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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : von Stuckrad-Barre und Christian Kracht (kaufen Kultur)



Goodwill
28.05.2001, 21:50
Wer schon mal einen Serengeti-Film mit dem Schwerpunkt Hyänen gesehen hat, weiß, wie Benjamin von Stuckrad-Barre lacht: So ähnlich wie ein Wildhund, der gerade einem anderen ein Stück Thomson-Gazelle abjagen will.
Ich hatte Gelegenheit dieses angesaugte uah-uah-uah Ende Mai 2001 in der Plattenabteilung des Kulturkaufhauses Dussmann zu hören und war sofort ziemlich alarmiert. Wilde Tiere mitten in Berlin? Dann sah ich, dass der Verursacher nur ein junger Mann mit kurzen Haaren war, der vor einem anderen jungen Mann mit braungebrannter Haut, verwachsenem Popper-Haarschnitt und wirrem blauen Blick einen lachenden Diener machte. Der mit den kurzen Haaren schien sich uah-uah-uah jedenfalls zu amüsieren. Der Blonde schien sich insgeheim zu fragen worüber.
Mir war sofort klar, dass es sich bei den Frohsinnigen um die beiden gehyptesten Jungautoren (wenn schon Superlativ, dann hier) der Republik handeln musste: Benjamin von Stuckrad Barre geht mit Christian Kracht CDs kaufen. Ein möglicher Titel für ein Dramolett. Nur der Ort war irgendwie zu uncool für solche Hipster, die seit Jahren so tun, als wüßten nur sie und ihre zehn besten Kumpels, wo der Frosch die Locken hat.
Ich schaute mich um, ob auch anderen Regaldurchforstern die Celebrities ins Ohr gestochen waren. Die meisten trugen Kopfhörer. Außerdem kann Berliner generell fast nichts mehr schrecken. Gleichgültigkeit überall. Ich nahm ebenfalls eine Musikdusche und beobachtete beim Mitwippen, wie die beiden Weltliteraten zwischen den Auslagen herumirrten, schließlich vor einer Säule mit Hiphop-CDs und Kopfhörern halt machten und mal hier mal da reinhörten. Immer noch keine Unterschriftenjäger, nirgends.
Etwa zehn Minuten später ging ich zur Kasse und stellte mich, in den ersten Seiten eines neuen Buches blätternd, in die Schlange. Eine junge, nicht sehr attraktive Frau kam auf mich zu, lächelte so haarscharf an mir vorbei, dass ich zuerst dachte, ich sei gemeint und sagte mit einer wunderbar tiefen Radio-Stimme: ÈSchau mal Christian, so sieht Deine aus.Ç Dabei klopfte sie auf eine CD, die aus meinen Augenwinkeln ein bißchen so wirkte wie ÈDark Side of the MoonÇ in Weiß. Der erstaunlich kleine blonde Hoffnungsträger der lesenden deutschen Jugend hinter mir lächelte statt einer Antwort weise und vielleicht ein wenig bekifft. Dazu ertönte ein trockenes uah des kurzhaarigen Pop-Prinzen an seiner Seite. Die Frau strahlte.
Ich zahlte meinen Einkauf. Die beiden Spitzen-Autoren hatten inzwischen mitbekommen, dass da, wo sie sich angestellt hatten, gar keine Kassiererin war und gesellten sich mit ihren vier CDs in jeder Hand widerstrebend zu mir. Und so durfte ich im Weggehen Zeuge werden, wie Benjamin von Stuckrad-Barre mit großer Geste seine Kreditkarte zückte und von der Frau an der Kasse um ein Autogramm auf dem Kassenzettel gebeten wurde.

Ruebenkraut
29.05.2001, 00:33
Beim Intro musste ich laut lachen- hoffentlich nicht Thomson-Gazellen-ansichtig-mäßig wie der Stuckrad. Sind die ins Dussmann gegangen, um sich paparazzen zu lassen? Wahrscheinlich schon. Und Goodwill hat sie am langen Arm verhungern lassen. Gar nicht höflich.

frosch2
29.05.2001, 01:10
Für die Kleinen gibt es doch so lustige Anstecker? Ich heiße frosch und bin 2. Ohne sowas hätte ich keinen der beiden Kultstars erkannt, schon garnicht vor einer Hiphop-Säule.
Sehr interessante Geschichte, bleibt nur die Frage, wer den Kassenzettel behalten hat?

Sabeta
29.05.2001, 02:04
auch meine hochachtung für die thomson gazelle.
(Beitrag wurde von Sabeta am 29.05.2001 um 01:04 Uhr bearbeitet.)

PiaMia
29.05.2001, 12:14
Ich hätte sie auch nicht erkannt, sind sie doch so verdammt unscheinbar. Auch wenn sie sich größte Mühe geben, unangenehm aufzufallen. Da braucht man schon viel guten Willen, um sie zu paparazzen. Respekt, Goodwill!!!

oli
29.05.2001, 13:12
stuckrad-barre ist wirklich unscheinbar. so unscheinbar, dass er sich selbst sogar ständig mit dem fussballer lars ricken vergeicht, einfach nur um einen optischen link für potentielle paparazzi herzustellen.
oli

mart
30.05.2001, 01:29
Sehr amüsant. Zwei unscheinbare Literaten giggeln vor der HipHop-Säule. Ich wüsste nur zu gerne, welche 4 CDs die beiden an der Kasse bezahlten. Laughing Hyenas? The giggling Cauliflowers?

Ignaz Wrobel
30.05.2001, 01:29
Unser frecher Frosch ist natürlich wieder direkt in die Suppe gehüpft und hat das Haar gefunden!
Stuck-Barr trägt aber kein Haar und braucht deshalb auch keine Kassenzettel.
Die Kassiererin ist eine Autogrammjägerin, die nur zu diesem Zweck an der Kasse sitzt. Zuhause bei Geburtstagseinladungen mit Kaffee und Kuchen zeigt sie stolz ihr Album, das nur aus beschrifteten Kassenzetteln besteht. Will man ihr eine Freude machen, geht man nie ohne einen Aldi- oder Plus-Kassenzettel aus dem Haus, den man bei Gelegenheit von einem Prominenten signieren läßt. Im Alter wird sie ein berühmtes Berliner Original, das nun seinerseits Kassenzettel signieren muß. Ihre Memoiren (Ich war die Kassenzettelschlampe - Geld und Ruhm in meinen Händen) werden Kult. Bis ins hohe Alter sitzt sie hinter ihrer Kasse, an der Promis und solche, die es werden wollen, Schlange stehen. Dussmann verdient sich eine goldene Nase an Ihr und kauft die Staatsoper unter den Linden, die seither durchgängig geöffnet hat.

klesk
30.05.2001, 01:29
goodwill, nur der vollständigkeit halber: ich habe stuckrad-barre auch schon mal bei dussmann getroffen. er stand allein zwischen den cd-tischen am eingang und wühlte in den house- und dance compilations. willste popliteraten sehn, musste an dussmanns wühltische gehn.
zu dussmann gehe ich übrigens mittlerweile nur noch zum ansichtsexemplare abwetzen, denn die outgesourcten dussmänner und -frauen sind planlos, lahmarschig und desinteressiert ...und außerdem prellt herr dussmann seine reinigungskräfte ohne aufenthaltserlaubnis um ihren hungerlohn. nieder mit dussmann!

oha
30.05.2001, 01:29
auf meinem Schreibtisch steht in silbernem Rahmen ein fast A4 grosses Bild von BvSB. Er sieht aus als blökte er, aber wahrscheinlich lacht er. Mittlerweile steht das Bild Motiv an Wand, weil diese Peek&Cloppenburgfotografie doch eher zum fürchten ist.
Warum das Bild da steht, das frage keiner.
ich wars jedenfalls nicht, die es gerahmt und dort platziert hat. bei gott nein. Das haben andere zu verantworten.
(Beitrag wurde von oha am 29.05.2001 um 15:09 Uhr bearbeitet.)

U_Sterblich
30.05.2001, 01:29
sind die nicht alle irgendwie aus münchen???warum sind die immer in berlin???? münchner jungliteraten sind doch allesamt die pest!!!
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die wahrheit ist eine ungerade zahl

cosmokramer
30.05.2001, 01:29
Na weil sie in München keiner haben will!

Goodwill
30.05.2001, 01:29
Vielen Dank für Eure Kommentare. Die schiere Zahl und der Grundton sind gleichermaßen herzerwärmend.

stu
01.06.2001, 01:08
es ist fast schon eine kunst in berlin mitte herumzulaufen ohne bvsb zu sehen. wo man steht oder geht, fährt er mit dem fahrrad vorbei, kauft bücher bei dussmann, isst alleine einsam in der pizzeria seine pizza oder steht rauchend in der discotheke.
scheint viel freizeit zu haben. erwäge umschulung zum popliteraten.

Larry Erbs
01.06.2001, 01:08
Der grässliche Christian Kracht hat übrigens eine grässlich Homepage: http://www.christian-kracht.de
wer ist eigentlich Moritz von Uslar (auf seiner 'Freunde' Seite) Solchen Leuten möcht ich auch nicht begegnen.

U_Sterblich
01.06.2001, 01:08
Moritz von Uslar ist auch so einer von denen halt. Manchmal macht er das '100 Fragen an...' Interview im SZ Magazin und unter Schmerzen gestehe ich, dass er das gut macht.
Ansonsten weiß ich aus erster Hand, dass er ein schlimmer Schnösel ist. Vielleicht ja auch nicht. Vielleicht sollte ich mein Karma nicht weiter damit belasten, allzu viele Leute schlimm zu finden.
(Beitrag wurde von U_Sterblich am 31.05.2001 um 13:27 Uhr bearbeitet.)

U_Sterblich
01.06.2001, 01:08
nun habe ich die krachtsche Webseite besucht.
Wahrheit vor Karma: sie sind einfach schlimm.
Sie sind alle sehr sehr schlimm.
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die wahrheit Ist einE ungerade zahl

Larry Erbs
01.06.2001, 01:08
Warum gibt es eigentlich diesen faszinierenden Dreck Faserland auf russisch und japanisch? Da ist doch irgendwas schiefgelaufen, was ist denn da los?
Einen Früchteabend mit dieser Arschmakrele stelle ich mir auch nicht allzu pompös vor.

Kaschmir von Elom Elom
01.06.2001, 01:08
Selbstredend ist Christian Kracht nicht so, wie Ihr alle denkt, denn alles, was er anfaßt, wird wunderbar.

Edding Kaiser
01.06.2001, 01:08
Völlig richtig.

Kaschmir von Elom Elom
01.06.2001, 01:08
Ausgezeichnet.

Herr Genista
01.06.2001, 01:08
Davon verstehe ich nicht viel, aber Faserland war doch ganz kurzweilig (obwohl ich den Lottmann brauchte, um den Titel zu verstehen, so dumm bin ich manchmal) und die Homepage ist auch nicht schlimm. Schön bunte Fotos. Nur die Texte über die Schallplatten könnte ich mir besser vorstellen, aber das macht doch nichts.

Edding Kaiser
01.06.2001, 01:08
Hui, jetzt gibt's gleich auf den Sack...

Herr Genista
01.06.2001, 01:08
Na hören Sie mal, Herr Tobler! Also nein.

Edding Kaiser
01.06.2001, 01:08
Genistchen, das ging doch gar nicht an Sie, sondern bezog sich darauf, dass gleich die Protestwelle losgehen wird.
Peace.

