zufällig auch gesehen. Der beste Satz: "Das Publikum hat überhaupt nichts zu sagen!"