Ignaz Wrobel
18.05.2001, 05:52
Nach dem ich seit fünf Tagen in den Bann dieses eigenartigen Forums gelangt bin, wird es wohl Zeit, daß ich auch einmal eine eigene Beobachtung beitrage. Die Suchfunktion weist unter meinem Namen geschlagene 41 Beiträge aus, und das in 5 Tagen. Also irgendetwas muß mich hier halten, mir ist allerdings noch nicht ganz klar, was es ist, denn Promis auszuspionieren ist ja wohl eher entwürdigend und hat mich bisher auch nicht interessiert. Vielleicht liegt es ja auch nur daran, daß die Leute hier nicht so blöd sind wie anderswo im Internet, aber auch da bin ich mir nicht mehr so sicher wie zu Beginn. Ich muß mal ein paar Tage pausieren und dann sehen, ob ich wiederkomme oder nicht.
So also in etwa mein seelischer Status Quo von vor ca. fünf Stunden. Ich wollte allerdigs gerne etwas Eigenes beitragen, bevor ich mich beurlaube, schon, um nicht gekniffen zu haben. Nun denn, 'Berühmtheiten' kenne ich keine, woher nehmen und nicht stehlen?
Da kommt die Rettung aus dem Forum: 'Los, Kinder, ab in die weiße Maus, Ludwigkirchplatz' schreibt 'Der Captain'.
Der Captain? Wenn das keine 'Berühmtheit' ist! Also auf diesen Seiten allemal! In die einschlägig bekannte Cocktailbar 'Weiße Maus' wollte ich schon lange einmal - also Computer ausgeschaltet, rauf auf's Rad und ab zum Ludwigkirchplatz.
Die Bar ist nicht schwer zu finden, die Tür steht offen, ich hinein und erstmal an den Tresen gestellt. Vorsichtiges Umschauen. Hm. Ein kleiner Raum, ich kann alles überblicken von der Bar aus. Den Captain hab ich schon mal auf seiner Internetseite gesehen, wenn er sich nicht sehr verändert hat, müßte ich ihn eigentlich erkennen. Alles recht aufgetakelt hier, Chefsekretärinnen und mittleres Management, die meisten haben sich noch mal umgezogen und geschminkt für den Abend. Lauter Grüppchen, nur noch ein zweiter einzelner Mann am Tresen. Das ist gut, denn ich will auf keinen Fall, auch im nachhinein nicht, erkannt werden - sonst wär's ja kein fachgerechtes Paparazzen.
Nun denn,ein Blick in die Runde, es braucht eine Weile, dann erkenne ich ihn. Sehr blonde, kurze Haare, kantiges Gesicht, das muß er sein. Ganz so cool wie auf seiner Website sieht er nicht aus, trägt auch keine Sonnenbrille, das macht ihn sympathischer. Er sitzt mit zwei jungen Damen an einem Tisch in der mir gegenüberliegenden Ecke. Leider so, daß es keine Möglichkeit gibt, sich unauffallig anzuschleichen und etwas von dem Gespräch aufzuschnappen. Immerhin kann ich alle gut erkennen - er scheint mittelgroß, schlank, die beiden Damen ebenfalls. Diejenige zu seiner Linken schaut in meine Richtung - lange, blonde Haare, ovales, hübsches Gesicht. Fast hätte ich gesagt 'Typ Barbiepuppe', sie sieht aber nicht dumm aus, also trifft es nicht ganz (Meine anglophile Exfreundin gebrauchte den netten Begriff 'trophy wife' für Frauen, die so aussehen, daß Männer sich gerne mit ihnen zeigen). Die andere sitzt mit dem Rücken zu mir, so daß ich ihr Gesicht eigentlich nicht erkennen kann, doch - welch glückliche Fügung - ihr gegenüber hängt ein Spiegel, also geht es doch. Sie ist ziemlich 'sportlich' gekleidet, wie man früher wohl gesagt hätte (aber wie sagt man heute dazu?), passt eigentlich gar nicht zum Stil der Bar. Lange, braune, unfrisierte Haare, sehr junges, natürliches und freundliches Gesicht, kann vermutlich kein Wässerchen trüben.