Walter Groebchen
01.06.2001, 01:08
Ich finde ja Stuckrad-Barre oft amüsant, oft auch treffsicher, und er hat das Pop-Marketing & Identity-Modelling drauf wie kein anderer seiner Schulklasse. Nur die 'Stern'-Kolumne, die muß nun wirklich nicht
Warum werden alle immer ganz hibbelig und fangen gereizt zu kichern an, wenn Stuckrad-Barre den virtuellen Palast betritt?

O de Cologne
01.06.2001, 01:08
eine freundin aus göttingen erzählte mir mal wie der benni vor seiner berühmtheit war. (göttingen old promi-town...)
ich werde sie noch mal diesbezüglich interviewen: bvsb zittere!

Don Dahlmann
01.06.2001, 01:08
Schade! Ich dachte es gäbe hier ein Stuckard-Barre Bashing...
Mir geht dieser Selbst-Inszenierungs-Dreck einiger selbst ernannten Pop-Schreiberlinge nach dem Motto 'Ihr dürft dabei sein, wenn ich berühmt werde, ihr Würmer' auf die Nerven. Wahrscheinlich würden diese Menschen sich in ein 'Bohemian Big Brother' stecken lassen, damit die Welt sich verzückt an ihrer Möchtegern Genialität reiben kann und junge Damen abends das Buch zum Buch zur Serie umklammernd seufzend einschlafen.
Da les ich lieber weiter Walter Serner.

stu
01.06.2001, 01:08
herr gröbchen, wir zittern und hibbeln doch nur, weil herr stuckhard-barre uns an unsere jungend erinnert. an bravolesen und oxy pickelcreme in der apotheke kaufen.
an bohemian big brother wäre ich sehr interessiert. reinhald götz dürfte dabei nicht fehlen. er könnte in der ecke sitzen und in sein kleines buch kritzeln und unentwegt laut des is derrrr wahnsinn sagen.

pinkas
01.06.2001, 01:08
Es geht nur um Geld hier, um nichts anderes. Die janzen Popper sind so mittel, nichtmal besonders hip (Oasis! Anke Engelke!); neu ist, dass sie von irgendwelchen alten Dackeln verflucht überbezahlt werden. There's the rub.

Treutwein
01.06.2001, 01:08
Ich finde die Hompage ganz gelungen, nur funktionieren die Links meistens nicht. Aber das schiebe ich auf meinen Browser. Ansnsten finde ich einen Großteil der ganzen Popliteraten-Baggage ganz amüsant. Mehr zwar auch nicht, aber ein gewisser geschärft-arroganter Blick auf unsere Umwelt ist doch gar nicht so schlecht?

Ignaz Wrobel
01.06.2001, 01:08
Auf seiner homepage preist Kracht sein Buch 'Der Gelbe Bleistift' mit den Worten: 'Die gleiche Covergestaltung wie Hitlers 'Mein Kampf', aber besser geschrieben. Fünfte Auflage. Jetzt kaufen.
Das also ist Pop? Da bleib ich lieber bei Hunter S.Thomson.

Edmund
01.06.2001, 01:08
Zu Kracht kann ich nichts sagen, aber es nervt ein wenig, dass es in gewissen Kreisen zum Tugendkanon zu gehören scheint, BvSB für das ALLERLETZTE zu halten.
Gut, er versteht sich auf PR, aber tat das nicht auch Gorbatschow? Abstrahiert man mal von der inszenierten Figur BvSB, dann stehen einige seiner Texte doch gar nicht schlecht da.
'Remix' z.B. habe ich mehrmals gelesen und fand es immer kurzweilig, oft hübsch formuliert und manchmal sogar amüsant. Ob sein Stil für längere Erzählungen/Romane trägt, mögen andere beurteilen - ich kenne weder Soloalbum noch Blackbox.
Man bedenke, dass es gar nicht so lange her ist, dass erwähnenswerte deutsche Literatur alles sein durfte, nur bitte nicht 'kurzweilig'

Allen notorischen BvSB-Bashern sei hinter die Scheuklappen geflüstert: Was lest Ihr lieber: 'Remix' oder 'Ein weites Feld'? Oder gar 'Berlin Alexanderplatz?' Mmh?
Uns wenn es stimmt, dass er keinen Führerschein hat, dann ist BvSB wirklich COOL.
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Mann für's Grobe,
Edmund

Larry Erbs
01.06.2001, 01:08
Der gelbe Bleistift halte ich eigentlich einigermassen gelungen. Ich finde es interessant wenn einem in Reiseberichten nicht permanent das Fremde und Exotische aufs Butterbrot geschmiert wird, sondern das Langweilige der Hotels, Modeketten und Flughäfen. Besonders die Japan -Geschichte gefällt mir. Er lässt sich vom Sonychef den Elektro Hund vorführen. Lustig ist auch wie er mit einem Kumpel eine Kosovo-Demo in Berlin beobachtet,davon so abgestossen ist das er beschliesst sofort nach Phnomphen zu fliegen wo er wieder auf einer Demo landet bei der er sich selbst in der Pose des Poppers ertappt.
Ich finde den Burschi jedoch ein wenig pervers und den Hype um Faserland verstehe ich nicht so recht. Das ist wirklich Dreck, aber halt auch ein faszinierender (dies widerliche Wort passt hier mal) Dreck. Es gibt Leute die nehmen das ernst und verstehen die Pose nicht.
Stinkratt Barre ist aber wirklich indiskutabel.

Larry Erbs
01.06.2001, 01:08
hier eine schöne Zusammenfassung von Faserland (passt auch in den Kotzstrang):
(In der Fassung eigentlich doch nicht soo übel..)
http://home.t-online.de/home/volker.poehls/maxbahr.htm
(Beitrag wurde von Larry Erbs am 31.05.2001 um 20:20 Uhr bearbeitet.)

zili
01.06.2001, 01:08
NEID ?

pinkas
01.06.2001, 11:14
Warum nicht? Ich schwanke dem Phänomen gegenüber zwischen Neid, Milde und Abstossung. Bewunderung aber oder A-ha stellt sich niemals ein, Einverständnis nur gelegentlich. Den Poppern ist manches gelungen, aber nichts, was das ganze Ramtam rechtfertigen könnte. Dies ist der reine wesenhafte Ausfluss des Zeitgeistes. Und darin gleichauf mit der Diddlmaus.
PS Sammeln wir doch die Übernamen für Stufen-Barren, die sich sobald einstellten, wie männiglich des allgemein geübten vollständigen Herunterplapperns dieses Namens müde wurde, also recht bald. 'Bennaminvonstuckat-Barre, Bennaminvonstuckat-Barre', wer will es noch hören? Der Stern. Ich sah hier im Forum bereits Ben Stuck, Stinkratt Barre, BvBS und Benni.

Anne Katrin
01.06.2001, 12:06
Das ist ja unglaublich...Ich war auch bei Dussmann an genau diesem Nachmittag. Und ich sah Kracht und Stuckrad-Barre erst bei dem Hip-Hop Stand, wo mir auch das hyaenenhafte Lachen Barres auffiel, obwohl es eher den Lachlauten eines Zebras gleichkam, aber afrikanisches Steppentier war schon ganz richtig...Die beiden latschten dann zum Rock-Regal, ich ging ihnen nach und sah wie Kracht sich eine CD herausnahm, die 'Cinerama' hiess, die weisse Platte war nicht Dark Side of the Moon sondern 'Zoot Woman', was immer das ist. Als die beiden das Geschaeft verliessen, folgte ich ihnen nach draussen auf die Friedrichstrasse und dort banden sie ein Fahrrad los (Eine junge Frau war dazugekommen, ich glaube, es ist eine bekannte Radio-Moderatorin), Stuckrad-Barre sprach in ein Nokia-PC-Handy (das er vor und nach dem Gespraech auf und zuklappte und sich Notizen machte) und die drei ueberquerten die Strasse und ....ICH GING IHNEN TATSAECHLICH NACH!!!...standen eine Weile vor dem Clarks-Schuhgeschaeft an der Unterfuehrung zum Banhof Friedrichstrasse. Ich stellte mich daneben und tat so, als wuerde mich die Auslage interessieren. Kracht, der Clarks-Schuhe trug, sah ins Fenster und sagte zu den Beiden 'Das braucht man ja nun jetzt wirklich nicht mehr'. Dann gingen sie in den Bahnhof hinein, mit dem Fahrrad.

Kaschmir von Elom Elom
01.06.2001, 12:07
Benjamin von Stuttgart-Barre fällt mir noch ein.
Und Zoot Woman sind vorläufig die Größten.
(Beitrag wurde von Kaschmir von Elom Elom am 01.06.2001 um 11:08 Uhr bearbeitet.)

DerCaptain
01.06.2001, 12:15
Und, Anne Katrin? Hast Du Goodwill bemerkt? Nebenbei: Der Link zu Faserland ist bezeichnend. Schön.
------------------
'Von ganzem Herzen, für alle Zeit...'

(Beitrag wurde von DerCaptain am 01.06.2001 um 11:16 Uhr bearbeitet.)

Larry Erbs
01.06.2001, 12:20
Das ist ja sondersuper. Wie nennt man das? Höpaps beim paparazzen paparazzen? Goodwill müsste dich eigentlich bemerkt haben. So wie du denen auf den Fersen warst.

Murmel
01.06.2001, 12:39
Schon verfilmt. 'Goodwill hunting'. Oder ist der Name ein Paparazzi-Konzept?

stu
01.06.2001, 12:39
ich finde Faserland eine ganz gute 80er Jahre Popper-Studie, auch wenn ich Christian Kracht selbst eher peinlich finde.Stuttgard-Barre ist mir eigentlich egal, habe trotzdem ein paar von seinen Büchern gelesen.Hatte bei allen aber das Gefühl das er vor allem Faserland und Nick Hornbys High Fidelity gelesen hat und von beidem ein kleines Potpouri zusammengebastelt hat. Komisch, dass sie trotzdem Freunde sind.
Und komisch, das wir uns hier über sie unterhalten, weil sie doch eigentlich beide so langweilig sind...

joq
01.06.2001, 12:44
Dem bleibt nur hinzuzufügen, dass unter dieser Adresse (http://www.sehrcool.de/mitmachen/besttest.htm) Nudelsuppenkritiken von Kracht himself nachzulesen sind.
Ende der Eigenwerbung.

(Beitrag wurde von jockel1 am 01.06.2001 um 11:44 Uhr bearbeitet.)

Don Dahlmann
01.06.2001, 14:32
HAH! Goodwill hat geschrieben (und von der wundervollen anne Kathrin bestätigt, das dieser Kracht, dieser Mensch, Ende Mai in einem dubiosen CD Laden in Berlin war.
Nudelsuppen.de berichtet (mit Fotobeweis) das Kracht in Bangkok lebt. Nicht Urlaub macht - nein lebt!
Nun stellt sich die Frage: Gibt es zwei Krächte? Ist er/sie ein frühes Klon-Produkt? Haben die Chinesen Kracht entführt und uns einen Doppelgänger untergejubelt? Nehmen die Chinesen den Original-Kracht jetzt so auseinander, wie sie das mit dem amerikanischen Spionage Flugzeug tun?
Müssen wir uns Sorgen machen?

