Kohl, Helmut (in München)

[Negitoro Temaki]

Auf diesen Beitrag wird vermutlich niemand antworten, weil Helmut Kohl einfach nicht spannend ist. Wir alle sind froh, daß er weg ist, und die Erinnerung an ihn jagt einem auch keine wohligen Schauer über den Rücken. Aber dennoch:
Ich verließ einmal das Hotel Bayerischer Hof in München, da ich am Vorabend in dem im Untergeschoß befindlichen Trader Vic's meine Brille vergessen hatte. Kaum trat ich mit meiner frisch aufgesetzten Brille durch die Tür ins Freie, öffnete sich ca. 1 m vor mir eine Wagentür und Helmut Kohl (damals noch Kanzler) stieg aus dem Fond. Zunächst hatte ich ihn überhaupt nicht erkannt. Er kam mir nur irgendwie vertraut vor. Man verdrängt solche Leute ja gerne. Es waren auch keine Fotografen und auffällige Sicherheitsbeamte zu sehen. Auf einmal dämmerte es mir. Mein Gott - der Kanzler (Sissi! Franz! Der Kaiser!) Ich traute meiner Brille nicht. War es wirklich meine? Mit einem beiläufigen 'Grüß Gott' ließ ich ihn wissen, daß er sich in Bayern befand. Er grüßte zurück. Cool und lässig ging ich weiter und ließ ihn stehen, als hätte ich einen unliebsamen Studienkollegen in der U-Bahn getroffen und dann schnell die nächste Haltestelle als die meine bezeichnet. GEDISST!!! YESSSSSSSS! (Oder war ich doch schleimig und unterwürfig freundlich? Jedenfalls rede ich mir ein, mich ziemlich abgebrüht gegeben zu haben.
Erst im Nachhinein bemerkte ich übrigens die dezente, aber dennoch beachtliche Polizeipräsenz.
Ach ja - im Fernsehen wirkt er größer.

[fabchief]

Ich habe Helmut Kohl auch schon gedisst und zwar zwar auf der legendären Jubeldemo in Nürnberg. Es war ein Wahlkampfauftritt von 'uns Helmut' auf dem Hauptmarkt und das ganze linke Pack hatte nicht besseres zu tun als möglichst laut Helmut zu bejubeln und den Kanzler zu übertönen. Hat riesig Spass gemacht, wirklich gebracht hats natürlich mal wieder nichts, aber das ist ja auch egal.
fabchief

[Angelika Maisch]

lieber Negitoro Temaki, ob nun Helmut Kohl spannend ist oder nicht, prominent ist er irgendwie schon. Ganz weit unten im Forum schimmeln übrigens Kohlbeiträge ungestört vor sich hin. Die stammen noch aus den Anfängen des Pappenheims. Ein deutliches Zeichen für die Prominenz von Helmut Kohl ist wie du selbst sagst: Im Fernsehen wirkt er größer.
Es gilt, in diesem Forum hat es sich nach und nach herauskristallisiert, die goldene Faustregel: Je prominenter einer ist, desto kleiner ist er auch. Ob nun der Prominentwerdungsprozess zu einer Schrumpfung führt oder ob die Fähigkeit zur körperlichen Verkleinerung die Voraussetzung für die Möglichkeit zum Prominentwerden ist, dies ist, scheint mir, noch nicht genügend erforscht.Man sieht dies sehr gut am Beispiel
Mick Jagger. Der ist praktisch nur noch durch das Mikroskop auszumachen, wie in mehreren weit unten abgelagerten Strängen bereits ausreichend bewiesen wurde. Ich selbst tendiere zu der Annahme, daß es bei vielen Menschen eine Neigung zur körperlichen Schrumpfung gibt, die dann, seis durch ungewollte planetarische Einwirkungen (Angelitheorem), falsche Ernährung oder traumatische Erlebnisse den genetischen Vipfaktor aktivieren. Je kleiner nun die entsprechende Person wird, desto häufiger erscheint sie in den Medien.(im Volksmund bekannt als umgekehrt reziproke Omnipräsenzreduktion.)
Dies geht soweit, bis dann eines Tages der entsprechende Vip bei konsequentem fortschreiten dieses Prozesses faktisch von der Bildfläche verschwindet und man nie wieder etwas von ihm oder ihr sieht oder hört. Tragisch, aber unvermeidlich.

[Negitoro Temaki]

Danke, liebe Frau Maisch, für die überaus interessante Studie.
Im Falle Helmut Kohl bin ich mir nun unschlüssig. Ist der Gerechtigkeit genüge getan, daß er von der Mattscheibe verschwunden ist, oder soll er weiterschrumpfen, um sich endlich vollständig zu verkrümeln?

[Tristram Shandy]

Selten muss man als Student morgens um neun in die Uni. Als ich das einmal aber musste, parkte vor dem Haupteingang der Uni Bonn mitten in der Fußgängerzone (vor Bouvier, falls es jemand kennt) ein schwarzer Mercedes, Security drinnen wartend. Und Helmut Kohl rannte draußen von Schaufenster zu Schaufenster, wie jemand, der noch auf den letzten Drücker ein Geschenk kaufen muss. Viele Geschäfte hatten aber noch gar nicht offen. Hähä. Helmut Kohl wirkte in Wirklichkeit übrigens größer.
(Beitrag wurde von Tristram Shandy am 28.05.2001 um 12:03 Uhr bearbeitet.)

[Poser Rosenberg]

Helmut Kohl ist tot.

[Yvonne Caldenberg]

Da möchte ich doch, im festen Glauben an die merkwürdig freien Medien, sehr widersprechen!
Gerade erst hat er seinen Sohn verheiratet. Sich dabei aus irgendwelchen Gründen bei der Türkei entschuldigt. Und sein anderer Sohn hat die merkwürdig freien Medien dabei auch noch auf's Objektiv gehauen (so objektiv kann das machmal gehen).
Leider war ich aber nicht dabei.