Sie schauen sich Photos an, das ist alles, was ich von meiner Position aus mitbekommen kann. Nach einer halben Stunde habe ich mein Bier ausgetrunken und eigentlich keine Lust, ein zweites zu bestellen bei den Preisen hier. Das war's dann wohl, good bye Weiße Maus, nicht sehr ergiebig, aber irgenwas wird die Spalte schon füllen! Da, als ich gerade gehen will, erhebt sich der Captain plötzlich und geht an mir vorbei Richtung Toiletten. 'Die letzte Chance!' denke ich, bezahle und folge ihm (ja, es muß sein) auf's Herrenklo.
Und ich werde belohnt. Da steht der Captain vor dem Urinal (also der 'Pipimuschel' wie Ihr Wiener wahrscheinlich sagen würdet) und tut das, was man normalerweise dort tut. Doch nicht nur das, er KOMMUNIZIERT gleichzeitig! Ja, er dirigiert mit der linken Hand seinen Strahl zielsicher in das Gefäß und hält mit der rechten ein Handy an sein Ohr. Selten erlebt man, daß Prominente im wirklichen Leben ihrem Ruf auf der Leinwand gerecht werden, aber was ich hier erleben durfte, WAR ein solcher Moment. Dieser Mann wirkt nicht nur auf dem Bildschirm cool, dieser Mann IST cool. Er plätscherte vor sich hin und führte ungerührt Telefongespräche. Über was er genau sprach, kann ich keine Auskunft geben, als höflicher Paparazzi hörte ich nicht hin, vielleicht waren es Börsenkurse, vielleicht das Anschlußdate mit den nächsten beiden Frauen, ich weiß es nicht.
Leicht benommen betrat ich eine Einzelkabine, versuchte es ihm gleichzutun, zumindest was die naheliegende Verrichtung betraf, allein es wollte nicht gelingen. Nach einigen Minuten des Verharrens, da ich mich ja nicht auffällig benehmen wollte, verließ ich unverrichteter Dinge die Kabine, passierte den immer noch urinierenden und telephonierenden Mann - d.h. ob er wirklich noch URINIERTE weiß ich nicht, zu hören war eigentlich nur das TELEPHONIEREN, es ist also durchaus möglich (mein Gott, Thomas Bernhard, steh mir bei, laß mich aus diesem Satz wieder herausfinden!), daß er nurmehr lediglich TELEPHONIEREND vor dem Urinal stand, während er das URINIEREN bereits eingestellt hatte - ich passierte also den immer noch vor dem Urinal stehenden Captain und verließ die Herrentoilette in Richtung Ausgang.
Draußen vor der Bar war mir klar, daß ich meinen Auftrag erfüllt hatte.
IW
(Beitrag wurde von Ignaz Wrobel am 18.05.2001 um 05:09 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von Ignaz Wrobel am 18.05.2001 um 05:30 Uhr bearbeitet.)
So also in etwa mein seelischer Status Quo von vor ca. fünf Stunden. Ich wollte allerdigs gerne etwas Eigenes beitragen, bevor ich mich beurlaube, schon, um nicht gekniffen zu haben. Nun denn, 'Berühmtheiten' kenne ich keine, woher nehmen und nicht stehlen?
Da kommt die Rettung aus dem Forum: 'Los, Kinder, ab in die weiße Maus, Ludwigkirchplatz' schreibt 'Der Captain'.
Der Captain? Wenn das keine 'Berühmtheit' ist! Also auf diesen Seiten allemal! In die einschlägig bekannte Cocktailbar 'Weiße Maus' wollte ich schon lange einmal - also Computer ausgeschaltet, rauf auf's Rad und ab zum Ludwigkirchplatz.
Die Bar ist nicht schwer zu finden, die Tür steht offen, ich hinein und erstmal an den Tresen gestellt. Vorsichtiges Umschauen. Hm. Ein kleiner Raum, ich kann alles überblicken von der Bar aus. Den Captain hab ich schon mal auf seiner Internetseite gesehen, wenn er sich nicht sehr verändert hat, müßte ich ihn eigentlich erkennen. Alles recht aufgetakelt hier, Chefsekretärinnen und mittleres Management, die meisten haben sich noch mal umgezogen und geschminkt für den Abend. Lauter Grüppchen, nur noch ein zweiter einzelner Mann am Tresen. Das ist gut, denn ich will auf keinen Fall, auch im nachhinein nicht, erkannt werden - sonst wär's ja kein fachgerechtes Paparazzen.