Murmel
01.06.2001, 14:49
@Don:
Die Staatsanwaltschaft erhebt keine Anklage gegen Herrn Goodwill im Fall Kracht, da sich der paprazzte Herr 'auf Urlaub in Berlin' befunden haben kann.
Hohes Gerich, Sie sehen trotzdem mal wieder atemberaubend gut aus. Die Staatsanwaltschaft lobt den Entschluß, eine Laufstegkarriere der Gerechtigkeit zu opfern. Danke.

stu
01.06.2001, 14:49
unter pop-literaten ist es en vogue zwei wohnsitze zu haben. mindestens hh u. berlin sollte man vorzuweisen haben. herr kracht wohnt eben dort in thailand und auch hier in b. ganz einfach.

Kai Herrmann
01.06.2001, 14:56
Die Kracht-Page ist Design-Quatsch. Ich würde ich ihm somit auch unterstellen Design-Quatsch zu schreiben.

lacoste
01.06.2001, 15:00
Herr Clausen,
das Gericht schließt sich Ihrer Meinung an. Die Beweislast gegen Herrn Goodwill ist nicht ausreichend für eine Anklageerhebung.

Ignaz Wrobel
01.06.2001, 15:04
Ja, recht lustig. Welcher von beiden ist C.K.? Ich LIEBE Suppen, aus diesem Grund werde ich mit Sicherheit kein Stammleser Deiner Tütensuppen-Page werden, nichts für ungut. Sollte gar die Entstehung einer Generation von Popliteraten ursächlich mit ihrer Ernährung verknüpft sein? Waren nicht die frühen Achziger auch die Zeit der 'Schlüsselkinder', die von ihren getrennt lebenden, karrieregeilen Eltern mit lieblos eingerührten Instant-Pulvern großgezogen wurden?

le_reptile
01.06.2001, 15:17
die kracht page ist mehr doku-soap als designer-quatsch.

pinkas
01.06.2001, 15:39
es ist nett anzusehen, aber einfach nur blöd

Kaschmir von Elom Elom
01.06.2001, 16:12
Ihr seid allesamt ästhetisch unterbelichtet.

pinkas
01.06.2001, 16:20
Ach, Kaschmir! Es ist wunderbar anzusehen, aber einfach nur blöd! Zugegebenermaßen ein großer Vorteil im Vergleich zur Diddlmaus. Ein schöner Buchumschlag macht kein gutes Buch. Das hier ist nicht dandy, sondern albern.
(Beitrag wurde von pinkas am 01.06.2001 um 15:22 Uhr bearbeitet.)

DerCaptain
01.06.2001, 16:22
'Diese Suppe schmeckt, ich moechte es fast nicht sagen, etwas homosexuell.' Also, Tütensuppen sind ja generell nicht so mein Ding, aber Tütensuppentestberichte mag ich glaub ich.
------------------
'Von ganzem Herzen, für alle Zeit...'

(Beitrag wurde von DerCaptain am 01.06.2001 um 15:23 Uhr bearbeitet.)

frosch2
01.06.2001, 16:33
Herr von Elom Elom, an Zoot Woman, die mir auch leicht nach o. g. 80er Jahre Popper-Studie klingen, gewöhne ich mich gerade (hast Du das jüngste Konzert wahrgenommen?), falls nicht wie bis genau davor, mit anderen Worten den gesamten Vormittag, Idiology von Mouse on Mars im PC sozusagen schwer rotiert.
Und, sollte man Kracht nun lesen? Nach Bernhard und Sauer?

Stimmen
01.06.2001, 16:53
Man lese Livealbum. Nicht Soloalbum, nicht Blackbox. Livealbum. Ein makelloses Werk. Faserland ist allerdings noch viel besser. Begründung: keine. Die Parodien auf Faserland sind ganz nett, aber ahnungslos. So wie Susanne Fischer damals in der Titanic: ahnungslos. So wie Matussek vor 100 Jahren im Spiegel über Bret Easton Ellis: ahnungslos. Germanistenschicksal. Und was das Design angeht: Es sei so-much-two-years-ago, wurde andernorts bemerkt. Aber das ist auch wirklich alles. Pinkas klingt, als ob er Mephisto-Schuhe trägt. Jeden Samstag geht er auf den Ottensener Flohmarkt und stöbert in den LP-Kisten, die langhaarige Selbstdreher mitgebracht haben. Dann kauft er ein Buch, wo sich im Autorenfoto mit Daumen und Zeigefinger ins Gesicht gegriffen wird.

le_reptile
01.06.2001, 17:00
...so eines wie in '99F'?

pinkas
01.06.2001, 17:09
Papperlapapp, Stimmen... Mephisto-Schuhe! Schau in den Spiegel, und Du erblickst die Diddlmaus. Schau der Wahrheit ins Gesicht.

stu
01.06.2001, 17:13
falsch, dort (bei 99F, bzw. 39,00) wird der gestreckte zeigefinger vor den leicht geöffneten Mund gelegt. Ganz so als könnte der Autor sich nicht entscheiden ob er Nägelkauen oder lieber einen Essensrest aus einem Zahnzwischenraum hervorholen möchte.

(Beitrag wurde von stu am 01.06.2001 um 16:14 Uhr bearbeitet.)

Anne Katrin
01.06.2001, 18:34
Jetzt habe ich mir auch mal diese Tütensuppenseite angesehen. Nichts da! Ich hatte mich wirklich geirrt, als ich dachte, die Radiomoderatorin vor Dussmann wäre Krachts Freundin gewesen. Uh nee... Der Kracht ist nämlich schwul, das erkennt man an seinem Schreibstil. Nicht so Stuckrad-Barre, den habe ich einmal auf der Toilette des Cookies geküßt (obwohl er sich ganz garantiert 100% nicht mehr daran erinnert). Und weil Kracht so pennälerig schreibt, weiß ich, daß er selbst früher auf der Schule KEINE Mädchen küssen wollte, der hat sicher herumgehaspelt und sich dann seine Haare gerichtet vorm Spiegel im Jungenklo. Pity.

frosch2
01.06.2001, 18:38
Hervorragendes Design. Die Krachtseite strahlt Ruhe und stille Schönheit aus, wie sie im Netz selten zu finden ist. Leise keimt hier jedoch die Vermutung, daß diese vollständig abgeklärte Ruhe allein auf die naturgemäße Deaktivierung allen Javas - wie sie wohl jeder notorische Nutzer der einschlägigen Seiten mit dem mir bis auf's Blut verhaßten Pop-Up-Wahn, zumindest temporär vornimmt - zurückzuführen ist.
Bestätigt sich dieser Verdacht, erfüllt zumindest der sogenannte Webdesigner ein in meinen Kreisen anerkanntes, sogenanntes Totschlagskriterium.

Murmel
01.06.2001, 19:20
Ach, wer es noch nicht wußte: Poser Rosenberg ist Stuckrad-Barre. Hat er mir beim heimlichen Rauchen auf dem Klo ins Ohr geflüstert.

lacoste
01.06.2001, 19:25
Waaaaas? Stimmt das? Wenn das stimmt war ich die ganze Zeit freundlich zu Stuckrad-Barre? Sag, dass das ein Scherz ist!!!

frosch2
01.06.2001, 19:26
Ja, Jaaa, deswegen die Rose. Plötzlich ist alles einfach und klar.

Murmel
01.06.2001, 19:44
Deswegen auch der Anzug, die verworrenen Sätze, etc. Man rennt ihm ja im Berliner Nachtleben ständig über den Weg. Da raucht man schon mal auf dem Klo.

Felix Kubinski
03.06.2001, 19:05
Es ist schade, wie die klaren Urteile hier zerfasern. Das ist das Schlimme an langen Gesprächen: am Ende sind alle irgendwie Freunde.
Ich habe Faserland letztes Jahr im Krankenhaus gelesen und mir war ganz elend. Dort zeigt sich, abgesehen von dem schrecklichen Musikgeschmack, der in dem Buch propagiert wird, das größte Elend der Poppergeneration: sie besteht fast nur aus Feiglingen. Kracht düst umher, hat immer Geld auf Tasche und ist immer nur am Rande des Geschehens, greift nie ein, selbst wenn jemand vor seinen Augen an seiner Kotze erstickt. Entsetzlich. Ich war mit dieser Sorte unpunkiger, sozial unterbelichteter, gefühlsfeiger Durchschnittsfiguren gezwungenermaßen meine ganze Jugend lang konfrontiert.
Einige Monate später war ich zum wiederholten Male auf den Tip eines Bekannten reingefallen und auf einer dieser Yuppiehouse-Tanzveranstaltungen in Hamburg gelandet, wo neuerdings die Konzentration der Hamburger Alternativszene zu treffen ist. Da lief auch Kracht rum, nur so. Ich sagte zu einem der ehemaligen Pudelsbetreiber, die von Kracht und Konsorten in irgendeinem Buch namentlich erwähnt und mit Hass übersäht wurden: 'Jetzt hau ihm doch mal auf die Fresse, wie in alten Zeiten. Da vorne ist er. Oder wenigstens mal Bier drüber kippen.'
Aber da ist natürlich nichts passiert. Nach 30 Minuten habe ich diesen Ort verlassen, fluchend.
Dieser Stadt muß man vielleicht den Rücken kehren. Aber sie hat so schöne Wolken.

Don Dahlmann
03.06.2001, 20:36
Anne Katrin: Du hast Stucki geküsst? Und das erzählst Du so nebenbei? Im Pappen Strang?
Mehr! Details!
Wie knutscht ein Popper Schreiberling?
Hat er eine schlabbrige Zunge? Küßt er nass? Putzt er sich vorher die Zähne? Nimmt er den Kaugummi oder Zigaretten aus dem Mund?
Fragt sich
DD

Tex Rubinowitz
03.06.2001, 20:47
Lieber Felix, Dich mal wiederzutreffen, und dann auch noch in Odessa, und Du in Hamburg, ich dachte Du bist bei SONAR in Barcelona,(was ist das ueberhaupt fuer ein schweinisches Plakat fuer SONAR diesjahr, ich bin so pruede, kannst Du mir eins mitbringen?) ich sage Dir, die Wolken in Odessa schlagen die in Hamburg um Laengen, und haben anaehernd die Qualitaet der von Helsinki, ich bin immoment nicht ganz sicher ueber meine Lieblingsstadt, Helsinki oder Odessa, ein Unterschied zB ist, dass in Odessa ein Bier 2 Griwna (6 Schilling, 80 Pfennig) und in Helsinki dasgleiche 150 mal mehr kostet, aber das ist egal, das nimmt man da wie dort hin, wenn man 'durstig' ist.
Was ich nicht verstehe, ist, dass Du punkig mit sozial gleichstellst, etwas unsozialeres als Punks gibts doch nicht auf der Welt, egoistisch, gemein, dumm, neidisch, oder meinst du die rattenzerfressenen Neoneohippypunks, die sind ja noch schlimmer (fuer alle Aussenstehenden Journos und Werbos empfehle ich die Lektuere von Felix Kubins Text ueber Bartpunks auf www.derrabe.net ).
Ok, Du kannst nicht antworten, weil Du wahrscheinlich schon in Barcelona bist, aber ich moechte noch etwas nachschicken, FASERLAND ist ein wirkliches Kleinod an Buch, dieses Kotzende, Verachtende, das ist diese arme reiche Sau wirklich, das hat er natuerlich alles von Brett Easton Ellis abgeschrieben, Wort fuer Wort, Idee fuer Idee, und Stuckbarr, die noch aermere Sau vergoettert ihn, weil er der erste im deutschsprachigen Raum war, der BEE kopiert hat, deswegen oktroiert er sich so wie ein Putzerfisch auf Kracht, der arme verwoehnte reiche Snob merkt das nichtmal, und was ich am meisten verwunderlich finde, dass der grossartige Rainald Goetz und der nicht minder grossartige 'lottmannhaft kaputte' Joachim Lottmann hier einem provinziellen grellen Gekreische aufsitzen, das ist nicht POP, das ist ALDI, Benstuck ist ein grossmaeuliger, geheimnisloser, dilettantischer Jugendlicher mit Logorrhoehe, und Kracht, naja FASERLAND war schon anruehrend, also ich fands gut, hab, glaub ich auch ein bisschen milde mitleidig geweint, auf einer Metaebene, ich habe Soloalbum gelesen, aber sofort wieder vergessen, was ein gutes Zeichen ist, wahrscheinlich fuehlen sich solche Leute geadelt durch so eine Bewertung, sind ja alles Journos und Werber, 99 F ist wahrscheinlich genauso ein Dreck, warum verstehen diese armen Seelen nicht, dass Oberflaechlichkeit schon von Marcel Duchamp und Andy Warhol zur Genuege abgehandelt wurde, und sie es dennoch geschafft haben eine neue Ebene zu schaffen.
Werbung ist boese? Ach, das war neu fuer mich.

Don Dahlmann
03.06.2001, 21:29
rummmsss

Tex Rubinowitz
03.06.2001, 21:57
Ý™—?

Ignaz Wrobel
05.06.2001, 01:13
Gibt es auch weibliche Popliteratinnen? Die einzige, die mir einfällt ist die Alexa Hennig von Dingsda, aber die schreibt glaub ich immer aus Männerperspektive. Oder ist das gerade die Bedingung? Weibliche Rapperinnen müssen ja auch den Macho raushängen lassen. Ach, wenn stu sich umschulen läßt, wird sie das ja alles lernen.

Ebbesand Flutwasser
05.06.2001, 01:13
Tex und Felix haben so ziemlich alles gesagt, was zu den Stuckrads zu sagen war (nur über Goetz müßte man nochmal reden).
Hinzufügen könnte man höchstens noch, daß Stuckrad genau im richtigen Moment da war, als junge Menschen, die noch nicht viel gelesen haben und deshalb nichts von Ellis und all dem anderen, auf das sich die tristen jungen Herren beziehen (Dandyismus, fin de siecle, blablabla) wissen, etwas zu lesen und auf der anderen Seite einige schwule Feuilletonredakteure eine Abwechslung brauchten zu immer nur Walser. (Was nichts gegen schwule Feuilleton-Redakteure heißt; nur sollten sie bitte nicht Wichsvorlagen mit Literatur verwechseln.)
Und für dieses Erscheinen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist Pop schon die geeignete Bezeichnung. Aber, bitteschön, Stuckrad et al. sind von mindestens gestern, vom 'Pop' der Seifenblase ist nicht mal mehr das Echo zu hören - wenn schon die Zeit das mitbekommen hat -, also wirklich nicht der Rede mehr wert.

(Beitrag wurde von Ebbesand Flutwasser am 05.06.2001 um 20:07 Uhr bearbeitet.)

Ebbesand Flutwasser
05.06.2001, 01:13
In seinem letzten oder werweiß schon wieder vorletzten Buch versucht Stuckrad zur Abwechslung mal Max Goldt zu sein. Oder exakter: das, was manche Rezensenten aus Goldt gemacht haben, der 'skurrile Alltagsbeobachter'. Stuckrad will also die klappentextkompatible Schrumpfversion von Max Goldt sein - und scheitert sogar daran.

Felix Kubinski
05.06.2001, 04:04
Lieber Tex,
ja freut mich auch sehr von Dir zu hören. Laß uns wieder Briefe schreiben, von Hand zu Hand, wie einst.
Du bist natürlich ein Spezieller, Du bist der Meta-Messias. Du kannst Fieses auf Meta-Ebene geniessen, an anderer Leute geistiger Armut teilhaben. Ihnen auf dem Rücken sitzend, im Geiste, im Traum die Sporen geben.
Ich aber, ich kann nicht mehr meta, will nicht mehr meta. Wenn mich was nervt oder anwidert, wenn ich dahinter einen blöden Arsch vermute, will ich es aus keinem Grund mehr gut finden, ich schalt da jetzt auf ganz einfach. Keine Lust mehr auf Spielchen. Feind bleibt Feind, schwarz auf weiß. Geht das als Punk durch?
Sag ich zu Kamerun: mich widert dieses Krachtgeschreibe an, selbst als Dandy ist der eben nur Aldi, da ist ja keine Schönheit beim Abseilen, so wie bei MG (besonders seine früheren Texte, die Poetischen, die ich so vermisse. 'Ich habe hier einen Arm, den brauche ich nicht mehr. Da hast Du ihn, schlag damit die Zeit tot'). Sagt Kamerun: Das ist doch nur Style.
Fuck STYLE! sag ich Dir, alles Lüge, meistens sind die Gestylten irgendwann doch kongruent mit ihrem Style. Ich nehm alles ernst, auch Humor.
Was ich mit Punks meine?
Na, Seelenpunks. Das Gute an den Dummpunks ist ja, daß sie eine klare Einstellung zum Geschehen äußern, selbst wenn sie nichts verstehen. Beispiel Rainald Goetz' Auftritt 1985, Markthalle, ich war 15 und da, sie haben ihn mit Bier beschüttet, er war echter Dichter, ich fand ihn super, sehr humorvoll, ganz im Gegensatz zu DiDiedrichsen, das war ein schlechter Auftritt. Auch die Dummpunks waren super, nichts war meta -- Mann, wie ich das vermisse.
Dieses Forum, so sehr ich das Niveau schätze,...das plätschert manchmal auch so Aldi-mäßig auf Sprach-Schach-Level, es geht mir zuwenig um was, meistens nur Pelle, schnippisch und flott, eben Harald Schmidt.
Ich will das jetzt nicht schlechtmachen, es sind große Perlen darunter. Ich denk mehr Qualle oder usho.
Es freut mich, daß Du in Odessa bist, ich komm Dir morgen näher, fliege nach Helsinki, geile Stadt, was zum Verzweifeln. SONAR ist erst Mitte Juni.
Mach's gut,
Felix.
'Geheimnislos'. Das ist es. Das ist das Wort unserer Zeit. Danke.
(Beitrag wurde von Felix Kubinski am 05.06.2001 um 03:17 Uhr bearbeitet.)

Stimmen
05.06.2001, 04:55
So sieht es aus, wenn aus jüngeren Menschen ältere Menschen werden.

stu
05.06.2001, 12:14
Herr Wrobel,
leider werden sie auf die Stu-macho-Männerversion bis auf weiteres verzichten müssen. Denn die Umschuldung zum Popliteraten beinhaltet das sich im Dunstkreis des unsäglichen R. Goetz aufhalten.Und eben das kann ich nicht aushalten.
Ausgehalten hat das indes Rebecca Casati, Popliteraten-Azubi.Allerdings schreibt sie bis jetzt noch in Frauen- äh- Girlieperspektive.Bringen tut ihr das aber auch nichts.

(Beitrag wurde von stu am 05.06.2001 um 11:26 Uhr bearbeitet.)

Treutwein
05.06.2001, 12:33
Zählt nicht das unselige 'literarische Fräuleinwunder' (Spiegel, 1999) zur Popliteratur? Doch wohl schon. Und die Fräuleins, die schreiben alle aus Fräuleinperspektive. Judith Hermann, die ich einmal mit leerem Blick im Prenzlauer Berg sah, zum Beispiel über die richtigen Kassetten auf der richtigen Autofahrt. Ich meine nur, von wegen weiblicher Popliteratur.

frosch2
05.06.2001, 12:45
Brett Easton Ellis also. Im Namen der sich noch im Basislager oder auf dem Marsch zu diesem befindlichen, aber immerhin leidlich ambitionierten, technokratischen Minderheit, bitte ich um einen Eintrag in der Bibliothek des OdC. Dankbar schmarotzend.

Ebbesand Flutwasser
05.06.2001, 21:08
Lieber Herr Kubin, danke für die klaren Worte. Und danke für alles andere auch. Es ist erfreulich, daß es noch Menschen wie Sie gibt.
(Das ist jetzt nicht meta- oder sonstwie witzig gemeint. Aber schon gar nicht.)

(Beitrag wurde von Ebbesand Flutwasser am 05.06.2001 um 20:10 Uhr bearbeitet.)

Ebbesand Flutwasser
05.06.2001, 21:12
Lieber Frosch, kaufen Sie sich American Psycho von Ellis (Kiwi-Taschenbuch). Alle anderen von ihm sind genau so, dieses nur am meisten auf den Punkt gebracht und auch am bekanntesten. Lesen Sie es möglichst schnell. Wenn Sie eine Freundin haben, erwähnen Sie dieses Buch nicht ihrgegenüber, solange Sie es nicht gelesen haben. Hinterher... entscheiden Sie, ob das was für sie ist. Sparen Sie sich das Geld für die Videocassette mit der Verfilmung (oder wenn: auf jeden Fall nicht kaufen, sondern ausleihen und dran denken, es pünktlich zurückzugeben (Sie werden diese Bemerkung nach der Lektüre verstehen)).
(Beitrag wurde von Ebbesand Flutwasser am 05.06.2001 um 20:14 Uhr bearbeitet.)

frosch2
06.06.2001, 10:58
Herzlichen Dank für die blitzschnelle Antwort. Ich werde, wie bisher immer, kein µ von Ihrem Plan abweichen.

Frittenkalle
07.06.2001, 17:34
ich bin so traurig wie sicher: ihr bringts leider alle nicht (useless after all)

bettyford
07.06.2001, 19:11
benjamin v. stuckrad-barre wird genauso abgekuerzt wie die backstreet boys, zumindest wenn man das v. weglaesst. ich weiss jetzt auch, warum. habe ich mir nur wegen euch 'soloalbum' gekauft und finde es grauenvoll. wenn ich ihm auf der toilette des cookies begegne, will ich meine 18 dm wiederhaben.

Murmel
07.06.2001, 19:30
bettyford wird genauso abgekürzt, wenn man ein s. und ein b. hinzufügt. Irre, oder?

stu
07.06.2001, 19:38
moment, wenn man schon was von ihm lesen muss dann livealbum.von soloalbum war keine bzw. nur schlechte rede. frau ford da haben sie total danebengegriffen.

Ruebenkraut
08.06.2001, 00:00
Dopppelt daneben gegriffen: Die Dinger werden doch jetzt für 4,95 DM verramscht (Live, Solo und Remix). Also alle drei für weniger als 18 DM. Eins habe ich gekauft, aufm Klo kurz angelesen und da liegt es noch.

Tex Rubinowitz
08.06.2001, 02:54
Alles Scheisse, Stuckbarr ist ein mieser Journo, geschickt zwar, find ich gut, dass seine KiWi-Bücher jetzt schon verramscht werden. Unser (Kohlmeisen) erst nach 5 Jahren, will wer eines?
Ich hab grad die Reste aufgekauft.
, einemarkachtzig das Stück, plus Porto, wer will? Meine emailleadresse lautet rubinomehl@i-one.at

Ignaz Wrobel
08.06.2001, 10:05
Ich, ich, ich! Bitte signiert von Elli Kny.