Nun denn,ein Blick in die Runde, es braucht eine Weile, dann erkenne ich ihn. Sehr blonde, kurze Haare, kantiges Gesicht, das muß er sein. Ganz so cool wie auf seiner Website sieht er nicht aus, trägt auch keine Sonnenbrille, das macht ihn sympathischer. Er sitzt mit zwei jungen Damen an einem Tisch in der mir gegenüberliegenden Ecke. Leider so, daß es keine Möglichkeit gibt, sich unauffallig anzuschleichen und etwas von dem Gespräch aufzuschnappen. Immerhin kann ich alle gut erkennen - er scheint mittelgroß, schlank, die beiden Damen ebenfalls. Diejenige zu seiner Linken schaut in meine Richtung - lange, blonde Haare, ovales, hübsches Gesicht. Fast hätte ich gesagt 'Typ Barbiepuppe', sie sieht aber nicht dumm aus, also trifft es nicht ganz (Meine anglophile Exfreundin gebrauchte den netten Begriff 'trophy wife' für Frauen, die so aussehen, daß Männer sich gerne mit ihnen zeigen). Die andere sitzt mit dem Rücken zu mir, so daß ich ihr Gesicht eigentlich nicht erkennen kann, doch - welch glückliche Fügung - ihr gegenüber hängt ein Spiegel, also geht es doch. Sie ist ziemlich 'sportlich' gekleidet, wie man früher wohl gesagt hätte (aber wie sagt man heute dazu?), passt eigentlich gar nicht zum Stil der Bar. Lange, braune, unfrisierte Haare, sehr junges, natürliches und freundliches Gesicht, kann vermutlich kein Wässerchen trüben.
Sie schauen sich Photos an, das ist alles, was ich von meiner Position aus mitbekommen kann. Nach einer halben Stunde habe ich mein Bier ausgetrunken und eigentlich keine Lust, ein zweites zu bestellen bei den Preisen hier. Das war's dann wohl, good bye Weiße Maus, nicht sehr ergiebig, aber irgenwas wird die Spalte schon füllen! Da, als ich gerade gehen will, erhebt sich der Captain plötzlich und geht an mir vorbei Richtung Toiletten. 'Die letzte Chance!' denke ich, bezahle und folge ihm (ja, es muß sein) auf's Herrenklo.
Und ich werde belohnt. Da steht der Captain vor dem Urinal (also der 'Pipimuschel' wie Ihr Wiener wahrscheinlich sagen würdet) und tut das, was man normalerweise dort tut. Doch nicht nur das, er KOMMUNIZIERT gleichzeitig! Ja, er dirigiert mit der linken Hand seinen Strahl zielsicher in das Gefäß und hält mit der rechten ein Handy an sein Ohr. Selten erlebt man, daß Prominente im wirklichen Leben ihrem Ruf auf der Leinwand gerecht werden, aber was ich hier erleben durfte, WAR ein solcher Moment. Dieser Mann wirkt nicht nur auf dem Bildschirm cool, dieser Mann IST cool. Er plätscherte vor sich hin und führte ungerührt Telefongespräche. Über was er genau sprach, kann ich keine Auskunft geben, als höflicher Paparazzi hörte ich nicht hin, vielleicht waren es Börsenkurse, vielleicht das Anschlußdate mit den nächsten beiden Frauen, ich weiß es nicht.
Leicht benommen betrat ich eine Einzelkabine, versuchte es ihm gleichzutun, zumindest was die naheliegende Verrichtung betraf, allein es wollte nicht gelingen. Nach einigen Minuten des Verharrens, da ich mich ja nicht auffällig benehmen wollte, verließ ich unverrichteter Dinge die Kabine, passierte den immer noch urinierenden und telephonierenden Mann - d.h. ob er wirklich noch URINIERTE weiß ich nicht, zu hören war eigentlich nur das TELEPHONIEREN, es ist also durchaus möglich (mein Gott, Thomas Bernhard, steh mir bei, laß mich aus diesem Satz wieder herausfinden!), daß er nurmehr lediglich TELEPHONIEREND vor dem Urinal stand, während er das URINIEREN bereits eingestellt hatte - ich passierte also den immer noch vor dem Urinal stehenden Captain und verließ die Herrentoilette in Richtung Ausgang.
Draußen vor der Bar war mir klar, daß ich meinen Auftrag erfüllt hatte.
IW
(Beitrag wurde von Ignaz Wrobel am 18.05.2001 um 05:09 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von Ignaz Wrobel am 18.05.2001 um 05:30 Uhr bearbeitet.)