DerCaptain
08.06.2001, 11:08
Ich nehm auch eins. Signiert von irgendwem.
------------------
'Von ganzem Herzen, für alle Zeit...'

(Beitrag wurde von DerCaptain am 08.06.2001 um 10:08 Uhr bearbeitet.)

Sabeta
08.06.2001, 14:30
für mich bitte auch eins. ich signiere es dann selbst.

rosa von braunschweig
08.06.2001, 14:42
ich nehme auch eins. ich geh dann zu dussman und lass es mir dort von stucki selbst signieren.
oder von kracht. wer halt grad da ist.

pinkas
08.06.2001, 15:27
Schön wäre ein Autogramm von Frittenkalle. Ich muss mal Ausschau halten, auf dem Flohmarkt in Ottensen.

frosch2
08.06.2001, 15:46
Rosa, ich komm' gerade von Dussmann. Keiner der beiden war da.

DerCaptain
08.06.2001, 15:51
Siehst Du, frosch2, alles Beschiß.
------------------
'Von ganzem Herzen, für alle Zeit...'

(Beitrag wurde von DerCaptain am 08.06.2001 um 14:51 Uhr bearbeitet.)

frosch2
08.06.2001, 15:57
Dafür gibts heute in der TU Mathekantine (unten) Okragemüse auf Basmatireis aus der µ-Welle für freundliche 7,20 DM.

frosch2
04.07.2001, 15:08
Zehn Jahre zu spät bin ich mit American Psycho fertig. Herr Flutwasser, das schnelle Lesen war tatsächlich keine Schwierigkeit. Seitenweise als Entspannung (?) eingeschobene Werbepausen zu Whitney Houston, Huey Lewis, Genesis, Phil Collins wurden schließlich überblättert, die in immer kürzeren Abständen detailverliebt geschilderten Schlachtszenen bestenfalls diagonal erfaßt. OdC würde vermutlich von einer Ohnmacht in die nächste taumeln, wie Constable Ichabod Crane im PayTV. Zu Recht übrigens. Was bleibt? Wenn mir irgendwann irgendjemand davon berichten sollte, wen und wie er gestern gemetzelt hat, werde ich die Sache sehr ernst nehmen, insbesondere bei Kenny G. u. ä. o. g. Hitparade im CD-Regal. Und J&B auf Eis - Scotch auf Eis. Abartig.
Ich imitierte einfach die Wirklichkeit, die grobe Karikatur eines menschlichen Wesens, und nur ein düsterer Winkel meines Hirns blieb in Betrieb. Etwas Schreckliches ging vor sich, doch ohne daß ich begreifen konnte, warum - ich konnte einfach nicht den Finger auf den entscheidenden Punkt legen.
Das Buch muß jetzt aus der Wohnung verschwinden. Falls jemand Interesse hat, bitte melden.

Ruebenkraut
18.07.2001, 21:34
P R E S S E E R K L Ä R U N G: Stuckrad-Barre läßt TITANIC verbieten!
Der Berliner Nachwuchsliterat Benjamin von Stuckrad-Barre hat beim Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung gegen TITANIC erwirkt.
TITANIC ist es bei Androhung eines Ordnungsgeldes von 500 000 DM untersagt, die aktuelle Ausgabe mit der gefaketen Anzeige einer Lesung Stuckrad-Barres weiterzuverbreiten.
Eine Strafanzeige und die Forderung nach Schmerzensgeld sind angekündigt.
TITANIC hatte in den Ausgaben Mai und Juli für Lesungen von Stuckrad-Barre geworben und dabei ein Bild von Stefan Jahn (Mörder der kleinen Ulrike aus Eberswalde) bzw. vom hingerichteten ³Oklahoma-Bomberã Tim McVeigh (³Lesung abgesagtã) abgebildet. Alle drei haben frappierend ähnliche Kurzhaarfrisuren.
Stuckrad-Barre klagt u.a. deswegen, weil ³der Eindruck erweckt (wird), daß der Antragsteller hingerichtet worden sei und er deswegen keine Lesung mehr abhalten kannã (Antragsschrift seines Anwaltes Dr. Christian Schertz).
Stuckrad-Barre stellt sich damit in eine Reihe mit der katholischen Kirche (7 Klagen), Björn Engholm, Evelyn Künnecke, Gerhard Zwerenz, Kulenkampff, Thomas Anders, Bischof Dyba, Helmut Markwort, McDonaldÎs u.a.
Sorry, habe jetzt erst gesehen, dass die Sache in der Lounge schon diskutiert wurde...


(Beitrag wurde von Ruebenkraut am 18.07.2001 um 22:00 Uhr bearbeitet.)

Toni Bock
15.10.2001, 01:12
Ja, der Benjamin, ich kann mich noch gut an ihn erinnern. es war vor zirka 5 jahren und spielte in Hamburg. Benjamin war gerade in die große Stadt gezogen, war vielleicht 20 jahre alt, vielleicht auch 22 und wurde zufällig von der Mitwohnzentrale unserer Kommune zugeteilt. Sie bestand aus 2 Damen und meiner Wenigkeit, alle über 30 Jahre alt und damit auch 10 jahre älter als Benjamin, der ein Praktikum oder ein Volontariat bei der taz absolvierte. Das Zusammenleben funktionierte gar nicht. Der konnte ja nicht mal spülen, sein Zimmer sah wie ein Saustall aus. Das führte dazu, dass die eigentlich sozialengagierten Mitbewohnerinnen nichtmal mit Benji redeten und ich als grand Vermittler ihn abundzu zur Seite nahm und im väterliche Ratschläge, wie z. B. 'Putz doch mal, nicht für mich, nur für die alten Schachteln' erteilte. Die nahm er immer dankend an.
So kam es auch dazu dass wir uns gelegentlich über kulturelle Themen austauschten, meistens über Musik. Hamburger Lokalgrößen wurden diskutiert und wir fanden heraus, dass unsere Geschmäcker schon einige Überlappungen aufwiesen. So gingen wir dann eines Tages beide zu einem Mega-event der Firma L'age d'or (Hamburger Plattenfabrik) um uns alte und neue Recken der aktuellen Kollektion anzuhören. Vielleicht spielten dort Blumfeld, die Sterne, ich weiß nicht mehr genau, aber eben auch 'die Dolche'.
Tage später kam Benjamin mit stolzgeschwellter Brust in die Küche gerannt, in der Hand einen ausgeschnittenen taz-Artikel. 'hallo alter Mann, hallo alter Mann, lies das mal! Hab ich gemacht!'. Es war ein von im verfasster Bericht über l'age d'ors Produktschau.
Ich las. Klasse geschrieben - aus dem Jung wird noch was. 'Nur, Benjamin, der Artikel hat einen Fehler: Die Band hieß 'Dolche', und nicht 'Storche' ('STORCHE'!!!!), wie hier schwarz auf weiß gedruckt!'. Er hatte die Band 'die Dolche' zu 'den Storchen' und sie damit so lächerlich gemacht, dass man nie wieder etwas von ihnen hörte.
Die Farbe im Gesicht des Popliteraten ändert sich in aschpfahl. Jeglicher Stolz eines ehrbaren Jounalisten blätterte von ihm ab und Benjamin arbeitete dann auch nicht mehr allzulange bei der taz und beschloss Pop-literat zu werden.

Ullysses
15.10.2001, 14:54
Früher, da war man in einem Alter, wo Sportler als Vorbilder galten. Diese zählten auch einiges mehr an Lenzen, so dass man sich bedenkenlos einreden konnte: 'Na das kann ich ja auch noch erreichen, wenn ich erst mal 18 bin, spiele ich auch so gut Fußball/Tennis etc.' Dann wurde man älter, die ersten Zigaretten begannen zu schmecken und auch den alkoholischen Getränken ward man nicht abgeneigt. Vielerlei köstliche Alternativen boten sich und die Vorstellung, jeden Tag in schweißigen Turnhallen an hoffnungslosen Sportlerkarrieren zu basteln, verlor an Reiz.
Schließlich wurde man gar älter als die, die auf den Sportplätzen der Welt ihr großes Geld verdienten, aber das konnte man eh nur noch belächeln. Sporlter? Pah! Man hatte die Literatur für sich entdeckt, sich den einen oder die andere Schriftsteller und Schriftstellerin als neue Helden ausgesucht und konnte in der Vorstellung schwelgen, es irgendwann einmal selber auch zu schaffen, in Literarischen Quartetten besprochen zu werden. Denn die meisten Helden waren bedeutend älter!.
Doch nun das. Plötzlich liest man in Rezensionen und Umschlagtiteln immer häufiger, dass irgendwelche erfolgreichen Literaten Jahrgang 1970 seien oder schlimmer noch 1974. War das nicht das Alter der lästigen kleinen Geschwister, die nichts drauf hatten und nur nervten?
Man bekommt das unangenehme Gefühl, dass auch hier der Zug abgefahren sei, alle Generationen haben bereits ihren Namen bekommen. Und junge Menschen, mit denen man teilweise sogar in der gleichen Schulklasse war, dürfen sich vier Tage im unsäglichen Adlon einschließen, dummes Zeugs reden und dann daraus auch noch ein erfolgreiches Buch kreieren.
Das ist wahrlich schlimm. Und - ich gebe es zu - es erweckt gewisse Reaktionen, bei denen ich mich sträube, von Neid zu reden. Aber ein anderes Wort gibt es dafür wohl nicht, traurig, traurig, das!

Die Wucht
15.10.2001, 15:04
Ullysses, Du sprichst mir aus dem Herzen. Ich habe dafür meinen persönlichen Terminus kreiert: Schiffer-Graf-Effekt.
Ohne selbst jemals eine Model- oder Tennis-Karriere beabsichtigt zu haben, stellte ich mit 17 fest, dass die beiden weltbekannten, von allen geliebten, bewunderten deutschen Damen ungefähr mein Jahrgang sind (ca.1970). Ja, richtig gelesen: Mit 17 habe ich das Gefühl gehabt, der Zug sei abgefahren. Vorbei mit dem Gefühl noch Zeit zu haben. Neid, purer Neid. Elend, das mit 17 festzustellen.
Aber dann kam dies: Abschied von dem Glauben, nur ausserordentliche Leistungen oder Berühmtheit würden mein Leben lebens- und lohnenswert machen. Was es stattdessen lohnenswert macht, sei daingestellt.

Ullysses
15.10.2001, 15:11
Wucht, immer schön, von Deinen kleinen Kommentaren bedacht zu werden. War ist es, berühmt zu werden ist nicht mehr der tatsächliche Wunsch meines Daseins. Nur manchmal halt, da denkt man sich, wie die das geschafft haben. Aber dafür werden sie dann auch in solchen Foren, wie diesem hier, zerfleischt.
Obwohl, das passiert ja mitunter auch unsereins - und das ohne Berühmtheit...jaja!

Die Wucht
15.10.2001, 15:18
Gerne, Ullyssislein, gerne.
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch mitteilen, was heute meinen Neid weckt: Leute die erst mit 40 angefangen haben zu schreiben, mit 50 eine Sprache lernen oder mit 60 zum ersten Mal auf Skiern stehen oder den ersten Marathon ihres Lebens laufen. Der Neid kommt in mir auf unabhängig vom Erfolg, den die Leute damit haben.
Und neidisch bin ich auf Leute, die den liebe langen Tag, genau das machen worauf sie Lust haben und damit Geld verdienen, Scheiß egal, ob das Schriftsteller oder Kindergärtner sind.
Nennt man sowas Paradigmenwechsel?

Ullysses
15.10.2001, 15:25
Ja, Wüchtchen, die Helden des Alltags, von denen ich am vergangenen Sonntag viele beim Marathon in K sah. Sehr beeindruckend war das. Schön fände ich es - und dann wäre ich mein eigener Held - wenn ich damit Geld verdiente, was ich gerade am liebsten mache, nämlich hier in den Foren herumzuschawenzeln. Aber nein, die Sachen, die das Nötige brächten, liegen statt dessen auf Halde und verstärken ein gewisses schlechtes Gewissen. Ich fürchte, ich muß diesbezüglich einen Paradigmenwechsel in der kommenden Woche betreiben.

Ignaz Wrobel
15.10.2001, 15:55
Armer Ulysses, Dir steht ein harter Kampf bevor, Du ahnst noch nicht, wie hart... hast Du wenigstens einen billigen Anschluss?

Ullysses
15.10.2001, 15:59
Wrobel, ja, der Anschluß ist billig, wahrscheinlich zu billig. Ich habe auch schon traurige Abschiedsbriefe gelesen, auf die in anderen Foren tunlichst verwiesen wird. Aber, ich kriege das in den Griff, ganz sicher! Oder?

Easy line
15.10.2001, 16:10
Wenn die Weiche überfahren wurde, ist es für den Kurswechsel defrinitiv zu spät!
Und @die Wucht: Leider hat es weder einen Literaturnobelpreisträger gegeben, der mit 40 zu schreiben anfing, noch einen guten Übersetzer, der seiner Fremdsprache mit 50 begegenete und auch keinen Ski-Weltcup-Gewinner, der mit 60 den ersten Schneepflug machte. Irgendwie bin ich heute etwas melancholisch. Sorry.

Ignaz Wrobel
15.10.2001, 16:26
Ulysses, ein gewisser Rupert Hentzau hat es geschafft, da gibt es irgendwo unten in der Lounge einen Strang dazu. Er will nach Weihnachten wieder auftauchen. Wenige sind so willensstark. Ebbesand Flutwasser wollte zum Gelegenheitsposter werden, ich glaube, er liest nur noch und schreibt ab und zu mails. Es gibt also Vorbilder.
Easy line, Du willst einen Depri-Strang?
Bist du Dir sicher mit den Nobelpreisträgern?
Der berühmte Architekt Frank Lloyd Wright hat angeblich mit 60 angefangen, hab's allerdings nie nachgeprüft.

Easy line
15.10.2001, 16:28
.

Easy line
15.10.2001, 16:31
Ignaz Wrobel, stimmt auch nicht. Siehe Spiegel-Online, die Ausstellung im Berliner Vitra Design Museum und diverse Musicals und Opern, die neben unzähliger Biographien über sein Leben verfasst wurden.

Ullysses
15.10.2001, 16:35
Herr Wrobel, ja ja, es wird eine Gratwanderung, aber bin doch noch recht zuversichtlich, weil ich ab Mittwoch wieder an einem Auftrag arbeiten muss und der ist zeitlich knapp bemessen. Nun wir werden sehen!
Ach ja, zu Frank Lloyd Wright, berühmt ist er, aber tatsächlich hat schon mit 18 angefangen, in einem Architekturbüro zu arbeiten. Was allerdings bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass er nie Architektur studiert hat, aber das haben zu jener Zeit viele nicht, die später weltberühmt wurden. Das nur am Rande. Und bitte sieh das jetzt nicht als Klugscheisserei ˆ la Schuschny, musste selber gerade nachschauen, weils mich interessierte.

Ignaz Wrobel
15.10.2001, 17:00
Dann ist er aber erst mit 60 bekannt geworden. Man zerstöre mir nicht das Prinzip Hoffnung! Es muß noch mehr Beispiele geben. Nieder mit dem Jugendkult. Früh den Höhepunkt hinter sich zu haben, muß auch frustrierend sein.

Easy line
15.10.2001, 17:29
Frank Lloyd Wright wurde 1869 geboren und sein erstes größeres Werk war wohl das Imperial Hotel in Tokio (1915-23). Als es fertig war, zählte er also immerhin 54 Lenze. Das kann man tatsächlich nicht als frühen Höhepunkt sehen. Aber er hatte vorher schon einige Projekte, u.a. seine sog. Präriehäuser, die ihn eingermaßen bekannt gemacht hatten, da sie sehr ungewöhnlich waren. Die Großaufträge und damit natürlich auch der Großruhm und das Großgeld kamen tatsächlich später. Aber man kann nicht sagen, dass er mit 60 anfing, Häuser zu bauen. Sein wohl bekanntestes Gebäude, das Guggenheim-Museum in New York wurde in seinem Todesjahr, 1959 fertig. 89 Jahre wurde er und davon baute er 70.
(Beitrag wurde von Easy line am 15.10.2001 um 16:32 Uhr bearbeitet.)

Ullysses
15.10.2001, 17:34
Und Falling Waters nicht zu vergessen, bester Easy line. Ein Privathaus zwar, aber doch eines seiner spektakulärsten Gebäude. Simon & Garfunkel widmetem ihm etwa zehn Jahre nach seinem Tod einen Song. Aber Schluß damit, schliesslich sind wir hier ja nicht im Wright Strang und auch Musik gehört hier nicht wirklich hin.

frosch2
15.10.2001, 17:41
Theodor Fontane
Bis 30 Apotheker, bis 40 Berichterstatter in England, bis 49 Redakteur, ab 57 freier Schriftsteller:
59 Vor dem Sturm
61 Grete Minde
61 Wanderungen durch die Mark Brandenburg
63 L'Adultera
66 Unterm Birnbaum
69 Irrungen, Wirrungen
71 Stine
72 Unwiederbringlich
73 Frau Jenny Treibel
75 Meine Kinderjahre (Autobiographie)
76 Effi Briest
77 Die Poggenpuhls
80 Der Stechlin
Alle Zahlen sind Altersangaben. Es besteht also kein Grund zur Sorge.

Ullysses
15.10.2001, 17:50
möchte bei dieser Gelegenheit noch einmal auf das Posting von Toni Bock verweisen (15.10. 12:12). Endlich ist das Geheimnis gelüftet, warum BvSB Popliterat wurde. Danke schön!

Die Wucht
15.10.2001, 17:54
Erfolg, Erfolg und immer nur Erfolg.
Ich beneide diese spät-talente-Entdecker unabhängig von ihrem Erfolg, also auch den 60jährigen, der überglücklich als letzter das Ziel beim Marathon erreicht. Oder die Kindergärtnerin, die selbst Spaß an den Kinderspielchen hat, der das Gequäke nicht auf die Nerven geht.
Aber Ihr kommt hier gleich mit Fontane und Wright und Nobelpreisträgern. Menschenskinder, macht nur Druck...

Ullysses
15.10.2001, 17:56
Druck auf was oder wen, werte Wucht?

Easy line
15.10.2001, 18:03
Sehr geehrter Frosch2, wenn Fontane mit 32 Jahren als Korrespondent nach London ging, war er mit dem Schreiben eventuell schon vor seinem Einsatz eingermaßen vertraut. Der späte Ruhm ist ihm zu gönnen. Aber für die Wucht war ja nicht der Zeitpunkt des Einsetzens des Ruhmes ausschlaggebend, sondern der Beginn der Tätigkeit, die dazu führte. Vielleicht spricht doch etwas für die alten Sprichworte von Hänschen und Hans. Dass auch ein stümpernder Hans Freude an seinen Versuchen haben kann, will ich nicht bezweifeln.

Ignaz Wrobel
15.10.2001, 18:18
Easy Line, wieso hast du Dich nicht 'It's all over now, baby blue' genannt?
Schließlich bleibt uns immer noch, mit 80 als Lotti Huber-Imitate in bestimmten Szenen groß rauszukommen.

frosch2
15.10.2001, 18:25
So ist es Herr Line. Einen Kaspar Hauser als Nobelpreisträger suchen Sie? Nun damit kann Ihnen wohl niemand hier dienen. Verstehen Sie den alten Fontane als weitere hoffnungsstärkende Antwort auf Wrobels berechtigte Frage nach dem späten Höhepunkt.
(Beitrag wurde von frosch2 am 15.10.2001 um 17:26 Uhr bearbeitet.)

Die Wucht
15.10.2001, 18:26
... oder als Tucholsky-Imitat. bruuaaah!

Easy line
16.10.2001, 00:57
Ich wollte mit oben gesagtem festhalten, dass der große Wurf ohne Anlauf nur in Jugend und früher Adoleszenz möglich ist. Sonst nichts. Natürlich sehe ich viele Teilnehmer dieses Forums als aussichtsreiche Literatur-Nobelpreisträger-Kandidaten der fernen Zukunft. Aber eben nur der fernen. Tucho und Fontane wären hier auch dabei, weilten sie noch unter uns. Oder etwa nicht?

camp cogito
18.10.2001, 03:37
später einstieg...
um nochmal zurückzukommen auf diese pophelden: was meint denn popkultur? am anfang oder meinetwegen im wortursprung ja wohl 'populär' und das sind die herren stbr und kracht ja wohl. die regeln des modernen marketing beherrschen sie allemal. für einen nobelpreis wird es aber hffentlich nicht reichen. dann würd ich den doch noch lieber bei astrid lindgren sehen.

Ullysses
19.10.2001, 02:20
Bester Tex, ich möchte mich hier auf Ihre Geschichte über Hirschbiegel beziehen, genau genommen auf Ihren ersten Satz, der hinreißend ist. Deswegen maße ich mir an, ihn etwas abgewandelt zu zitieren und in diesem Strang zu placieren.
Es gab mal eine Zeit, da war Bonn das was heute Berlin ist. Also Bundeshauptstadt.
Und aus irgendeinem Grund wuchsen in dieser Stadt Menschen wie Moritz von Usslar (genau genommen Freiherr Moritz von Usslar Gleichen), Florian Illies und Ähnliche auf. Und da diese Stadt natürlich gar nicht das war, was heute Berlin ist, also niemals groß, kannte man sich dort auch schul- und stadtteilübergreifend, traf sich deswegen immer wieder bei den gleichen Festivitäten und Menschen. Da ich etwa ähnlich alt bin wie oben genannte Menschen, traf auch ich sie dort, besonders seit mein bester Freund versuchte, mit des Usslars Schwester anzubandeln.
Ich erinnere mich an eine Fete, wie man damals zu sagen pflegte, auf der Moritz v. Usslar (samt Schwester und Florian Illies auftauchte) und aus seiner Aktentasche, die er immer zu tragen pflegte, eine, ach was, zehn Kopien eines Leserbriefes aus der Zeit entnahm und sie jedem der diese Kopie nicht lesen wollte, in die Hand drückte. Es war ein von ihm verfasster Leserbrief über was weis ich, aber v. Usslar sprach Worte wie 'endlich habe ich es geschaft' und 'Ihr werdet sehen, ich fang bei der Zeit oder wenigstens bei der FAZ an' Usslar war damals 17. Ich vergaß diese Episode schnell, bis plötzlich der Begriff Popliteratur in den Feulletons der Zeitungen erschien und obige Namen immer häufiger fielen. Und ich komme leider nicht umhin, mir dieses immer wieder vor Augen zu führen, weswegen ich leichte Schwierigkeiten habe, besagte Menschen aus ganzem Herzen ernst zu nehmen.
Aber ich weiss, das ist ungerecht, denn wahrscheinlich waren nahezu alle späteren literarischen Größen in ihrer Jugend nicht immer von Souverenität geküsst. Und warum nun gerade viele der Popliteraten aus Bonn stammen, ist eine ganz andere Frage.

camp cogito
19.10.2001, 16:26
das ist eine schöne anekdote und über diese bonn-sache sollte man wirklich mal nachdenken. bonn steht /stand ja vorallem für verwaltung + bildungsbürgertum. viele der herren scheinen ja genau diesem milieu zu entstammen. das bildungsbürgertum war ja auch schon vor pop arrogant, diese herren und damen treiben es allerdings wirklich auf die spitze. ich glaube das it es, was mich an der popliteratur so nervt...

Jutta Lampe
19.10.2001, 16:49
Die Interviews von Moritz von Uslar im SZ-Magazin sind schon in Ordnung. Kracht kann mitunter etwas zickig sein. Und das poppige SZ-Feuilleton zu Claudius Seidls Zeiten war das Beste überhaupt, oh ja.

Ignaz Wrobel
19.10.2001, 17:44
Jutta Lampe? Namen von lebenden Personen des öffentlichen Lebens eignen sich nicht als Pseudonym, ganz im Ernst. Die werden dann von Suchmaschinen hier aufgefunden, das führt zu unnötiger Verwirrung.

Jutta Lampe
19.10.2001, 17:56
Ja mei, dann soll die blöde Suchmaschine die Adresse hier mitauswerfen. Who cares.

frosch2
19.10.2001, 18:03
Hören Sie auf den guten Herrn Wrobel, Jutta Hase. Denn der Hausmeister cares und caradiert zuweilen den Zugang. Wäre nicht das erste Mal. Meinen Segen hat er.

Jutta Lampe
19.10.2001, 18:05
Ok.

Ignaz Wrobel
19.10.2001, 18:06
Who cares? Die echte Jutta Lampe eventuell, die will vielleicht nicht für den Stuß verantwortlich sein, den Du hier unter Umständen absonderst.

Ignaz Wrobel
19.10.2001, 18:10
Na dann. Es wird Zeit für diese Info-Seite...

Benzini
19.10.2001, 18:13
Benzini möchte ein Gedicht aufsagen dürfen:
Was Ihr an Stuckrad-Barre haßt,
ist das was zu Euch selber paßt.
Ich bin müde.

Aporie
19.10.2001, 18:30
Es ruft vom Turm der Muezzin:
Weg mit dem Plural von Benzin

Spoliant Spongo
19.10.2001, 19:48
es strahlt in glanz und glorie,
die schreibkraft der aporie!

Frau H aus B
19.10.2001, 19:54
Aporie und Spongo sind
famos, das weiß doch jedes Kind.

honz
19.10.2001, 20:02
Frau H aus B
ist so klug wie scheh

Aporie
19.10.2001, 20:47
Auch unter Pappen gibt es Bonzen
Man denke nur an Meister Honzen

Benzini
19.10.2001, 21:46
Und hat man einmal es versaut
kriegt zehnmal man ins Maul gehaut.

Spoliant Spongo
19.10.2001, 22:06
nun lass' den kopf mal nicht so hängen,
wie soll man da noch richtig sengen?
und schlaf dich erst mal tüchtig aus,
dann geht's bald besser, altes haus!

Aporie
19.10.2001, 23:40
Danke Spoliant. Ich wollte hier eben gerade Ähnliches äussern, lasse aber der Poesie den Vortritt. Nun aber zu Ihnen Herr Benzini. Meine Einwürfe mögen einen Beigeschmack von Strenge haben. Aber mit etwas Glück, oder besser gesagt - in einer Antwort auf etwas Geglücktes kann ich garstig und sensibel zugleich sein. Im Grunde mühe ich mich nur -wie übrigens alle andern auch-, meinen Worten und Gedanken jenen gelenkigen, unbekümmerten Schwung zu geben, mit dem man ein Lasso nach dem Leser auswirft. Dies hier ist ein hartes Pflaster, mit dem Wort Trost nur schwer zu verbinden. Als Neuling (der auch ich bin) stösst man hier entzweder auf eine Mauer des Schweigens oder auf den Geist eisiger Voreingenommenheit gegenüber jedem, der beschwingten Mutes zum ersten, zweiten oder dritten Mal durch diese Höllenpforte tritt. Eigentlich wollen die Leut hier unter sich sein oder unter Honz. Mein Rat: halten Sie sich zunächst an die Damen. Die sind, wie das weibliche Geschlecht nun einmal ist, bedeutend aufgeschlossener. Besonders Frau Andrea Maria, Frau Maisch und Frau H. aus B. Ohne sie wäre ich hier weggefegt wie altes Herbstlaub. Ein guter Mensch ist auch Wucht (vielleicht ja auch eine Frau), jedenfalls empfindsam.

Jutta Lampe
19.10.2001, 23:54
Andrea Maria kann aber auch sehr streng sein.
Oho!

Benzini
20.10.2001, 00:27
Aporis, Gott der Federführung
aus jeder Pore tropft mir Rührung.
Benzini ist zwar nicht geübt
sein Blick jedoch noch ungetrübt:
Der Eitelkeit illustrer Tanz -
bis auf den Honzen, sehr viel Schranz.

honz
22.10.2001, 19:52
Habt ihr den Spiegel schon gelesen? Dort erzählt Barre heute ein ganz nette Pappengeschichte mit Kempowski und Rühmkorf, alles eingebettet in einen Kritik über Alkor, die für das was man von Barre in letzter Zeit aus dem Stern so gewohnt war, diesmal Hand und Fuss hat, jedenfalls gute Beobachtungen.
Ja und dort versteckt, auf Seite 217 eine ganz kleine mini-Geschichte auf dem Tagebuchseminar der beiden Schriftseller.
Ich habs leider noch nicht online gefunden , sonst hätte ichs gleich verlinkt, jetzt würde mich natürlich ganz besonders die Meinung von Tex, Kempowksiverehrer, Spiegelhasser und Barreabsnobber interessieren.

Walter Schmidtchen
22.10.2001, 20:24
Der neue Kempowski (ein Tagebuch)ist dermassen öde, weinerlich, beleidigt, arrogant, peinlich immer wieder des Autors Geiz darstellend, wirklich nicht zu empfehlen, Spiegel hab ich noch nicht gelesen

pinne
28.10.2001, 02:54
Hallo! Bin leider erst heute auf Euer feines Forum durch einen Artikel samt Link im spiegel-online aufmerksam geworden und hab mich auf das BSB-Forum (eigentlich eine bessere Abkuerzung) gestuerzt.
Vorab @ honz:
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,163914,00.html
Nach der enttaeuschenden Stern-Kolumne mal wieder ein gut lesbarer Artikel von BSB, nur garniert mit einem verwirrendem Bild, das stark erhoehte Leberwerte vermuten laesst.
Habe nach Empfehlung eines Freundes den Einstieg in die Popliteratur mit Faserland gefunden und fand dieses Buch sehr gelungen, gerade weil es auch meine Ansichten widerspiegelt. Mag aber eine Generationenfrage sein, da ich einiges juenger als die Authoren bin. Nach Soloalbum (das Buch haette ich mit meiner eigenen Erfahrung schreiben koennen) und Illies habe ich dann American Psycho auf Deutsch und Englisch gelesen, was die dt. Literaten verblassen lies.
Fazit: Nach den Erstlingswerken habe ich mich von Kracht&Co doch eher abgewandt, sehr anmassend auch 'Tristesse Royal'!

kleinerstern
07.11.2001, 16:10
Benjamin von Stuckrad-Barre mag lachen wie eine Hyäne, auf jeden Fall tanzt er wie ein Indianer am Vorabend eines Kriegseinsatzes oder in balzender Aufforderung zum Liebesspiel - Auslegungssache. Der Oberkörper befindet sich zumeist parallel zum Tanzboden, im 90Grad-Winkel also zu den zuckenden Beinen. So gesehen zu meinem großen Erstaunen in der Hamburger Diskothek Kir an einem der quasi legendären 'Stop Making Sense'-Montage mit 80er Jahre-Musik.
Das Kir, das muss man wohl dazu sagen, ruft schon am Eingang Erinnerungen an Schulzeiten hervor: Korrekte fünf Mark Eintritt, davon vier zum Verzehr. Man möchte sogleich Bailey's auf Eis oder bunte Softdrinks bestellen wie früher, doch das nur am Rande. Auch das Ambiente hat sich augenscheinlich schon seit den realen sinnlosen 80ern nicht verändert. Kurzum, trotz des Retro-Trends kein Laden, in dem man Promis erwarten würde, auch keine vom Kleinkaliber eines Stuckrad-Barre. Dort aber war er, mitten auf der Tanzfläche, sich im Kreise seiner lauthals mitsingenden Freunde unablässig in Szene setzend. Nun weiß ich nicht, wie der Mann tanzte, bevor er bekannt wurde, doch es drängt sich der Eindruck auf, dass er es seither gewohnt ist, im Rampenlicht zu stehen. Viel Show, viel Gebärden, viel Platz, den er brauchte, verdammt noch mal. Andere wollen schließlich auch noch tanzen, menno...
(Beitrag wurde von kleinerstern am 07.11.2001 um 17:17 Uhr bearbeitet.)

DonDahlmann
02.07.2004, 15:20
Wegen Freitag, der schönen Geschichte und des Stranggespräches zwischen Tex und Felix.

MissVergnügen
07.08.2004, 09:22
Interessant! Herr Stuckrad-Barre war von jeher suspekt! Des Stussrad-Barres Aktionen neben dem Bücher-Schreiben?
Da hat man Geschichten gehört, wie sich
mit Jeanette Biedermann, die ihm Herzchen aufs Gesicht malte hat ablichten lassen, während er Texte von Lindenberg dazu rezitierte? Und wie er beim Lindeberg-Konzert mit Mädchen im Ringelpulli auf der Bühne tanzte... dann
wieder in der "Bild" seine alten Platten verscheuerte, dann wieder im Schweizer "Blick" seine Trennung von Anke Engelke verkündete. die Titanic verklagte... dann stille und ein neues Buch! Nun, und wie rückt man den wieder ins Licht der Öffentlichkeit?
Mit einer großangelegten ziemlich merkwürdigen PR-Kampagne. Was plauderte der "bei Beckmann" alles aus: Vom Druck der Öffentlichkeit" ließ er "sich in die Enge" treiben. Um diesen
Druck auszugleichen, flüchtete er sich in Essstörungen und Kokainsucht!... Kein Schwein wusste, dass der Typ koksabhängig war, ... "udo Lindenberg" war ein "unheimlicher wichtiger Mensch in all der Zeit" für ihn. "Er ist ein Held meiner Kindheit." Und Lindenberg, der lange Jahre selbst harter Alkoholiker war, habe es geschafft, abstinent zu leben. Der Rocksänger habe ihm seinen "Panikdoktor" vorgestellt. Von dem habe er immer geglaubt, er sei eine Art Märchengestalt. Stuckrad-Barre: "Die beiden zusammen haben sich dann überhaupt nicht abschütteln lassen. Sie haben es nicht moralisch gemacht,
sondern sie haben mir ganz klar und einfach vor Augen geführt: Komm doch auf die nüchterne Seite, da ist es schöner! Du versauerst da, und wir haben dich gern. Und: Du tötest dich gerade. Sie haben dem Ganzen das Romantische
genommen."
"Man muss erst ganz weit runterkommen, dem Tod nahezu
Hallo sagen, um zu merken, dass es wirklich Handlungsbedarf gibt...", so der Popo-Literat!

Wie war das noch, ja, der Erfolg hat ihn überwältigt, ihn das viel zu junge Sprachgenie, das niemals berühmt werden wollte, das man in die Höhen jubelte und dann fallen lies. Das war ja sowas von kitschig. Zu abgedroschene Klischees, die da bedient wurden. Mit Koks kommt man nicht so schnell nach unten.

Klede
07.08.2004, 11:30
Das kann, das darf nicht echt sein. Man kann die Mantel nicht ausmanteln, da ist doch irgendwo ein Fehler im System. Mir stockt der Atem bei Ihren Texten, MissVergnügen, Gefuehle durchstroemen mich, fuer die ich noch keinen Namen finden kann.

MissVergnügen
07.08.2004, 12:14
Meckern ist schlacht fürs Karma oder sowas. Aber das musste sein!

MissVergnügen
07.08.2004, 12:28
"""jedenfalls hab ich mir gerade einen roman angetan, um den in den medien vor einiger zeit ein nicht unbeträchtlicher aufriss getätigt wurde - 'soloalbum' von benjamin von stuckrad-barre, über 200 seiten ich-zentriertes gesülze eines uninteressanten menschens, welcher der leserschaft mal wieder vermitteln will, dass jung zu sein heißt, fortwährend zwischen verliebtsein und liebeskummer zu pendeln, coole mucke zu hören und in jedem zweiten satz das wort 'scheiße' zu verwenden.
die aufgesetztheit der sprache, sowie die banalität und klischeegetränkte leere des inhalts, nebst der unzahl an als lebensweisheiten, oder sowas ähnlichem, getarnten flachheiten und allgemeinplätzen, erwecken den eindruck, als hätte der autor erstens den falschen beruf gewählt und zweitens sein wissen über die jugend auch nur aus ebensolcher schundliteratur bzw deren filmischen pendants bezogen. schlimm, dass er selbst nicht gerade alt genannt werden kann.
der spiegel hat ihn einen geschmacksterroristen genannt, aber das ist wohl zuviel der ehre.
der erzähler des buches ist einfach nur ein langweiliger, aus billigsten klischees konstruierter, somit auch absolut unglaubwürdiger noname, der nichts zu sagen hat und dazu noch unfähig ist, dieses nichts in eine halbwegs ansprechende sprache zu verpacken.
fazit: schade ums geld! schade um die bäume, die dafür gefällt werden"""

das habe ich einmal über solo-Album gelesen! von einem gewissen herrn haufschild?!? gut, wirklich sehr verächtlicher zerriss, aber schien mir durchaus angemessen!

Mutti
07.08.2004, 14:37
DAS ist aber interessant, Miss V.!

hanswasheiri
07.08.2004, 15:16
was machen wir nur, wenn sie google entdeckt?

chrislenz
05.10.2004, 18:53
Mein vorletzter Tag in New York. Es steht das an, was immer am vorletzten Tag ansteht: Kleine, leichte Präsente müssen gefunden und gekauft werden, um den Menschen daheim eine Freude zu machen. Taubenkacke von der Windschutzscheibe kratzen macht mehr Spaß. Ich suche einen dieser Läden auf, wo die Ideen schon im Regal stehen, so dass man selbst keine haben muss. Er heisst „Urban Outfitters“ und ist ein Mix aus Möbel-, Klamotten- und Unsinn-Laden. Der Nippes und ich öden uns gegenseitig an. Es zieht mich nach unten, ins Souterrain, wo die Herrenkleidung ausliegt. Ich schaue mich eine Weile um, doch dann will der Regular Coffee auf dem regulären Weg aus mir heraus, also nehme ich wieder die Treppe nach oben.

Man guckt ja immer, was die anderen Leute im Laden so anprobieren. Aus dem Augenwinkel sehe ich einen jungen Mann, der gerade eine beige Winterjacke anprobiert und hoffe für ihn, dass er sie nicht kauft. Er schaut an sich runter. Ich sehe seinen Kahlkopf von oben, ich sehe eine Nase ragen, ich kenne diesen Mann. Das letzte Mal sah ich ihn im Fernsehen, in einer sehr intimen, sehr verdrängenswerten Dokumentation, dominiert von der riesigen, schniefenden, roten Nase und der weinerlichen Stimme. Jetzt steht er da in diesem Jackenungetüm, meine voraussichtlich letzte Prominentenbegegnung in dieser Stadt, ein Popliterat, ausgerechnet.

Ab hier verstoße ich gegen die Regeln. Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie war da dieses Gefühl, die Sache nach den gehäuften Begegnungen der letzten Tage auf ein neues Level bringen zu müssen. Eine kleine Variante. Ein Versuch, mehr nicht. Ich starre ihn also von der Treppe herab an, ganz dreist, voll ins Gesicht. Er starrt von unten zurück. Ich wähne ein freudiges Glänzen in seinen Augen, in New York erkannt worden zu sein. „Machen wir’s rund“, denke ich noch. Dann starte ich gewaltsam den Dialog, und es geht voll in die Hose. Es ergibt sich ein Wortwechsel, der so quälend und profan ist, dass ich mich weigere, ihn hier wiederzugeben. Am Ende fragt mich Benjamin von Stuckrad Barre, wo man sonst noch coole Klamotten kaufen könne. Auf seiner Stirn glänzt ein Film feiner Schweißperlen, dabei ist es hier gar nicht heiß. Er wirkt ein wenig verloren, in dieser Jacke, die ihm nicht steht, allein in diesem Geschäft, auf Kurzurlaub in einer Stadt, in der er sich nicht auskennt. Es ist die direkte Verlängerung dieser Fernseh-Dokumentation.

Wir verabschieden uns, ich gehe einen Block weiter zu Wendys, einer Fastfoodkette wie McDonalds, nur billiger, dreckiger und hässlicher. Beim Strullen denke ich an Stuckrad-Barre und warum ich wohl so nervös war, während wir unsere paar Sätzchen austauschten. Die Frage bleibt unbeantwortet, denn ich bin schon fertig, und ich habe eine Aufgabe. Die Geschenke. Zurück in den Outfitters Laden.

Wieder gehe ich nach unten, in die Herrenabteilung. Stuckrad-Barre ist immer noch da, auf dem Treppenabsatz. Er hat mir den Rücken zugewandt und betrachtet die Witzbücher, die dort ausliegen. Neben ihm steht eine hübsche Blondine, die offensichtlich zu ihm gehört. Sie lacht. Es ist ein vollkommen anderes Bild: Der deutsche Erfolgsautor streunt mit einer guten Freundin unerkannt durch New York und hat einen super Tag. Das exakte Gegenteil der Fernsehdokumentation. Es macht alles kaputt. Ich husche die Treppen runter und verkrieche mich schnell hinter einem Haufen Sakkos. Erst als die Luft rein ist, wage ich mich hervor. Dann beginne ich endlich, Geld für kleine, leichte Geschenke auszugeben. Allein.

chrislenz
05.10.2004, 19:01
Mein vorletzter Tag in New York. Es steht das an, was immer am vorletzten Tag ansteht: Kleine, leichte Präsente müssen gefunden und gekauft werden, um den Menschen daheim eine Freude zu machen. Taubenkacke von der Windschutzscheibe kratzen macht mehr Spaß. Ich suche einen dieser Läden auf, wo die Ideen schon im Regal stehen, so dass man selbst keine haben muss. Er heisst „Urban Outfitters“ und ist ein Mix aus Möbel-, Klamotten- und Unsinn-Laden. Der Nippes und ich öden uns gegenseitig an. Es zieht mich nach unten, ins Souterrain, wo die Herrenkleidung ausliegt. Ich schaue mich eine Weile um, doch dann will der Regular Coffee auf dem regulären Weg aus mir heraus, also nehme ich wieder die Treppe nach oben.

Man guckt ja immer, was die anderen Leute im Laden so anprobieren. Aus dem Augenwinkel sehe ich einen jungen Mann, der gerade eine beige Winterjacke anprobiert und hoffe für ihn, dass er sie nicht kauft. Er schaut an sich runter. Ich sehe seinen Kahlkopf von oben, ich sehe eine Nase ragen, ich kenne diesen Mann. Das letzte Mal sah ich ihn im Fernsehen, in einer sehr intimen, sehr verdrängenswerten Dokumentation, dominiert von der riesigen, schniefenden, roten Nase und der weinerlichen Stimme. Jetzt steht er da in diesem Jackenungetüm, meine voraussichtlich letzte Prominentenbegegnung in dieser Stadt, ein Popliterat, ausgerechnet.

Ab hier verstoße ich gegen die Regeln. Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie war da dieses Gefühl, die Sache nach den gehäuften Begegnungen der letzten Tage auf ein neues Level bringen zu müssen. Eine kleine Variante. Ein Versuch, mehr nicht. Ich starre ihn also von der Treppe herab an, ganz dreist, voll ins Gesicht. Er starrt von unten zurück. Ich wähne ein freudiges Glänzen in seinen Augen, in New York erkannt worden zu sein. „Machen wir’s rund“, denke ich noch. Dann starte ich gewaltsam den Dialog, und es geht voll in die Hose. Es ergibt sich ein Wortwechsel, der so quälend und profan ist, dass ich mich weigere, ihn hier wiederzugeben. Am Ende fragt mich Benjamin von Stuckrad Barre, wo man sonst noch coole Klamotten kaufen könne. Auf seiner Stirn glänzt ein Film feiner Schweißperlen, dabei ist es hier gar nicht heiß. Er wirkt ein wenig verloren, in dieser Jacke, die ihm nicht steht, allein in diesem Geschäft, auf Kurzurlaub in einer Stadt, in der er sich nicht auskennt. Es ist die direkte Verlängerung dieser Fernseh-Dokumentation.

Wir verabschieden uns, ich gehe einen Block weiter zu Wendys, einer Fastfoodkette wie McDonalds, nur billiger, dreckiger und hässlicher. Auf dem Klo denke ich an Stuckrad-Barre und warum ich wohl so nervös war, während wir unsere paar Sätzchen austauschten. Die Frage bleibt unbeantwortet, denn ich bin schon fertig, und ich habe eine Aufgabe. Die Geschenke. Zurück in den Outfitters Laden.

Wieder gehe ich nach unten, in die Herrenabteilung. Stuckrad-Barre ist immer noch da, auf dem Treppenabsatz. Er hat mir den Rücken zugewandt und betrachtet die Witzbücher, die dort ausliegen. Neben ihm steht eine hübsche Blondine, die offensichtlich zu ihm gehört. Sie lacht. Es ist ein vollkommen anderes Bild: Der deutsche Erfolgsautor streunt mit einer guten Freundin unerkannt durch New York und hat einen super Tag. Das exakte Gegenteil der Fernsehdokumentation. Es macht alles kaputt. Ich husche die Treppen runter und verkrieche mich schnell hinter einem Haufen Sakkos. Erst als die Luft rein ist, wage ich mich hervor. Dann beginne ich endlich, Geld für kleine, leichte Geschenke auszugeben. Allein.

martini
08.10.2004, 09:04
mal ehrlich, seit ich weg bin geht da alles den bach runter. jetzt darf man nicht mal mehr im sitzen ein bier bestellen.